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und sie jetzt so befestigt haben, daß ihnen zu huldigen nichl mehr als freiwilliger Act des einzelnen Individuums, sondern als riolhwendige Folge einer bestimmten Cultur- Epoche erscheint, Her sich der Einzelne nicht leicht entziehen kann. Fast gleichzeitig kamen aus dem Mohrenlanse der schwarze Kaffee, aus dem Lande der Chinesen der gelbblonde Tkee und aus den Jagdgefilden der indianischen Nothhäute der roth-braune Cacao.
Der Mächtigste unter ihnen ist der Kaffee, der sich gleich zu Anfang seines historischen Auttreieus den ganzen isalmi- tischen Orient tributpflichtig gemacht dat und jetzt in den meisten europäischen Ländern dominirt, mit Aufnahme Rußlands, wo der Toce, und Spaniens, wo der Cacao überwiegt, sowie Englands, wo ihm der Thee das Gleichaewicht hält. In Deutschland und O-stnreich zählt der schwarze orientalische Zauberirank last alle Männer und nicht minder, was ihm gewiß noch lieber sein wird, all? schönen Frauen zu seinen Verehrern, respective Verehrerinnen, die hiemil sreundlichst einaeladen seien, d>m kecken Eroberer von seinem sagenhaften Ursprünge an auf seinem schicksalsreichen Weltbeglückungszuae zu solge». Der Ursitz der Sitte des Kaffetrinkens ist Adessynten, und die im südlichen Theile des Landes gelegene, vom Gvdscheb umflossene Land schastKaffa, auch Kabba genannt, gilt für die Heimath des Kuffeebaums. Auch soll der Kaffee von diesem seinem Llammlande den Raine» haben. Jedenfalls ist der Gebrauch des Kaffees in Abessynien sehr alt, und die Geschichte der Entdeckung seiner eigen thiimlichen Eigenschaften verliert sich in das Dunkel der geheimnißvollen Sage. Wohl werden weder Ceres noch Diouyws damit betraut, die Menschheit dieses Geschenk der Natur kennen gelernt zu baben. Die arabische Sage schreibt dieses Verdienst in erster Linie einer Heerde Ziegen zu, die, als sie in jener Gegend, wo Kaffee- sträucher wild vorkamen, von den Blättern und Früchten der Siräuchcr gefressen, zur Verwunderung der Hirten die ganze Nacht munter blieben und ihre Bock- respecove Ziegensprünge lustig fousetzte». Tu Hirten berichteten dieses dem Vor sicher emes nahen Klosters, der bald in den Kiffee- sträuchern die Ursache hievon erkannte und in den Früchten derselben, den Kaffebolp.eti ein ganz erwünschtes Mitt, I sah, um settie Mönche zwar nicht zu Bock-priingen zu veranlassen, jedoch sie bei ihre» nächtlichen Gebeten vor allzu häufigem Einnick, n zu bewahren. Während nun die ab.ssynlichen Ehrsten den Prior eines Klosters als den Erfinder des Kaffeetrinkeus bezeichnen, nehmen dagegen die Mohammedaner die Ehre der Erfindung für einen ihrer Nechigläu- lügen in Anspruch; nämlich der Scheck Mullach Chadelly soll zuerst seine Derwische rnit Kaffee regalirt haben. Tie Sitte des Kaffeetrinkens scheint schon frühe von Abessy nien nach Persien verpflanzt mm den zu sein, denn es sind Nachrichten vorhanden, die desselben .um das Jahr 875 in Persien erwähnen. Von den Persein lcrnie, wie der gelehrte arabische Scheck Cchehad-Eddin- Ben berichtet, ein Muni ans Ad,-n, m,t
Namen Gemal-Eddin, den Gebrauch deS schwarzen Trankes keiinen und sühne ihn i-i seiner Heimatb ein. Von Arabien aus folgte nun der Kaffee treu der Fahne des Propheten durch Asi.n und nach Afrika.
