Sie trat hinaus vor die HauSthür,! um Luft zu schöpfen, das Dach schien sich auf sie herabzusenken, sie erdrücken zu wolle».

Guten Abend, Theda !" rief in diesem Augenblick Frau Amte,Du hast Besuch gehabt?"

Guten Abend', Amte!" versetzte das junge Mädchen ruhig.Der Besuch galt nicht mir, auch nicht dem Vater der Fremde suchte ein Unterkommen für die Nacht, da verwies ich ihn, weil ich ganz allein daheim bin, an den Herrn Pfarrer."

Sie ging bei diesen Worten langsam dem nahen Strande zu, während Amke scheinbar absichtslos neben ihr herschritt.

Es ist gut, daß der Fremde nicht da­geblieben ist, Theda!" fuhr Frau Amke leiser fort,die alte Dorsschlange kroch ihm nach, sie witterte wahrscheinlich Verrath gegen die lieben Franzosen."

Du meinst den Keno Focke?" fragte Theda, erschreckt stehen bleibend.

Nun, wen wohl anders; seit wir hol­ländisch und nun gar ganz französisch ge­worden, zischt diese alle Schlange offen umher und hat schon Manchen unglücklich gemacht. Warne doch Deinen Vater auch vor dem Keno, der ihn haßt und zu ver­derben sucht."

Mein Vater geht stets den geraden Weg der Ehrlichkeit", versetzte Theda stolz, er hat keinen Spion zu fürchten."

O, die Ehrlichen und Geraden sind ihm just ein Dorn im Auge, eiferte Amke, Dein Vater haßt die Franzosen und macht aus seiner Gesinnung kein Hehl, was der Keno Focke schon benutzen wird."

Mag er's thun", sprach das junge Mädchen in ihrer stolzen Weise,der Enno Harms fürchtet keinen Feind."

Sie schritt rascher dem Strande zu, als wünsche sie der Unterhaltung zu ent­fliehen. Frau Amke sagte ihr gute Nacht und entfernte sich.

Sie ist stolz, wie der Vater", sprach Letztere für sich,nun, wer nicht hören will, muß fühlen. Leid sollt's mir aber doch da­rum nicht thun."

War wohl nichts zu beschützen," tönte das hämische Lachen derDorfschlange" ihr in's Ohr.Die Prinzessin ist ,war klug, aber man weiß doch, woher der Wind pfeift; die Auricher kennen ihre Leute."

Und wir Dorfleute kennen ;auch den Keno Focke," rief Amke zornig,habt wohl bald genug französischen Lohn, um des Fischsang's ganz entralhen zu können. Nun, wohl bekomm's hütet Euer Geld wohl, daß es sich nicht in glühende Kohlen ver­wandele, der Gottseibeiuns treibt mit solchem Erwerb gar zu gern seinen Spuck."

Keno Focke brummte etwas zornig in den Bart, und schritt dann eiligst seiner Hütte am andern Ende des Dörfchens zu, während Frau Amke triumphirend lächelnd ebenfalls in ihr Häuschen trat, das sie als Wittwe ganz mutterseelenallein bewohnte.

Theda Harms aber saß auf einem Stein am einsamen Strande und schaute wie eine Träumende in die stille Fluch. Langsam stieg der Mond am durchsichtig klaren Him­mel empor und erhellte das weite Meer mit seinem Silberglanze und geheimniß-

s voll schnellte hie da ein Fisch an die Ober­fläche, als mürbe er magnetisch von dem magischen Lichte emporgezogen aus seinem stillen Elemente.

Ueberwältiaend ist der Eindruck des wildempörten Meeres, vor dem die Seele bebend zurückschreckt, als strecke ein Riese die furchtbare Faust nach dem friedlichen Dasein; aber wunderbarer noch wirkt die stille Fläche, vom Monde geisterhaft über­haucht ; man fühlt sich dem Ewigen, dem Unnennbaren näher und wähnt in den blitzenden Wellen den ganzen Zauber einer Märchen- und Geisterwelt zu entdecken.

Wo aber ein Unglücklicher diesem Zau­ber verfällt, da locken und winken die Geister der Tiefe und verwinden ihn immer enger, bis er sich willenlos hinabgezogen fühlt in die Umarmung der listigen Najaden

Immer näher zog es auch Theda hin nach der verlockenden Zauberfluth, immer sehnender verlangte das Herz nach ihrer tödtlichen Umarmung.

Da klang es plötzlich wie Hufschlag durch die Stille sie schreckte jäh empor und horchte.

Ein Reiter näherte sich es mußte der Lieutenant der französischen Küsten­wache sein, ein Wüstling, den sie verab­scheute und der höhnend geschworen, die spröde Fischerin, es koste, was es wolle, die Seine zu nennen.

Wie ein Pfeil flog Theda dem Hause zu, das sie hinter sich verriegelte und ver­schloß.

Der Reiter mußte die Fliehende er­kannt haben, da er seinem Pferde die Sporen gab. Vor Harms Hause hielt er still, um mit seinem Degen an die Thüre zu klopfen.

