112. Amis-

und Anzeigeblall für den Nezirk ßalw. 74. Jahrgang.

ErschetntDienStaas, Donnerstags und Saniitagi. Dt« EinrLckungSgebühr betrügt im Bezirk und in nächster Umgebung s Psg. di« Zeile, weiter entsernt l s Psg.

Donnerstag» den 21. September 1899.

Vierteljährlicher AbonnrmentSpreiS in der Stabt Mk. I.lo ins Haus gebracht, Mk. I. IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. l. 3S.

Amtliche Wekamttmachnnge«.

Die Ortsvorsteher des Bezirks

werden an dis rechtzeitige Auslage der Urliste (Z 36 R.-Ger.-V«rf.-Ges) erinnert.

Bei Vorlage derselben ist zu beurkunden, daß die Auslage nach vorausgegangener öffentlicher Bekanntmachung stattgefunden habe.

Calw, 18. September 1899.

K. Amtsgericht. Oberamtsrichter Fischer.

Bekanntmachung.

Für den Bezirk Calw ist in Bälde ein Katastergeometer

mit dem Sitz in Calw anzustellen. Derselbe erhält aus der Oberamtspflege ein jährliches Wartgeld von 500 ^ und würden ihm vorerst ungefähr 15 Ge­meinden des Bezirks zugeteilt werden. Die Zutei­lung weiterer Gemeinden bleibt Vorbehalten.

Zur Erteilung näherer Auskunft ist das Ober­amt und BezirkSgcometer Hörz bereit.

Befähigte Bewerber wollen ihre Meldungen unter Anschluß des Prüfungs-Zeugnisses, einer Nationalliste und eines Ausweises über ihre prak­tische Thätigkeit binnen 14 Tagen hieher einreichen. Calw, 18. Sept. 1899. A, Ob-ramt.

Voelter.

Diejenigen Ortsschnlkehorde«,

welche mit Rücksicht auf die Vermögenslage ihrer Gemeinde um einen Staatsbeitrag zu den Kosten ihrer Arbeitsschulen für das Rechnungsjahr 1898/99 nachsuchen wollen, werden hiedurch veranlaßt, ihre Gesuche unter Benutzung der vorgeschriebenen Tabelle spätestens bis 10. Oktober dr. IS. hieher vorzulegen.

Calw, 19. September 1899.

K. gemeinschafll. Oberamt in Schulsachen: Voelter. Schmid. .

Bekanntmachung.

Dem Grenadier Regiment König Karl (5. W) Nr. 123 in Ulm ist auf dis Anfrage betr. Fahrpreisermäßigung für die Teilnehmer am Regimeutsjubilänm seitens der K. Generaldirekrion der W. Staatseisenbahnen die Antwort geworden, daß das Gesuch um Gewährung von Fahrpreiser­mäßigung für den Besuch der Feier der 100jährigen Wiederkehr der Errichtung des Regiments durch dessen frühere Angehörige nach den maßgebenden Bestim­mungen dem K Ministerium nicht empfehlend vor- gelegt werden konnte, daß es dagegen keinem Anstand unterliege, falls sich 30 oder mehr Teilnehmer behufs gemeinschaftlicher Ausführung der Hin- und Rückreise zusammenfinden, oder wenn wenigstens 30 Fahrkarten auf Entfernungen von mindestens 20 Lw gelöst werden, die für gemeinschaftliche Reisen größerer Gesellschaften vorgesehene Fahrpreisermäßigung (einfacher Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt) in Anspruch zu nehmen.

Die Schultheißenämter wollen Vorstehendes auf Ansuchen zur Kenntnis der Beteiligten bringen.

Calw, 20. September 1899.

K. Oberamt.

Stv. Amtm. Münz, ges. Sto.

lagesneuigkeiten.

8 Calw, 19. Sept. In der gestern statt- gefundenen Turnversammlung wurde die Abhaltung des Tanzkränzchrns auf Samstag den 7. Oktober fest­gesetzt.

* Calw, 20. Sept. Die Obsternte fällt Heuer in manchen Orten sehr reichlich aus. Viele Gemeinden werden daher eine nicht unbedeutende Einnahme aus Obst beziehen, da die Preise in diesem Jahr ziemlich hohe sind. In Württemberg giebt es im ganzen wenig Obst, auch die Schweiz soll wenig ausführen können, dagegen steht in Hessen «ine reiche

Ernte in Aussicht. Ob die Preise später, wenn haupt­sächlich ausländisches Obst auf den Obstmärkten und Bahnhöfen zugeführt fein wird, eine Reduzierung er­fahren werden, kann jetzt noch nicht festgestellt werden; im allgemeinen dürften die bisherigen Preise beibehalten werden. In Stammheim wurde am Sonntag ein Kauf mit 6'/- ^ pro Zir. Mostäpftl abgeschlossen; in Neuhengst-tt kam ein Kauf von 200 Ztr. gebrochenem Obst zu 12 ^ per Ztr. zu stände. Dis Hopfen­ernte ist nun bald beendigt. Infolge der schlechten Witterung haben die Hopfen, die sehr reichlich ange­setzt haben, notgelitten; das Trocknen ging nicht rasch von statten und manche War« wurde rot. Die Preise sind aber so hoch, daß der Hopfenbau in diesem Jahr sich wieder recht lohnend zeigt. In Neuhengstett wurde ein Posten zu 60 ^ pr. Ztr. und 3 ^ Trinkgeld verkauft; in Simmozheim wurden für den Ztr. 70 angeboren, aber die Ware nicht abgegeben; die Produzenten hoffen auf einen Erlös von 80 ^ pro Ztr. Reges Geschäft im Hopfenhandel werden erst die nächsten Tage bringen. Wie wir nachträglich erfahren, wurde hier in Calw ein Kauf zu 80 ^ abgeschlossen.

fAmtlicheö aus dem Staatsanzeiger.j Seine Majestät der König haben am 17. Sept. dS. IS. allergnädigst geruht den Bahnmeister RemppiS in Calw auf die neuerrichtete Bahn- meisterstelle in Kirchheim u. T. seinem Ansuchen gemäß zu versetzen.

