Mordversuch in Gegenwart der Todten auf den ehrenweriden Senator gemacht batte.
Athemlos eilte der unglückliche Flüchtling, der einen Sireiischuß an der Schulter erhalten, durch ver'chiedene Gärten, deren Zäune uns Mauern er mit Lebensgefahr überkletterte.
Noch einen Garten batte er ru passiren und dann die vorüberfließende Stör erreicht, wo er ein Boot zu find.» und auf diese Weise zu entkommen hoffte.
Da eilten die Leute durch den Garten mit große» Stalllaternen, man schien Blut- spuren an einer weißaetünchten Mauer gefunden zu ka^cn, worauf der Verwundete, welcher allerdings stark blutete, nicht sonderlich geachtet hatte. Er riß sein Hals« such ab und schlang es um den Arm — die furchtbare Au'reeuna ließ ihn keinen körperlichen Schmerz empfinden.
Schon waren die Veriolger in seiner Nähe, er sab keine» andern Ausweg mehr, als das Haus, welches diese Leute soeben verlaßen. Er hörte die Stimme des Phyfikus Johannsen, der einen Preis aus seinen Kops setzte, — sein Herz krampsle sich zusammen vor Zorn und Ingrimm.
War das nicht die Stimme seines Stiefvaters ? Führte der würdige Senator wohl gar die Menschenhctze an.
Ohne sich weiter zu besinnen, stürzte er aus das Haus zu, die Thür stand offen, er trat herein. Ein Lichtstrahl fiel von der Treppe, die in den oberen Stock führte, auf den Flur herab.
Detlev schlich näher, ein blondlockiges Kind von unaeiähr dreizehn Jahren stand mit einem Lichte in der Hand aus der Treppe. Das feine> Antlitz war todtenbleich, Angst und Entsetzen malte sich in den lieblichen Zügen.
Es war die Tochter des Phyfikus, welche durch de» Lärm auf der Straße vom Schlafe erweckt, ihr Bett verlaßen hatte, und jetzt im leichten Nachtkleide vor Schrecken ver gehen wollte, da keine Magd und keiner ibrer Angehörigen sich sehen ließ, — sie waren alle im Garten oder auf der Straße, und eine Mutter besaß die kleine Emma leider nicht mehr.
Da trat Detlev rasch heran, und streckte dem Kinde die Hand entgegen.
„Ich bin'» Emma", sprach er keile, „Dein Freund Detlev Erichs; mein Stiefvater wollte mich an der Leiche der Mutter er- schieß'-n, sieh her, wie er mich verwundet hat, und nun läßt er mich wie einen Mörder verfolgen. Hast Du kein Persteck für mich, sonst sanaen sie mich ein, wie ei» wildes Thier und schleppen mich in's Gesänaniß. Horch, wie sie schreien, die guten Leute, lebendig sollen sie mich nicht fangen."
„Komm, Detlev, ich verstecke Dich!" sprach das Kind entschlossen und die blauen Augen blitzten in wunderbarem Glanze, „schnell, bevor der Papa zurückkehrt."
„Sie flog die T eppe hinaus, er folgte ihr eb>n io rasch; in ihr trauliches Stübchen führte sie ihn, wo er sich in einem Alkoven, der zur Aufbewahrung von abgetragenen Kleidungsstücken und alten Spiel sachen, die sie selber an arme Kinder nach
„Hier wird Dich Niemand suchen, Detlev", flüsterte Emma, „rurrathe Dich nur selber nicht."
Ruhia ging sie jetzt in ihr daransioßen des Schlafzimmer, wo sie sich hastig an kleidete. Als sie damit fertig mar, kehrte die Haushälterin zurück.
„Ach. mein Gott! liebstes Kind, welch' ein Halloh!" rief diese athemlos. „Bist auch wohl von Lärm erweckt morden?"
„Was ist denn geschehen? Brennt es irgendwo?, fragte Emma unbefangen.
„Ach nein, das sollte uns nicht so sehr erschrecken, als diese Mordgeichichle. Hill' Himmel! der arme gute Herr Senator! telsite nickt viel, so bätte ihn der Bösewichl nmaebracht und noch dazu an der Mutter Leiche. O, ich bab's immer gesagt, an dem Buben war kein gutes'Haar. — Gottlob, daß seine Mutter es nicht mehr erlebt bat?"
„Von wem sprichst Du den» eigentlich. Charlotte?" fragte Emma ungeduloig.
„Von dem Mörder Detlev Erichs, ihn mcht ja die ganze Stadt, Kind."
„Und deshalb bist auch Du hinansge lausen? Und der Baker — und die Mägde, baß ich halb todt vor Angst vergehe? — O, wie schlecht von Euch Allen, den armen Detlev, der weder Vater noch Mutter mehr hat, zu Tode zu Hetzen. Wäre ich drauße" gewesen und hätte ihn retten können, ich hält's getban, Euch Allen zum Trotze, da ich den Detlev nicht iüi einen Mörder halte, sondern noch eher, den srommen Herr» Senator, der ihn nie hat leiden können."
