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Kronik.

Deutschland.

Anläßlich der Reichstags mahl mögen einige Bestimmungen des Wahlge­setzes hier am Platze lein:

Wähler ist jeder Deutsche, welcher das fünfundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hat in dem Bundesstaate, wo er seinen Wohnsitz hat.

Die Wahlhandlung, sowie die Ermitt­lung des Wahlergebnisses, sind öffentlich.

Das Wahlrecht wird in Person durch verdeckte, in eine Wahlurne niederzulegende Stimmzettel ohne Unterschritt ausgeübt.

Die Stimmzettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein.

Die Slimmzettel sind außerhalb des Wahllokals mit dem Namen des Can- didaten, welchem der Wähler seine Stimme geben will, handschriitlich oder im Wege der Vervielfältigung zu versehen.

Die Wahl ist direkt. Sie erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit aller in e!n>m Wahlkreise abgegebenen Stimmen. Stellt bei einer Wahl eine absolute Stimmen­mehrheit sich nicht heraus, so ist nur unter den 2 Candidaten zu wählen, welche die meisten Stimmen erhalten haben.

Der Stimmzettel muß derart zusam- mengeialtet sein, daß der auf ihm verzeich- «ete Name verdeckt ist.

Ungültig sind: Stimmzettel, welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind;

Stimmzettel, welche keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten; Stimmzettel, aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkenne» ist ; Stimm­zettel auf welchen mehr als ein Name oder der Name einer nicht wählbaren Person verzeichnet ist; Stimmzettel, welche einen Protest oder Vorbehalt ent­halten.

Die Wahlhandlung beginnt in allen Abstimmnngsbezirken am Mittwoch, den 10. Januar, Morgens 10 Uhr und dauert ununterbrochen bis Abends 6 Uhr. Nach 6 Uhr dürfen keine Stimmzettel mehr angenommen werden.

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. (Rettung aus Seegefahr.) Bremen, 27. Dez. Der Vorsteher des Lokalvereins in Prerow, Herr Navigati- pnslehrer Bathke, berichtet über eine vom

21. Dez. unter ungewöhnlichen Schmierig­keiten ausgesührte Rettung folgendermaßen:

Bei dem furchtbaren Orkan ans O. zu S. und dem dicken Schneetreiben in der Nacht vom 20. auf den 21. d. Mts., hatte nach Aussage des Kapitäns und der Besatzung die BriggMuxel", Kapitän Wilh. Schulz aus Stettin, mit Kohlen auf der Reise von Sunderland nach Stettin, um 2 Uhr schon aufgestoben (muß auf der Prerow Bank gewesen sein) wobei die Schiffsböte wegschlugen, und war dann um 2'/- Uhr auf den Strand gerathen. Bei der schweren Ladung gingen die Wel- len bald über das Verdeck hinweg und die Besatzung flüchtete in die Wanten. Nicht lange dauerte es und es wurden leichtere Theile, als Kisten, Bettsäcke rc. von Bord geschlagen und trieben in die sogenannte Lang, eine Bucht östlich von der Darserortspitze. Hier wurden diese Sachen am Vormittage im Eise treibend bemerkt, und ließ uns dies vermutben, daß weiter östlich ein Schiff verunglückt sein müsse. Z vei flinke Bolen wurden abge schickt, und brachten diese dann auch schon gegen Mittag die Nachricht, daß bei der Ellerbeek eine Brigg mit dem Verdeck unter Wasser läge und die Leute in dem Mast säßen. Da nun die Fuhrleute und Mann­schaften hierauf vorbereitet waren, so konnte das Rettungsboot auch schleunigst abfahren; aber das Vorwärtskommen hielt schwer. Mußten Menschen und Pferde im Orte selbst oft bis an den Hals in den Schnee hinein, so thürmten sich in den Dünen die Schnee-Schanzen oft häuserhoch vor uns aui. Einer Beschreibung, wie wir dieselben mit 8 Pferden vor dem Boote und Alle Hand mit anlegend durchwühlt haben, ist meine Feder nicht gewachsen. Genug, wir kamen durch und ging es dann im Trabe der Strandungsstelle zu. Hier halfen alle Anwesenden das Boot über die Eisbänke und zu Wasser bringen, und ging dann die Bootsbesatzung hinein. Anfangs schien cs, als wenn Strom, Eisschlamm und haupt­sächlich das sich an die Nemen setzende Eis das Rettungswerk vereiteln wollten. Mit unendlicher Mühe wurden jedoch schließlich alle Schwierigkeiten muthig überwunden und das Schiff erreicht. Hier wurde gean­kert. Man näherte sich dann vorsichtig dem Schiffe, an dem eine fürchterliche Bran­dung stand, und holte die 7 Mann starke Besatzung glücklich aus den Masten des gesunkenen Schiffes. Obgleich die Wellen hierbei mehrere Male über das Boot bin- wegbrausten und letzteres oft zu verschwin-