Das K. Ministerium der auswärtigen An­gelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, hat am 16. September ds. Js. auf die erledigte Stelle des Stationsmeisters inSchafhausen den Stations­meister Gall in Althengstett auf Ansuchen versetzt.

In das Lehrerinnenseminar Mark­gröningen wurde ausgenommen: Paula Baus er aus Merklingen, O.A. Leonberg.

Herrenberg, 18. Sept. Ein Glück war für die Gemeind- Orschelbronn unseres Bezirks

E re t I ^ ö t 9 Pt» Nachdruck oerboten.

Kalderösche».

Eitzählung von Karl Zastrow.

(Fortsetzung.)

Was in mir Alles vorging damals, ich weiß es nicht, aber eine unbändige Wut kochte in meinem Innern. Nur das Dazwischenspringen mehrerer einsichts­voller junger Männer, die sich bemühten, die Sache beizulegen, rettete v. Schön­born vor meinem heißen Zorn. Dennoch bezwang ich meine Aufregung nur in­soweit, um in scheinbar ruhigem Tone zu fragen:

Welche Waffen wählen Sie, Herr v. Schönborn?"

Mir gleich," sagte der junge Mann in einem so gleichgiltigen, kalten Tone, daß mein mühsam unterdrückter Zorn auf's Neue erwachte.

Du bist der Beleidigte," schrie Willibald,und hast die Wahl der Waffen, und weil Du die Wahl hast, so denke ich. Du bestehst auf Flintenkugeln. Die Sache kann sogleich ausgemacht werden."

Jetzt brach der Sturm von allen Seiten los. Vergeblich bemühte sich ein Teil der jungen Leute, eine Versöhnung herbeizuführen. Weder ich, noch v. Schönborn wollten davon hören. Mitten in dem Getümmel um mich her konnte ich wahrnehmen, wie des jungen Mannes Augen unheimliche Blitze auf Willibald schossen, der ihn gleichfalls mit einem Lächeln unbeschreiblichen Hohne« ansah. Auch hörte ich, wie v. Schönborn, auf mich zeigend, sagte:

Wenn ich mit dem da fertig bin, fangen wir Beide an," worauf Willi, bald eine spöttische Verbeugung macht« und die Worte sprach:Wird mir viel Vergnügen machen." Er sowohl, wie mehrere andere, von Punsch und Wein

erhitzte Gemüter bestanden darauf, daß die Sache sogleich ausgemacht werden solle, v. Schönborn wählte sich seinen Sekundanten, schrieb in kurzen Worten seinen letzten Willen nieder, für den Fall, daß er bleiben sollte, und schloß daS Papier in ein eben so kurzes Schreiben an seinen Vater ein. Jeder der An­wesenden wurde zum Voraus verpflichtet, daS tiefste Schweigen über diese ganze Angelegenheit bis in ihre kleinsten Einzelheiten zu bewahren, mochte die Sache nun ablaufen, wie sie wollt«. Der Wirt deS FichtenschloffeS mußte feine beidm besten Flinten zur Disposition stellen. Dann verließ v. Schönborn in Beglei­tung seines Sekundanten und mehrerer anderer Freunde, ich an Willibald's Seite, daS HauS. Die übrigen anwesenden Personen hatten beschlossen, die Rück­kehr Desjenigen, der lebend aus dem Kampfe zurückkehren würde, im Fichten- schlosse abzuwarten.

Es war eine dunkle, regenschwarze Nacht. Kein Stern blitzte am grau­bewölkten Himmel. Die Equipage v. Schönborn'S hielt in einiger Entfernung vor dem Hause und fuhr auf Schönborn'S Ruf vor. Der Kutscher wurde unter einem Vorwände nach Hause geschickt. Einer der jungen Edelleute bestieg den Bock, die übrigen von Schönborn's Partei nahmen im Innern des Wagens Platz, der schnell dem Gehölze entgegenrollte, in dessen düsteren Schatten das blutige Drama seinen Verlauf nehmen sollte.

Ich und mein Gefährt« folgten dem voraneilenden Wagen zu Fuße. Wir gingen so schnell, als es den Umständen nach möglich war, und Keiner von «nS sprach rin Wort. Ich muß der Wahrheit gemäß gestehen, daß, nachdem mein Zorn verraucht war, sich eine entsetzliche Unruhe meiner bemächtigt hatte. Ich bin keineswegs fng«. Du weißt es gewiß, Haideröschen, daß es mir nicht fehlt an jenem wahren edlen Mute, der das Kennzeichen eines unbefleckten Gewissens ist. Aber ich dachte an den Jammer meiner armen Eltern, wenn sie den Tod