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5) Etw-iine An- oder Abmeldungen vv» Pflichtigen in der Zwischenzeit sind dem Oberamt sofort anzuzeigcn.

6) Bei der Musterung bab-n je die Orlsvorsteher der zu musternden Pfl ästigen z» erscheinen, bei der Loosung dagegen nicht. D.e Reruiiruiigsslaminroll-n sind miizubrinaen und bei der Musterung nach dem Ergebnis; der letzieren genau zu ergänzen. Di Loosnummern sind zu Hause, wenn die Loosungsscheine vom Oberamt zur Ausfoige an die Pflichtigen zugesandt werden, in die Siammrollen einzusetzen.

Die Orksvorsteher sind dafür verantwortlich, daß die Pflichtigen bei der Musterung vollzählig und rechtzeitig auf dem Rathhaus sich einsiiide» und dort in Ordnung versammelt bleiben. Bei der Vorladung ist denselben ausdrücklich zu eröffnen, daß alles Lärmen und Stören der Lee Handlungen bei Strafe verboten sei und man strenge darauf sehen werde, daß sie in einem ordentliche» Zustand cr'cheinen.

7) lieber die Claknfikation der Mannschaften der Reserve, Landwehr und Eisatzreserve I El, (s. Enzlklr. Nr. 26) findet die Verhandlung je am Ende der Musterung bezüglich der Angehörigen derjenigen Gemeinden stall, welche an dem' belreffendeil Tage die Miliiärpfl cktigen gestellt haben.

Hiernach haben die Ortsvorsteher sofort das Weitere zu besorgen.

Den 22. März l877.

Kgl. Oberamt.

M a b l e.

Neuenbürg.

Au dir Ortmr-rher.

Auf Anordnung des Kai. Ministeriums des Innern ist von der Cenlralstelle sür die L lUdwirthschail im Einvernehmen mit dem lbiercirztiichen Mitglied des Medicinal kollegiumS die in Nachstehendem abgedrnckle Belehrung über die Rinderpest geiertigt worden, welche in geeigneter Weise zur Kennt- niß der Viehbesitzer zu bringen ist.

Den 21. Marz 1877.

Kgl. Oberamt.

Mahle.

Belehrung über die Rinderpest.

seine Wirksamkeit viele Monate sorldauern können.

Die Rinderpest, welche sich unter ge wohnlichen Verhältnissen ursprünglich nur bei dem Sleppenoieh entwickelt, bei dem­selben o't einen txhr milden Verlauf nimmt und daher bisweilen verkannt wird, kan» nach stattqehabter Einiuhr desselben auf dem Transport oder bald nach beendigtem Transporte ausbrecheii. Die Seuche wird alsdann mit Leichtigkeit auf die eiubeimi-s schen Viehstände übertragen und pflanzt sich auf dem Wege der Ansteckung ungemein! rasch weiter fort. Hiedurch erklärt sich der' oit unerwartete plötzliche Ausbruch der

Die Rindeiprst (Viehpest. Löserdürre) Rinderpest in ganz gesunden, von den ur-

ist eine außereuropäische Seuche. Ihre eigentliche H.imalh sollen die astatischen Cpeppengebiete sein, von wo sie nicht selten nach Westen vordringt, namentlich in die Ukra ne (südliches Rußland), Moldau und Walachei, Bukowina, Povolien. In diese» Ländern entstehe» dadurch mehr oder weni­ger ausgebreitete Seuchenherde, und diese sind es dann, welche zur weiteren Ber-

spriinglichen Seuchenherden weit entfernten Gegenden. Seil der Ausdehnung des Eisen­bahnnetzes und der Dampfschifffahrt hat die Gefahr der Verschleppung aus früher nicht gekannte Entfernungen sehr erheblich zugenommen. Ist die Krankheit unter den einheimischen Viehbeständen einmal ausge- brocheu, io unterliegen fast alle Stücke in gleichem Grade der Gefahr der Ansteckung.

schleppung bis in die westlichen Länder Starke gut gepflegte, wohlgenährte und »och Europa's Veranlassung geben. Sie entsteht l juae»bliche Stücke pflegen von der Seuche in den europäischen Ländern niemals von zuerst befallen zu werden, selbst, sondern immer nur aus dem Wege Die Krankheit ergreift in den Vieh- der Ansteckung mittelst eines spezifischen stallen, in welchen sie zum Ausbruch kommt. Ansteüungsstoffes (OonbaZium) in der Regel anfangs nur ein einziges

