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40. pr. Ctr. Im laufend, n Jahr war die Zufuhr eine bedeutend größere glz sernd, es wurden gegen 10,000 Säcke zu Markt gebracht; der Preis mar durchschnittlich
1 pr. Ctr. niedriger als im Vorjahr. Wilhelmsplatz: 20 Säcke Mostobst, 4. 80. pr. Ctr. An Mostobst kamen über 25,000 Säcke zu Markt, V, weniger als 1878; höchster Preis sernd 7 vlL, Heuer
5. 80. Der Obstmarkt hat nun sein Ende erreicht. Marktplatz: 1000 Stück Fukurkrant, 5 pr. 100 Stück. Ftlder kraul wird in den nächsten 4 Wochen noch auf den Markt kommen. Bis jetzt sind ca. 160,000 Stücke (meist schöne Exemplare), gegen 200,000 Stück sernd, zugefuhrt wor- den. Die Preise waren dessen ungeachtet Heuer bedeutend niedriger als sernd.
N e u e n b ü r g, 22. Nov. Krautmarkt. Mebr Zufuhr wie vor 8 Tagen. Preise
2 b>s 2 60, 2 ^ 80, 3 3
50 bis 4 -//L bei langsamem Verkauf. ^
Miszellen.
Der Kosaken-Ketmann.
(Von Emilie Heinrichs).
(Fortsetzung.)
Leise wurde drüben die Thüre geöffnet, der Senator Dierking trat ein, — erj konnte nicht schlafen, die furchtbarste Unruhe quälte ihn, er mußte immer und immer wieder an den flüchtigen Stiefsohn denken und dabei zittern, ein Gefühl, das ihm sonst nicht eigen war. —
Es erfüllte ihn mit Muth, er wünschte dieses Gespenst seiner Ruhe herbei, um es unschädlich machen zu können. D'rum wollte er selber die Todtenmache halten, um seinen Muth in solcher Umgebung zu stärken und sich zu wappnen gegen jede umheimliche Gefahr.
Fürsorglich hatte er eine geladene Waffe zu sich gesteckt — er wollte doch >ür alle Fälle gerüstet sein.
Der menschenfreundliche Mann weckte den erschreckten Wächter und bedeutete ihn liebevoll, sich schlafen zu lege», er, der Herr, wollte selber jetzt die Ehrenwache bei der Gattin übernehmen.
„Welch' ein Mann," dachte der Wächter, und verfehlte nicht, am andern Tage ein gewaltiges Ausheben davon zu machen und die Stadt mit dem Lobe des trauernden Gatten zu erfüllen, der seine Zärtlichkeit gegen die Entschlafene noch jetzt so rührend und opferfreudig beweise.
Der Herr Senator verstand es so trefflich, sich einen guten Leumund zu machen.
' Jetzt war er allein bei der Tobten, — er blickte sie fest an, ein unbekanntes Frösteln durchfuhr ihn.
„Tborheil!" murmelte er, „wann sind meine Nerven so schwach geworden? — Die ist mir nicht gefährlich mehr, — läge ihr Sohn doch bei ihr, rann—hm, dann wäre ich allerdings der nächste und einzige Erbe."
Draußen im Garten schlug der Hund an, Dierking horchte auf. — Das Thier hatte nur ein kurzes freudiges Geheul aus» gestoßen und war dann still geworden, — es mußte ein Bekannter im Garten sein, das unterlag keinem Zweifel. i
Einen Augenblick war der Senator unschlüssig, ob er nicht besser daran thäle, das Licht auszulöschen, da sein erster und einziger Gedanke dem Stiefsohn galt, doch verwarf er rasch diese Anwandlung vm> Furcht und griff entschlossen nach der Waff, in seiner Brustlasche, — um dann ange strengt zu horchen
Alles war still wie im Grabe, — nur das Rauschen des Windes in den Bäumen vernehmlich. Die Situation halte demnach etwas Schauerliches, selbst für den Furcht losen. Das Herz des Senators klopfte beflia, seine Brust war beengt, als müsse er ersticken, es klang wie Geisterschritl um >bn her, er spottete des Gewissens, das sich in dieser Angst offenbarte.
„Thor, der lch bin", murmelte er, „ist es soweit mit mir gekommen, daß mich die eigene Einbildung zu schrecken vermag? Ich will der Gefahr ins Auge sehen und mir Gewißheit verschaffen."
Entschlossen trat er an doS Fenster und schlug den Vorhang zur Seite, da starrte ihm ein bleiches entsetztes Menichen- Antlitz entgegen, und mit einem leisen Schrei taumelte Dierking zurück. _
Schon im nächsten Augenblicke jedoch hatte er feine ganze Kaltblütigkeit wieder, wußte er doch jetzt, daß die drohende Gefahr sich zur Wirklichkeit gestaltete; dieses Gespenst seiner Rübe durfte ihn nicht schwach, nicht muthlos sehen, — war es nicht ein Flüchtling, ein vom Gesetz verfolgter Verbrecher ?
Er trat rasch wieder ans Fenster und öffnete es mit fester Hand.
„Wer schleicht sich draußen als ein Dieb umher? fragte er mit gedämpfter Stimme.
Der Stiefsohn stand vor ihm, bleich, verstört, den unheimlich drohenden Blick auf ihn gerichtet.
