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Die Homöopathie in den Händen der Laien.
(Eingesendet.)
Einen der wichtigsten Streitpunkte aus dem Gebiete der medizinischen Wissenschaft bildet gegenwärtig die Frage: Ob die Homöopathie als gleichberechtigt neben ihrer älteren Schwester der Allopathie zu existiren gerechten Anspruch habe oder nicht.
Daß zur Beantwortung dieser Frage blos Männer berufen sei» können, welche mit der medizinischen Wissenschaft innig vertraut sind, nicht aber Laien, denen ja aus selbstverständlichen Gründen die Fähigkeit und somit auch die Berechtigung, in dieser Frage mitzusprechen, vollständig abgeht, darüber wird wohl kein vernünftiger Mensch im Zweifel sein. — Leute aber, die sich ohne gründliche Kenntlich der medizinischen Wissenschaft im Allgemeinen und der beiden sich feindlich gegenüberstehende» Heilmethoden im Besonderen, ein Urtheil in dieser Frage erlauben, können nur als anmaßend und aufgeblasen angesehen werden. Daß solche widrige menschliche Eigenschaften bei intelligenten und wahrhaft gebildeten Menschen nie, dagegen um so häufiger bei halbgebildeten und beschränkten Wen zu finden sind, ist ja eine bekannte Thaisache.
Gegenüber den ebenso beschränkten als unberechtigten Urtheilen solcher Leute, die für Homöopathie so sehr eingenommen zu sein vorgeben, wird man unwillkührlich zu der Frage gedrängt: Hat denn die Allopathie lediglich gar keine Verdienste um die Wissenschaft und die leidende Menschheit?
Die Antwort auf diese Frage ist kurz filzende: Das, was die Allopalhie bis zum heutigen Tage für die Wissenschaft und bie Menschheit geleistet hat, steht in un- aaÄschbaren Lettern für jeden Kundigen in dm Annalen der medizinischen Geschichte geschiieben, deren Kenntnis das für unsaubere Köpfe Erreichbare freilich bei Weitem übersteigt.
Damit will Einsender aber durchaus Nicht gesagt haben, daß die Allopalhie die allein Segen bringende Heilmethode sei, im Gegentheil, es steht derselbe nicht an, das was an der Homöopathie Wahres und Gutes ist, voll anzuerkennen und dieses wird nach des Einsenders eigener und "ach fremder Erfahrung dahin zusammen gefaßt werden können, daß die Homöopathie
in der Hand eines erfahrenen Arztes, manch mal noch Erfolge erzielen läßt, wo man kaum noch etwas zu hoffen wagen durfte, in anderen Fällen dagegen nützt sie notorisch nichts und muß selbst der eingefleischteste homöopathische Arzt zur allopathischen Heiimethode seine Zuflucht nehmen.
Die Hauptgründe, wegen welcher die beiden Heilmethoden sich so feindlich gegen überstehen, beruhen weniger in dem Slreu um wissenschaftliche Prinzipien, als viel mehr darin, daß die Homöopathie als aggres. sive Partei sich der in solchen Fragen bekanntlich so leicht erregbaren Laienwelt in die Arme wirst und in höchst eigennütziger Weise darnach strebt, womöglich der Allo pathie den Boden vollständig zu entziehen.
Die neuere Homöopathie, seit solche in wissenschaftliche Bahnen eingelenkt hat, ist etwas ganz Anderes geworden, als die Homöopathie Hahnemanns und nach dem Erachten des Einsenders ließen sich die Gegensätze zwischen der Hömöopalhie und Allopathie bei ruhiger Prüfung und Besprechung viel leichter ausgleiche», als man es sich überhaupt denken sollte und es wäre gewiß besser, wenn beide Parteien es sich zum Grundsätze machen würden, Alles zu prüfen und das Gute zu behalten, anstatt sich gegenseitig mit Koth zu bewerfen und in den Augen des Publikums herabzusetzen.
Der Homöopathie kann es schon aus dem einfachen Grunde niemals gelingen, der Allopathie den Boden zu entziehen, weil sie ohne Zuhilfenahme der allopathischen Heilmethode in sehr vielen Fällen eben nicht auskommen kann, wie Einsender dieß oben schon auseinander gesetzt hat.
