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die Einquartierung elsäßischer Artillerie, die von SamStag auf heute dort lag Denn bei einem infolge des Hopfentrocknens entstandenen Brand in der Nacht vom SamStag auf Sonntag hat nicht nur das ganze Militär mitsamt dem Hrn. Major sich an den Löscharbeiten beteiligt, sondern vor Allem hat ein Soldat, der im Zivilberuf Schieferdecker ist, in kühner und aufopfernder Weise eine Frau und 6 Kinder aus dem brennenden Hause gerettet, die ohne ihn sicher im Rauch erstickt wären. Auch der Retter selbst ist dem Rauch beinahe erlegen.
Stuttgart, 18. Sept. Der Einzug der Silberzwanzigpfennigflücke macht sich bereits deutlich bemerkbar; man bekommt nur noch höchst selten Stücke davon. Bis jetzt blieb man von neuen Nickelzwanzigern verschont; dagegen sieht man neuerdings neue 5 Pfg. Stücke (Jahreszahl 1899) im Umlauf und scheint also hiemit ein Ersatz für die abgehenden Silberzwanziger geschaffen zu werden.
LudwigSburg, 19. Sept. Gestern Abend geriet der Briefträger Ziegler, der die Postsendungen zu dem nach 7 Uhr nach Marbach abgehenden Zuge zu besorgen hatte, unter die Räder, als der Zug sich in Bewegung setzte. Der ganze rechte Arm wurde ihm abgerissen. Ein der hies. SanitätS- kolonne angehöriger junger Mann machte den ersten Verband. Bei dem starken Blutverlust befindet sich der Verunglückte, ein schon älterer Mann, in einem Zustand großer Schwäche, der über die Erhaltung feines Lebens noch nichts Sicheres zu sagen erlaubt.
Neckarsulm, 14. Sept. Der in den letzten Tagen gefallene Regen brachte einen sehr günstigen Einfluß auf die weitere Entwicklung der Trauben. Die Reife derselben schreitet überall nach Wunsch rasch voran» so daß man auf einen frühen Herbst rechnen kann. Das fleißige Schwefeln verhinderte eine Ausbreitung des vereinzelt aufgetretenen Traubenpilzes und von anderen Krankheiten blieben die Weinberge Gott sei Dank verschont. Die Rebgelände zeigen ein mastgrüneS, erfreuliches Aussehen. Leider wird die Quantität nicht so reichlich als erwünscht auSfallen, dafür dürfte die Qualität ausgleichend einspringen. Den hiesigen durch Hagelschlag und Fehljahre so schwer geprüften Winzern wäre ein gutes Jahr gewiß zu gönnen.
Würzburg, 18. Sept. Während der Brigadestab in den Manövern war, wurden aus einem im Bureau 2 der Artilleriebrigade untergebrachten eisernen Schrank mittelst Einbruch sämtliche g e- h, im en Mobilmachungspapiere gestohlen. Der Verdacht den Diebstahl begangen zu haben, lenkt sich auf einen seit einigen Tagen flüchtigen Sergeanten, der zu jenem Bureau als Brigadeschreiber kommandiert war.
St. Iohann a. d. S, 16. Sept. Auf der Grube Reden entstand bei der Abdämmung eines brennenden FlötzeS eine Explosion. Acht Bergleute und ein Fahrsteiger wurden getödtet und die Leichen schrecklich zugerichtet.
Leipzig, 19. September. Die Meldung eines hiesigen Blattes, daß der Leipziger Hof-Photograph Perscheid auf einem AuSfluge, den er von Schlesien auS nach dem russischen Grenzorte Bendin in Begleitung deS Hütten-Direktors Richter unternahm, dort als Spion verhaftet worden sei, wird
von den Leipziger Neuesten Nachrichten heute bestätigt. Der Photograph hatte sich durch photographische Aufnahmen von LandschaftSbildern verdächtig gemacht. Vor dem Bezirksvorsteher klärte sich die Sache auf. Beide Herren wurden nach sorgfältiger Prüfung ihrer Papiere freigegeben und nach der Grenze geleitet.
