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hiesiger Schreinermeister, in der Meinung, daß der Lauf nicht geladen, nahm inzwischen die Stockflinte, schraubte den daneben liegen Kolben an und wollte, wie er sagte, damit den eben von der Straße hereinkommenden Briefträger erschrecken. Beim Eintritt desselben in's Wirthschaftszimmer legleer aw denselben an. drückte los, und zum Ent« setzen aller Gäste stürzte der Briefträger zu Boden. Etliche dreißig Schrotkörner sollen in die linke Bauchhöhle eingedrungen sein. — Von anderer Seite wird uns unter'm 29 September mitgetheilt, daß W. an diesem Tag Morgens früh seinen Wunden erlegen ist.(N. T.)
MisMen.
Aie Seiden Kosen.
(.Eine Erzählung aus dem Englischen v. I. 3)
(Fortsetzung.)
„Gute Nacht, Du liebes gutes Kind, auf morgen", und Rose Kenyon schlang ihre Arme und hob ihr süßes glückliches Gesicht zur Cousine empor, um de» Gutenachtkuß zu empfangen. Morgen! Arme kleine Rose, wie wenig ahnte ihr, was der Morgen ihr bringen werde. Rose Jnnes dachte mit Sorgen darüber nach, wie es werde» sollte, als sie sich für die Nacht entkleidete. Obgleich nur zwei Jahre älter als ihre Cousine, fühlte sie für dieselbe mehr die Liebe einer Mutter, als einer Schwester. Sie mar besorgt wegen dieser Liebe für einen Mann, von welchem ihre Cousine so wenig wußte, und sehnte sich, die Ansicht und den Rath ihres Vormundes zu hören. Ich bin nur zu froh, daß Morgen alles herauskommt, dachte sie, als sie ihre nasse Wange auf das Kissen legte. Sie schlief ein, ihre Sorgen mit sich nehmend, und träumte, daß Alles an den Tag gekommen war, daß MrS. Neville vor Wuth tobte. sie niedergeworfen hatte und auf ihrem Kopse saß.
Bei dem Versuche zu schreien erwachte sie und empfand jetzt das Gefühl des Erstickens. Das Zimmer war von Rauch erfüllt. Sie sprang aus dem Bette und schnell einige Kleidungsstücke überwerfend, lief sie hastig auf den Flur hinaus, über den Corridor und riß Nose's Thür auf, aus welcher ihr Rauch und Flammen entgegenschlugen, die sie zurücktrieben und ihren verzweifelten Ruf: Feuer! Feuer! erstickten. In demselben Moment wurden aus allen Seiten Thüren geöffnet und Alt und Jung stürzte hervor in jeder nur denkbaren Bekleidung; einige holten Wasser, andere schleppten Leitern herbei, die Damen wurden aus den Rasen hinausgebracht. Plötzlich fühlte Rose Jnnes ihren Arm mit einem eisernen Griffe umfaßt und Geoffrey rief heiser: „Ihre Cousine; wo ist sie?"
„Verbrannt, verbrannt", stöhnte sie die Hände ringend „ihr ganzes Zimmer stand in Flammen, als ich die Thür öffnete."
Geoffrey flog mit einem Schrei des Entsetzens nach dem Hause, wo er, als er sich durch die Flammen stürzen wollte, um seinen verlorenen Liebling zu suchen, von zwei Männern zurückgehalten wurde.
„Es nutzt zu nichts, Herr," sagten sie, „der ganze Flügel brennt, da drinnen lebt Keiner m-hr."
Die arme Rosa Jnnes hörte auch die Worte und ihr eigenes Herz bestätigte sie. Mit der letzten verzweifelnden Hoffnung, wenn man es Hoffnung nennen konnte, schrie sie: „Rose! Rose! wo bist Du?" Aber der verzweifelnde Schrei wurde nur von Lady Hamilton wiederholt, welche beinahe im Wahnsinn von Einem zum Andern lief, wohl wissend, daß sie zwischen ihnen das liebliche Gesicht nicht erblicken werde, aber unfähig still zu stehen. Keine Rose war und keine Antwort erfolgte und in unaussprechlichem Schmerze saßen Lady Hamilton und Jnnes Hand in Hand auf dem Nasen und wünschten die Thränen herbei, die nicht fließen wollten. Die Anderen weinten bitterlich — wenigstens Ada und Mary Willoughby und auch Mrs. Neville iah sehr betrübt aus, als sie Lady Hamilton zu trösten versuchte.
„Beruhigen Sie sich, liebste Lady Hamilton", sagte sie, „es ist furchtbar, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird das arme Kind nicht gelitten haben, vielmehr im Schlafe erstickt sein, sonst würde sie wenigstens versucht haben, zu entkommen. Seien Sie dankbar, daß Ihre Mündel demselben Tode entgangen ist. Miß Jnnes fälle es ebenso ergehen können.
