634

Schlagfluß geschloffen. Eine Obduktion der Leiche halte nicht stattgefunde». Wozu auch?

Nach Beerdigung des Tobten, bei der sämimliche Theilnehmer an der Jagd sich eiiigefiindeii, hatte sich unter dem Volke das Gerücht verbreitet, Herr von Friesen sei keines natürlichen Toves gestorben er sei vergiftet. Der Diener, welcher ihn während seiner kurzen Krankheit Vorzugs weise mit gepflegt hatte, wollte Erschein»» gen bemerkt haben, welche auf eine Per giftung schließen ließen.

Auch Frau von Friesen vernahm dies Gerücht. Die krampsurtigen Zufälle ihres Mannes hatten wahrscheinlich dazu Ver­anlassung gegeben. Sie glaubte nicht da­ran. Wie hätte auf der Jagd Gift an ihren Mann gelangen sollen und krank war er bereits von der Jagd gekommen. Bei dem Mahle hatte er von denselben Speisen genossen, von demselben Weine getrunken, wie die Uebrigen, und Keiner derselben hatte an sich auch nur das ge­ringste Unwohlsein bemerkt.

Auch war bei keinem der Jagdgenoffen ein Verdacht aufgestiegen. Herr von Buchen halte bei dem Mahl an seiner Seite ge­sessen und ihm war nicht das Geringste ausgefallen. An dem folgenden Tage halte er auf die Kunde von Friesens Unwohlsein diesen sofort besucht und auch da Halle er eine solche Befürchtung nicht einmal an- gedeutet.

Gerüchte entstehen leicht; ebenso schnell werden sie wieder vergessen, wenn sie keine Begründung und Achtung finden.

Buchen war fast täglich auf dem Gute seiner Braut. Es lag ihm viel daran, daß sie so bald als möglich die Seinrge wurde. Denn seine Lage war eine immer peinlichere geworden und doch durfte er sich dies nicht merken lassen, mußte im Gegentheil viel mehr Glanz zeigen als vorher.

Wiederholt war er in seine Braut ge­drungen, endlich den Tag der Vermählung zu bestimmen, diese hatte ihn indessen im­mer weiter hinausgeschoden, nicht weil sie Buchen ni et liebte ober die baldige Ver- einigung nicht selbst gewünscht hätte, allein verschiedene Verhältnisse traten dazwischen. Anfangs schmeichelte ihr Buchens unge baldiges Drängen, bald begriff sie es in- deß nicht mehr, da sie ihm ihre Gründe der Verzögerung nicht verschwiegen hatte.

Wieder war Buchen bei ihr und brachte das Gespräch auf ihre Hochzeit.Wann wirst Du dieselbe endlich bestimmen?" sprach er, die Hand seiner Braut erfassend.

Liebster Buchen, laß mir doch nur noch eisige Wochen Zeit", bat Frau von Friesen.Vor wenigen Tagen habe ich Dir erst die Gründe auseinander gesetzt, weßhalb ich jetzt noch nichts bestimmen kann, und Du leidst hast sie gebilligt."

Gebilligt?" wiederholte Buchen.

Gewiß! Du stimmtest mir bei."

Und wenn auch! Heute ist nicht mehr gestern! Ich kann sie jetzt aber nicht mehr billigen", warf Buchen nicht ohne einen leisen Unwillen ein.

Heute nicht mehr," wiederholte Cläre. Aenderst Du Deine Ansichten so schnell? Wer gibt mir dann die Gewißheit für die Dauer Deiner Liebe?"

»Du selbst," lenkte Buchen beruhigend ein; er hakte durch jene Worte indeß ein­mal in seiner Braut eine Verstimmung hervorgerufen, welche sie selbst nicht zu bemeistern vermochte.

Cläre erwiderte nichts darauf.Willst Du mir einen Gefallen erweisen?" sragte sie nach einiger Zeit.

Alles, was Du wünschest," rief Buchen.

Gut, so erwähne unsere Hochzeit nicht eher wieder, als bis ich Dir selbst gesagt habe, wann sie stattfinden soll."

Cläre!"

Kein Wort mehr ich habe Dein Versprechen.

(Fortsetzung folgt.)

Hohe Mitarbeiter.Vanity Fair", das bekannte Unterhaltungsblatt der englischen Aristokratie und solcher Leute, die dazu geboren möchten, theilt mit, daß in seinerWinler Nummer", die am 10. d. erscheint, als Mitarbeiter beiheiligt sind: der Herzog of Beaufort, der Herzog of Manchester, der Marquis of Londonderry, der Earl of Winchilsea and Nottingham, der Earl of Dunmore, der Earl os Desart, die Gräfin Batthyany, Lady Florence Dirie und Mr. Brei Harle ... In der Thal eine statiliche Reihe von hocharistokratischen Persönlichkeiten Old - Englands , d>e ohne Gewissensbisseihren Beruf verfehlen", nur um i» derselben Arena mit dem einfachen Mr." Drei Harte um den lockenden Lorbeer des TagesschriNstellers zu ringen. Für uns deutsche Publizisten meint dasD. M.-Bl." ein eigenlhümlickes Schauspiel, da unsere heimische Aristokratie sür gewöhn lich die Ehren des Turf und der Jagd denen des schriftstellerischen Sport vorzu­ziehen pflegt.

