Der „Schiv. Merkur" trachte dieser! Tage von „einem der geistreichsten Parlamentarier Schwabens" (wie mir hören Prälat v. Hau der) in Form eines Epi gramms ein drastisches Rezept zur Bekämpfung der Sozialdemokratie (s. Enzth. Nr. 124). Einer der geistreichsten Aesthetiker der Gegenwart ebenfalls in unserer Mitte lebend, hat nun' dazu einen zweiten Vers gemacht, den mir in der Lage sind, unseren Lesern in Folgendem mitzutheilen:
„Der Reichstag sprach: o guter Witz,
Heraus denn mit der Feuerspritz!
Doch spritzt nur ja mit Unterlaß
Und macht bei Leib das Haus nicht naß!"
Das Hilst vielleicht mehr als die längsten Pariamenlsreden!
Stuttgart. Die von Hrn. Braun etablirte Pferdeschlächterei in der Thorstraße erfreut sich eines guten Absatzes; es werden jede Woche ein Paar Pferde geschlachtet und das Kilo zu 60 Pfg. verkauft.
Stuttgart, 18. Okt. Von heute an ist der Preis für 1 Kilo weißes Brod auf 28 Pf., der für 1 Kilo schwarzes Brod auf 20—26 Pf., je nach Qualität herabgesetzt morden.
Eßlingen, 15. Okt. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde die Einführung der Konsumsteuer auf Bier, Fleisch und GaS beschlossen, und zwar soll von 100 Liter Bier 65 von 1 Kilo Fleisch 6 und von 1 Kubikmeter Gas 2 L erhoben werden. Der zu erzielende Reinertrag ist auf ca. 7200 berechnet und zwar vom Bier 22,000 »iL, vom Fleisch 40,000 ^ und vom Gas 10,000 Der Sladtschade» wird durch den Erirag der Konsumsteuern um 45"/« vermindert.
Spaichingen, 16. Okt. Gestern wären nahezu drei Personen in Bubsheim, diesseitigen Bezirks, der mangelhaften Einrichtung eines Ofens, in deren Folge Kohlefl- dampfgase in die Wohnstube und eine nebenanliegende Schlafkammer ausströmten, zum Opfer gefallen. Die in der Kammer befindlich gewesenen beide Xaver Stier'schen Eheleute sind auf dem Wege der Besserung. Der 67 Jahre alte Vater der Ehefrau aber erlag heute Nacht der Vergiftung durch Kohlendampf.
Stuttgart, Obst- und Karloffel- markt vom 10. Oktober. Wilhelmsplatz: Obstmarkt. Mostobst 1200 Säcke, 5 ^ 60 bis 80 pro 50 Kilo; Verkauf langsam. — Leonhardsplatz: Kartoffelmarkt. 230 Säcke, 3 70 L bis 80 pro 50
Kilo.; alles verkauft. — Marktplatz: Filder- kraut, 14,000 Stück, 6—8-^i pro 100 Stück.
Vom Güterbahnhof. Vorhanden 37 Wagen. Preise wie gestern.
Ausland.
London. Im Krystallpalast wurde die alljährliche Kaizenausstellung eröffnet. Lion zählt und! weniger als 223 dieser gc-ich - änzten Gäste.
Redaktion
s Miszellen.
lieber Felderbrennen.
(AuS einem Vortrage von E. H 0 r l ach e r, Sekretär des landw. Vereins in Calw, gehalten in der Wande> Versammlung in Zwerenberg am 2S. Juli d. I.) l Schluß.)
Vom Standpunkte der Wissenschaft und der Volkswirihschast also ist das Brennen vollkommen verwerflich. Fragen wir aber nach den Mitteln, wie für dasselbe für unsere Verhältnisse, namentlich für die Schwarzwaldgegenden, in denen es noch üblichtst, ein Ersatz geschaffen werden kann, so kann die Antwort nicht ferne liegen. Sie deutet einfach ans die Verbesserung des landmirihschafttiche» Betriebs durch Einführung des künstlichen Fntterbaus und durch Anwendung von künstlichen Dnug- mitteln hin. Hiezu ist aber vor Allem »öthig, daß die Fruchtsolge, die auf dem Schwarzwalde m>l wenigen lokalen Abänderungen fast durchweg die gleiche ist, verbessert werde. Dieselbe lautete bis jetzt:
1) Kraut auf gebranntem und gedüngtem Boden,
2) Winlerroggen,
3) Flachs,
4) Winterroggen, gedüngt,
5) Kartoffeln,
6) Sommerroggen oder Haber,
7) Klee,
8) — 12) Gras
oder
6) Haber,
7) Haber,
8) Klee,
9) — 15) — 20) Gras.
