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Estin des HauseS fuhr Morgens mit einem Wagen Bauholz von Hause weg. An einem Straßenstich in Untcrniebelsbach kam das Fuhrwerk trotz guter Sperre auf dem frisch- gefrorenen Boden in schnelleren Lauf, schließ lich ins Rutschen; noch wenige Schrille und es wäre wieder in richtigen Gang gekom­men, als der Fuhrmann ans unaufgeklär ter Ursache die Vierde nicht mehr zu halten vernie-chle; der Wagen stürzte und trat ein Stamm den jungen Mann so unglück­lich an den Kops, daß er mit zerschmetterter Hirnschale nach wenigen Minuten verschied; kaum einer Hand Breite fehlte und er wäre gerettet gewesen.

Stuttgart. 18. Nov. (Kartoffel-, Obst- und Kraulmarkt.) Leonhardsplatz: 100 Säcke Kartoffeln u 3. bis ^ 3. 30 pr. Ztr. Wilhelmsplatz: 50 Säcke Mostvbst ü 5. 40 pr. Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut u 4 5 pr. 100 Stück.

Ausland.

Poris, 15. Nov. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches das Verbot der Kartoffeleinsuhr aus Deutschland ausgehoben wird; sür Kartoffelkraut, Blätter und Stengel bleibt das Verbot bestehen.

Miszellen.

Der Kosaken *KeLmaim.

(Von Emilie Heinrichs).

(Fortsetzung.)

Der kluge und sehr ehrenwerthe Physikus Doktor Johannsen schien sich doch in der von ihm als wunderlich bezeichnten Frau Dierking gründlich verrechnet zu haben, wenn er glaubte, ihr Gewissen hinsichtlich eines Testaments zum Nachtheile des Sohnes und zum Vorlheile des braven Gatten schärfen zu können.

Als er eine halbe Stunde später an ihr Bett trat und ihren Puls befühlte, mußte er bedenklich den Kopf schüttteln, und dem besorgten Senator einen keines­wegs beruhigenden Blick zusenden. Die arme Frau lag im heitigsten Fieber, die letzte Nachricht von dem Sohne schien auch ihre letzte» Kräfte mit hinweggenommen zu haben.

Der PhyfikuS verschrieb ein Beruhi gungsmittel, welches der zärtliche Gatte selber von der Apotheke holte, und setzte sich an ihr Bett, um ihren Zustand zu beobacdten und möglichst bald seinen men­schenfreundlichen Plan auszusühren.

Als erfahrener Arzt sah er bald ein, daß die Kranke durch kein Mittel mehr zu retten sei und ihrer Auslösung entgegen­gehe; ob dieses einige Minuten früher oder späler geschah, konnte bei einer solchen Ge­wißheit am Ende nicht schwer in's Gewicht fallen.

Die arme Frau warf sich unruhig um­her, seufzte und stöhnte und sprach abge­rissene Sätze, die auf Phantasien schließen, ließe». Plötzlich öffnete sie die Augen und sah den Doktor starr, mit dem Aus­druck höchster Seelenangst an.

Ich muß sterben", flüsterte sie,schickt mir einen Prediger, daß ich Frieden be­komme."

Es soll sogleich geschehen, meine beste Frau Senatorin", sprach der Physikus

tröstend.Doch, wäre es nicht bester, zu allererst nach einem Notar zu senden, um Ihre irdischen Angelegenheiten zu ordnen?"

Nein, nein, kein Testament!" stieß sie angstvoll herver; es ist genug Unrecht ge­schehen, ich will endlich Frieden haben mit meinem Gewissen."

Bedenken Sie doch, daß ein Testament nothwendig zu Ihrem Frieden ist", beharrte der Pbysikus, ihre Hand ergreifend,wenn der ungerathene Sohn, den der Vater im richtigen Vorgefühl enterbte, das Vermöge» in wenigen Jahren verschwendet und als Bettler dem Zuchthause anheimfällt, wäh­rend das Vermögen in den Händen Ihres edlen Gatten ihm sicher ausgehoben bleibt, is er zur Vernunft zurückkehren wird, so meine ich, müßte dieser Gedanke hinreichend für Sie sein, nicht damit zu zögern."

Em Zug unsäglicher Verachtung über- g das blaffe Antlitz der Kranke».

Mein Sohn! Mein armer Detlev!" flüsterte sie,nein. Du bist kein Verbrecher! Man hat mich belogen. Du sollst der Mutter nicht fluchen, die schon genug an Dir verbrochen!"

In diesem Augenblick kehrte der Senator mit der Arznei zurück. Der Physikus wollte ihr davon reichen, sie stieß den Löffel zurück.

Ihr wollt mich vergiften!" schrie si­nnt Anstrengung.

Arme Maric", sprach Dierking, mit einer heuchlerischen Throne an ihr Bett tretend.Wie krank mußt Du sein, um solche Worte auszusprechen."

Er schob den Arzt sanft bei Seite und beugte sich im ausbrechenden Schmerze über die Kranke. Sein Blick, den Niemand als diese jetzt zu sehen vermochte, war so wild und drohend, daß sie stöhnend sich abwandte und ihr Gesicht in dem Kissen verbarg.