Es muß dieses Streben der Homöopathie, mittelst der Laienwclt sich Eingang zu verschaffen, jedem als ein höchst be- klagenswerther Umstand erscheinen, der, wie der Einsender so häufig zu sehen Gelegen heit hat, wie über Familien das unsäglichste Leid und Elend dadurch gebracht wird, daß Leute der oben bezeichnten Art, die lediglich keine Idee von Anatomie, Physiologie, Pathologie und Therapie haben und vermöge ihres Bildungsganges und ihres Bildungsgrades auch nicht haben können, sowohl in ihrer eigenen als such in fremden Familien gegen die schwersten inneren und äußeren Krankheiten homöopathische Mittel verabreichen, als ob sie dieses gerade so gut verstünden als der Arzt, der Jahrzehnte auf seine Ausbildung verwendet hat. Wie oft kommt es vor, daß solche unwissende und blasirte Menschen ihre Nebenmenschen abhallen einen Arzt zu Hilfe zu rufe» und so lange mit ihren Mitteln an den armen Kranken herumoperiren, bis es zu spät ist und auch von dem in der letzten Stunde und in der höchsten Noth noch herbeigerufenen Arzt keine Hülfe mehr ge bracht werden kann. Ist dieses nicht eine Gewissenlosigkeit ohne Gleichen?
Der größte Jrrthum der Laienwelt betreffs der Homöopathie besteht noch darin, daß Leute glauben, man dürfe nur in ein homöopathisches Buch hineinsehen, die Symptome der Krankheit zusammenlesen und hierauf ein entsprechendes Mittel wählen, dann sei die Sache abgethan. Solche blasirte Menschen denken freilich nicht daran, daß die homöopatische Behandlungsmethode eine so außerordentlich feine und ins Detail
gehende Symptomen-Erkenntniß, eine so sehr ins Detail gehende Kenntniß der Arzneiwirkungen der einzelnen Mittel, sowie eine so genaue Kenntniß der anatomischen und physiologischen Veränderung am kranken Körper voraussetzt, daß es selbst manchem Arzte schwer fällt, sich das nölhige Maß dieier Kenntnisse auzueignen. Wie viel weniger muß dieß einem Laien möglich sein! ?
Mit einer anderen Sorte von Menschen hat sich Einsender »och auseinander zu setzen, welche sich auch häufig, aber wabr» scheinlich aus anderen Gründen, der homöo» pathischen Bebandlungsmeihode bedienen und die bei ihren Kranken keinen Arzt zu Rathe ziehen und sich bei entstandenen Verlusten so leicht mit dem Spruche trösten: „Der Herr hal's gegeben, der Herr hat's genommen." Diesen ruit Einsender zu, ihr seid zwar schön umsäuml mit Bibelsprüchen. dabei habt ihr «ber weder ein Herz noch ein Gewissen.
Das Resultut dieser Besprechung wird nach dem Erachten des Einsenders das sein, beide Behandlungsmethoden leisten in geeigneten Fällen vorzügliche Dienste, aber beide hlos in der Hand eines gebildeten Arz(eZ, aber nicht in der Hand von Laien.
L'nmük.
Deutschland.
Straßburg, I. Okt. Statthalter Manteuffel ist heute Morgen halb 10 Uhr mit dem Schnellzuge von Basel kommend hier eingetroffen. Derselbe wurde am Bahnhose von dem Poiizeidirektor v. Saidern und dem Bürgermeister Back empfangen, bestieg alsbald einen Wagen und besuchte den General Fransecki und Staatssekretär Herzog und fuhr alsbald in das Schloß. Derselbe erließ folgende Ansprache: „Ich trete heute das Statthalteramt an, welches Seine Majestät der Kaiser mir übertrug, und bitte Gott um die Kraft, dasselbe zum Ruhme des Reichs und zum Wohle Elsaß- Lothringens zu üben."
Durch einen entsetzlichen Unglücksfall ist eine Familie in Steglitz heimgesucht worden. Der acht Jahre alte Sohn eines dortigen Holzhändlers hstte auf einem Ban dem Kalklöschen zugeseben und von dem ungelöschten Kalk mehrere Stücke an sich genommen. Ans Spielerei nahm das Kind am Donnerstag eine Bierkruke, füllte den Kalk in diese und goß Wasser daranst worauf die Kruke mit einem Kork verschlossen wurde. Kaum war dies geschehen, als die Kruke explodirte. DaS Kind wurde außer an den Händen durch die Scherben der Kruke, durch den kochenden Kalk im Gesicht so erheblich verletzt, daß nach dem Ansspruch des Arztes voraussichtlich das Sehvermögen beider Augen für immer verloren ist.
Württemberg.
Der Staats. Anzeiger vom 1. Oktober bringt das Verzeichniß der bis zum 30. September d. I. bei den künftigen Landesgerichten zugelaffenen Rechtsanwälte. Solche sind bei dem Oberlandesgericht: Becher, Dr. Danr, Gastpar, v. Holder, Kübel, Lautenschlager, Leipheimer, Lömenstein, Oesterlen, Payer II., Carl Römer, Schall I, Sigmund Schott in Stuttgart. Ferner