Partei nur die Basis für die alle Kampfweise zurückgegeben werden, die Gesetzlichkeit der Maigcsetze anzuiechlen. Die Rede dürste dem Cenirum alle Illusionen über den Erfolg seines eden begonnenen Winler- feldzugs geraubt haben. Es wird allgemein, und wie uns scheinen will, nicht mit Unrecht angenommen, daß die Darlegungen Faik's auf direktes Ansuchen des Fürsten Bismarck und unter Zustimmung des gesummten preußischen Staalsministeriums eriolgt sind.
Berlin, 12. Dez. Die von einigen Seiten über die Form der Zwanzig- Pfennigstücke gesnbrteu Klagen wer den, wie man hört, eine Aenderuug hinsichtlich einer andern Form nicht veranlassen, da nach den eiugereichten Gutachten der Münzweister eine Aenderuug widerrathen worden. Man ist der Ansicht, das; das Publikum sich allmälig mit der jetzigen, hin und wieder unbeliebten Größe der Münzstücke vertraut machen werde. Auch in Betreff der goldenen Fünsmarkstücke bleibe Alles beim Alien.
Es gra'siren jetzt vielfach in Berlin Halskraukheiteu, Masern und Scharlach fieber bei Erwachsenen. In diplomatische» Gesellschaftskreisen erregt die Erkrankung der Gaum des Berliner württ. Gesandten, Staatsraths v. Spitzemberg, am Scharlachsieber, große Theilnahme.
Aus Thüringen, II. Dez. Im Beisein des Staatsministers v. Seebach, des Stadlraths und der Stadtverordneten, sowie von etwa 250 weiteren Personen von »ah und fern fand gestern in Gotha unter Leitung des Ingenieurs Siemens aus Dresden die erste Leichenverbrennung statt. Der Vcrbrennungsakt dauerte etwas über 2 Stunden. Die Leichenrede hielt Superintendent Seydel.
Darmstadt, 14. Dez. Grobherzogin Alice ist heute früh 7V, Uhr sanft ent schlafen. (Großherzogin Alice, Tochter der Königin Viktoria von England, mar geb. den 25. April 1843, mit dem jetzigen Groß- herwg Ludwig vermahlt den l.Jnni 1862. Ihr Hingang in Folge der tückischen Krankheit, welche in der großh. Familie Glied um Glied ergriffen und kürzlich eines der Kinder hingeraffl hat, wird in den weitesten Kreisen schmerzliches Mitgefühl erregen, zumal die Verstorbene eine Frau von her vorragenden Geistesgaben war.
Bamberg, 12. Dez. Gestern Abend wurde ein ruchloses Attentat ans den allgemein geachteten kgl. Hofrath und Rechtsanwalt Herrn Kreitmair verübt. Der Thal bestand ist folaender: Rach sechs Ubr beschäftigte sich einer der Kanzlisten, der 17jährige Nikolaus Bauer von hier, länger als die andern Herren im Bureau desselben. Auf die Frage des Herrn Hosraths, was er denn noch hier mache, übergab er demselben ein Paket mit dem Bemerken, er habe dasselbe vom Herrn Staatsanwalt Lösch am Appellationsgerichte erhalten, und der Herr Hofralh möge es sogleich öffnen. Auf den Bescheid des Herrn Hosraths, daß Dieb bis morgen Zeit habe, versetzte Bauer demselben mit einem Tischmesser einen Stich in das Gesicht, und auf dessen Gegenwehr, wobei Beide zu Boden sielen, glitt das
nochmals gezückte Messer ans und fuhr dem Herrn Hofrath in die Brust. In Folge des hierdurch verursachten Lärmens und Rufens kam die Gattin des Herrn Hosraths in die Kanzlei, und nun versetzte der inzwischen losgewordene Bauer auch dieser einen Stich in das Gesicht, der sich vom rechten Auge bis zum Ohr hin erstreckt. Inzwischen gelang es dem Herrn Hasrath, den Angreifer in's Bureau zu sperren und um Hilfe zu rufen, worauf die Festnahme desselben, der sich wie wüthend geberdete, und dessen Abführung in die Frohnfeste erfolgte.
Pforzheim, 12. Dez. Der hier stattgefundenen G-slügelausstellung ist wegen ihrer Reichhaltigkeit und der Schönheit der ausgestellten Exemplare das wohlverdiente Lob aller Besucher und insbesondere auch der auswärtigen Preisrichter in hohem Maße zu Theil geworden.
Werlheim, 10. Dez. Zn dem Kapitel des Schwindels erlauben mir uns, schreibt die „Werth. Z." , auf eine neue Art dieser Spezies aufmerksam zu machen. Kürzlich wurden hier Kochgeschirre um beispiellos hohen Preis angeboren und hau- sirt, die äußerlich zwar ansprechend, aber in ihrer Qualität schlecht sind. Dieselben sind nach dem Urtheil Sachverständiger mit Bleiaschc (in Bayern ausdrücklich verboten) glasirt und dabei jämmerlich schlecht gebrannt. Nach dem Preis betragt, forderten die Händler für ein Stück dieses Möbels 1 50 während ein solches
— gut gebrannt und mit dem nicht gesundheitsschädlichen Bleierz glasirt — hier zu 50 von den Hafnern seit lange verkauft wird.