Berlin, 16. Sept. Nach einer dem Polizeipräsidium aus Rio de Janeiro zugegangenen Meldung sind dort der Schuhmacher Gönczi und Frau ergriffen worden, die wegen deSMordeS an der Frau Schulze und ihrer Tochter verfolgt wurden. Beide gaben ihre Identität zu, bestritten aber, dir That begangen zu haben. Die Angaben GöncziS und seiner Frau widersprechen jedoch einander. Der Mord geschah im August 1897 im Hause Königgrätzer- straße 35. Im Keller dieses Hauses wurden die 71jährige Witwe Anna Schultze und ihre 51jährige Stieftochter ermordet in einer Kiste unter altem Gerümpel, Sand und Schutt aufgefunden. Die ermordeten Frauen waren sehr vermögend, lebten aber mehr als einfach ohne jede Bedienung. Sie waren schon seit 14 Tagen vermißt worden. Der Verdacht lenkte sich sofort auf den Schuhmacher Josef Gönczi aus Ungarn. Er hatte in dem Hause einen Lade» gemietet, war aber nicht zugezogen, obwohl er seine Firma hatte anbringen lassen. Er hatte kurz zuvor eine Fuhre Sand in den Keller unter den Laden schaffen lasten, wo später die Leichen gefunden wurden. Die Festnahme des verbrecherischen Paares ist dem Umstand zu danken, daß in zwölf verschiedene» Sprachen an alle größeren Zeitungen des In- und Auslandes eine genaue Personalbeschreibung deS Ehepaars mit deren Photographien gesandt worden war. Die Prozesse um die Erbschaft der Ermordeten erfahren durch die Ergreifung des Mörders einen Aufschub. Von der Aussage des Gönczi hängt es ab, wer eigentlich erbberechtigt ist, da der Mörder allein in der Lage ist, zu bekunden, welche der beiden Frauen zuerst ermordet worden ist. Die Frauen hatten ein wechselseitiges Testament gemacht und die Stieftochter außerdem die nächsten Verwandten von der Erbschaft ausgeschlossen.
Berlin, 18. Sept. Der Kaiser nohm gestern im Jagdschloß Hubertusstock den Vortrag deS Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Freiherrn von Richthofen, entgegen. Heute Nachmittag 2 Uhr hat der Kaiser Jagdschloß HubertuSstock verlassen und von EberSwalde aus die Reise nach Schweden angetreten. Auf der Fahrt bis Swinemünde gedachte der Kaiser den Vortrag des Chefs des Marine-Ca- binets zu hören.
Paris, 19. Sept. Der Ministerrat beschloß heute die Begnadigung DreyfuL', nachdem dieser seinen Revisionkantrag zurückgezogen. Senator Sch eurer-Kest- ner ist gestorben.
London, 19. Sept. In höchsten Regierungskreisen verlautet, daß nunmehr der Krieg mit Transvaal unabwendbar geworden ist. Die englische Regierung wird jedoch die Verhandlungen noch 14 Tage hinausziehen, bis die Truppen auS Indien und England in Afrika eintreffen. Der Colonialminister Cham- berlain ist gestern nachmittag von Birmingham in London eingetroffen.
London, 19. Sept. Alle Blätter sind über
zeugt, daß der Ausbruch des Krieges binnen 48 Stunden zu erwarten sein dürfte. Die Kriegserklärung wird infolge eines von Transvaal unannehmbaren Ultimatums erfolgen. Eine wirkliche Kriegserklärung ist nicht zu erwarten.