lden schien, so tauchte eS doch immer wieder lauf und brachte seine sämmtlichen Insassen ungefähr um 4'/, Ubr Nachmittags glück­lich an das Land; aber leider einige der Schiffbrüchigen mit erfrorenen Händen und Füßen. Die Verunglückten wurden schleu­nigst ins Quartier .gebracht und nach An­legung trockener Kleider durch Speise und Trank erquickt. Auch befinden sich die Kranken jetzt in ärztlicher Behandlung.

Die Geretteten sind: Kapitän Wilhelm Schulz aus Stettin, Steuermann Albert Ewert aus Wollin, Matrose August Ewert aus Wollin, Matrose Kark Holz aus Kol- berg, Jungmann Hugo Albrecht aus Memel, Jungmann Otto Fuchs aus Königsberg, Junge Albert Hildebrandt aus Stolpmünde.

Eppingen, 1. Jan. Die fatale Sitte oder besser Unsitte des Neujahrs­schießens hat in unserem Bezirke schreckliche Folgen gehabt. In Landshausen wurde der Nachtwächter von einem 21 jährigen Burschen erschaffen. Die Schießwaffe soll mit einer Kugel geladen gewesen sein. Die Untersuchung wird ergeben, ob hier nicht eine absichtliche Tödtung vorliegt.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Jan. Eine gewal­tige Menschenmenge versammelte sich vor­gestern Abend in der Königsstraße, um den zweiten Versuch des Mechanikers Baur, die Straße mit elektrischem Licht zu beleuch­ten, zu beobachten. Der Versuch gelang wie beim ersten Male. Die Gasflammen sahen neben dem elektrische« Lichte recht trüb aus und verloren allen Schein. Nicht das elektrische Licht ist neu, das kennt man ja längst; neu ist der Versuch, dasselbe auf mechanischem Wege zu erzeugen und zu benützen. Daß diese Art von Beleuch­tung, welche leicht herzustellen ist und ein so klares Licht gewährt, eine Zukunft hat, das scheint über allen Zweifel festgestellt zu sein.

Von der Jagst schreibt man der Jagstztg.": In D. gingen jüngst einem Bauern 2 Schweine zu Verlust. Vom benachbarten Fallmeister erhält er nun die Kunde, die Thiere seieü verhext -gewesen. Der Bauer bittet, doch gegen die H-xe vorzugehen. Auf mehrmaliges Bitten kommt der Fallmeister mit einem Sohne in das Haus des Bauern, um die Hexe zu bannen. Nachts zwischen 11 und 12 Uhr, in der Geisterstunde, wird ein Fener in der Küche angemacht, ein KeffelmitWasser übergehängt, allerlei Kräuter hineingeworfen, einige Zauberformeln gesprochen und dann muß die Hexe kommen. Damit sie aber nicht in die Wohnung kann, sind Läden und Schlüssellöcher sorgfältig verstopft, niemand darf zum Fenster binaussehen, sonst kann die Hexe herein. Die Hexe kommt, rennt mit Geheul und Geschrei um's Haus herum und ruft kläglich : i brenn, i brenn! Schau­derhafte Töne, unmöglich einer Menschenbrust entstammend, lassen sich hören. Im Baum­garten wird später das Hexenbräu ver­graben. Die Hexe ist gezeichnet, die Woh­nung des Bauern gefeit. Die Hexenban­nerei kostet die Kleinigkeit von 18 fl. Vom Lärm ist die Nachbarschaft erwacht; die Sache wird ruchbar und der Hexen­banner kommt hinter Schloß und Riegel.