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Calw den 27. Jan. Wie man hört, hat die hiesige Gemeindevertretung im Laufe dieser Woche, einem längst gefühlten dringenden Bedüriniß entsprechend, die Erstellung einer eisernen Quell­wasserleitung beschlossen, deren Ko­sten sich auf 7080,000 ^ belaufen werden. Das Opfer, welches die Stadl­gemeinde für diesen Zweck bringt, ist um so höher anzuschlage», als dieselbe für die Pflege ihrer materiellen und geistigen In­teressen schon so manche und bedeutende Opfer gebracht hat, welche die Kräfte der Gemeindegcnossen fortwährend in erheb­lichem Grad in Anspruch nehmen.

Calw den 27. Jan. Zu dem in diesen Blättern schon öfters gerügten Handwerks burschenbettel möge folgendes Seitenstück nicht unerwähnt blei­ben. Ein hiesiger Meister, der das ganze Jahr hindurch mehrere Gehilfen beschäftigt, entließ in der Woche vor Weihnachten seine Gesellen, mit welchen er bisher zu frieden war, lediglich aus dem Grunde, um sie nicht über die Feiertage verköstigen zu müssen, und s-ine Kunden verwies er auf die Zeit nach Neujahr, da werde er durch Einstellung neuer Arbeiter alle Auf­träge wieder prompt aussühren können. Unter den Entlassenen war ein Norddeut­scher, der noch nicht lange hier Beschäf­tigung gefunden und noch nicht so viel erübrigt hatte, um direkt Heimreisen zu können. Eine Stelle fand er nicht sogleich wieder, es blieb ihm vielmehr nichts an­deres übrig, als sich eben einige Wochen beschäftigungslos in der Gegend herumzu- treibcn. (Schw. M.) (Zur Vervoll­ständigung des Berichts hätte doch gehört, auch den Namen dieses christlichen Mei sters zu nennen.)

Calw den 27. Jan. Das untere Bad in Liebenzell, bisher Eigen­thum der königl. Eisenbahnkommission, ist kürzlich um den billigen Preis von 50,000

an Herrn Rudolf Koch, den Besitzer von Kleinmildbad, verkauft worden. Da seit mehreren Jahre» ei« großer Theil der Gäste des unteren Bades die Quellen von Kleinwildbad zum Trinken und Baven be­nützt hat, so ist dem Publikum am besten gedient und können beide Bäder nur ge­winnen, wenn sie künftig sich in Einer Hand befinden und einheitlich verwaltet werden. Die durch den Verkauf einge­tretene Aenderung wird daher allgemein gerne gesehen. Die früher zum untern Bad gehörige Neuner'sche Spinnerei auf dem linken Nagoldufer, gegenüber dem Bahnhof, ist jetzt ebenfalls von der Eisen­dahnkommission zum Verkauf ausgeschrieben.

Calw, 28. Jan. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag ist ein lediger 32 Jahre alter Mann von Aichhalden auf dem Rückweg von Neuweiler, wo er einem Leichenbegängniß beiwohnte, erfroren und zugeschneit worden. Die Sektion hat er­geben, daß derselbe an körperlichen Leiden litt, die den Erfrierungstod begünstigten.

Oe hringen 2l. Jan. Gestern Morgen wurde ein berüchtigter Wilderer im Revier Waldbach von dem dortigen Waldschützen ertappt und setzte sich gegen denselben zur Wehr. Beide rangen nun eine zeitlang mit wechselndem Erfolg, bis

es dem Wilddieb gelang, sich zu befreien, woraus er das Gewehr auf den Wald- schützen anlegen wollte. Dieser wurde jedoch rascher fertig und schoß auf den Wilderer. Der Schuß ging in die Ober­schenkel und es soll die Verwundung ziem­lich bedeutend sein.

Jmmenhausen O.A. Tübingen den 24. Jan. Ei» schwerer Unglücks­schlag traf gestern die Gottfried Riehle'- sche Familie. Ihr 28jähriger Sohn wurde beim Fällen von Bäumen im Wald vom äußersten Ende eines Astes noch erreicht und zwar mit einer Wucht, daß ihm der Schädel total zerschmettert wurde und der Tod augenblicklich einlrat.

Kniebis den 24. Jan. Nach 1'/-- tägigem abscheulichem Regenwetter, das uns wieder einen Theil unserer theilweise über Mannesgröße hohe Schneemassen ent­führte, brach heule Nacht ein furcht­barer Schneesturm aus, der wie­der an Schnee ersetzt, was abgegangen ist. Da die Bahn heute nicht dem Verkehr offen erhalten werden konnte, so blieb auch diebmal die Post hier zurück, ohne ihren Kurs nach Petersthal fortgesetzt zu haben, und fuhr nach Freudenstadt zurück; da das Weiterfahren während des heftigen Sturms nur mit Lebensgefahr möglich ge­wesen wäre. Die Schneehöhe beträgt hier theilweise 2,8 Meter.

