12

gaben eines Reichstags - Abgeordneten in jeder Beziehung gewachsenen Mann empfehlen, im Uebrigen erlauben wir uns auf sein Programm zu verweisen.

Wir bilten die Wähler dringend, ihre reichsbürgerlicheil Pflichten auszuübeu, und sich am 10. Januar möglichst zahlreich bei der Wahl zu bethsiligen.

Calw, den 4. Jan. 1877.

Das Wahl-Comite für Julius Staelin.

Zur Reichstagswahl bringt das Calwer Wochenblatt folgenden schätzens- werlhen Beitrag:

Im Bezirk Calw sind bisher in Schrift und Wort nur Stimmen für Herrn Staelin laut geworden und derselbe scheint hier die besten Aussichten zu haben; umso mehr ist zu bedauern, daß die Leiter der Wahlbewegung für nölhig hielten, in diesen Kundgebungen des bisherigen Berlreters Herrn ChevaliN's in wenig freundlicher Weise zu gedenken. Solche Wahlagitations­mittel sind für Calw überflüssig, in den anderen Bezirken verfehlen sie ihren Zweck und für Herrn Chevalier sind sie eine un­verdiente Kränkung.

Dies gilt auch von der naiven Zu- muthung, die Hrn. Chevalier wiederholt gemacht wurde, von seiner Candidatur zu­rückzutreten. Man berief sich freilich zur Rechtfertigung dieses Ansinnens auf eine vor 6 Jahren an Herrn Staelin ergangene ähnliche Aufforderung, aber jene gieng von Freunden des Herrn Staelin aus, weil sie das Peinliche eines Kampfes zwischen zwei Kandidaten gleichen Programmes zu vermeiden wünschten, während es heute ausgesprochene Ge g ner Herrn Chevalier's sind,' die ein solches Ansinnen an ihn stellen.

Ich sagte, mit gleichem Programm, denn damals wurde von Staelin'scher Seite keinerlei Verschiedenheit der politischen und handelspolitischen Ansichten der beiden Candidaten hervorgehoben; der heute so wirksame Hinweis auf die angeblich ver­derblichen Wirkungen der Handelsverträge hätte damals auch wenig Effekt gemacht, von einem Nothstand der Industrie war ja trotz mehrjährigen Bestehens dieser Ver­träge wenig zu verspüren. Beweis genug daß dieser Nothstand nicht so ohne weiteres denselben in die Schuhe geschoben werden darf.

Unserem Landtagsabgeordneten Herrn Stadlschultheiß Schuldt, wurde kürzlich verdientermaßen durch eine Deputation ge­dankt für sein treues Wirken; gleichen Dank hat auch Herr Commerzienrath Chevalier verdient, und ich glaube auszusprechen, was viele fühlen, wenn ich ihm diesen Dank für seine bisherige treue aufopfernde und umsichtige Thätigkeit hiemit zolle.

An der Wahlagitation werde ich mich nicht weiter betheiligen; es widerstrebt mir, Männern gegenüberzutreten, die ich zu meinen Freunden zähle; es wurde mir schon nicht leicht diese Zeilen uiederzu- schreibeu, aber awieus klato, inaZis amicu veritas.

Hirsau. Eduard Zahn."

D e

Kronik.

t s ch l a n d.

3. Jan. Die Mächte er-

und durch.sein freundliches, mildes Wesen sich die Herzen gewann. Am nächsten Montag den 8. Januar hätte er sein 50- B erlin, 3. Jan. Die Mächte erZ jähriges Doktorjudiläum zu feiern gehabt, klärten die Gegenvorschläge der Türkei! Kirchheim u. T., 2. Jan. Ein für unklar und ungenügend und sollen! Verbrechen der fluchwürdigsten Art setzt weitere türkische Erklärungen erwarten. unsere Stadt in die größte Aufregung.

Berlin, 1. Jan. Zur Feier des! Heute Morgen zwischen 3 und 4 Uhr wurde 70jährigen Dienstjubiläums des deutschen! der Versuchs gemacht, die Wohnung des Kaisers hielt der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen im Namen der