Württemberg.
M e r g en t h e i m, 10. Dez. Nachdem schon im vorigen Jahre die kleine Gemeinde Lichtel mit einem Aufwand von ca. 5000 , eine Wasserleitung mit Hoch-
reservoir (mit einem sog. hydraulischen Widder), deren Druckwerk täglich 100 k! liefert, sich angeichafft hat, so hat nun auch, nachdem in jenem Orte das Wasserwerk sich aufs beste erprobt hat, die ans der Höhe von Mergentheim gelegene Gemeinde Löffelstelzen beschlossen, ein ähnliches Werk emiiinchten.
Nürtingen, l 2. Dez. Vor 12 Tagen beschädigte sich der 34 Jahre alte Rolhgerber R. hier den Zeigefinger der rechten Hand bei der Arbeit in der Walkmühle. Nach drei Tagen wollte der Verletzte seine Arbeit wieder aufnehmen; allein bald stellte sich der Hnndskramps ein, der nach entsetzlichen Schmerze» den Tod des jnnaen, geachteten Mannes herbeiführle.
Eningen, 13. Dez. Gestern Morgen nahm der hiesige Bierbrauer Schlegel von den Seinigen Abschied, um auf den Wochenmarkt und zu Verwandten nach Grabenstetten zu gehen. Er kam an keinem dieser Orte an, dagegen wurde er diesen Nachmittag von einem Feldschützen im Metzinger Wald weit vom Weg entfernt, scheinbar erhängt gesunden, aber mit einer tiefen Schlagwunde am Kops und 5 Stichen in Brust und Bauch Seine Taschen waren gänzlich geleert, sogar die Ringe von seinen
Fingern abgezogen. Die Untersuchung, die ohne Zweifel einen Raubmord ergeben wird, ist im Gange. (S. M.)
Neuenbürg. Wie wir hören feiern der Schützen-Verein i» Vervindnng mit dem Licderkranz am zweite» Weihnachtsfeiertag im Hotel Frankel ihren Wechnachts- abend mit Conzerl des Wildbader Quintetts. —
Miszellen.
Ein Verbrecher.
Aus den Aufzeichnungen eines Criminalbeamten.
(Fortsetzung.)
Buchen preßte unwillkürlich die Lippen zusammen. Er war verwohnt. Bisher hatte er sich fast keinen Wunsch versagt, oft mit den größten Opfern hatte er ein Verlangen erkauft, und das Glück war ihm stets günstig gewesen — hier sollte »un ein Wunsch, an dessen Erfüllung ihm so viel lag, von dem vielleicht sein ganzes Lebensglnck abhing, an dem Eigensinn eines WeibeS scheitern. Und er durfte nichts erwidern, mußte sich wie ein Kind fügen.
Er blieb weniger lange, als seine Absicht gewesen war. Einige nolhwendige Geschäfte vorschützend, ritt er bald fort.
Ein bittrer, spöttischer Zug um seinen Mund bildete sich, als er allein war. „Ich werde ihr die eigensinnige Laune adgewöhuen, wenn sie erst die Meinige ist", sprach er zu sich selbst. „Meine Wünsche sollen ihr noch Befehl werden und sie soll späterhin nicht wagen, auch nur gegen einen einzigen Einspruch zu tbu». — Haha", lachte er laut. „Ich mich unter ein Weib fügen!"
Es lag in diesem Lachen etwas Rohes, Kaltes, Mitleidloses. — Sein Pferd scheute vor einem Gegenstände, er gerieth in Auf- regung, daß sogar das Thier einen andern Willen habe als er. Er mißhandelte es, stieß ihm die Svoren tief in die Flanken, daß es hoch emporstieg und riß es vann gewaltsam wieder nieder. Das Pferd wurde noch unruhiger und sträubte sich, weiter zu gehen.
Erst jetzt wurde er gewahr, daß kaum wenige Schritte von ihm entfernt ein Weib zusammengekauert aus dem Wege saß.
„Marsch, fort da von dem Wege !" rief er befehlend. — Das Weib, welches regungslos dageseffen hatte, als ob es sein Nahen gar nicht bemerkt habe, hob den Kops empor und wandte ihm sein hageres, bleiches Angesicht zu.
„Fort von dem Wege, mein Pferd scheut!" wiederholte Buchen noch einmal befehlend.
Die Frau blieb regungslos. Starr hakte sie ihre großen, tiefliegenden Augen auf ihn gerichtet.
„Zum Teufel! fort da, Verrückte!" rief Buchen heftig.
Das Weib richtete ihren Kopf noch höhsr empor und schien ihn mit ihren Augen verschlingen zu wollen.
„Ich reite Dich nieder, wahnsinnige Hexe l" rief Buchen roh und drückte seinem Thiere die Sporen ein.