guter Mann", sagt der Beamte, „da könnt jeder kommen und sagen, ich bin d r und der, könnt Ihr Euch ausweisen?" Ob solcher Rede gerieth der biedere Allgäuer aber in großen Zorn ; man werde doch ikn, den Wirih von A. kennen, erbrauche keine Legitimation unv habe auch keine. „Ja. dann krieget Ihr halt Euer Packle riet," replizirte der Beamte. Der Streit wurde immer hefti ger und zog schließlich verschie dene L ute berbei, die sich mehr oder minder an diesem Austritte weideten. Da mit ein mal verklärte sich plötzlich das grimmig! Gesicht des erbitterten Allgäuers. Mn einem gewaltigen Ruck zog er rum größten Gaudium des versammelten Publikums sein Hemd hervor, dessen unteren Zipsel dem erstaunten Beamten vor die Nase haltend und in die Worte ausdrechend: „Sell thnls bi Gott au." Und es that's. In dem Hemdzipsel war nämlich in großen rothen Buchstabe» des Allgäuers Name eingenäht. Gegen solch » augenschnnlichen Beweis war nicht mehr anszukomm.n. Der erfindungs­reiche Wirlh erhielt lein Packle.

S t u I l g a r t. 20. Noo. (Kartoffel, Obst- und Krautmarkt.j Lronhardsplatz: ISO Sacke Kartoffeln L. cM 3. — bis 3. 30 pr. Z r. Wilbelmsplatz: 80 Säcke Mostobsl fl 5. 30 pr. Zlr. Marktplatz: 1500 Stück Filderkraul L 4— 6 »/L pr. 100 Stück.

Miszellen.

Aer Kosaken-Ketmann.

(Von Emilie Heinrichs).

(Fortsetzung.)

Dierking nickte schmerzlich, wie ein Mann, dem dieser Entschluß außerordentlich schwer 'fällt, während der Physikus zu der Kranken zuruckkehrie.

Es war nur ein Moment, als dieser wieder in der Thür erschien, bleich und erschreckt.

„Um Gotteswillen. Freund!" stammelte er. „Ihre Frau —"

„Was ist mit ihr?" rief der Senator ängstlich, „ist sie schon ladt?"

„Rein, nein, — sie ist fort, — nirgends zu sehen, noch zu hören."

Dierking stürzte ins Schlasgemach und schaute einen Augenblick wie erstarrt aus das leere Belt. „Fort, fort, sie zu suchen", stieb er dann heftig hervor und eilte hinaus.

Der Hausherr halte seine ganze Diener­schaft in Bewegung gesetzt, die Entflohene zu suchen. Niemand wollte sie gesehen haben, man war im Hause zu sehr beschäf­tigt gewesen, wer könnte oder mochte aus Alles Acht geben.

Ta trat ein Herr in das Haus, es war der alte Beichtiger der Frau Senator»,. Er iah lehr ernst , sehr erregt aus. Der Herr Senator Dierking bebte bei seinem Anblick leicht zusammen; schweigend führte er ihw in se>n Zimmer.

„Die Kranke s welche Sic suchen, be­findet sich in meinem Hause. Herr Senator, ich habe den Herrn Physikus, der mir so eben begegnete, bereits zu ihr gesandt, viel­leicht trofi er Ihre Frau Gemahlin, deren Zustand jeden Transport unmöglich macht, noch am Leben.., Wenn Sie die Sterbende noch iprechcn wollen, Herr Senator —

„Welche Frage, Herr Pastor", unter­brach ihn Dierking mit unruhiger Hast, „jede Minute Zögerung wäre ein Ver­brechen, meine arme, arme Frau, — ich bin untröstlich über dieses Unglück."

Er griff i,ach seinem Hut und eilte hin­aus, der Pastor solgte ihm auf dem Fuße.

D-r Pastor hatte nur zu richtig prophe zeit, der erschrockene Physikus war nur Zeuge ihres letzte» Kampfes gewesen; als er Senator im Hause des Geistlichen er schien, sand er die Gattin nicht mehr am Leuen.

Der gute Herr Dierking überließ sich bei diesem Anblick einem fürchterlichen Aus­bruch der Verzweiflung, welcher sowohl den Physikus als de» Seelenarzt um seinen Verstand bangen ließen.

Letzterer zog de» Doktor auf die Seite und fragte leise: „Sollte man Gewicht legen aus die Beichte dir Seligen?"

„Bewabre", versetzte Jener eifrig. „Ihr Verstand war bereits vollständig verwirrt. Was sie Ihnen auch gebeichtet haben mag, mein bester Herr Pastor, es war nur d-r Ausfluß fixer Fieber-Ideen, an denen sie schon lange gel lten."

„Dachte ichs mir doch", nickte der Pastor beruhigt, „die Sache klang mir auch zu unmöglich, zu nnwahrscheinlich."

„Der arme Senator", fuhr der Physikus leise fort, „ihm de» schlimmsten Streich zu spielen, ohne Testament aus der Welt zu uehe». Wir musst» ihm beisiehen. Herr Pastor, daß der ungeralhene Sohn, welcher augenblicklich flüchtig ist und steckbrieflich verfolgt wird —"

„Was sagen? — der unglückliche Det­lev — "

„Hat den Sohn eines vornehmen Be­amten im Duell gelödtel, und befindet sich auf der Flucht."