Versammelten eine Ansprache an den Kai­ser. Hierauf antwortete derselbe: Wenn alle Herren, deren Anwesenheit hier heute Mich ganz besonders erfreut, mit den von Meinem Sohne ausgedrücklen Gefühlen übereinstimmen, kann Ich Mich um so glück­licher schätzen und spreche zunächst Ihnen meinen Dank dafür aus. Wenn ich auf den Tag zurückblicke, an welchem ich in die Armee eintrat, muß Ich 'ja auch der Verhältnisse gedenken, unter denen es ge­schah. Dann aber ist auch von den, Au­genblick sn, wo Mich die Hand Meines Vatersin die Armee einführte. Meinen ganzen Lebenslauf hindurch bis zur heute Mir vergönnten Freude Mein erstes Ge­fühl gewesen, dem Lenker unserer Geschicke demüthigen Dank zu sagen. Meine Stel­lung brachte es mit sich, daß der größte Theil Meines Lebens der Armee gewidmet war. Darum gebührt aber auch allen, welche Mich auf meiner militärischen Lauf­bahn begleiteten und Meine Bemühungen unterstützten, Meine Erkenntlichkeit, deren Ich Mich stets gerne erinnere. Der Ta­pferkeit, Hingebung und Ausdauer der Armee verdanke Ich die Stellung, die Ich jetzt einnehme. Von Fehrbellin bis auf die neuesten glorreich beendeten Kriege stehen die Thaten der brandenburgisch-preu- ßischen Armee unauslöschlich in den Anna­len der Weltgeschichte. Was Preußen ge­worden, ist es hauptsächlich durch die Ar­mee geworden. Sie, die heute Mir gegen­über die Armee repräsentiren, bitte Ich, Allen, die Sie vertreten. Meinen persön­lichen Dank zu sagen, einen Dank, der um so verdienter ist, als Ich Mich so lange

Hrn. Stadlschultheißen Heim in die Luft zu sprengen. Der teusflische Anschlag ge- laug nur zu gut. Das Bild der Zerstö­rung spottet jeder Beschreibung. Drei Wohugeiasss des Erdgeschosses sowie die Küche sind vollständig zerstört. Die Be­wohner, 6 Personen retteten nur das nackte Leben und es ist als ein wahres Wunder zu betrachten, daß kein Menschenleben ver­loren ging, ja daß nicht eine einzige Per­son auch nur beschädigt wurde, da gerade die Schlafzimmer von der Zerstörung be­troffen wurden und die darin Schlafenden von Schult und Trümmern vollständig bedeckt waren. Die Entrüstung über diese verabscheuungswürdige Thal ist allgemein Die bürgerlichen jKollegieu sprachen durei eine Deputation dem schwer getroffenen Stadtvocstand sogleich das allgemeine Be­dauern aus und theillen ihm den Beschluß mit, den nicht unbedeutenden Bauaufwand auf die Gemeindekasse zu übernehmen, so wie auf die Entdeckung der Thäter ein Belohnung von 500 auszusetzen. Znu- auf der Stelle der Thal autgesundene Hüt sowie eine in einiger Entfernung liegend- angebrannte Weste sammt Uhr führten noch Vormittags zur alsbaldigen Verhaft» ung zweier verdächtigen Subjekte.

Leutkirch. 2. Jan. Wie noch-nij zuvor wurde am Sylvesterabend bis an den frühen Neujahrsmorgen in Stadt und Land geschossen. Nahm selbst ein Bürger aus der Gemeinde Neichenhofen ein mit Schroten geladenes Gewehr mit in das Wirthshaus nach Starkenhofen und feuerte dasselbe zum Fenster hinaus. Am andern Morgen fand man den Schuhmacher Blaß von Neichenhofen todt mit zerschossener ,, . , - . -Z Brust auf dem 'Wege zu seiner Heimat.

Zett luudurch von der Gesinnung und dem ^hüter ^ sich heute dem Gericht Geiste des Heeres überzeugen konnte; eurem, s ^ ^

Geiste, der mit Ihr Werk ist, und dem, ^

in Verbindung mit demjenigen der deut- Der Staats-Anz. enthält eine Bekannt-

scheu Truppen, es gelang, ein einiges! macbung der K. Prüfungskommission für Deutschland und ein einiges Heer zu! Einjährig Freiwillige.

schaffe». Bei der Pcrsonenpost von Pforzheim

^ Ä Heimsheim findet vom 1 Januar

vr. Jolly's Wahl sehr günstig zu stehen, ^ ^ ° o

der Gedanke liegt nahe, daß es den Wäh­lern erwünscht ist sich von einem ManneKarlsruhe) und die Ankunft in Heims- im Reichstag vertreten zu sehen dessen:. ^ ^un 7 Nbr Abends iWtt hervorragende Begabung auch von den er-

I. an der Abgang ans Pforzheim um Uhr Nachm, (nach Ankunft des Eilzugs

bittertsten Gegnern nicht in Zweifel gezogen wird.

Ubr Abends statt.

Ausland.

Brüssel, 3. Jan. Nord will wissen, Württemberg. die sechs Großmächte seien übereingekom-

Calw, 2. Jan. Heute Nacht V-2 Vertreter in Konstantmopel

Uhr ist nach längerem Leiden Oberau

M-dizinalrath vr. Müller hier verschieden. - Vorschläge zurnckwetst. Es.sei Grund

Die hiesige Stadt verliert in ihm einen ihrer hervorragendsten Bürger, der in sei­nem Fache als Autorität hoch angesehen war, seinem Berufe mit unermüdlichem Flciße und treuer Hingebung sich widmete

zur Annahme, daß Salisbury den Groß­vezier nicht im Zweifel ließ, daß diese Entschließung der Mächte unwiderruflich sei.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me c h in Neuenburg.