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die notwendigen Pourparlers geführt worden. Diese Nachrichten sind samt und sonders erfunden. Fürst Hohenlohe hat seinen Zahnarzt konsultiert, aber keine politische Persönlichkeit empfangen. Der einzige diplo­matische Empfang war der de« hier weilenden Grafen GoluchowSly.

Paris, 15. Juli. DaS Nationalfest verlief in ganz Frankreich ohne Störungen. Die Parade über die Truppen in Longchamp nahm der Gouver­neur von Paris, General BrugSre ab. Den Sudan- Soldaten der Mission Marchand wurde eine besondere Ovation bereitet. Dsroukde und Hadert legten einen Kranz an der Statue Straßburg nieder. DaS diplo­matische Corps war stärker vertreten als in den letzten Jahren. Nur der russische Botschafter fehlte wegen der Trauer um den Großfürsten Thronfolger. Loubet wurde überall sympathisch begrüßt. FiaSco machte ein mit Dvroulöde's Portrait illustriertes Flugblatt, das gratis verteilt werden sollte. Die Exporteure verschwanden, weil sie sehr sarkastische Worte zu hören bekamen, meist mit Bezug auf di, 50,000 Francs, mit welchen Dsroulöde einen Staatsstreich machen wollte. Nach der Revue richtete Loubet ein Schreiben an den Kriegsminister Gallifet, in welchem er sein« Befriedigung über den Verlauf der Revue, vor allem über die gute Haltung der reformirten Artillerie aus­sprach. Er befahl, dieses Schreiben den Truppen bekannt zu geben.

London, 14. Juli. Die Königin erklärte im letzten Ministerrate, keinen Transvaalkrieg zuzulassen.

Petersburg, 15. Juli. Ueber den Tod deS Großfürsten Thronfolgers veröffent­licht derRegierungsbote" folgende Einzelheiten: Am 28. Juni alten Stils, vormittags 9 Uhr, unternahm der Großfürst Thronfolger auf einem Benzinmotor- fahrrad von AbbaS Tuman aus eine Spazierfahrt. Nachdem der Thronfolger in sehr schneller Fahrt zwei Werst zurückgelegt hatte, kehrte er um. Eine deS WegS kommende Bäuerin bemerkte, wie der Großfürst beim Umkehren die Fahrt verlangsamte und Blut spie. Bald darauf hielt der Großfürst an und die Bäuerin sah, daß er beim Absteigen vom Rad schwankte. Sie eilte hinzu, stützte den Thron­folger und fragt« ihn: Was ist Ihnen? Dieser erwiderte nichts. Als die Bäuerin ihm darauf Wasser anbot, nickte er zustimmend. Darauf ließ die Frau den Thronfolger behutsam zur Erde nieder und benetzte Schläfe und Mund mit Wasser. Friedlich und schmerzlos verschied sodann der Großfürst. Die sterblichen Ueberreste wurden hierauf in das Palais gebracht. Die Stelle, wo der Großfürst gestorben ist, wurde umfriedet.

Vermischtes.

Eine Taubenpost von Rennes nach Paris. Zwischen Rennes nach Paris richtet eine

Pariser Zeitung für die Dauer des DreyfuSprozefleS eine Brieftaubenpost ein. Dieser Gedanke ist keines­wegs seltsam. Denn man muß bedenken, daß bei besonderen Gelegenheiten auch die dringlichsten Tele­gramme oft zwei Stunden liegen, bis sie befördert werden. Rechnet man auf di« Bestellung in Pari« noch eine Stunde, so leuchtet ein, daß der flinke Segler der Lüfte* über den französischen Telegraphen manchmal den Sieg davonträgt. Engländer und Amerikaner benützen ihn schon lange zur Beförderung von Zeichnungen und Photographien für ihre illu­strierten Blätter. So hat vor einigen Tagen der englische DampferElla*, von Southampton kommend, in St. Molo 106 Körbe mit Brieftauben gelandet, die 200 Tiere enthielten. Hiervon waren 78 Körbe für RenneS bestimmt. Auf diese Weise können die dortigen Korrespondenten der englischen Zeitungen in wenigen Stunden ihre Berichte nach England schicken, ohne durch die Verzögerungen durch das Warten am Telegrophenschalter und sonstige Hindernisse und, was ferner nicht unwesentlich, ohne dos berühmteOabmei noir" zu fürchten.

