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ist richtig, daß ausgesprocheiiermaßen allsei­tig der Wille herrscht, möglichst bald die Grundzüge der Abmachungen in vollem Umfange festzustellen.

Baden, 25. Juni. Bis heute be­läuft sich der Fremdenverkehr auf 12180 Personen.

Württemberg.

Stuttgart. Hr. Eduard Schwarz beabsichtigt nächsten Sonntag einen Ausflug nach Calw und Wildbad mittelst Extrazugs zu veranstalten. Der Zug, der um 6 Uhr 40 Mi». Morgens hier abgeht, hat in Calw einen ca. 2stündigen Aufenthalt. Von Wildbad, wo man um 11 Uhr 50 Mi», anlangt, erfolgt um 8 Uhr die Rückfahrt. Ankunft in Stuttgart um 11 Uhr.

Cannstatt, 25. Juni. Gestern Abend fand hier unter großer Betheiligung die Enthüllung des Grabdenkmals für Freiligrath statt.

Wildbad, 24. Juni. Auf den Mo­nat Juli haben sich viele vornehme Gäste angemeldet; gestern wurde Hotelbesitzer Klumpp benachrichtigt, daß der vieljährige Besucher Fürst Gortschakoff nach Beendig­ung des Kongresses sich als Kurgast in Wildbad einfinden wird. Drei russische Generale wohnen dermalen im Hotel Klumpp, und wie immer viele Engländer. Von her­vorragenden Württembergern ist zu nennen Fürst von Waldburg Zeil-Trauchburg. Im Hotel Bellevue logirt der kaiserlich russische Gesandte Baron v. Staal. Im Hotel Klumpp ist in dem Nebenbau ein Auszug, ähnlich wie der im Hotel Marquardt ein­gerichtet worden. Die praktische und de queme Einrichtung wird durch das eigene Wasserwerk des Hotels betrieben. (St. Anz.)

Das 25jährige Amts-Jubiläum -es Hrn. Sta-tschutthcißrn Wcßinger in Nruenbürg am 24. Juni.

II.

Während des Tages lösten sich wechsel­voll ab die dem Jubilar persönlich darge­brachten, die schriftlich gesendet-», oder durch den geflügelten Boten der Elektricität zugerufenen Glückwünsche und Bezeugungen der Werthachtung von geschätzten Gönnern, lieben Mitbürgern, Freunden und Ange­hörigen aus nah und fern und verliehen dem schönen Tage ein lichtvolles, sreund- licke Erinnerungen fesselndes Relief, zum Uebergang iür den Abend, der in einem Festmahle und Banket dem Ganzen effekt­volle», würdigen Abschluß bringen sollte. Hierbei hatte der Jubilar zu seiner Rechten und Linken die HH. Bezirksbeamlen. an welche sich die Bürger-und Einwohnerschaft so zahlreich angeschlossen, daß alle Plätze des neuen geräumigen Saales, während des Bankets sämmtliche Lokalitäten der alten Post besetzt waren. Wie Morgens bei der Begrüßung, fällt auch hier einem Mitglied der bürgerlichen Collegien der erste Trinkspruch zu. In diesem wird der Stadtschultheiß erinnert, wie er heute vor 25 Jahren den Wunsch an die Gemeinde ausgesprochen,ihm mit demselben Vertrauen zu begegnen, das er ihr von ganzem Herze»

entgegenbringe." Der Jubilar habe dieses Vertrauen gerechtfertigt durch gewissenhafte, gerechte und uneigennützige Pflichterfüllung; getreu seinem Eide und den Gesetze» habe er, unbeirrt vom Jntereffen-Egoismus, sein Amt mit musterhafter Pünktlichkeit verwaltet. Bei vorurlheilssreiem Rückblick sei nicht zu verkennen, daß unter der Aegide des Stadtschultheißen dem Alt-Hergebrachten schon manche Fortschritte abgerungen wor­den sind. In diesem 25jährigen Haus­stande habe er mit der ihm angetrauten Gemeinde wie ein braver Hausvater Freude und Leid treulich getheilt, dann in jenen bewegten, allen unvergeßlichen Zeiten der Gefahr und der großartigen Erhebung des Gesammt-Vaterlanves, mit schwungvollem erwärmendem Patriotismus vorangeleuchtet. Wie die Eisenstränge die Völker draußen zum Verkehr verbinden, sollen die Stränge der für unsere Sanität wichtigen Wasser­werke die Gesundung der Gemeinde beför­dern; möchten so die Schienen unserer heute fertigen, der Stadt zu Ruhm und Zierde gereichenden neuen Brücke die Bürgerschaft beider Ufer zu den noch bevorstehenden intellektuellen Werken vereinigen; daß die Brücke ein Symbol des Friedens bleibe, dieß sei bekanntlich der sehnlichste Wunsch und das dem Jubilar theuerste Angebinde zum heutigen Tage. An den Dank für die Vergangenheit schließt der Trinkspruch den Wunsch: es möge die Sonne des Wohl­ergehens dem Stadivorstand und seiner Familie noch Jahrzehnte der Zukunft hin­durch freundlich leuchten.