New-Jork, 19. September. EL sind augenblicklich Unterhandlungen im Gange zwischen der englischen Kriegs Verwaltung und einem amerikanischen Geschäftshaus« wegen Lieferung von mehreren lausend Maultieren, welche für Südafrika bestimmt sind. Ferner wird gemeldet, daß eine Firma in Toledo (in den Vereinigten Staaten) eine feste Bestellung der englischen Kriegkverwaltung erhalten hat für sofortige Lieferung einer großen Anzahl Ambulanz- und anderer Wagen, dis ebenfalls für Südafrika bestimmt sind.
der Allgemeine« Arbeits-Nachweis-Anstatt Pforzheim.
Gymnasiumstraße Nr. 11. Telephon 430.
Stellen find en:
2 Pferdeknechte für Landwirtschaft, 1 Viehfütterer, 1 Kühknecht, 2 jüngere Gärtner für Baumschule, 1 Hafner Scheibenarbeiter, Eisengieser, 2 tüchtige Blechner, 3 Jung- schmicde, 1 Feuerschmicd, Bauschlosser, 2 Maschinenschlosser, 3 tüchtige Wagner, 1 jüngerer Sattler und Tapezier, Bau- und Möbelschreiner für hier und auswärts, 3 jüngere Küfer für Holz- und Kellerarbeit, 2 jüngere Bäcker, Schneider, 8 Schuhmacher, 2 Maurer, 2 Steinbrecher auf Kalkstein nach auswärts, 6 Glaser, 2 jüngere tüchtige Maler, 3 Gypser, 2 jüngere Hausburschen, Fuhrknechte, kräftige jüngere Taglöhner, Handlanger.
Weibliche Abteilung:
Privat-Köchinnen auf 1. Okt., Restaurations-Köchinnen auf sofort oder 1. Oktober, 25 Küchenmädchen für Wirtschaften auf sofort oder später, 1 besseres Kindsmädchen das nahen und bügeln kann in kleinere feine Familie zu einem Kinde, Zimmermädchen in Wirtschaften auf 1. Oktober, 1 Mädchen das falzen kann, 1 anständiges Mädchen mit guten Zeugnissen, welches servieren kann in ein besseres Restaurant, Kellnerinnen, Mädchen für leichte Arbeiten, Putzfrauen, Monatsfrauen.
Die Verwaltung.
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Laut'S Kartenbriefe mit Ansichten und Beschreibung. D.r überschwemmte Markt in Ansichtspostkarten drängt dazu, neue Ideen auf diesem Gebiet zu schaffen. Als solche erscheinen uns in besonders vorteilhafter Weise Laut'S Kartenbriefe. Dieselben, im Format und Postgewicht der gewöhnlichen Kartenbriefe gehalten, zeigen im Innern ein Heftchen mit durchschnittlich acht künstlenschen Original- zeichnungen, denen ein zusammenhängender Text bei- gegeben ist, streng sachlich und doch in angenehmem Plauderton gehalten. Der doppelte Wert dieser in verschiedenen Staaten geschützten Neuheit leuchtet ein: Was bei den bisher üblichen Ansichtskarten unmöglich war, wird hier erreicht: Vollständigkeit und Ueber- sichtlichkeit; denn während das Sammeln von Ansichtspostkarten schließlich ins Unendliche führen muß, ist hier jedermann Gelegenheit geboten, sich nach und nach ein hübsches, geschloffenes Merkchen der schönsten Punkte und Sehenswürdigkeiten eines Landes mit gleichzeitiger anregender und belehrender Texlbeschrei- bung zu verschaffen.
ihres einzigen Sohnes erfahren würden; denn daß ich fallen mußte, war nur zu gewiß. Fest stand vor meiner Seele der Entschluß, keinen Mord zu begehen. Ich hatte mir vorgenommen, mein Gewehr in die leere Luft abzufeuern. Wenn auch dieser Vorsatz einige Klarheit in mein Inneres brachte, so konnte ich doch die fürchterliche Bangigkeit nicht bemeiflern, die wie ein Alp auf meinem Herzen lag. Der Gedanke, daß ich bei meiner entschiedenen Abneigung gegen das Duell dennoch durch dir zwingende Gewalt der Umstände zu einem solchen gedrängt war, bracht« mich fast zur Verzweiflung. Zehn Jahre meines Lebens hätte ich darum gegeben, hätte ich die Sache noch einmal rückgängig machen können.