Z via und sein Hund. Emile Zola, der ein großer Tierfreund ist, hat an die Heraus­geberin deS Journals ,^,'awi äes detss" folgendes Schreiben gerichtet:Da Sie einige Zeilen von mir wünschen, will ich Ihnen sagen, daß eine der grau­samsten Stunden in der schrecklichen Zeit, die ich durchgemacht habe, diejenige war, in der ich erfuhr, daß der treue Gefährte, der mich neun Jahre lang nicht verlosten hatte, plötzlich, fern von mir, gestorben war. An dem Abend» an dem ich in die Verbannung gehen mußte, kehrte ich nicht in mein HauS zurück, und ich kann mich auch nicht erinnern, ob ich am Morgen, bevor ich wegging, meinen kleinen Hund in meine Arme genommen habe, um ihn zu küssen, wie ich gewohnt war. Habe ich ihm Adieu gesagt? DaS ist nicht sicher. So oft ich daran dachte, wurde ich traurig. Meine Frau schrieb mir, daß er mich überall suchte, daß er seine Munterkeit verlor, daß er ihr auf Schritt und Tritt nachfolgte, mit einem Ausdruck unendlicher Traurigkeit. Und dann ist er gestorben, wie vom Blitz getroffen. Es war mir, als hätte meine Abreise ihn getötet, und ich habe darüber geweint, wie ein Kind. Noch jetzt ist eS mir unmöglich, an ihn zu denken» ohne bis zu Thrä- nen gerührt zu werden. Als ich zurückkam, schien mir ein ganzer Teil meines Hauses verlassen und einsam. Und von all den Opfern, die ich gebracht habe, war der Tod meines Hundes eines der schwersten. Diese Dinge sind lächerlich, ich weiß es wohl, und wenn ich Ihnen, mein Fräulein diese Geschichte er­zähle, so thur ich dies deshalb, weil ich sicher bin, daß ich bei Ihnen eine Seele finden werde, welche von Zärtlichkeit gegen die Tiere erfüllt ist, und daß Sie darum nicht allzusehr lachen werden. Mit brüder­lichem Gruß Emile Zola.

Die längsten Hosen dürfte ei» Schneidermeister der Wallstraße in Berlin machen. Der Herr hat an der Thür seines Hauses ein Papp­schild aufgehängt, auf dem in großen, schwerfälligen Buchstaben zu lesen steht:Hier werden Hosen 3 Treppen hoch gemacht.*

LMerarisches.

Die schwäbische Hausfrau braucht eine schwäbische Frauenzeitung, di, ihr di, norddeutschen Frauenzeitschriften ersetzt. Die letzteren stehen dem schwäbischen Gemüt und Interesse meist ferne, sind zwei- bis dreimal teurer, bieten auch das nicht, waS wir für unseren Haushalt und die wegen ihrer Güte berühmte schwäbische Küche benötigen. ES ist daher Pflicht einer jeden schwäbischen Hausfrau, dieSchwäbische Frauenzeitung", welche ihres gediegenen Inhalts wegen zu einem geliebten Familienblatt geworden ist, zu lesen. U. a. enthält dir soeben erschienene Nr. 29. den äußerst interes­santen Aufsatz: «Wie vermag eine einzelne Frau den Tierschutz zu fördern.* Des Ferneren bringt die Frauenzeitung Mustervorlagen für reizende Handar­beiten» die sich für den praktischen Selbstgebrauch eignen, ferner Kochrezepte und Ratschläge für HauS, Küche und Keller, Gesundheitspflege; daneben ent­hält sie auch Erzählungen, Plaudereien rc. Beson­dere Sorgfalt wird der Erziehung der Kinder in einer in bestimmten Zwischenräumen angefügten Kinderzeitung gewidmet. Di«Schwäbisch« Frauenzeitung" sollte thatsächlich in keiner Fa­milie fehlen. Probenummern werden von der Ge­schäftsstelle, Stuttgart, Olgastr. 53, gratis zugesandt.

Zelltralvemitilllugsstelle fiir Obstvkrnitttllug,

Estliugerstraste 15 III, Stuttgart.

In Johannis- und Stachelbeeren sind die vorliegenden Angebote und Nachfragen ziemlich erheblich.

