nun das hohe Paar seinen Einzug in die Stadt, durch die Schloßstraße nach dem k. Nisidenzichloß. Hier wurde da; hohe Paar von den k ö n i g l. Maj, stäken begrüßt und trat dann, unter dein Glocke »geläuie eine Tour durch die reicht',flangte Stadt, bis nach dem Prinzenvalais au.

Stuttgart. 20. Fror. Seine Ko­ni gliche Majestät baden dem Pro'effor Vr. v. Ranke in Berlin, Höchst Ihrem früheren Lehrer, zur heutigen Feier seines sechszipjäbrigeii Doktorjubiläums auf tele­graphischem Wege die allerhöchsten Glück wünsche ausiuspnchen acruht.

S t u l l g a r t, 21. Febr. Nachgerade zweiwöcheutlichrm Tage» ist gestern die new gewählte S t ä n d e v e r s a m m l u » g ver­tagt worden. Einige der Kommisstonen, namentlich die F naiukommission, werden 'während der Beringung die Ge'chäfte so vordereiten, daß der Landtag dann etwa im Mai od'ie weiteren Aufenthalt mitten in seine Aufgabe emtrelcii kann.

Das Neg.-Blalt vom 21. Fel,r. enthält das Gesetz, betiesi. die Apanage Sr. König!. Hoheit des Prinzen W i l h e l m von Würt- temberg; eine König! Verordn., betreff, die Zuständigkeit d.rBebörden und Beam­ten zur Veibängnng von Ordnungsstrafen gegen die ihnen untergebenen Beamten, und eine Beringung des Ministeriums des Innern, betr.ff. den Verkauf der als Han­delsartikel verkommenden Arzueimischungen in den Apotheken.

Die SchwuracrichtssitzungendesI.Quar­tals 1677 werden in Tübingen am Montag den 12. März, in Nottweil am Freitag, den 23. März eröffnet. Zum Vorsitzenden beider ist ernannt: Oberlnbu- nalrath Geß in Tübingen, zu Stellver­tretern in Tübingen Kreisgerichtsrath Zel­ler von da, in Nottweil Kreisgerichtsralh Lang von da.

Juden Staatsschuldverschrei­bungen des 4'/-°/og«n Alllehens von 1847 werden neue Couponsbogen bei der Staatsschuloenzahlungsiasse ausge­geben. Die Abgabe dieser neuen Coupons­bogen findet bei der Buchbaltung derStaats- schuidenzahlungskasse vom I. März 1877 an, Vor- und Nachmittags stall.

Ulm, 20. Febr. In Neu-Ulm wurden gestern vier Falschmünzer verhaftet und zwar ein Graveur, Schlaffer, Bilder­händler und Viktualienhändler. Es fanden sich in deren Wohnunae» Stempel und andere Werkzeuge zu Herst, llnug von fran­zösischen und belgischen Zwüii-i, fr,»iksstuchen. Ob und wie viel der fatschen Münzen schon Absatz gefunden haben, ist nach nicht f st- gestellt.

Eßlingen. Am 19. d. Mts. ist in Wendlingen ein sechsjährige Knabe dadurch verunglückt, daß er, am Ufer der Lauter damit beschäftigt, Holzstucke aus derselben zu ziehen, ausglitt, ins Wasser fiei und weggeschwemmt wurde, ohne baß es bis jetzt gelungen wäre, seine Leiche, welche nach Aussage eines Augenzeugen dem Neckar zutrieb, aufzufinden.

Besigheim, 20 Febr. Letzten Sonntag den 18. Nachts wurden einige hiesige junge Bursche, nachdem ihnen in

einer Wirthschnsr abgeboten worden war, wegen Krukeblens und Unfugs auf der Straße vom Polizeidiener verfolgt. Wäh rend die übrigen entwischten, wurde einer von ihnen, ein 24jäbriger lediger We:n- gärtnerssohn, vom Polizeidiener im Stadt­graben, sog. Ochsengraben, eingeholt und nach Hanse gemiestn, wohin ihn 3 andere Bursche (nicht seine vorberigen Zechbrüder) begleiteten. Von da an aber wurde er vermißt und lpute Nachmittag sein Leichnam in der Enz gegenüber den Nie dernberg - Weinbergen ausgesunden. Die eingeleitele Untersuchung wiro möglicher­weise Aufschluß gebe», ob Un«luekssall, fremde oder eigene Schuld den Tod ver ursacht bat. (S. M.)

Leonberg, 20. Febr. Der Milde des diesjährigen Winters verdanken wii eine sehr namhafte Ermäßigung der Hotz preiie. Bei den vor ca. 3 Wochen ,lal:.- gebabten ersten Holzverkänfen in den städtl scheu Waldungen kam 1 N luwmeter buchene Scheiter aus 8'/s9'/s vkL, eich-ne auf 7^/2 bis 7'/, v/L, forchene aus 67 ein halbes Hundert buchene Wellen aus 10 bis 13 »ski zu stehe». Bei dem heutigen V>r- kauf gingen die Preiie des Scheitei Holzes zwar etwas höher, blieben jedoch hinter den der früheren Jabre zurück; Wellen kamen sogar noch billiger als erstmals, blos aus 1520 v/L per 100 Stück. (N.T.)