. „Ist jene Todte meine Mutter?" fragte der Unglückliche mit Anstrengung.
„Sie ist'-", versetzte der Senator, der sich nicht mehr fürchtete vor diesem bleichen Gespenste. „Was willst Du hier. Unseliger, der sie getödiet? Wagst Du, die Ruhe de» Tobten durch Deine Gegenwart zu stören?"
„Mörder !" tönte es dumpf und drohend ihm entgegen, „nicht ich. Du hast sie ge- tödtet, wie Du meinen Vater gemordet hast".
Ein Stoß vor die Brust schleuderte den überrascktcn Dierking zurück — der Sohn stand an der Bahre der Mutter.
„Elender!" rief dieser mit heiserer Stimme, „bist Du wahnsinnig geworden, meinen Zorn zu reizen, — Du, den meine Hand ins Gefängmß liefern kann."
. Detlev erwiederte kein Wort, sein Auge ruhte unverwandt auf dem blassen Antlitz der Todten, und ein ungeheurer Schmerz prägte sich in den Zügen des Armen, der mit der Mutter das letzte Fünkchen von Liebe und Theilnahme, das ein Menschen- herz für ihn, den Verlassenen empfunden, verloren hatte, aus.
Es war ihm in diesem fürchterlichen Augenblicke völlig gleichgültig, welche Gefahr ihm drohte, er fühlte nur den Verlust und das ganze Weh, ein Fremder geworden zu sein im eigenen Vaterhause, das sein Todlseind ihm geraubt. - ' l
Der Senator betrachtete ihn voll Zorn und Haß; dann überlegte er, — die SitnaNo» war günstig genug für ihn, der Todlfeind, den -r zu fürchten alle Ursache hatte, war in seine Gewalt gegeben, — er konnte ihn dem Gerichte überliefern — und sich ruhig seines Raubes treuen. — Wäre euie solche Handlung nur nicht gar zu aehässig gewesen. — Den Verfolgten von der Leiche seiner Mutter hinweg ins Gefänglich schleppen zu lassen, es mußte dem Ltie'vat.r, der so viel auf die Ehre vor der W-lt hielt, in den Augen der ganzen Stadt für imitier schaden, ihm einen unauslöschlichen Makel anhänoen.
(Fortsetzung folgt.)
(Neun Regeln.) Der „Korrespondent für Deutschland's Buchdruck-r" enthält, folgende beherzigenswerlhe Regeln für Solche, welche schriftlich mit Zeilungsredaktionen v>rkebren: I) Du sollst nur auf eine Seite des Blattes schreiben, d eweil es oft noth- wendig ist, ein Blatt in Ansatzstücke für die Setzer zn zerichneiden. 2) Du sollst klar u»d deutlich schreiben und besonders auf Eigenuam-.n und Fremdwörter Acht geben, dieweil Du kein Recht hast, weder Redakteur noch Setzer um ihre Zell zu betrügen, indem Du ihnen zumulhest, Deine Krikelkrakel zn entziffern. 3) Du tollst keine mikroskopische Hand schreiben, sinkemal der Setzer das Manuskript auf clwa */, Meter Entfernung lesen muß, und der Redakteur oit Aeiiderungen vorzunehmen Hot. 4) Du sollst nicht ganz oben auf der Seite aufangen, dieweil der Redakteur häufig die Ueberschrist eines Artikels ändern, oder wo keine vorhanden —was ihm stets lieber ist — eine dazu schreiben oder Platz haben muh, um seine Instruktionen in Bezug aus den Satz aiibringen zu können. 5) Du sollst Dein Manuskript niemals rolle», dieweil Jeder, der es anrührt, sich ärgert, sowohl Redakteur als Setzer und Korrektor. 6) Du sollst kurz sein, den» Niemand liest! gern lange Geschichten. 7) Du tollst den Papierkorb stets vor Auge» haben,, sinkemal Dir dies viel unnütze Arbeit ersparen wird, abgesehen von Papier und Porto. 8) Du sollst stets Deinen vollen Namen nebst ! Adresse deutlich unter Deine Briefe schreiben, dieweil der Redakteur oft wünschen wird, mit Dir zu verkehren, und weil er Deinen vollen Namen als eine Garantie der Glaubwürdigkeit braucht. Wenn Du eine Chiffre oder ein Pseudonym gebrauchst, io schreibe Deinen Namen darunter, er wird nicht veröffentlicht. 9) Diese Vorschriften präge Deinem Gedächtnisse ein und damit. Du sie nicht vergissest, schneide sie aus und hänge sie so auf, daß Du sie sofort durchlesen kannst, wenn Dir die Ver- > suchung nahe tritt, Tinte zu verschwenden.
A.u ch ein Kamerad. Der „Jpf" läßt sich unterm 16. Nov. aus Baldern berichten, daß Jagdtreiber, daselbst eins erlegte Sou (Keiler, 237 Pfund schwer) aus dem Walde in das Dorf trugen unter Absingung des Liedes: Ich halt' einen Kameraden. Leider beschreibt uns das fromme Blatt nicht, welcher Act die kameradschaftlichen Beziehungen mit dem erlegte» Wckdschn sin bei dessen Lebzeiten w aren.
Redaktion, Druck und Vertag von Zak Me eh in Neuenbürg.