Die Gemeinde Dettingen bei Urach verkauft derzeit mehrere hundert Zentner Kirschen, darunter 3050 Ztr. Herzkirschen, in Körben von 3640 Pfund verpackt. Preis 2630 per Lo. (Adresse Schullihrer Schurr daselbst.) Gesucht werden: 25 000 Lo Himbeeren, 150 ko Heidelbeeren, sämtliche Sorten Steinobst u. a. 10000 Lo schöne, große, grüne Reineclauden oder Reineclaude von Bavay. (Nicht vollrrif.) 15000 Lo Zwetschgen, 5000 Lo schöne, gelbe (M-tzer) Mirabellen. (Nicht vollreif.) 5000 Lo Pfirsiche. (Nicht vollreif.) 5000 Lo Apfel­quitten, 25000 Lo Goldparmänen, Reinetten etc., 15 000 Lo Birnen. (Nicht vollreif) Gut kochend« mit weißem Fleisch, z. B. Eier- oderbeste* Birne.

Die Vermittlung geschieht unent­geltlich. Vorschriften und Anmeldeformulare sind jederzeit prompt und kostenfrei durch uns erhältlich.

Kslttiche SrkarwrmHLkM

Aezirkskrankenkaste Gnliv.

« i. ^ie Arbeitgeber werden daran erinnert, daß verspätete Anmeldungen voi Arbeitern (spätestens am 3. Tage nach dem Beginn der Beschäftigung) strafba verpflichten'^'^ Krankheitsfälle zum Ersatz sämtlicher Kosten an die Kass

Ostelsheim,

Gerichtsbezirks Calw.

Benachrichtigung an Erbschaftsgllinöiger

und

Gläubiger-Austnf.

In der VerlaffenschaftSsache der

Johann Christi«« Widmau«, Webers Witwe, Christine Do­rothea geb. Wagner hier, hat das heute errichtete Inventar eine Urberschuldung von 111 73 ^ er­

geben.

Die Erbschaft wurde mit der Rechts- wohlthat des Inventars angetreten.

Hievon werden die Gläubiger mit dem Anfügen benachrichtigt, daß wenn innerhalb der Frist von 2 Wochen kein Antrag auf Konkurseröffnung gestellt wird, die Verteil»»- der Masse nach den

Die Kassen-Derwaltung.

im Konkurs geltenden Grundsätzen und unter vorzugsweise» Befriedigung der noch unbezahlten Leichenkoflen im Betrag von 6 ^ erfolgt.

Etwa noch unbekannte Gläubiger werden aufgefordert, ihre Forderungen diesseits anzumelden, widrigenfalls sie bei der im Auseinandersetzungsverfahren sich vollziehenden Befriedigung der be­kannten Gläubiger nicht berücksichtigt würden und ihnen nach Durchführung deS Verfahrens nur noch das gesetzliche AbsonderungSrccht Art. 40 des Pfand­gesetzes Vorbehalten bliebe.

Den 14. Juli 1898.

Namens der TeilungSbehörd« K. Gerichtsnotariat Calw.

Ass. Ottmar.

MartinSmooS.

Bekanntmachung.

Da« Sammeln von Heidel- «nd

Preiselbeere« in den hiesigen Gemeinde« Waldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.

Gemeinderat.

Teillcher Wasser

empfiehlt in großen und kleinen Flaschen

Das Sammet»

von Heidel- und Preiselbeeren in hiesigen Gemeindewaldungen ist für Fremde strengstens Verbote«. Zwerenberg, den 15. Juli 1899.

Gemeinderat.

VrivaL-Avzrigev.

kvnrlinsinil

Gute gelbe Frankenthaler

Kiktckli,

pr. Pfund 8 iZ, 10 Pfd. 70 H pr. Ztr. 6 20 -A empfiehlt

II. Hvnion,

Geld aiiszillchen.

8VV0 Mark können gegen gute doppelte Pfandsscherheit L 4°/» so­gleich ausgeliehen werden durch

Verw-Akt Staudenmeyer.

Guten Most

schänkt aus

Gottlob Haydt, Bäcker, im Bischofs.

Gefundener Schlüssel

kann abgeholt werden im Compt. dS. Wochenblattes.

Ein kleineres

Logis

hat sogleich zu vermieten

Fr. Schad, Küfer.

HorbCalw in hiesiger Umgebung verloren gegangen. Der ehrl. Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung im Compt. des Wochenbl. abzugeben.

Aechnungsformulare

sind vorrätig in der Druckerei dS. Bl.