Tue Rinderpest ist dem Rindergeschlecht! Stück. Das Jnkubcttionsstadlum der zwar eigen, rann aber auch anr andere l Zeitraum von enolgter Ansteckung bis zum Wiederkäuer (Schafe, Ziegen) übertragen Ausbruch der Krankheit, auch das latente werden, während sie anderen Hausthicren - oder verborgene Stadium der Rinderpest und dem Menschen ungefährlich ist. Die genannt dauert 8lO, selbst 12 Tage. Aast-ckungsfähigkeil ist außerordentlich groß.-Erst nach dieser Z it tritt die Krankheit Das seiner Natur nach gleichzeitig fixe und in die äußere Ersche-nung und greis! unter flüchtige Contagium haltet an all.n Tbei-idem Vi-Hstande w-il-r um sich. In immer len des k>ank>» und tovten Viehstücks, an! rascherer Folge kommen neue Erkrankungen de» feste» sowohl als an den flüssigen und vor, bis endlichach kurzer Zeit der ganze ganzen (Hautausdünstung, Atbem.) Be-^ Viebstand von der Seuche ergriffen ist. sonders stark ist die Änsleckungssahigkeit^ Die Sk-rvlichkeil ist bei den einheiini- der kran.'hasien Aussonderungen der Schleim-!sche» Rindern ungemein hoch; sie beträgt häute und des Blutes. Der Ansteckungs- selien unter 70 Prozent und steigt oft bis

stoff ist schon in den ersten Stadien der Krankheit vorhanden, so daß scheinbar noch oeiunde Tchere andere onzust cken im Stande Pud. Er lst auf große Entkernungen hin wirksam und kann durch Zwischeitträger (Menschen und Thiere, weiche mit Nül derpeirlrai-.k- n Tbieren oder ihren Abfällen in Berührung gi-konim-ii sind) ungemein rvett verfehl pp; werden. Es bleib! auch nach zum nussigen Beobachtungen sehr lange kiüstia; an guten Trägern (sogenannten .gifttangenden Sachen wie Heu, Stroh, Dünger, Kleidungsstücken, Molle cc.) soll

90 Prozent und darüber.

Es gibt kein Heilmittel gegen die Seuche; alle bisher versucht-n Kurmethoden haben sich erfolglos gezeigt. Die einzige sichere Hille gegendas Umsichgreifen der Seuche besteht lin­ier Aufopferung der erkrankten und ver­dächtigen Tbiere in möglichst rascher Ver­nichtung und Austilgung der Seuchenherde.

Hieraus erhellt die Wichtigkeit eines frühzeitigen Erkennens der Gefahr durch Sicherstellung der Diagnose.

Symplome und Verlauf. In dem la­tenten Studium fehlen in der Regel alle

Krankh-itssymptome od-r sind die Gesund­heitsstörungen jo geringfügig, daß sie mei­stens über>eben werden. Der Ausbruch der Krankheit zeigt sich häufig durch Fieberschauer, welche jedoch meistens nicht beachte! werden. Aiseald aberpflegt die Milch plötzlich auffällig abzunehmen oder ganz auszuhören, das Wied-rkäaen wird seltener oder hört ganz aus, die Thiere sr-ffeu nicht und zeigen sich ungewöhnlich malt; sie lassen die Obren und den Kopf hängen, sie bewegen sich ungern, stehen mit gebeug­tem Haupte oder legen sich. In diesen ersten Taaen treten auch wohl schon deut­liche gastrische Störunge» aus, insbesondere Verstopfungen oder verzögerte Kothaus­leerung , die in der linken Himgergrube wahrnehmbaren Beweaungen des WansteS werden seltener und schwächer. Am dritten oder vierten Tag, bisweilen auch schon früher, macht sich Katarrh in der Schleim­haut der Augen, der Nase und des Mauls bemerkbar; die Augen werde» gcröthet und ihränig, eS stellt sich ein Abfluß au- der Nase ein, aus dem Maul fließt schlei­miger Spe chel reichlich ab. Gleichzeitig oder bald darauf tritt unter beschleunigten Alhembewegungen ein leiser» etwas heiserer Husten ein, weicher stoßweise zu erfolgen pflegt. Die bisher verzögerte Kothaus- ieerung, welche teste, dunkelgefärbte Koth- mafsen beförderte, geht uun in einen ruhr- artigen Durchsall über, wobei die Thiere ein schmerzhanes Pressen im Mastdarm bekunden, indem sie mit dem Mastdarm drängen und bei der Kothentleerung wie­derholt de» Schwanz erheben. Es zeigen sich jetzt auch Ztttern des ganzen Körpers, Sträuben des Haares und nicht selten allgemeine Unruhe.

In dieser W-ffe pflegt die Krankheit in d-n ersten 3 4 Tagen zu verlaufen.

J-tzl kommen die der Rinderpest eigen- thümlich n Ass-klionen der Maulschleimhaut deutlich zum Vorschein. Die Maul- und auch die Rasenschleimhaut erscheint blaßrosenroth. An der Oberl-ppe, am Zahnfleisch und am Gaumen bilden sich kleine virsekorn« bis erb­sengroße. eiwas erhabene Fl-cke. Dieselben sind mit einem lalgähalich.n Belege bedeckt, welcher sich leicht abheben läßt, oder auch von seid» adstößt, und unter welchem ein Geschwür von gleicher Größe zu Tage tritt.

Ganz ähnliche Erscheinungeil zeigen sich bei Kühen auch an der Schleimhaut des Schcidenemgangs. Alle übrigen Krank- beiisiymptome nehmen an Intensität zu; die Alhembeschleunigung wird stärker, di«