Einen Augenblick durchzuckte der Gedanke mein Hirn, wenigstens den Versuch zu machen, die Sache ohne Blutvergießen zu ordnen. Aber wie, auf welche Weise? Was würde es auf die Mitglieder der Akademie für einen Eindruck machen, wenn Du plötzlich im Augenblicke der Entscheidung Dich feige vom Kampfplatz zurückzögrst? Co tönte die mahnende Stimme meines thörichten KnabenstolzeS. Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht vertraut machen, daß ich, der so gröblich Beleidigte, zuerst die Hand der Versöhnung bieten sollte. Heute? ja heute denke ich ganz anders über diese Sache, und hätte ich damals jene Reife des Verstandes besessen, mit der ich heute die Dinge beurteile, so würde ich einfach meinen heißen Jähzorn niedergrkämpst haben. Und hätte eS dem Schöniorn beliebt, mir eine Herausforderung zuzuschicken, so würde ich, auf mein« guten, soliden Grundsätze fußend, dar Duell ruhig zurückgewiesen, seine Schmähungen indessen ganz unbeachtet gelaffen haben und unbekümmert darum, ob dir gesammte Akademie gegen mich gewesen wäre oder nicht. Aber ach, ich war zu jener Zeit meiner unbefangenen Jugend ein thörichter Knabe und wie sich jede Schuld auf Erden rächt, so muß auch ich diesen auS meinem unglücklichen Jähzorn entstandenen Fehler schwer büßen.
AIS wir den Eingang des Gehölzes erreicht hatten, erwartete unS der Wagen bereits, v. Schönborn's Freunde waren auSgestiegen. Jetzt erst sah ich, wie sie außer den beiden Flinten noch mehrere Harzfackeln, die sie unterwegs erstanden haben mochten, auS dem Wagen nahmen. Diese wurden nun angezündet, und schweigend begaben wir uns in die dunklen Waldgründr hinein, nur von dem grellen Feuerschein der Fackeln, während ringsumher sich rabenschwarze Nacht nur um so schauerlicher abhob, beleuchtet.
Bald hatten wir einen von mächtigen Buchen umgebenm Platz erreicht. Die Sekundanten zählten genau 30 Schritte ab, Willibald lud v. Schönborn'S Gewehr und der Sekundant des Letzteren dos meine. Dann nahm jeder der Sekundanten eine Fackel und sie hoch «mporhebend, stellten sie sich seitwärts neben den Duellanten auf. Es war bestimmt, daß die beiden Schüsse zu gleicher Zeit fallen sollten. Ich warf einen Blick auf Willibald'-» Züge und erschrak fast über den wahrhaft dämonischen Ausdruck, den sie, von dem glühenden Fackelschein überhaucht, angenommen hatten. Auch die übrigen Zuschauer der Nachtscene hatten Fackeln in den Händen, so daß der ganz« Platz in fast tageshellem Glanze strahlte. «Jetzt angefangen!" hieß eS in der peinlichen Stille, welche durch das leise Rauschen deS Laubes hoch über uns und durch das Knistern der Flammen unterbrochen wurde, dann tönte eS feierlich aus dem Munde beider Sekundanten: »Eins I — zwei! — drei!- Dann krachten die beiden verhängnisvollen Schüsse blitzschnell hintereinander. In demselben Augenblick erlischt Willibald'!» Fackel und ein gräßlicher Wehruf schlägt an mein Ohr. Wie ein bleiches Nebelgespenst sehe ich dm unglücklichen Echönborn in dem erstrrbenden Fackelschein wanken und zusammensinken. Ein tückischer Geist hatte mein Feuerrohr geleitet. Der AuSgang deS Kampfes war schnell entschieden.
(Fortsetzung folgt.)