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Das Gas durchdrang jedenfalls im Laufe der Nacht die darüberlicgendcn Böden und Wände und gelangte ank diese Weise in das zunächst bewohnte Zimmer. Das eine der beiden arme» Mädchen hatte beim Erwachen allem Anscheine nach noch so viel Kraft, das Bett zu verlassen, ohne iudeß noch das Fenster erreichen zu können, denn man fand sie entseelt ans dem Fußboden hingestreckt. Von dem sofort herbeigerufe­nen Arzte Tr. Thumm wurden die um­fassendsten Wiederbelebungsversuche auge- stcllt, jedoch leider vergebens, da der Tod zu lange vorher eingetrete» war. Das Unglück betrifft eine zweite Familie in gleichem Maße da die eine der aus so traurige Weise des Lebens beraubten Brautwar und der Termin der Hochzeit in Kürze bevorstand. Die Thcilnahme der Bevölkerung an diesem traurigen Geschicke darf um so mehr eine allgemeine genannt werden, als die Familie allenthalben die höchste Achtung genießt und die beide» vom Tode so schnell Weg- gerafften sich ihres besch.idenen, freundlichen und liebenswürdige» Charakters wegen in dem Kreise ihrer Familie, Bekannten und Freunde allgemeiner Zuneigung zu erfreuen hatten. (Ps. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 13. Juli. Ein Un glücksfall auf dem Militärschießplatze und zwei Selbstmorde bilden den Gegenstand des Tagesgesprächs. Der elftere hat einem Soldaten das Leben gekostet. Durch einen über den von ihm besetzten Theil des Kugelfangs eingeichagenen Schuß und das Herabbröckeln von Erde getäuscht, trat er in dem Moment zum Zeigen vor, als der wirkliche Schuß dieser Abtheilung siel und ihn jo in den Unterleib traf, daß er schon nach 10 Minuten todt war und jede ärzt­liche Hilfe zu spät kam. Uebrigens sind alle vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln beobachtet worden und es trifft daher Nie- nrand eine Verschuldung.

Stuttgart, 15. Juli. Die Vor­bereitungen für den festlichen Empfang des deutschen Kaisers im September werden rechtzeitig getroffen werden. Die städtischen Behörden und das für diesen Zweck ge­bildete Komit« der hiesigen Vereine u. s. w. werden Hand in Hand gehen.

Calw, 11. Juli. In der neulich ab­gehaltenen Amtsversammlung wurde unter anderem die Organisation der innerhalb des Bezirks bestehenden zwölf Feuerwehren zu einer Bezirksfeuerwehr beschlossen und das Oberamt ermächtigt, die zu Ausführung dieses Beschlusses erforderlichen Einleitungen zu treffen. Weiter verdient aus den Ver­handlungen hervorgehoben zu werden, daß dem Landesverein der Kaiser-Wilhelm-Stif- tüng für deutsche Invaliden ein jährlicher Beitrag von 100 <M, und den noch leben­den Veteranen aus den Befreiungskriegen eine Gratifikation von 20 «/L aus der Kasse der Amtspflege verwilligt wurde, welche letztere je am 27. September jeden Jahrs, als dem Geburtstage ihres ruhmreichen Feldherrn, des verewigten Königs Wilhelm, ausgetheilt werden wird.

Marbach, 14. Jnli. Am letzten Sonntag machte die Steigerabtheilung unserer Feuerwehr der zu Waiblingen einen

Besuch, wobei auch Hebungen vorgiengen; bei einer solchen geschah es, daß das hiesige Mitglied Schneider und Kleiderhändler Küchler das Unglück hatte, einige Stock hoch in Folge des Weichens einer Leiter auf das Pflaster herabzustürze» und nicht allein den linken Arm gegen vornen zu brechen, sondern sich auch sonst mehrfällig zu verletzen. Er mußte selbigen Abend hierhergebracht werden und ist heute Nach­mittag V-3 Uhr im besten Mannesalter gestorben. Er hinterläßt eine Wittwe mit 5 Kindern, die sehr bedauert werden.

Neuenbürg, 17. Juli. Im Ge­folge des Beschlusses vom 5. ds. war heute aus dem Bauamt des K. Staatstechnikers für das Wasserversorgungswesen Hr. Bau- Inspektor Ehmann von Stuttgart hier anwesend umseine bisherigen Gutachten zu motiviren, entsprechende Anträge zu stellen und mit den Collegien des Weiteren in^ dieser Frage hiernach zu beratben. Auch beute wurde einstimmig beschlossen, den Hrn. Bauiuspeklor Ehmann um die Leitung der ganzen Ausführung zu ersuchen, sofort zunächst die Arbeiten der Quellenfassung in erweitertem Maßstab fortsetzen und beschleu­nigen zu lassen und zwar unter einer be­sonderen technischen Bau-Aussicht. So­viel bis jetzt ersichtlich, steht die Gewinnung einer reichlicheren Wassermenge in glücklicher Aussicht.

