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Württemberg.

Vermöge höchster Entschließung vom 13. Juli haben Seine Königliche Majestät

die erledigte Hauptlehrstelle an der III. Klasse der Realanstalt in Hall dem Real­lehrer Weiffenbach in Neuenbürg gnädigst übertragen.

Bekanntmachung der Ceutrallcltung deS WohlthätigkeitsvereinS, betreffend dir Sammlung von Beiträgen für die durch das jüngste Hochwasser des Rheins Be­schädigten im Elsaß und in Baden.

In Folge der bekannten außerordentlich schweren und weit verbreiteten Beschädigun­gen, welche das Hochwasser des Rheins im vorigen Monat durch Dammbrüche und Ueberschwennuungen im Neichslande Elsaß und im Großherzogthum Baden angerichtet hat, sind wir von dem Neichskanzleramt durch Vermittlung unserer Staatsregierung, sowie von dem Vorstand des badischen FrauenvereinS ersucht worden, zum Besten jener schwer heimgesnchten Nheinorte auch in Württemberg Sammlungen zu veran­stalten.

Hiebei wurde offiziell bestätigt, daß nicht nur viele Gebäude zerstört und noch weit mehr beschädigt, sondern auch viele Tausende von Hektaren Felder so überschwemmt wurden, daß viele Rheingegenden, der dießjährigen Ernte fast vollständig beraubt, einer schweren Zeit entgegengehen.

Wir erklären uns daher bereit, auch für diesen Zweck Beiträge anzunehmen und je nach der Bestimmung der Geber an das Kaiserliche Ober-Präsidium in Straßburg resp. an den Vorstand des badischen Frauen­vereins in Karlsruhe zur weiteren Verwen-

Friedrichshafen, 17. Juli. Ihre Mas der König und die Königin haben sich heute Nachmittag auf dem Dampfboot Eberhard" von Schloß Friedrichzhafen nach der Insel Mainau begeben, um dem dort bei der Grohherz. Familie weilenden Kaiser Wilhelm den am 15. d. Mts. hier gemachten Besuch zu erwicdcrn.

Wildbad, 15. Juli. Die filmte Kurliste enthält 3075 Kurgäste; die Zu­nahme seit dem 4. ds. beziffert sich also auf 985. Zahl der Durchreisenden 800; mebr als letztmals 55. Viele Personen, die nicht genannt sein wolle», find unter diesen Zahlen nicht begriffen.

Stuttgart. In der Nacht vom Samstag ans Sonntag ereignete sich hier ein gräßliches Unglück. Ein Dienstmädchen im Hause 39b der Olgastraße hatte ein Licht in ihre Dachkammer mitgenommen und mar eingeschlafen, ohne das Licht vorher auszulöschen; letzteres brannte herab und setzte das Bett des Dienstmädchens m Brand. Das Feuer wurde von der Nach­barschaft entdeckt, und zwar ohne größeren Allarm, aber mit Mühe gelöscht. Das Dienstmädchen erlitt furchtbare Brandwun­den, wurde gestern früh 4 Uhr in das Katharinenhospital verbracht und starb noch am gleichen Vormittag. Eine oft wiederholte und schreckliche Mahnung zum vorsichtigen Gebrauch des Lichtes beim Schlafengehen.

Neuenbürg, 18. Juli. Heute früh 7 Uhr kam in Schömberg inmitten einer engverbundenen Reihe von Wohn­gebäuden, in dem Armenhause Feuer aus, welches diese, 10 an der Zahl nebst dem über der schmalen Straße stehenden größeren Hirschwirthshause binnen 3 Stunden so voll-

dung zuübermitteln. Im Uebrigen bitten wir, ^ c

die dießfallsigen Beiträge mit entsprechender!^""^ mAiche legte, daß die von hier aufge Bezeichnung ebenso wie die Gaben fjjx! ^otene, mit Hydrog'hor u.^Neqmsttenwagcn Würtlemberg'tche Hagel- und Ueberschwem- i rasch abgegangene Feuerwehr nicht mehr tha- mungs-Beslhädigte an unser Kassenamt zu Eurzugrcrfen hatte und eine kurze Strecke adressiren, welchem die Portofreiheit zu-i""^ dem Brandplqtze von dem dort an-

wesenden Hrn. Obcrbeamtenzurückzubeordern war. DaZ überaus rasche Umsichgreifen des

Stuttgart, den

13. Juli 1876. G o l t h e r.

Vom !4. Juli an werden in Ludwigs, bürg direkte Billete für Schnell- und gew. Personenzüge zur einfachen Fahrt nach Darmstadt via tourbillete nach

Brandes, ist der Schindclbedachung, der wenig widerstandsfähigen Beschaffenheit der Gebäude und dem Umstande zuzuschreiben, daß der größere. Theil der Bevölkerung, wobei gegen 200'männliche Personen, seit Bruchsal, sowie direkte Re-j Tagesbeginn in entfernteren Waldungen ildbad via. Mühlacker! beschäftigt war und bei der Rückkehr nicht

unter den für den Verkehr mit Baden und ""r alles in vollen Flammen fand, sondern

einige entferntere Gebäudepartieen noch

der Main-Neckarbahn allgein. geltenden, bei der Billetkasse in Ludwigsburg zu er­fragenden Bestimmungen ausgegeben.