In Mekka hat der Kaffee nun sein erstes Märiprerthnm zu bestehe». Einem daselbst neu eingesetzten Statthalter Cbair Beg schien das Kaffeetnuken sehr bedenklich; der Kaffee schien ihm als ein amreaendes Getränk gegen die Satzungen des Korans zu ver stoßen. Er setzte nun einen G-richlshos eia, der die Zulässigkeit der Sitte eutichei den sollte. Diesem Geriet tshoi präsidirien zwei gelehrte arabjche Aerzie, die den Kaffee für schädlich und v.rwerfl ch erklärten. Nun wurde d,r Kaffee lörmlich in Acht und Bann gethan und seinen Aihangern prophezeit: „Die Gesichter aller Kuffeetrinker wer den einst am Tage des Gerichtes noch schwärzer ericheiucn als der Kaffeetops, aus dem sie das Gi'l trinken." Die Kaffeegesellschaften der betenden Derwische, sowie auch die der nicht betenden sonstlgen Mos leinins wurden aufgelöst, die Kaffeeschenken gesperrt, die Kaffeeoorrälhe öffentlich vei- chrannt und Jeder, der des heimlichen Kaffee- trinkens überwiesen wurde, mit einer Ba- stonnade und einem Ritt verkehrt auf einem Esel bedroht. Dieses Gesetz wurde »un zur Sanclionirnng an den Khaitfen Kansu Algusre nach Cairo gesandt; aber dieser verweigerte diese Bestätigung, denn sowohl er als auch die Einwohner vo» ganz Cairo waren bereits leidenschastliche Kaffeetrinker. Von Mecca aus verbreitete sich der Gebrauch des Kaffee's durch die Pilger schnell über die übrigen islamitischen Länder. Schon 1554 entstanden unter Sultan Soliman II. die ersten Kaffeehäuser in Constantinopel, nachdem er schon lange da in den Famil en in Gebrauch war. Man nannte diese öffentliche» Kaffeeschenken Khava oder Kha- »ehs. Es versammelten sich in ihnen besonders Dichter und Gelehrte, um wichtige Tagessragen zu erörtern, und die Kaffeedäuser erhielten im Munde des Volkes der? Namen „Schulen der Erkenntiiiß." Da man in denselben jedoch nach Dafürachien einer weisen Regierung zu stark polttisirte, so wurden sie unter Sultan Mnrad II. eine Zeit lang geschlossen. Nach Deulichland kamen die ersten Nachrichten vom Kaffee durch den Augsburger Arzt Leouhardt Rauwolf und bald darauf (!59I) führte der Arzt und Bolaniker Prosper Atzpin von Padua den ernen Kaffee aus Caro in Venedig ein, wo er jedoch anfangs nur als Medicameut gebraucht wurde; erveröffcnt lichte auch die eriie gelehrte botanische Beschreibung und Abbildung des Kaffeebaues. Im Jahre 1515 Iheilte Pietro della Balle biieftzch vo» Coiistantiuopel ausführliche Nachrichten über das dort übliche Getränke „Lalnie" oder „Kastrva" mit und beschreibt es als schwarz von Faibe, kühlend im Sommer und wärmend im Winter. In London errichtete ein Grieche Namens Pas- qua im Jahre 1552 ein Kaffcehaus, das noch als .'VirZina eotkse-Iious^' bcst-ht. Im Jahre 1558 buvirlheie der türkische Gesandte am sranMschen Hose Soliman Aga die emotioiissüchtigen Pariser und Pariserinen mit Kaffee und von da an wurde
der Kaffee in Frankreich Modegelrsnk. Im Jahre 1670 eröffnet« ein Armenier das erste Kaffeehaus in Paris, das n^ch cxisti- rende „Cass Procope."
(Fortsetzung folgt.)
-Der Torpedo, die sürchtrrlichste Waffe der Gegenwart.
In nächster Nähe vo» Fiume befindet sich das liebliche Reczicze, welchem friedlichen Orle es man nicht ansecien würde, daß in ihm die iurchterlichste Vernichtungswaffe der Neuzeit, die unterseeischen Torpedos , erzeugt und experiment>rl werden. Besehest wir uns dieses riesenhafte Mord- instriiment, dieses unheimliche Meisterstück menschlicher Erfindung etwas genau.r. Die merkwindige Sicherheit, mit der dies Ungeheuer dem Anscheine nach vollkommen selbstständig acbeilek, ist so groß, daß nichts, selbst das größte und stärkste Panzerschiff der Welt nicht, seiner verheerenden Zerstö- rungswuth zu wideistehen vermag.
Der Torpedo, dessen Namen von einem Fische genommen ist, hat beiläufig die Größe eines Delfins, ist glatt polirt, von eigen- thümlichen Glanze und gleicht unter dem Wasser einem diesem Niesenfi-che zum Verwechseln. Seine Aufgabe Hestedt darin, immer in der gleichen Tiefe unter dem Wasser in wagr-chter Haltung nach einem bestimmten Puutte mit großer Schnelligkeit ganz selbstständig iortzulaufen, und, wenn er dort auf eine» Hanen Gegenstand stößt, soiork zur explodiren und Alles i.< fürchterlicher Weise zu zerstören. Von der Gefährlichkeit des Ungelhüms kann man sich einen Begriff machen, menn man erwägt, daß es iin Stande ist, in jeder Richtung geradeaus, unter einem Winkel oder selbst im Kreise zu laufen und, wenn es kein Hinderniß gesunden bat, wieder an seinen Ausgangspunkt zurückjukehrcn. Dort explo- dirt es dann, um dem F-inde nicht in die Hände zu falle». Bei den Versuchen, die man mit ungeladenen Torpedos macht, durchläuft er die vorgeichriedene Distanz, kommt dann aus die Oberfläche des Wassers, wird von dem Boote ausgefaugen, dort vorgespannt und schlepp! nun das Schiff 'nach dem Strande, von wo aus er lauest! j wurde. Trifft er aber in geladenem Zu- l stände ein Schiff, so platzt er -m Augenblicke, wo er es berührt, und richtet das stärkste Panzerschiff durch seine Explosion so schrecklich zu, daß es in wenigen Ministen uiilersinkeu muß. Die Gewalt der Erschütterung ist so riesig, laß meilenweit im Um- kr-iie die F.sche theils getödtet, tbeils betäubt werden. (Schluß folgt-!
London. (Belohnung eines Hundes.) Die englische Negierung bal den Preis von 2500 Francs, d.n sie vor einigen Jahren für die Aufgndittig der zerstückelten Uebel- reste eines in Blackburns gemordeten Kin° des ausgesetzt balle, — einem Neuiundlän- der Hunde Namens Horgan znerkanist Dank der Spü: kraft dieses Thieres sind die zerstreuten Theile des Leichnams allst gefunden worden, die zur Enld-ckung des Mörders geführt haben. Das Ministerium des JnneO Hai die 2500 Francs dem Besitzer des Hundes aushändigen lassem
Redaktion, Druck und Perlag von Jak. Me e h in Neuenbürg.