„Großer Galt."

„Bedauern wir den unseligen Menschen nicht, — von ihm rübrl alles Unglück her. — Also, wir müssen dem Senator, diesem Biedermann, deistehen, sich vor den A» sprüche» des Sohnes, der jetzt als Erbe auftrelen wird, zu schützen."

„Tür Arme ist ja landesflüchtig — wie Sie sagen, Herr Physikus."

„Ja, ja, eben deshalb muß er jetzt gänzlich enterbt werden zu Gunsten des Lli-svalers. Wir müssen das Vermögen oer Stadt erhalten. Ihr Schwiegersohn, der Herr Bürgermeister, kann das Meiste dazu beilragen, Herr Pastor. Wenn Sie ihm die Sache von der rechten Seite vor stellen —"

„Nein, nein, Herr Physikus, mit solchen Dingen befasse ich mich nicht", fiel der Pastor mit großer Entschiedenheit ihm in's Wort, „ich hielt cs schon damals für ein schweres Unrecht von dem verstorbenen Eiichs, de» einzigen Sohn zu enterben, ihn von der Gnade der Mutter, die dem armen Knaben so bald einen Stiefvater gab, völlig abhängig zu machen; nach dem, wie man seinen Vater in der Stadl kannte, mußte jenes Testament allerdings damals Staunen erregen und zu allerlei Gerüchten Anlaß geben, ich selber glaube, daß er nicht im Besitz seiner Geisteskräfte gewesen ist".

. „Aber ich bitte Sie, Herr Pastor," ries der Physikus - halblaut, „das Testament

Redaktion, Druck und'L erlag vöiHästMst e h in Neuenbürg.

war doch von einem Notar und glaubwür­digen Zeugen bescheinigt."

„Ja, ja, es mag seine Nichtigkeit damit haben, — ich kanns nicht anfechlen, im Uebrigen besudele ich mein G wissen nicht damit, Herr Physikus. — Brechen wir, vitie, von der unerquicklichen Sache ab,— sie bat mich so schon genug erregt und mit peinliche» Gedanken erfüllt."

Der Herr Senator Dierking hatte sich wieder gefaßt und bedurfte des geistlichen Trostes nicht mehr, was dem allen würdigen Pastor nicht unangenehm schien. Er ordnete die Ueberstedelung der Leiche »ach seinem Hause an und entfernte sich bald, ohne eine weitere Erörterung des Geistlichen abznwarten.

Dieser aber schloß sich in sein Zimmer ein, wo er lange mit sich selber kampsle, bis er sich endlich lffnsetzie und die Beichte der selige» Frau Senatorin niedcrschrieb, versiegelte und in ein geheimes Fach stines chreibliiches niederlegte.

Mitternacht war vorüber; kein Mond- licht erhellte den Piad des einsamen Wun­deres. der flüchtigen Fußes aus der Land­straße dahin eilte; aber auch kein Stern glanzte an dem dunklen, regenumwölbieu Himmel, um seinen tröstlichen Schimmrr in das sorgenschwere Herz des armen jungen Mannes herabznsenken.

Jetzt stand derselbe still und horchte auf ein sernes Geräusch.

Es ist der Wächier in der Vaterstadt", murmelte er, „unglückseliges Loos eines Verdummten, ruhelos vor dem Geräusch eines fallenden Blattes znsammenznbeben. Wo finde >ch Ruhe, wo Sicherheit?"

Wie ein Verbrecher schlich Detlev Erichs, der arme Flüchtling, durch die Straßen der kleinen Vaterstadt, welche dunkel und öde waren; selbst der Wächter schien sich in irgend einem Winkel verloren zu hadeii.

Mit turnerischer Gewandtheit überklet­terte er die Mauer des väterliche» Gartens und durchschritt denselben geräuschlos. Der bissige Kettenhund mar losaelaffe» worden, — vielleicht fürchtete der Herr Senator in dieser Nacht Diebe oder sonnige Gespenst-r. Er stieß ein kurzes Geheul aus und sprang iröhlich an dem junqen Mann empor, der ihn wehmülhig liebkos'te und dann mit leisen gebieterischen Worten zur Ruhe ver­wies.

Gartenwärts, im Erdgeschosse des großen alterthümlichen Hauses, brannte noch Licht, die schweren Damastvorhänge waren dicht zuaezogen. Hier Halle sich einst des VaierS Zimmer befunden, hier auch war er ge­storben.

Jetzt lag drinnen in dem öden Raums eine blasst Gestalt out der Bahre, die viel gelitten im Leben und deren Antlitz jetzt io freundlich erschien. Zu ihren Häupten brannte eine düstere Kerze und in einem Lehnstuhl saß ein schlafender Mann, wel­cher die Todtenwache Hallen sollte.

(Fortsetzung folgt.)

(Eine Postkarte.) „Lieber Mann! Wir sind Alle gesund, der kleine Otto kriecht schon die Treppe herauf, was wir von Dir auch hoffen." Deine Dich liebende Gattin.

Wil einer ZLeckage.