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beschlossen, fernerhin nur solche Arbeiter zu berücksichtigen, welche Arbeitsbücher de sitzen, in denen die Dauer ihrer Arbeit, sowie die Stellung, welche sie bei den jeweiligen Meistern innegehabt, eingetragen ist.
Aus den, bad. Oberland, 3. Dez. Der 1878er Wein klärt sich sehr schön und beweist, daß er in Qualität den 1877er übertrifft. Die Geschälte gehen etwas leb Hafter. Die Preise sind immer noch von 45 bis 54 Mark per 150 Liter.
Urach, 5. Dez. In Soudelfrngen j geführt. Andere Bilder zogen an ihm vor- hat gestern Abend ein lediger Bursche einen, über — die seiner Zukunft.
Württemberg.
Vom 10 d. M. an sind die hienach bezeichneten Postverbinbungen mit den bei- gesetzlen veränderten Kurszeiten zu befördern: 1) die zweite tägliche Personenpost von Schönmünzach nach Freudenstadt über Schönegrüud, Neichenbach und Baiersbronn: aus Schönmünzach 5.30 Abends (nach Ankunft der Post von Gernsbach), in Schöne- gründ 6.20 Abends, aus Schönegrüud 6.25 Abends, in Freudenstadt 8 55 Abends. 2) die tägliche Personenpost von Wildbaü nach Schönegründ über Enzklösterle und Besenseld: aus Wildbad 3.10 Nachm., in Enzklösterle 4.50 Abends., aus Enzklösterle
5 Uhr Abends (letztere drei wie bisher), in Be'enseld 7 Uhr Abends, aus Besenseld 3.55 früb, in Schöngründ 4.35 früh (auf die erste» Posten nach Schönmünzach und Gernsbach, und nach Frendenstadt). 3) Die zweite tägliche Personenpost von Nagold nachAlienstaig überRohrdors undEbhausen: ans Nagold 3.30 Nachm, (nach Ankunft deS Zugs 182; statt bisher 11.15 Vorm.), in Altenstaig 5.10 Abends. Alle übrigen ans den vorgenannten Strecken bestehenden Postscrbindungen bleiben unverändert.
Stuttgart, 7. Dez. Gestern Abend
6 Uhr explodirte in einer Wohnung am Königsthor eine mit Wasser gefüllte Bett flasche, welche verschlossen auf den heißen Ofen gestellt war. Durch diese Explosion wurde letzterer vollständig zertrümmert. 3 Kinder, welche in dem ganz kleinen Zimmer anwesend waren, blieben glücklicherweise unverletzt; ebenso 1 Kanarienvogel, während dessen Käfig in Stücke zerissen wurde.
(S. M.)
Hayingen, OA. Mnnsingen, 5. Dez. An dem Vermaltnngsakluar Götz dahier ist ein fluchwürdiges Verbrechen versucht war den. glücklicher Weise aber nicht zur Vol lendung gekommen. Derselbe erhielt durch die Post ein an ihn adressirtes, in Aulen dorf ausgegebenes hölzernes Kistchen. Bei der Oeffnung des Kistchens durch die Frau Götz fand sich in demselben ein geladenes Terzerol mit aufgesetztem Zündhütchen, weiter waren in dem Kistchen 3 Dynamitpatronen und eine Quantität Pulver. Der Zünder des Terzerols war durch eine Schnur mit dem Deckel des Kistchens in Verbindung gesetzt. Wenn die von dem Absender deS KistchenS beabsichtigte Explosion eingetreten wäre, so hätte hiedurch natürlich großes Unglück entstehen können. Dem Vernehmen nach soll ein bäurisch gekleideter Mann dieses Kistchen in Anlendorf zur Post gegeben haben und wäre zu wünschen, daß derselbe der gerechten Strafe nicht entgehen werde. (S. M.)
22jährigen Freund aus unbedeutendem Grunde erstochen. Auf dem Heimweg von einer „Lichtstube" wechselten sie Schnee ballen mit einander, wobei der Kamerad den andern ziemlich stark getroffen zu haben scheint, was letzteren veranlaßte, mit dem Messer auf seinen Geaner loszugeh.n; er traf ihn in die Brust und der Tod soll sofort erfolgt sein. Selbstverständlich ist der Mörder verhaftet und Untersuchung im Gange; derselbe habe nicht das beste Prädikat, während der Erstochene, einer Wittwe Sohn, sehr gut prädizirt sei. (S. M.
Neuenbürg, 9. Dez. Der Winter hat sich schneller und ernstlicher eingestellt, als i» voriger Woche zu vermulhen war. Der Schnee, anfangs sehr wäßrig und nur die Höhen bedeckend, ist seit gestern auch im Tdale liegen geblieben und bereits zur Schlittenbahn geworden. Die kältere Temperatur ist nun gesünder. — Gedenket jetzt auch wieder der Vogelwelt!