Neuenbürg. 29. Jan.Schätzen kann fehlen." Diese alte Devise gibt uns Anlaß zu einer Berichtigung. In der Notiz über die Lieferungen des Nothenbach- werks in Pulverkisten rc. (Enzth. Nr. 11 S. 43) ist eine 0 zu wenig: es sollen nicht blos 30003500 sondern 30,000 Pulver- kisten geliefert worden sein. Die Rechen­künstler, die mit ihrer Kritik an der detail- lirte» Zahl hängen geblieben, mögen sich nun beruhigen.Die Lieferungen für Zwecke des orientalischen Krieges" erschien unS als die Quintessenz der kurzen Notiz.

Ausland.

Vom Krieg.

London den 28. Jan. Amtlicher Mittheilung zufolge willigte Lord Derby nach Auseinandersetzung mit seinen Kol­legen und in Folge der Rückkehr der Flotte in die Besikabai ein, auf seinem P o st e n zu bleiben. Stan­dard will missen, daß Derby nichts gegen den außerordenl. Militärkredit ein­zuwenden habe, welcher laut Beschluß des gestrigen Ministerrathes heute eingebracht werde.

Der Abschluß der W a f f e n r u h e hat sich wirklich, wie es scheint, durch die un­verbesserliche Hoffnung der Pforte auf Englands Hülse verzögert. Die Tür kei wünsche wahrscheinlich zu warten, dis die Frage der Kredilsorderung in London entschieden wäre, und hoffte auch England »ach Konstantinopel zu ziehen. So wollte man die Gründe des Aufschubs vermulhen.

Ueber den Nothstand in der Türkei liegen neuere Berichte vor, welche die traurige Gewißheit bringen, daß die Noth in schrecklicher Weise zunimmt. Es flüchten gegenwärtig gegen 300,000 Leute der Hauptstadt zu. Gegen 100,000 liegen hilflos und obdachlos im Schnee. In gan­

zen Karawanen verlassen die Türken am Balkan ihre Dörfer und reisen mit Wei­bern, Kindern, Möbeln und Heerden nach der Hauptstadt. Die Flüchtlinge sind mei­stens nur dürftig bekleidet und ohne Unter­hallsmittel. Dichte Schaaren belagern die Bahnhöfe, stellen sich, von der Eisenbahn- oerwaltung zurückgewieseu, auf die Schie­nen. zwingen die Züge, zu halten und klettern mit Gewalt in die Wa.igons.

Miszellen.

Ueber die Winterabendschulen aus dem Lande.

(Fortsetzung.)

Trotz dieses Zwiespalts der Meinungen über die Unlerrichtsgegenstände bestanden im Winter 1865/66 in 124 Orten frei­willige und in 305 Orten obligatorische Abendschulen, während es 1863/64 frei­willige Abendschulen 171 , obligatorische 285 waren, also hatten die freiwilligen um 47 abgenommen. Mit dem aber, daß man sich bei dem Unterricht immer mehr auf die in der Volksschule gelehrten Fächer zurückzog und die sogn. obligatorischen Abendschulen an die Stelle der Sonntags- schule traten, entwuchs natürlich die Sache den Händen der landw. Vereine, die Ober- schulbehörde mußte sich derselben bemäch­tigen, und dies blieb auch nicht aus. Das Kultministerium trat am I. Februar 1866 mit einer Verfügung hervor überland- wirths i astliche Fortbildungsschulen", dessen angegebener Zweck war: durch organische Einrichtung das ganze landwirthichaftliche Forlbitdungswesen zu heben und demselben seine richtige Stellung in der großen Reihe der übrigen Unterrichlsanstalten, sowie seine förderliche Vertretung gegenüber den or­dentlichen Volksschulbehörden zuzutheilen. Diese Verfügung hält den Begriffl and- wirthschaftliche Fortbildungsschulen" fest, sowie das Ideal dersreiwilli- g e n" Winterabendschulen, beschränkt aber die Aufsicht und Leitung der landwirthsch. Vereine lediglich aus freiwillige Fortbildungsschulen für der Sonntagsschule Entwachsene, mit landwirthschaftlichem Fachunterricht, und so ist es heute noch (vergl. Erlaß der Kgl. Centralstelle vom 3. Januar 1868). Was die obligatorischen Abendschulen be­trifft, so haben die landwirthschastl. Vereine nur, wenn landwirthsch. Unterricht erlheiit wird, das Recht, durch Delegirte Kenntlich von diesem Unterricht zu nehmen, und damit dies mit einigem Schein des Rechts geschehen kann, ist man allenthalben aus den Ausweg gekommen, bei Aufsatzübungei,, Rechnen, sowie bei Naturlehre landwirth'ch. Stoff hereinzuziehen. Einen weiteren recht­lichen Einfluß, der nennenswerth wäre, haben die Vereine auf die Abendschulen nicht, wohl aber dürfen sie und die Kgl. Centralstelle denselben mit ihren Geldmit­teln zu Hilfe kommen; es ist ihnen also wesentlich die Nolle derHeizer," zuqe- theilt, in welcher sie sich bisher mit Aus­dauer bewegt haben. Dies ist eine etwas eigenthümliche Stellung und um so be­denklicher , als nicht nur die Zahl der freiwilligen landwirthschastl. Fort­bildungsschulen, über welche den Vereinen