Cal w, 20. Febr. Viele Theilnahme erregt das Verschwinden eines hiesi­gen älteren Mannes, des Ziinmermeitters und Mühlebauels W., welcher vergangenen Donnerstag von einem Holzverkaufe heim­kehrend, unzweifelhaft seinen Tod in der Nähe seiner Wohnung in der angeschwolle­nen Nagold gesunden hat. Wenigstens sah man ihn in der Nähe der hiesigen Stadl über eine Brücke den Weg seiner Wohnung znschrettend, von wo er ohne Zweifel einen Fußweg eingeschlagen hat und bei der herr­schenden Duiikelheit vom Wege abgekom- men ist. Bis jetzt hat man seinen Leich« »am »och nicht gesunden.

MisMen.

Drei Aussige Eroberer.

(Fortsetzung.)

Aber wie eiest im Orient, so sollte auch im Occideut der Kaffee seinen Siegeslauf nicht ohne Kamp, sonsetzen. Es kam in England für ihn e.ne Zeil der Verfolgung. Er war hier Anstiittungeii ausgcsetz! von einer Seile, von weicher man dergleichen heute zu allerletzt erwarte» würbe. Das schöne Geschlecht erklärte bem Eroberer den Krieg.

Die Frauen Londons reichlen im Jahre -1674 eine Peimo» gegen die Sitte des Kaffeetriilkcns e.u und ein Jahr danach ließ, Kart II. die Kufs^haufir poüzeilich schließen und mit Fliigichuiun und Spottgedichten zog man gegen beu gefährlichen Asiaten zu Felde. Doch weder polizeiliche Maß­regeln noch P.liiwueu und Spottgedichte vrnuochi'ii das neue Gcuußniittel in seinem siegreiche» Vordri»^» auizudallen. Seine Verbreitung rvuide im Gegenrheil nur be- idrd.tt, denn rerbottne Fruchle schmecken süß besonders den Damen. Auch aus

dem Continente traten hie und da die Re­gierungen als Gegner des Kaffe's auf und vor »ochich! bundert Jahren waren im damnligeu K»rnirste»lhum Hannover die Dorsschntzen beaiittragt, die Kaffeekeffel der Bauern zn coiifisciren, und die L iiidlrämer bürsten selbst »och zu Anfang dieses Jahr­hunderts dort bei Strafe des Gewerbe- verlustes keine» Kaffee verkaufen. Nach A'eii kam der Kaffee, wie bekannt, in Folge der zweiten Tiirkeiibelagernng 1683. Als man im eroo.rien Turkenlaaer groß« Vorrättie des damils in Wien noch unbe­kannt!« Kaff-e's fand, solgie man sie dem Polen Kottschitzki zur Belohnung für seine g> leisteten wichtigen Dienste aus, und er ei richtete das erste Kaffeebans in Wien aus dem damaligen SiepsawFr-itbof. Am spüleste» unter allen deulschen Lindern fand Ver Kaffee in Schwaben Eingang, es ent­stand her erst 1712 in Stuttgart bas erste Kaffeehaus.

Beinahe zur selben Zeit, als der Kaffee bekannt wurde, kann» nuch die ersten Nach­richten und Proben vom chinesischen Thee nach Europa, der unter den als erregende Genuß,nittel gebranchien Ausglißgelränken an culturhistoriicher Bedeutung dem Kaffee mindestens gleichkommt, diesem auch in Wirkung wie chemischer Zusammensetzung

Theln und Kassel» sind derselbe Stoff

ganz ähnlich ist. Der Thee beherrscht Asien, Rußland und alle Länder, in denen man englisch spricht, also wohl die Hälfte des Menschengeschlechis. In China ist die Sitte des Theeirinkens uralt und war schon im dritte» Jahrhundert vor Christus dort herrschend, doch icheint der Thcestrauch nicht in China einheimisch, sondern erst von Asien in das Reich der Mitte ver­pflanzt worden zn sein. An den Ursprung des Thees knüpft sich eine ähnliche Sage, wie an den des Kaffees. Ein frommer Büßer halte bas Gelübde gelhau, eine zeitlang ununterbrochen Tag und Nacht zu beten. Der Wille war stark, doch das Fleisch wurde schwach und den frommen Buddhisten übeiwältigle der Schlaf. Da schnitt er sich im heiligen Zor» die Augen­lieder ab und warf sie zur Erde. Aus ihnen sproß ein Gewächs, dessen Blätter in Form und Gestalt den Augenliedern ähnlich waren und dem die Eigenschaft iniiewohiite, de» Schlaf z» vertreiben. Um das Jnhr 1550 soll der Geograph Ramusio in Venedig die erste Nachricht von chine­sischen Thee durch einen persischen Kauf­mann erhalten haben.

(Schluß folgt.)

Verfälschung von Cichorien­kaffee. Clonet berichtet über die Ver­gütung von vier Personen durch den Ge­nuß von Cichorienkassee, welcher aus Lille bezogen war. Durch die chemische Unter­suchung wurde in dem Ausgüsse desselben Hyoscyamin uochgewiesen und mit Hilfe des Mikroskopes bei 250fncher Vergröße­rung unzweiseihaste Reste von Bilienkraut- murzeln.

Obgleich Bilsenkraut und Cichorie leicht zu unterscheiden sind, so haben doch die Wurzeln einige Aehnlichkeit.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me e h in Neuenbürg.