Friedrichs Hafen, 16. Juli. Se.

Majestät der deutsche Kaiser, sowie Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Frau Großhcrzogin von Bad'en sind Nachmittags um 5V- Uhr mittelst dampfboots zum Besuche bei der Königlichen Familie hier eingetroffen. Die hohen Herr­schaften. wurden von Sr. Maj. dem König an dem Hafendamm des Schlosses begrüßt und zu Ihrer Maj. der Königin geleitet.

Nach etwazweistündigemAufinthalt, während dessen die hohen Herrschaften sich meist im Schloßgarten bewegt und Erfrischungen eingenommen hatten, erfolgte die Rückfahrt! Brandes nach Schloß Mainau. ^ schadhafte

vom Flugfeuer stark bedroht sah. Für die

wenig wohlhabende Gemeinde ist der Scha­den empfindlich, weil die zur voraussichtlich unausbleiblichen Grund-rwerbnng und Neu­herstellung von Wohnungen weiter erfor­derlichen Mittel gegenüber der Gebäude- gestecn j brand-Entschädignng größere Opfer erhei- Extra-j scheu dürften; jene mag sich auf ca. 19,000 Mark beziffern, wovon auf das Wirthschafts- gebäude 8400 Mark entfallen werden. 18 meist arme Familien sind obdachlos, davon 2/s versichert. Unter den Nichtversicherten sind die Wirthsleute, ei» junges Ehepaar, das sich erst vor einigen Wochen etablirt hatte; doch konnte dessen werthvollere Fahr­niß gerettet werden. Die Ursache des ist unbekannt, man vermuthet Feuerungs-Einrichtung.

Ausland.

Vom Kriegsschauplatz.

Während die Presse aller Länder En- ropa's, selbst tnrkensreundliche und englische Blätter nicht ausgenommen, seit Wochen detaillirte Einzelheiten über die Gräuel, die von Baschi-Bozuks, TscherUsse» und den türkischen Bewohnern Bulgariens an den wehrlosen christlichen Landbewohnern, an Frauen und Kindern jenes bereits zur Hälfte verwüsteten, einst zu den fruchtbarsten und einträglichsten Gebieten gehörigen Pa- schaliks verübt wurden, zu erzählen wissen, während sogar offizielle Konsnlatsberichte die Zahl der bereits in Bulgarien ermordeten Greise, Frauen und Kinder auf 12,000« schätzen, hat der Premier desjenigen Ka- binets, welches gegenwärtig in seiner moralischen Unterstützung der Türkei eine Ausnahme unter den Negierungen Europas bildet, noch keine Nachrichten über diese, nicht allein der Civilisation überhaupt, sondern allen früheren Traktaten und Er­laffen der Pforte hohnsprechendcn Praxis der türkischen Kriegssührung undOrdnungs­stiftung".

Berlin, !7. Juli. Ans Konstanti- nopel (Türk. Reg.Telegr.) wird gemeldet: Die Truppen Hafiz Paschas, Kommandeurs der bei Akpalanka operirenden Division griffen gestern die Serbe» an. Sechsstün­diger Kampf. Die Türken nahmen mit dem Bajonett die serbischen Verschanzungen, schlugen die Serben vollständig, erbeuteten viele Waffen und anderes Kriegsgeräth. In Folge Vormarsches des Korps Sulcy- mans verließen die Serben widerstandslos ihre Verschanzungen bei Babina Glava und zogen sich zurück.

Wien, 17. Juli. Die Politische Kor­respondenz meldet ans Nagusa: Nach er­bittertem Kampfe der Montenegriner und Türken bei Nevestnje am 14. rüchten die Montenegriner am 16. in Bergaj ein, in Folge dessen herrscht in Mostor Panik, und fürchten die Christen türkische Racheakte. Ein montenegrinisches Korps traf rn Glavsko oberhalb des Golfes Breno ein, wodurch die Verbindung Nagusa-Trebinje unterbro­chen. Aus Belgrad offiziell: Die Türkendepeschen vom 9. Juii beruhen auf Lügenberichten. Die Serben verloren bisher keine Kanonen. Türkenfiege über Tschernajeff erfunden, Serbenvorposten noch immer vor Novibazar. Nach Telegramm des Generals Alimpits begehen die Türken in Bosnien fürchterliche Grausamkeiten, es flüchten viele Weiber und Kinder i»'s Serbenlager. Die Scrbentruppen bemächtigen sich des ganzen Tollitzathales. Bosnische Insurgenten schnit­ten die Türkenkommnnikation mit Beljina- Brtschka und Beljma-Toulza ab.

Berlin, 17. Juli. Aus Wien meldet das neue Tagblatt: Die rumänische Regie­rung ließ am 12. Juli eine Note in Kon­stantinopel überreichen, worin sie als Ent­schädigung für Opfer, welche der Krieg Rumänien on der Grenze auferlegt, das Recht verlangt, mit dem Anslande selbst­ständig Verträge abzuschließen, Aufhebung der Tribukzahlung, Abtretung der Sulina- mnndung mit Rücksicht auf die kommerziellen Interessen Rumäniens. (S. M.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg. (Markt- und Thalftr.)