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die Wiederkehr der Wirren im Orient und zu Gunsten der christlichen Bevölkerung. Schließlich wird noch betont, daß die deutsche Reichspolitik während der letzten orientalischen Wirren eine durchaus ver­mittelnde war und man darf annehmen, daß es lediglich dieser Vermittlung unserer leitenden Staatsmänner zuzuschreiben ist, daß der nunmehr beendete Krieg lokalisier blieb. Es gewinnt den Anschein, daß die Vermittlung auch jetzt noch wohlthälig nachwirkt, denn das jetzige kriegerische Auf- treten Griechenlands stellt entgegen den ursprünglich allgemein gehegten Befurch, tungen keine weiteren Verwickelungen i» Aussicht. Griechenland kann in dem für ihn günstigsten Falle jetzt noch nur auf Epirus, Thessalien und allerhöchstens noch Mazedonien speku'iren, welche entschieden griechischen Charakter tragen. Tort wer­den sie von den Nüssen nicht behelligt werden.

Unter den Interessenten der T a b a k s - I n o n st r i e ist eine starke Agitation gegen die beabsichtigte höhere Steuer im Gange. Ans eine Besprechung der Interessenten, welche am 24. Januar in Dresden staltfand, folgte am 27. eine solche in Frankfurt und eine große, von über 2000 Personen besuchte Massenversammlung in Mannheim.

Während der U lt r a m o n r a n i s mus in Bayern in voller Auflösung begriffen ist, treten auch in Baden die merkwür­digsten Symptome zu Tage. Das mann­hafte Bekennlniß eines katholischen Priesters in der Zweiten Kammer, daß in erster Linie die Curie die dermalige traurige Lage der katholischen Kirche in Baden verschulde und deshalb auch in erster Linie znm Nach, geben verpflichtet sei, ist nicht ohne Wir­kung geblieben. Der Abg. Lender glaubte zwar, den ketzerischen Amtsbruder als un ler de» katholischen Geistlichen vollkommen isolirt dastehend bezeichnen zn können. Allein schon tritt in derFrankfurter Zei­tung" ein anderer katholischer Priester auf, welcher ausdrücklich bezeugt, daß Hunderte von katholischen Geistlichen mit dem Abg. Hansjacob durchaus übereinstimmen.

Wolfach 4. Februar. Die hiesige Gemeinde hat denGasthof znm Ochsen" um die Summe von 14370 c/kä angekaust, um der Groß!). Regierung die nöthigen Räumlichkeiten zur Zurnckverlegung des Genchlsuotariats zur Verfügung stellen zu können.

Pforzheim. Der am verflossenen Montag dahier abgehaltene Vichmarkt war mit 1107 Stück Großvieh befahren. Die Viehpreise bielien sich auch diesmal wieder sehr hoch. Der Pferdemarkt mochte mit etwa 300 Stück befahren gewesen sein. Während der Handel auf dem Rindvieh­markte äußerst lebhaft war, wurden auf dem Pferdemarkt vcrhältnißmäßig wenig Käufe abgeschloffen. (Pf. B.)

Weiler 4. Februar. Um 11 Uhr Nachts verbreitete sich plötzlich über unse­rem Ort ein furchtbarer Flammcnschein und zugleich erhob sich der Feuerruf. DaS Haus des Bürgermeisters Becker stand in Hellen Flammen. Von den Mobilien konnte trichlS gerettet werden; nur das Rindvieh und die Pferde. Außer dem Wohnhaus

brannten Scheuer und Stall nieder, auch zwei Scheuern des Joh. Kern und Joh. Bauer wurden von den Flammen ergriff fen. Dem Bürgermeister sollen auch 1000 ^ in lOOMarkscheinen verbrannt sein. Durch Beihilfe der Nachbarorte, besonders der von Ottenhausen und Ellmendingen, denen die hiesige Gemeinde zum besonderen Dank verpflichtet ist, konnte dem größeren Umsichgreifen des Feuers gesteuert werden.

Württemberg.

Seine Majestät der König haben nach vorgängiger Zustimmung Sei­ner Majestät des Kaisers Aller­gnädigst zu verfügen geruht durch Aller­höchste Ordre vom 3. Februar:

v. Schachtmcye r. Königlich Preußi­schem General der Infanterie L In 8uite der Armee, das Generalkommando des Königlichen Armeecorps zu übertragen. Stuttgart 5. Februar. Die Li­quidation der württembergischen Commis­sionsbank, welche bekanntlich vor mehreren Jahren in Konkurs gerathen ist, ist nahe­zu beendigt. Die Gläubiger sollen etwas über 25 Prozent ihrer Forderungen er­halte».