(Zur Lebensmittelsälschuna.) Das Lipp- stadter Kreisblatt erzählt: Kommt da vor einigen Tage» ein Reiieonkel in ei» hiesiges Geschäft und sängt sein Sprüchlein an: Habe ich die Ehre, Herrn rc." und fäyrt fort:Ich reise für die chemische Fabrik in Sachsen. Wir machen braunen Java­kaffee und ich wollte nur erlauben rc." Der hiesige Geschäftsmann lehnte die Offerte ab, obgleich der Reiseonkel seine ganze Beredl- samkeit spielen läßt, deren geistreichster und seiner Meinung nach wohl unwiderlegbarer Bestandtheil war:Nun, es kann Ihnen doch einerlei sein, woran Sie Geld ver­dienen !" Wir sind nun zwar überzeugt, daß kein hiesiger Geschäftsmann sich von diesem Grundsätze beherrschen läßt, und keinen solchen in der chemischen Fabrik in Sachsen gemachten braunen Javakaffee als Geschäftsartikel ausnimmt: aber wir woll­ten den unverfrorenen braunen Javakaffee­fabrikanten doch hiermit der Oeffentlichkeü bekannt machen, damit ihm mal gründlich der Werth seines gemachten braunen Java auseinander gesetzt werde. Zum gleichen Kapitel schreibt dieKöln. V.-Z.": Dieser Tage kam uns der Prospekt einer Berliner Firma zu Gesicht, worinSacharin" (Er­satz für Hopfen und Malz) empföhlest wurde. Daß es aber mit der Ehrlichkeit dieses Ersatzmittels sür Hopsen und Malz nicht weit her ist, dürfte schon hinreichend ein­leuchten ans folgendem Satze:Der Kon­

sum des Sacharin in Brauereien ist so be­deutend, daß wir in den Monaten Juli und August häufig nicht im Stande sind, sämmlliche Aufträge rechtzeitig zu effektuiren. Wir bedienen uns als Deklaration im Frachtbriefe der Bezeichnung: Glasur oder auf Wunsch Holzlack, Fußlack, Maschinenöl und bewahren strenge Verschwiegenheit."

DieRangordnnng derWelt- städte, wird in einem der. von dem Chef des statist. Bureau's in London ver­öffentlichten Wochenberichte folgendermaßen ausgegeben: An der Spitze steht London mit seinen 3,388,304 Einw.; sodann folgen Paris mit 1,988,806; Newyork mit 1,084, 528 (und die Nachbar- oder Schwesterstadt Brooklyn mit 549,438); und Berlin mit 1.019,620. Hierauf kommen Städte mit weniger als I Million: Philadelphia mit 876,118; Wien (ohne die Vororte) mit 727,271; St. Petersburg mit 669,741; Bombay mit 644,405 ; Glasgow mit 566, 940; Liverpool mit 532,681 und Manchester lmit Salford) mit 530,765 Einw. Den Schluß bilden Städte mit weniger als 500,000 und zwar: Neapel mit 457,407; Calcutta mit 429,535; Madras mit 397,552; Hamburg mit 406,104; Birmingham mit 383,117; Baltimore mit 355,000; Buda- Pesth mit 319,530; Dublin mit 314,666; Leeds mit 304,948; Amsterdam mit 302,266; Sheffield mit 289,537 ; Rom mit 282,2l4 und Breslau mit 267,000 Eiuwohncr. Die großen chinesischen und japanischen Städte sind bei Ausstellung dieser Liste nicht be­rücksichtigt worden.

Eine Reise um die Welt kann man jetzt bequem in 77 Tage» machen. Zur Fahrt von London nach New-Iork braucht man 9 Tage, von New-Aork nach San Franzisco 6 Tage, von San Aranzisco nach Jocahania 21 Tage, von Jocohama nach Hongkong 7 Tage, von Hongkong nach Singapur 5 Tage, von Singapur nach Ceylon 7 Tage, von da nach Suez 15 Tage, von Suez nach Brindisi 4 Tage und von Brindisi nach London 2 Tage, zusammen also 77 Tage. Vor nicht langer Zeit hat der amerikanische Consul in Jeru­salem, Haß, die Reise sogar in 68 Tagen zurückgelegt, indem er zur Strecke Alexandria- Brindisi Paris - London - New Jork - San- Franzisco 20 Tage, San-Franzisco-Joko- hama ebenfalls 20 Tage, bis Hongkong 6 Tage, bis Ceylon 10 Tage und bis Suez 12 Tage gebraucht, von wo ans er in wenigen Stunden Alexandria erreichte.

Aus der Kinderstube. Fritzchen hat in der Schule bleiben muffen, weil er seine Aufgabe nicht gemacht Halle.Du wirst nicht verstanden haben, was der Herr Lehrer gesagt hat," sagte nach seiner Heim­kehr die Mama mit sanftem Vorwurf. Nein", war die Antwort,im Gegentheil, der Herr Lehrer bat nicht verstanden, was ich geschrieben habe!"

Goldturs der Staatskaffrnvcrwaltung

vom 8. Dezember 1878. 20-Frankenstücke . . 16 16 L

Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

(Wit einer Beilage.)