Das junge Mädchen wandte ihre dunkeln Augen mit einem Blick des unaussprechlichsten Schmerzes auf sie. „Oh! Mrs. Nevelle, sagte sie mit brechender Stimme, „jetzt ist es nicht mehr Zeit, einen müßigen Scherz aufrecht zu erhalten. Sie war Rose Jnnes und ich bin Rose Kenyon. Oh! Rose, Rose, warum starb ich nicht Statt Deiner, meine süße, kleine Elfe?" Die Thränen flößen reichlicher, als sie den Namen der Zärtlichkeit aussprach und sie wiegte sich hin und her in der Heftigkeit ihres Schmerzes, während Mrs. Neville betäubt und verwirrt da saß.
„Sie war Rose Jnnes", wiederholte, ie, abwesend in Lady Hamilton's bleiches Gesicht blickend.
„Ja", antwortete letztere trocken, und Mrs. Neville ging fort, um ihre Gedanken zu sammeln.
„War je etwas so schrecklich?" murmelte sie, als sie unter den Tannen auf und ab ging. „Und sie war doch die Erbin? 30,000 L. jährlich verbrannt und Geoffrey hatte sie gewonnen; — Oh! es ist sehr schlecht von mir, in solchem Moment au so etwas zu denken. Wie der arme Geoffrey leiden muß!"
Sie sah sich nach ihm um; man war des Feuers Herr geworden, die vereinte Kraft der Menge halte das Element besiegt Geoffrey stand an einem Baum gelehnt, den Ruin seines Glückes anstarrend.
„Mein armer Sohn," sagte seine Mutter, ihre Hand auf seinen Arm legend, „es ist schrecklich, mein Herz blutet für Dich und wenn man bedenkt, daß sie doch die Erbin war!
Er lächelte bitter.
„So, also du weißt es," sagte er in hartem Ton. „Es thut Dir leid, daß die Erbin verbrannt ist; wenn es die vermögenslose Cousine gewesen wäre, würdest Du über meine Rettung froh gewesen sein."
Er verließ sie, die zu bekümmert und zu sehr von Gewissensbissen gequält war, um ihm zu folgen.
(Schluß folgt.)
Barmen, 29. Sept. Der Redaktion der „Barmer Zeitung" war es vergönnt, eine von Herrn Heinrich Dittmar in Milspe erfundene und vom Reichspatentamt paten- tirte Handmaschine, einen sogenannten Nel- loyeur, in Augenschein zu nehmen. Diese ebenso einfache wie praktische Maschine wird zweifelsohne eine bedeutende Zukunft haben, da sie der Haushaltung viel Arbeit erspart. Sie läßt sich nach drei Seilen hin benutzen: zum Reinigen und Putzen des Schuhwerks, zum Putzen von Messern und Gabeln und zum Spülen der Flaschen.
Am Sedantage fand in Berlin die Eröffnung eines l,r seiner Originalität einzig dastehenden Restaurants statt. Dasselbe hat die Form eines Passagierdampfers, ist mit erster, zweiter und dritter Kajüte ver- eben. Schiffs bestimmungen müssen befolgt werden, Schiffskost und ditto Getränke sind vorherrschend. Kurz gesagt, vermöge der täuschend nachgeadmlen Einrichtungen und Dekorationen dieses Lokals glaubt man sich thatsächlich auf den Dampfer „Gazelle" (so ist der Name dieses Schiffs».staurants) zu befinden. Die Bedienung findet durch Matrosen statt.
Keine Tuberkulose mehr. Von Jnsbruck ans wird diese freudige überraschende Kunde der Welt mitgetheilt, und zwar kommt dieselbe aus der Klinik -es Professors Prokop v. Rokitansky, welcher im benzoesauren Natron das souveraine Gegengift gegen die Tuberculose gesunden habe» will. Es wurden mehrere Beispiele von Kranken angeführt, die, bereits sehr htiabgekommen, nach kurzem Aufenthalt und Anwendung des genannten Mittels im Spital geheilt entlassen wurden. Die ärztliche Welt wird wohl diese Verheißung einer genauen Prüfung unterziehen, so daß wir bald erfahren, ob und was an dieser Sache ernst zu nehmen.
(Moderig riechenden Fischen) benimmt man den Geruch, wenn man beim Kochen einige glühende Kohlen oder Brodrinde in den Kessel wirft.
Bei Gelegenheit der Verkehrsübergabe des Schmolsiner Telephons tele- phonirte, wie man der „Ztg. f. Hinterp." chreibt, Herr C. Reumeister in Schmolsin an den Herrn Generalpostmeister:
Es braust ein Ruf wie Donnerhall Durch's Telephon trotz Wogenprall,
Wir danken Dir für's Telephon Durch's Telephon, Du Stolper Sohn, Schmolsin, Schmolsin magst ruhig sein, Chaussee stellt sich nun auch bald ein.
Dankbare Schmolsiner.
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Redaktion, Druck und Lerlag von 3 ak. Meeh in Reuc-würg.