Böblingen den 5. Februar. Am Lichtmeßfeiertag hielt unser Landtags- Abgeordneter Dr. Otto Elben einen Vortrag über die Aufgaben, welche an die Stadt heräntreten werden, wenn die Bahn im Frühjahr 1879 eröffnet wird, ermahnte bei Anlegung des Stadlbauplans nicht engherzig zu verfahren und besonders den Zugang vom Bahnhof zur Stadt so be­quem und freundlich als möglich auzulegen, da bei der Nähe der herrlichen Waldungen viele Besucher aus der Residenz zu erwar­ten seien, besonders wenn die hiesigen Gasthöfe ihren alten Ruf aufrecht erhallen. Da sich in den letzten Jahren schon Som­merfrischler eingefunden haben, so werde dies nach Eröffnung der Bahn, besonders wenn durch Einrichtung von Wohnungen zu diesem Zweck gesorgt werde. Manchen veranlassen einige Wochen hier zuzubringen. Hoffen wir, daß die Gemeindevertretung das Nichtige in diesen für unsere Stadt so wichtigen Fragen treffen wird.

Ausland.

Ein Extrablatt des Schwab. Merkur vom 7. Februar, Abends 8'/r Uhr, bringt die Nachricht:

R o m, 7. Febr. Die Agencia Stcsani meldet: Der Pap st ist heute Nachmittag um 3 Uhr gestorben. Das Kon­klave wird sogleich zusammentreten.

Vam Krieg.

London, 7. Febr. Morning Aover- tiser hat Grund zu glauben, die britische Regierung habe Kunde von dem Ein zug der russischen A rmee in K o n st a n li­tt o p e l erhallen. Morning Post glaubt, die Nachricht, welche über Bombay und Alexandria kam, beruhe auf amtli ch e r, authentischer Mittheilun g.

Die Hellenen rücken in türkisches Ge­biet und zwar in Thessalien ein, ohne den Krieg zu erklären. Unter den vielen wun­derlichen Episoden dieser heillosen Orient- Krise ist diese wohl die wunderlichste. Dem in Athen weilenden türkischen Ge­sandten wird die Versicherung zu Lheil,

daß Man keinem Türken ein Haar krüm­men, sondern nur die Tscherkessen unter polizeiliche Obsorge nehmen wolle. Selbst­verständlich will man in Konstantinopel von dieser griechischen Friedenspolizei nichts wissen. Durch seine Schilderhebung im letzten Augenblicke ist Griechenland in eine bedrängte Lage gerathen. Seine Hafen­städte sind einer feindlichen Flotte schutzlos preisgegebe»; dies eben war der triftige Grund, warum bisher vorsichtig gecögert wurde. Nur die gebieterische Rücksicht, beim bevorstehenden Frieden, der die tür­kische Erbschaft regelt, sich eine Stimme zu sichern, hat zuletzt zum Wagniß ge- nöthigt, das zu einem doppelten Wagniß wurde in einem Augenblick, als die tür­kischen Streitkräfte zu Wasser und zu Land aut den übrigen Kriegsschauplätzen frei wurden. Dennoch wird Niemand die un­gewöhnliche Lage des kleinen Königreichs verkennen. Es ist die Schuld der Groß­mächte , daß Griechenland eine hilflose Schöpfung geblieben ist, sie werden sich aber im Lause eines halben Jahrhunderts davon überzeugt haben, daß dieser Zustand keineswegs dem europäischen Interesse ent­sprochen habe. Mit leichter Mühe können sie jetzt der Vernichtung der aufblühcnden offenen Piräusstadt Vorbeugen, zu welcher Heldenthat sich der britische Admiral an­schickt, der den Russen gegenüber seine gänzliche Unfähigkeit gezeigt hat. Ader die Großmächte werden mehr thun muffen. Je gründlicher Rußland von seinem Standpunkt aus der Türkei zu Leibe zu gehen sich anschickt, um so mehr haben die Großmächte Ursache, dem Standpunkt Europas der zusammenfällt mit dem Interesse der selbständigen Nationalstaaten, Geltung zu verschaffen.

Miszellen.

Die Gefahren der Erdölbeleuchtung, und wie ihnen zu begegnen ist.

Hierüber schreibt das Gewsrbeblatt aus Württemberg:

Eurer Anzahl wohlgeordneter stiller Hausbewohner in der Nähe StuttgarlS hat dieser Tage große Gefahr durch eine im ersten Stock ihres Wohnhauses zur Trep­penbeleuchtung ausgehängte Erdöllampe ge­droht. Letztere brannte etwa eine halbe Stunde, worauf sie unter starkem Knall expiodirte, und den Docht nebst brennen­dem Oel auf die hölzerne Treppe auswarf, welche ebenfalls sofort zn brennen beaaan. Glücklicherweise halte ein auf den Knall von oben herab herbeieilendes Dienstmädchen die Besonnenheil, ihren ganzen Vorralh Fegesand herbeiznholen, durch welchen es ihr gelang, das Feuer zn ersticken. Wären hierüber nur einige Minuten weiter hinge­gangen , so wäre die ans dürrem Tan­nenholz bestehende Treppe in vollen F.am- men gestände», nnd oen Bewohnern im l., 2. und 3. Stock des Hruses nur die Flucht durch die Fenster möglich uns ihre Rettung ganz von einer frühzeitigen Er­scheinung äußerer Hilfe abhängig gewesen. Der Brand in dem hohen und lustigen Stiegenhause hätte dann jedenfalls große Dimensionen angenommen.