Neuenbürg, 9. Dez. I» Folge der Seitens des hiesigen Gewerbe-Vereins ergangenen Anregung wird heute der bei ber Generaldirektion der Verkehrsanstalten Delegirte der Handels- u. Gewerbekammer Calw, das dortige Kammermitglied Hr. Wagner, in Höfen einlreffen, um mit Mitgliedern der Gewerbe Vereine und sonst sich hiefür Jnteressirendsn des Enzthales in Sachen unserer Euztbalsahrplan Angelegenheiten vor der in diesem Monat noch beginnenden Ausstellung des Sommerfahrplans Berathung zu pflegen.
MisMen.
Ein Verbrecher.
Aus den Aufzeichnungen eines Criminalbeamten (Fortsetzung.)
Trotzdem gab er Muth und Geduld im Suchen nicht auf. Aber der Morgen schwand hin und er fand nicht das Geringste Das fortwährende Winden und Drängen durch Gebüsch hatte ihn ermüdet. Er dachte an Marie, die ihn daheim erwartete. Gewiß baute sie Hoffnungen auf sein Vor- haben und erfolglos kehrte er beim. Er sah ihre letzte Zuversicht schwinden und hätte ihr so gern jede Tbräne erspart Was sollte überhaupt daraus werden, wenn sich kein Beweis für des Waldhüters Unschuld fand. Er mußte verurtheilt werden — unschuldig.
Niedergedrückt, ermüdet, setzte er sich auf einen Stein nieder. Der Wald war hier licht. Vor Wochen hatten die Holzhauer hier Holz gefällt. Es lag noch zum großen Theile aufgespeichert da. Dicht zu seinen Füßen verrietst ein schwarzer Fleck und ein Häufchen Kohle und Asche, daß sie hier sich ein Feuer gemacht, um sich zu erwärmen. Der Platz war ringsum mit Steinen eingefaßt, damit das Feuer nicht halte weiter greifen können. Einige angebrannte Holzstückchen lagen umher.
Er dachte in diesem Augenblicke nicht san das Vorhaben, das ihn in den Wald
In sich vertieft scharrte er mit dem Stocke in den Kohlen und der Asche zu seinen Füßen. Ein kleiner Gegenstand, der dazwischen lag, fiel ihm auf. Er bückte sich und hob ihn empor. Es war ein kleines eisernes Schild, schwarz gebrannt durch das Feuer. Er begriff nicht, wozu es gedient hatte. Vier kleine Löcher an den Ecken verriethen, daß es aus irgend einem Gegenstände befestigt gewesen war. — Worauf? — Er wußte es nicht.
Neugierig betrachtete er es von allen Seiten, ohne ihm irgend eine Bedeutung beizulegen.
Auf der einen Seite schienen einige Buchstaben eingravirl gewesen zu sein, das Feuer hatte sie fast bis zur Unkenntlichkeit vernichtet. Er mübte sich, sie zu erkennen und fand, daß sie W. F. geheißen haben.
Was konnte dies Stückchen Eisen ge» wesen sein? Er dachte vergebens darüber nach und war schon im Begriff, es wieder zur Erde zu werfen. Da rauchte ein Ge» danke in ihm auf. Ganz plötzlich, aber er hielt ihn lest. Sein Auge starrte auf die beiden Buchstaben W. F. „Fernen!" sprach er unwillkürlich leise vor sich hin. Wenn dieser Buchstabe das bedeutet hätte! Wenn dies mit dem Morde zusammenhinge! Vielleicht auf eine Spur des Mörders führte!
Fast hastig kniete er nieder, nm das Häufchen Kohlen zu untersuchen. Ein ziemlich großer Stein lag auf dem Platze des Feuers. Er schien dorthin geworfen zu sein, um vielleicht die letzte Gluth auszulöschen. Er schob ihn bei Seite. Ein anderer Gegenstand fiel ihm in die Augen, halb verkohltes Papier, etwas Leder, zusammen- geschrumpft.
Sorgfältig hob er es empor. Er konnte zum Theil noch lesen, was auf dem Papier gestanden, er verstand es indeß nicht, da es nur Bruchstücke waren. Ein größeres Stückchen war am besten erhalten. Es war Pergament, beschrieben. Auch was ans ihm stand, waren natürlich nur Bruchstücke, für ihn unverständlich.
Außer allem Zweifel war es, daß hier Schriften verbrannt waren. Hatte dem Advokat nicht eine Brieftasche gefehlt? Wenn sie hier vernichtet, verbrannt wäre!
Er konnte diesen Gedanken nicht wieder verscheuchen. Das kleine Schild hatte vielleicht zu der Brieftasche gehört. Diese Vermuthung gewann immer mehr Wahrscheinlichkeit.
Er suchte noch nach andern Spuren, and indeß nichts weiter. Ohne Zögern eilte er zur Stadt und znm Untersuchungsrichter. In ihm stand der Gedanke fest, daß dies nothwendig auf eine andere Spur, auf die des wirklichen Mörders führen müsse.
(Fortsetzung folgt.)
Goldkurs der Staatskssscnvrrwoltung
vom 8. Dezember 1878. 20-Frankenstücke . . 16 16 L
Redaktion, Druck und Verlag von ^k7^^e^)ch^üenbürg.