Nimm die Arznei, mein Kind", sprach er mit fester Stimme,sie wird Dich be­ruhigen und von den quälenden Fiebcr- lräumen befreie»."

Ich will nichts", flüsterte sie,lasse mich in Ruhe, hole mir den Prediger!"

Dierking gab dem Physikus einen Wink, und Beide entfernte,> sich in das andere Zimmer, die Thür verschließend.

Die Kranke erhob sich sitzt wie eine Feder, jede Schwäche schien von ihr ge­wichen zu sein, eine unnatürliche Willens kraft ihr ganzes Wesen zu beseelen. BlitzcS« schnell war sie aus dem Belle und warf in fieberhafter Eile einige Kleidungsstücke über sich; Hu! und Mantel verbargen das Mangelbatte derselben, und während die beiden Herren drinnen noch leffe sich be- rielhen, war sie schon durch eine Thür, welche aus den Flur fühlte, hinaus und in dem großen, hinter dem Hause befind­lichen Garten verschwunden.

Mittlerweile entveckte Herr Dierking ahnungslos dem Physikus, der sich schon seit Jahren zu seinen alten Freunden zählte, die neue unglückselige Duellgeschictite des Stiefsohnes, was dem Arzte den Zustand der Frau natürlich hinreichend erklärte.

Sie wird sich von diesem Schlage nicht wieder erholen", sprach er im Tone sicherer Ueberzeugung.der Unselige, welcher von Kindheit an durch seine wilden Streiche ihr Leben untergraben, bat ihr jetzt den Todesstoß v-rsetzt. Ihr Ende kann schleu­

nigst eintreten. Sie müssen sich auf da- Schlimmste gefaßt machen, lieber Freund."

Wie werde ich solches ertragen", seufzte der Senator, eine Thräne zerdrückend und in frommer Ergebung die Hände faltend, unsere Ehe wäre so glücklich, so wolken­frei gewesen, wenn der Sohn uns keinen Kummer gemacht hätte. Aber Gott der Herr will ja, daß ein Jeder seine Prüfung zu Läuterung und Gerechtigkeit erhalte, ich beuge mich in D-mulh seinem Will n."

Ja, so waren Sie stets, liebster Senator!" rief der Physikus gerührt,immer ergeben, aber damit muß es uuu auch ein Ende nehmen. Die Frau will kein Testament machen, sie will nur beichten, wie sie mir vorhin erklärte, dabei komm-n Sie jeden­falls zu kurz unv das darf nicht geschehen.

tirbt sie ohne Testament, so fällt das Vermögen dem Sohne zu."

Ich werde es ihm nicht kürzen!" fiel Dierking mit einer frommen Geberde ei», mag er es hinnebme», ich kann arbeiten."

Ach. Larifari", unterbrach ihn der Amt ungeduldig,das darf nicht geschehen, so lange Sie noch Freunde iu der Stadt haben. Wir haben keinen Ueberfluß an reichen Leuten in Itzehoe und sind dem« nach verpflichtet, das bedeutende Vermögen eines Mitbürgers, welches derselbe hier erworben, auch der Stadt zu erhalten. Für's Erste hätte der Bursche stun ichou selber dafür gesorgt, fangen Sie ihn wieder ein, was Gott geben möge, dann bekommt er mindestens seine zehn Jahre Zuchthaus und der Staat consiscirt viel- leicht sein Vermögen.Alle Wetter", unterbrach er sich plötzlich, ,-io hätten wir den schönsten und wichtigsten Grund, die wunderliche Kranke zum Testament zu zwingen. Bildet sie sich doch nur ein, Un­recht gegen den Sohn zu begehen und ihr Gewissen im Tode noch zu belasten. Wird ie sich nur klar bewußt, daß alsdann der Staat Alles an sich nehmen und dem Sohne weniger als nichts übrig lassen wird, da ioll sie sich eines Besseren besinnen, lieber« lassen Sie mir die Sache und senden Sie nur einstweilen zu einem Notar und Zeugen, damit wir di-se sogleich bei der Hand haben, wenn es Zeit ist."

(Fort setzung folgt.)

^Insektenpulver.) Zur Wanzen-, Läuie-, öhe- und anderen Insektenvertilgung wird folgendes Pulver empfohlen: 2 Loth Mer­muth, 2 Loth Lavendelblüthe, 2 Loth Ko« riander, 2 Lolb Kokelskörner, 2 Loth Kolo- quinlenäp-el pulverisire man zu einem Pul­ver und verwende dasselbe durch Bestreuen der von jenen Insekten belästigten Stellen.

^Bereitung eines Wassers zur Vertil­gung der Wanzen.) Man kocht 4 Loth Chlorkalk, 3 Loth Kieesalz, 1 Loth türkischen Pfeffer, 5 Pfund Gurkenschalen mit 2 Maß Wasser 3 Stunden lang, seiht und streicht es noch warm in die Ritzen der Bettstellen, Dielen rc.

Frankfurter Course vom 17 .'Nov.

Geldsorten. -/L

SO-Frankenstücke.16 1014

Englische Souvereigns .... 2030

Ruß. Imperiales. 16 6671

Holland. 10 fl.-Stück. .

Dukaten. 9 6065

Dollars in Gold. 4 17-20

Redaktion, - Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.