Der Gefeierte, nach dem heute Erlebten von seinen Gefühlen bestürmt, möchte diesen folgend, auf seine frühe Jugendzeit und die vielfachen auffällige» Beispiele göttlicher Führung, deren er sich bis heute zu er­freuen hatte, zurückzreifen, wenn er nicht besorgte, es würde die innere Bewegung ihm in ^die Augen treten und die Sprache beeinflussen. Sang- und klanglos vor 25 Jahren sein Amt antretend, habe er es schlicht und prunklos bis heule geführt, auch gewünscht, in's 26. Dienstjahr still hin­über tr-ten zu dürfen. Er wisse nicht, wie ihm mit den gestern und beute von der Ge­meinde dargebrachten Huldigungen geschehe. Die kühnsten Hoffnungen hätten ihn nicht die Anerkennung erwarten lassen, die ihm heute von den HH. Oberamtsrichter Römer und Oöeramtmann Mahle mündlich, und wohl auf deS letzteren Veranlassung von Sr. Exc. drin Hrn. Staatsminister v. Sick in Allerhöchstem Auftrag schriftlich ausge­sprochen worden. Wenn er sich der ohne sein Znthun, unerwartet von den Collegien beschlossene», von der Gemeinde gewünschten Feier nicht habe entziehen können, nehme er, das dürfe man ihm wohl glaube», diese Ehrenbezeugungen nicht in eitler selbstge­fälliger Ueberhebung als wohlverdiente an, sondern betrachte sie in Bescheidenheit als Beweise der Liebe, Anhänglichkeit und Ach­tung der Gemeinde, als Urtheil der Vor­gesetzten Behörden, welche das Bestreben, das Gute zu erzielen, das Nachtheilige zu beseitigen, das Böse zu unterdrücken, an dem Gemeindevorsteher auch dann ehren, wenn ihm nur Weniges gelungen sei. Die heutigen Beweise der Anhänglichkeit, ange­

reiht an die ihm und seiner Familie bei schmerzlichen und freudigen Ereignissen er­zeigte innige Theilnahme, angereiht an die Wünsche für glückliche Abwendung seiner schweren Krankheit, verpflichten ihn zum tief­sten Dank. So lange er noch auf seinem Po­sten, werde er bemüht sein, dem einzelnen Ge- meinde-Geuossen, wie der Gemeinde gegen­über diesen Dank thätig zum Ausdruck zu bringe», wozu ihm der gnädige Gott helfen möge. Weiter spricht der Jubilar seinen mündlichen Dank tiefbewegt aus: den HH. Bezirksbeamten, die ihn in seiner Amts­führung unterstützt, durch milde, wohlwol­lende Beurtheilung gekräftigt, der Gemeinde­verwaltung ihr förderliches Interesse zuge­wendet haben; dem Hrn. Dekan, der in Kirchen-, Schul- und Armen-Angelegen- heiten immer mit Sachkenntniß, Erfahrung und Ruhe mitgearbeitet habe; den Ge- meinde-Collegien, die, wenn auch die An­sichten oft auseinandergiengen, doch immer nur das Beste zu erzielen trachteten und die heutige Feier veranlaßten; den , städtischen Rechnern, Verwaltern und Offi­zianten, die durch gewissenhafte Erfüllung ihrer Aufgabe die seinige erleichterten; den Lehrern, die mit Eifer und Hingebung unsere Jugend unterrichten und miterziehen; ^

dem Liederkrauze für seine Bestrebungen;

der Feuerwehr, die freiwillig mit opfer­

williger Nächstenliebe ihrem Dienste sich hingab und ihm eine verantwortungsvolle Amtspflicht erleichterte; dem Schützen- und Turnerbunde, welche die Hebung der Kraft und Wehrhaftigkeit, die des Mannes Zierde ist, zu ihrer Aufgabe machten; !

dem Krieger-Verein, der uns stets erinnert j an die herrlichen Siege Deutschlanks; ^

ja allen Einwohnern seie sein Dank aus- s gesprochen! Unvergeßlich werde ihm und seinen Angehörigen, ja selbst den Enkeln ' der heutige Tag bleiben.

Mit dem Wunsche, daß das redliche Streben und Schaffen aller Gemeinde-An- > gehörigen mit erwartetem Erfolge gekrönt ! werde, daß auch das Gemeinwesen der Stadt immer weiter die Anforderungen, die gestellt werden, zu erfüllen im Stande , sein möge; daß Fabriken, Gewerbe und ^ Handel blühen; aber auch der Sinn für Gottesfurcht, Gesetz und Recht sich erhalten und stärken möge, bittet er die Anwesenden, ihm die heutige wohlwollende Gesinnung auch ferner zu bewahren; er leere sein Glas auf ihr aller Wohl, auf das Wohl der ganzen Gemeinde; widme auch den Mitgliedern des Gemeinderaths und Bürger- Ausschusses, als den Vertretern der Ge­meinde, deren Entschließungen in jüngster Zeit wichtige Verbesserungen zu verdanken seien, ein Hoch!

Die festlich gehobene Stimmung des Abends kam während dieser durch ihre Schlichtheit meisterhaften Rede des Jubi­lars mehr und mehr zum Ausdruck und steigerte sich bis zu ihrem Höhepunkt, den der Obmann des Bürger-Ausschusses I. Bäuerle richtig erfaßt zu verdienten Dan­kesworten und herzlich gemeinten Wünschen ! an den Stadtvorstand, gipfelnd in dem Refrain:

So möge denn der Jubilar,

Wirken weitere 25 Jahrl !

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh, Neuenbürg.