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Wie aufgeschnellt sprang das Weib empor und ergriff den Zügel des Pferdes. Schon hob der Gutsbesitzer die schwere Reitgerte empor, um ihr einen Schlag über den Kopf zu versetzen, da flüsterte sie ihm einige Worte zu, und zurückfahrend, erbleichend ließ er den Arm sinken.
„Verrückte!" rief er gleich darauf wieder mit zurücklehrendem Zorne, und wieder erhob er die Reitpeitsche.
Starr, ohne zu zucken blickte das Weib ihn an.
Ehe die Reitgerte indeß niederfiel, wurde sein Arm von einer kräftigen Hand erfaßt, die ihn fast krampshait umklammerte. Es war Heinrich, der unerwartet hinter einem nahen Busche hcrvorgesprungen war.
„Rühren Sie meine Mutter nicht an!"
rief er, — „oder-Sein Auge
glühte, seine Stirn war finster zusammengezogen.
„Frecher Bursch!" rief der Gutsbesitzer, vor Zorn fast außer sich. „Laß meinen Arm los oder Du selbst lernst meine Peitsche kennen!"
„Haha! fürchte Dich nicht, Heinrich!
— fürchte Dich nicht — der — der lhul Dir nichts!" ries das Weid laut lachend. Sein Lachen klang wild, fast dämonisch.
„Los!" ries Buchen noch einmal mit bebender Stimme, dann stieß er dem Pferde so gewalng die Sporen in die Seiten, daß es mild vorwärts sprang und Heinrich fast zur Erde riß.
„Haha! mir sehen uns wieder — bald!" rief das Weib dem Davonsprengcnden nach und wandte sich dann zu Heinrich, ihm zärtlich über die Wange streichelnd.
„Er darf Dir nichts thun, mein Junge", sprach sie und ihre Stimme erklang nun kindlich weich und sanft. „Der nicht — der am allerwenigsten — haha! Und ich weiß wohl waium! — haha — ich kenne ihn schon lange. Ja — lange," fuhr sie plötzlich ernst fort — „weißt Du, Heinrich,
— damals, als Du noch nicht geboren warst — erinnerst Tu Dich noch daran — ja damals . . ."
ran er schon öfter gedacht — sollte doch Buchen — sein Vater sein?
Gewaltsam drängte er diesen Gedanken zurück. Nein — es konnte nicht sein! So gewaltsam konnten die innigsten Bande der Natur sich nicht trenne» und vernichte», denn er haßte diesen Mensche», er konnte ihn nimmer lieben und wenn er sich selbst als seinen Vater bekannt hätte. — Nein, es konnte nicht sein ! Damals, als er geboren war, hatte der Gutsbesitzer seine unglückliche Mutter ja schon verlassen, damals war sie schon geistesschwach g,wesen.
Er kehrte an diesem Tage nicht heim. Es war ihm unmöglich, in solcher Stimmung seiner Mutter entgegen zu treten. Ohnehin hatte er Geschäfte, welche ihn während der Nacht in Anspruch nahmen.
(Fortsetzung folgt.)
(Löschung von Kami"bränden.) Nach einer Notiz in der „Stuttgarter Neuen Ztg." berichtet eine französische industrielle Zeitschrift von einem sehr einfachen Versahren zur Löschung der so häufig vorkommenden Kaminbrände. Danach würde es genügen, 100 Gramm Schwefelkohlenstoff auf dem Herd zu verbrennen; diese leicht entzündliche Substanz wird auf ein oder 2 Teller gegossen und entzündet; bei der Verbrennung bilden sich Gase» welche — im Kamin aussteigend — jede Flamme daielbst sofort ersticken, so daß das lästige Besteigen der Dächer und Verstopfen der Kaminmündungen ganz überflüssig wird. Die Pariser Feuerwehr soll sich dieses Mittels mit bestem Erfolge bedienen.
Eier-Export. Der Eier-Expori anS Nord-Italien hat jetzt eine solche Höhe erreicht, daß er jährlich die Summe von 10 Mill. FrcS. ergibt. Eine einzige Tu- riner Firma expedirt jährlich 1388 mit Eier» beladene Wagen, von denen jeder ungefähr 130.000 Stück enthält, »ach Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und England. Besonders industrielle A r
men versenden täglich etwa 500,000 Stück. Die meisten Eier in Europa produzirte Ungarn. Man sagt, es ginge täglich ein mit Eiern beladener Güterzug aus Ungarn ab, dessen Inhalt in England, dem am meisten konsumiceuden Lande, verspeist würde.
SeinletzterWille. Ein junger Mann, welcher im Begriffe stand, sich zu vermählen, sprach im Salon seines künftigen Schwiegervaters in Gegenwart seiner Braut: „Ich will, daß wir pünktlich um 11 Uhr getraut werden. Ich will, daß bei dem Diner gute Musik spiele. Ich will, daß der Hochzeitsschmaus bei dem ersten Restaurant der Stadl bestellt werde. Ich will den Tag nach der Hochzeit nach Paris abreisen!" „Dein Zukünttiger will ja gar vielerlei!" sagte die Mutter der Braut, nachdem er den Salon verlassen. „Laß ihn doch gewähren," bemerkte das junge Mädchen mit einem seinen Lächeln, „er giebt seinen letzten Willen bekannt!"
(Neue Flegelei.) Käufer: „Geben Sie mich doch mal ä Zugpflaster." — Apotheker: „Wollen Sie vielleicht eins hinter die Ohren haben?" — Käufer: „Na so 'ne Flegelei is mich doch wahrhaftig noch nich vor- jekommen!"
B uchstabrnräthsrl.
Es sind 16 Buchstabe» so ins Quardrat zu stellen, daß sie wagrecht und senkrecht folgende 4 Worte bilden.
1. Macht, daß wir Trosts bedürftig sind;
2. ein Mann im allen Testament;
3. in Asien ein großes Land;
4. für Wohlthat schuldig ist's erkannt.
I- C.
Goldkurs der Staatskassenverwaltung
vom 15. Dezember 1878 20-FrÄnkenstücke . . 16 »(L 16 ^
„Was hast Du dem Gutsbesitzer gesagt?" unterbrach sie Heinrich, der auf ihre halb irren Worte gar nicht gehört hatte. „Was hast Du ihm gesagt, ich will es wissen. Ich sah, daß er erbleichte und daß sein Arm niedcrsank!"
»Ich sage es nicht," erwiderte die Frau. „Dir nicht — keinem Menschen, — denn weißt Du. Heinrich — der ist mein Liebster gewesen — ja der und darum sage ich es Dir nicht!"
„Ich will es wissen," wiederholte Heinrich ungeduldig.
„Ich sage es nicht — ich sage es nicht!" schrie bas Weib laut auf und lies mit einer Schnelligkeit, als wäre es ein Mädchen von fünfzehn Jahren, davon.
Mit einem schmerzlich wehmüthigen Blicke schaute der Bursche der Geistesschwachen nach — sie blieb ja immer seine Mutter.
Was hatte sie dem Gutsbesitzer gesagt?
Was konnte es sein, das jeden Tropfen Blut aus seinen Wangen getrieben, das feinen Arm gelähmt? Vergebens sann Heinrich darüber nach. Sollte doch, wo-
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für das erste Quartal 1878.
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