Die Haushälterin blickte entsetzt aut das Kind, das so unerhörte Reden führte, und hi-ll es für krank. Der Gedanke, dasselbe, welches ihrer Obhut ganz besonders anverlraut war, ohne Aussicht allein gelassen zu haben, machte sie ängstlich, und sie bemühte sich, die aufgeregte Emma ,u beruhigen, versprach ihr sogar, die ganze Nacht bei ihr zu wachen.
„Um keine» Preis", rief diese beinahe erschreckt, „dann wäre es ganz mit meinem Schla'e vorbei."
Die Haushälterin, welcher der energische Ton ihrer kleinen Pflegebefohlenen als et was Gewohntes nicht weiter autsicl, ent fernte sich eilig.
Emma schob rasch den Riegel vor und horchte dann auf den Lärm, der nach und nach abzunehmen schien, worauf sie sich leise zu ikrem Schützling begab.
„Armer Detlev", flüsterte sie, „wie geht's Dir; soll ich Dir Deine Wunde verbinden? Komm nur h-raus, meine Tbüren find verriegelt, es wird Keiner mehr kommen, dafür wird die Haushälterin schon sorgen."
Der junge Mann sah furchtbar aus, seine Kleider waren auf der Flucht durch Büsche und Hecken zersetzt worden, dazu die Wunde, welche ihm jetzt, als er erschöpft in seinem Verstecke niedergtsuuken, große Schmerzen verursachte.
Doch nicht umsonst war Emma eines Arttes Tochter, sie besaß mancherlei Kennt niffe und einen festen Willen, der vor keinem Wagniß, am allerwenigsten vor der Behandlung einer Wunde zurnckschreckte. Ohne Zönern machte sie sich daran, dieselbe zu
reinigen und mit großer Geschicklichkeit zu verbinden. „Wie gut und lieb Du bist, kleine Emma", sprach Detlev mit weicher Stimme
„Ach sprich nicht davon, mein armer Freund," verfi tzte sie leise, „ich zürne allen diesen harte» Menschen, selbst tum Papa, der sich dazu h.rgeaeben. Dich »nt ein- fangen zu helien. Du ein Mörder, welch' ein abscheulicher Gedanke."
(Fortsetzung folgt.)
(Die Bevölkerung des Erdballs) mag auf ungefähr 1421 Millionen Seelen veranschlagt werden, wovon 309 Millionen auf Europa, 824 Millionen auf Asien, l99 Millionen ans Anika, 4 Millionen aut Oceunien und 85 Millionen aus Amerika entfallen. Nach den Sterblichkeits-Tabellen oekannler Länder ist berechnet worden, daß die jährliche Anzahl von Todesfällen in der ganzen Well 35,693,350 beträgt, oder IN anderen Worten, daß täglich 97,790 Pe>sonen stereen. Andererseits wird das Gleichgewicht der Bevölkerung durch die Geburten, d-ren täglich 104,800 slaltfinden, mehr als aufrecht erholte». I» jeder M-nute der 24 Tagesstu.nden kommen 70 Kinder auf die Welt.
(Das Putzen der Schimmelpferde) Weiße Sckimmelpserde erhalle» oft, namentlich am Kopse und an solchen Stellen, welche viel mit dem Mist in Berührung kommest, gelbe Flecke, welche durch Bürst,n und Waschen schwer wieder zu entfernen sind. Solche Stellen werden mir Holzkohlen tüchtig gerieben und dann das Kohlenpulver wieder durch Bürsten rc. enlsernl, worauf die gelben Flecke verschwinden.
(Schlechte Luft und Lnngenkrankheiten.) Der berühmte Anatom Lr. Langenbeck sagt, daß derartige Krankheiten, erbliche Anlagen abgerechnet, in >ast allen Fällen der Ein- athmnng verdorbener Luft ihren Ursprung verdanken. Daraus geh: nun hervor, daß mr Heilung von Lnnuenkrankheiten vor Allem reine Luft unerläßlich ist.
(Jugendlicher Bittsteller). Im Dorfe Porlenhagen bei Hildesheim kam kürzlich folgender Fall por: Ein Knabe von 14 Jahren schrieb vor einiger Zeit an Se. Majestät: „L eber Kaiser, mein Großvater und mein Vater sind Soldat gewe'en, ich möchte nun auch gern Soldat werden, aber ich habe kein G-ld dazu, wärst Du, lieber Kaiser, so gut und schicktest m>r so viel dazu?" — Sein Wunsch ist erfüllt, er ist bereits in die Unterosfisterschule zu Potsdam eingestellt.
GoldkurS der Staatßkasscnvcrivaltung
vom 23. November 1879. 20-Frankenstücke ... 16 -/sL 10 ^
Für den Monat Dezember nehmen säimntliche Poststellen, im Bezirk auch durch die Postboten, Bestellungen auf
den Enzl Haler
zu '^z des Quartalpreises an._^
und nach versch.men durfte, diente, verbarg
Redaktion, Druck und Aerwg von Jak. Meeh in Neuenbürg.