Die Hexe!" murmelte der Franzose nach wenigen Minuten sein Pferd wieder antreibend,ich wette, sie war es sperre Dich nur, schöne Prinzessin, mein wirst Du doch."

Theda aber blickte ihm mit heftig klopf­enden Herzen aus ihrem Kammerfenster nach und flüsterte:Wie soll das enden? O, mir ist, als müsse über kurz oder lang das Verderben über dieses friedliche Dach Hereinbrechen!"

Mittlerweile war Baron Adalbert von Schodersdorf so eilig am Strande dahin­geschritten, als wünsche er aus dem Be reich jenes Hauses zu kommen, wo sein aristokratischer Stolz eine so empfindliche Niederlage, wie er wähnte, erlitten.

(Fortsetzung folgt.)

Die Hitze in den Vereinigten Staaten.

Die amerikanischen Zeitungen enthalten lange Einzeluheiten über die verderbliche Wirkung der Hitze im Staate Missouri im Monate Juni. Der 13. war der heißeste Tag; um 8 Uhr Morgens zeigte das Thermometer im Schatten am Ufer des Mississippi 90° Fahrenheit (37° des 100- theiligen Thermometers). In den Spitälern von St. Loms hatte man Quantitäten Eis und verschiedene bei der Behandlung des Sonnenstiches gewöhnlich angewendete Mittel reichlich in Bereitschaft gesetzt und den 'ganzen Tag hindurch sah man die Kranken I ununterbrochen daselbst Herzuströmen. Bis

12 Uhr Mittag? batte man in das Leichen­haus die Leichname von 15 am Sonnen­stiche gestorbene Personen gebracht; 5 Pferde erlagen auf offener Straße. Eine wahre Bestürzung herrschte in der Stadt; Niemand wagte auszugehe». Der Dienst der Pferde­bahnen mußte unterbrochen werden und eine einzige Linie verlor 12 Pferde, welche vom Sonnenstiche getroffen wurden. Abends 8 Uhr zählte man 54 Opfer dieser alles Maß übersteigenden Temperatur, und es ist wahrscheinlich, daß deren noch einmal so viele vorkamen, von welchen die Behörden keine Anzeige erhalten haben. Der Son­nenstich traf nicht allein die Personen, welche die Unvorsichtigkeit begangen hatten, auszugehen; mehrere wurden in ihren Wohnungen, Bureaus und Magazinen niedergestreckt. In andern Staaten der Union war die Hitze gleichfalls überaus stark. In Chicago stieg am 13. Juni das Thermometer bis auf 91° F. In Illinois, Iowa, Nebraska rc. waren die Fälle von Sonnenstich sehr zahlreich, und mährend mehrerer Stunden wurden sämmt- liche Arbeiten eingestellt.

(Ein Bauchredner). Aus Villach wird nachstehendes lustige Touristenstückchen gemeldet:In einem kleinen Gasthause am Fuße des Dobratsch sitzt neulich Abends eine Gesellschaft von Touristen beisammen, die der Regen zusammengetrieben und dis nun verdrossen den sauren Wein des schmunzelnden Wirthes in sich hineinschütten. Alle Bitten an den Bauer, ein besseres Getränk zu beschaffen, blieben wirkungslos. Der Biedermann betheuerle, keinen anderen zu besitzen, und lachte sich heimlich in's Fäustchen. Plötzlich es war in der Stube still geworden ertönte vom Dach­boden eine dumpfe Stimme herab:Wirlh, Wirth I Sündige nicht und gib Deinen Gästen guten Wein!" Der Bauer, in dem Glauben, ein Mitglied der Gesellschaft sei auf den Boden gestiegen, zündet seine Laterne an und steigt die Treppe hinauf. Aber schon im nächsten Augenblick kommt er bleich und zitternd zurück: der Boden ist leer. Und nun tönt dieselbe schauerliche Stimme mit einemmale aus dem Keller herauf. Dem Wirth wird himmelangst. Er bittet einen beherzten Gast, ihn hinab­zubegleiten; er erinnerte sich, in einer Ecke noch ein altes Faß stehen zu haben. Richtig kommt er auch bald mit einem Arm voll Flaschen angekeucht; zugleich ertönt von draußen auf der Straße der dumpfe Ruf: Das war Dein Glück!" Der Bauer bekreuzte sich, setzte sich still hinter den Ofen und war fortan die Höflichkeit selbst. Die Touristen aber zechten und jubelten bis in den Morgen hinein und ließen den Retter in der Weinnoth hoch leben. Diesem, einem Herrn aus Wien, Abkömmling eines allen polnischen Adelsgeschlechts, war seine außerordentliche Fähigkeit im Bauchreden bestens zu Statten gekommen."

Der heutigen Nummer liegt ein Pro­spekt bei, betreffendGichtketten mit Flußableitung" v. E. Winter, Berlin, Bcrnburgerstraße 29» worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen".

Nedaklion, Druck Perlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.