Da dort, wo »och gebrannt wird, der Klee rein, d. h. ohne Grassamen Beimischung, ausgesäet und im folgenden Jahre, in dem derselbe fast ganz ausbleibt, das Feld der Selbstberaiung überlassen wird, die eine Reihe von Jahren hindurch nur unbefriedigende, oft höchst kümmerliche Fntterernten liefert, so ist klar, daß gerade dieß der wunde Fleck im Schwarzwälder Betriebe ist und daß die sonst so rationelle Fruchtsolge eine Aendernng dadurch erfahren - muß, daß statt Klee Kleegras mir 2- oder höchstens 3jährigem Bestände gesäet und daß zu dessen Sicherheit dem vorausgebenden Haber eine künstliche Düngung gegeben wird. Kleegras in kräftigem und namentlich reinem Boden, wie ihn die Kartoffeln hinterlassen, gibt 2—3 Jahre vortreffliche und reiche Fntterernten, enthebt den Bauern der schmerzlichen Nothwendigkeit, seinen Mist, auf den doch der Acker mit so großer Sehnsucht wartet, oft bis in's späte Frühjahr hinein auf seine armen, verquecklen Grasfelder, wie sie ihm seine anererbte Fruchtfolge schafft, hinauszuführen, und wenn er dann ein solches 2- oder 3jähriges Klee grasfeld wieder umbricht, so kann er darin bauen, was er will, ohne daß er sein Reisig aus dem Walde herbeizuführen und das Feuer gegen die Quecken-Noth zu Hilfe zu rufe» braucht. l
Nur in Einem Falle dürfte es noch zu' entschuldigen sein, wenn das Feuer in den Dienst der Landwirthschaft hereingezogen wird: wenn nämlich dem allen Brauche der wilden Feldaraswirtbschaft und dem durch
sie erzeugten Quecken-Elend ein für allemal der Krieg erklärt und der lästige Feind mit Feuer und Flamme allen Ernstes vernichtet werden will. Nur in diesem einen Falle, !wo es sich um den Nebergang zu einem bessern Systeme handelt, möge dem Feuer zum letztenmal ein Freibrief ertheilt werden; vielleicht ersteht daun aus der Asche, die es zurückläßt, als Phönix jene bessere Einsicht, daß der künstliche Futterbau das einzige Mtttel zur Hebung der Wirthschafts- verhältnisse auf dem Schwarzwalde ist und daß der Schwarzwald der angedeuteten Verbesserung seiner Kulturmethode ebenso fähig als bedürftig ist.
(Schweizerisches.) I» Basel hat unlängst eine Musterung der Landwehr stattgefunde». Ei» dortiges Blatt berichtet über diesen mehr drolligen als feierlichen Akt: „El» Fest muß es wirklich für uns Baseler sein, wieder einmal ein Bataillon Soldaten zu sehen, denn wäre nicht der uniformirte Adjutant des Kriegsministers, welcher das stehende Heer Basels zu repräsentiren hat, das jüngere Geschlecht wüßte nicht, wie ein „lediger" Soldat aussiebt. Auch wir begaben uns auf die Schützenmatte und kamen gerade zum interessantesten Theil. Eine Kompagnie hatte just Tornistervisite und Kleiderinspektion. Da hieß es zum Beispiel: „Wo hend er's zweit' Paar Hole?" — „Jä, mi Frau het halt em Louisli e Junte drus g'macht." Bei einem Andern hieß es: „Euer Habersack het jo kei Hör me!" — „Ja, er isch erst drei Johr uf cm Estrig g'hange, aber d' Schabe hänn en halt doch g'fresse." Der Dritte wurde gefragt, wo er sein zweites Paar Schuhe habe. „Beim Schuster!" erwiderte er respektvoll, was auch pflichtgetreu nolirt wurde. Da hat's ein Vierter ganz anders gemacht. Er packte nämlich in Ermangelung eines zweiten Paares ein Paar Schuhe ein, die seiner Frau gehörten, und wickelte dieselben in ein Papier „zur Schonung des Tornisters", wie der Sorgsame wichtig bemerkte. Im Ganzen wurde gut exerzirt, man muß es den Mannen lassen. Der gute Willen machte sich überall bemerkbar; ein Korporal hatte sogar so viel Diensteifer, daß er beim Wiederholen der Kompaanieschule seiner Abtheilung zurief: „Wartet, i ha lätz kummedirt,
i muß ,'erst im Realement noblueae."
Buchstabenriithsel.
Es sind 16 Buchstaben so ins Quadrat zu stellen, daß sie wagrecht und senkrecht folgende 4 Worte bilden:
1) Ein allbekannt Metall, aus dem man viel kann machen;
2) ist eine Eigenschaft an Zeit und festen Sachen;
3) ein Thier, das harmlos lebt in
nassen Wiesengründen;
4) ein Thier, das man oft kann auf trocknem Felde finden. I. L.
Frankfurter Course vom 18. Oktbr. 1878.
Geldsorten. »-L ^z.
20-Frankenstncke.16 19 0 .
Englische Souvereigns . . . . 20 40 O.
Ruß. Imperiales. 16 67 O.
Holland. 10 fl.-Stück. .... 16 65 O.
Dukaten. 9 57—62
Dollars in Gold.7 17-20
, Druck und Verlag'von Jak. Meeh in Neuenbürg.