Vom nördlichen Schwärzwald berichtet der Schw. Merk, unterm 8 Jnli. Unter den württ. Schwarzwaldbädern nahm Herren alb bis vor wenigen Jahren wohl noch einen bescheidenen Rang ein. Auch die Einrichtungen waren nur für die Aufnahme einer beschränkten Zahl von Gästen berechnet. In kurzer Zeit hat sich der Kaltwasser- und Luftkurort unter einer intelligenten Leitung bedeutend gehoben, ohne doch den einfachen sympathischen Charakter eines ruhig stillen von dem Modeluxus des Däderlebens noch völlig unberührten Landaufenthaltes ausgegeben zu haben. Wer Heuer Herrenalb besucht, findet die Zahl der hübschen kleinen Land­häuschen, die neben einigen größeren Gast- Höfen den letzten Jahren ihre Entstehung verdankten, wieder um einige neue vermehrt. Einige Familien haben angefangen, Hcrren- alb zum ständigen Sommeraufenthalt zu wählen. Die Vorzüge des inmitten 7 kleiner hier zusammenlaufender Gebirgsthäl- chen gelegenen, von allen Seiten jetzt. Dank der guten Postverbindungen, leicht erreich­baren, immer mehr aufblühenden Kurortes sind bekannt: abgesehen von den trefflichen Kaltwasserbadeinrichtungen, herrliche Wald­lust, vorzügliches Wasser, prachtvolle Tan­nenwälder in nächster Nähe mit zahlreichen sorgsam gepflegten Wegen; für Fußgänger eine Reihe schöner Ausflüge (auf den Mau­zenstein, Bernstein, Hohlohberg, Teufels­mühle, Dobel, nach Wildbad, Baden rc.).

Bekanntmachung, betr. die Personrnposten von Wildbad und von Gernsbach nach Freudenstadt und von Wildbad nach Altenstaig.

Vom 10. Juli d. I. an werden die nach­stehenden Personenposten befördert wie folgt: I) GernsbachFreudenstadt:

aus Gernsbach Bahnh. 4 Uhr Abs. (nach Ank. des bad. Zugs 205)

aus Gernsbach Stadt 4.15 Abs. in Schönmünzach 7.35 Abs. aus Schönmünzach 7.45 Abs. in Schönegründ 8.35 Abs. aus Schönegründ 8.45 Abs.

(nach Ank. der Post von Wildbad) in Freudenstadt 11.10 Nachts.

2) Wilddad Schönegründ: aus Wildbad 4.10 Abs.

(»ach Ank. des Zugs 14 l) in Enzklösterle 5.45 Abs.

(zum Anschl. a. d. Post n. Altenst.) aus Enzklösterle 5.55 Abs. in Schönegründ 8.40 Abs.

(z. Anschl. a. d. Post n. Freudenst.).

3) Enzklösterle A l t e n >. a i g: aus Enzklösterle 6 Uhr Abs.

(nach Ank. der Post von Wildbad) in Altenstaig 8.20 Abs.

In der umgekehrten Richtung bleiben «bei allen drei Kursen die Kurszeiten un- 1 verändert.

Ausland.

Auf dem Kriegsschauplatz ist es zwar an verschiedenen Punkten, in der Herzego­wina, bei Novibazar, dann am Timok in den letzten Tagen zu Kämpfen gekommen, allein das sind unerhebliche Unternehmun­gen. Daß Serbien die guten Dienste Rußlands oder Oesterreichs zur Erlangung eines Waffenstillstandes in Anspruch nehmen möchte, wird neuerdings behauptet, aber mit der Meldung, Oesterreich und Rußland haben eine Einmischung, auch in diesem Sinne abgelehnt. Offenbar sollen die Krieg- führenden sich allein gegenüber gelassen werden, bis sie des grausamen Spieles müde sind, oder irgend eine Entscheidung erfolgt. Die Lokalisirung des Kriegs ist also gelungen und dies ist das Bessere. Es ist ein Beweis, daß die Anstrengungen zur Aufrechthaltung des Friedens stärker gewesen sind, als die Gelüste, ihn zu stören, und dieß läßt hoffen, daß auch in Zukunft und bei der schwierige» Aufgabe, welche der Diplomatie nach dem Ende des Kriegs harrt, nemlich bei der, wie den Christen im türkischen Reich zu einem menschenwür­digen Dasein'zu verhelfe» ist, das Einver- ständniß der Mächte erhalten bleibe.

Wien, 13. Juli. Nach einer Mel­dung des telegraph. Korrespondenzbureaus wären außer Klek auch sämmtliche Häsen an der dalmatischen Küste für jede Art Kriegskontrebande sowohl den Türken wie den Montenegrinern gegenüber gesperrt.

Wien, 14. Juli. Die in Aussicht genommene Salzburger Zusammenkunft des Fürsten Bismarck mit dem Grafen An- drassy unterbleibt, bis aus dem Kriegs­schauplätze ein entscheidender SLlag gethan ist. Oestreich und Rußland lehnen, trotz eines etwaigen Wunsches der Serben, die Vermittlung eines Waffenstillstandes ab.

Wien, 15. Juli. Die heutigen Be­richte bestätigen, daß in den Gefechten bei Widdin schließlich die Türken Sieaer blie­ben. Es wurde am 13. bis Mitternacht gekämpft. Die Serben verloren ihre Ge­schütze. Man hofft, das türkische Haupt­quartier werde nächster Tage auf Serbischem Gebiete sein. Die Serben gingen über den , Timok zurück. Selbst in Belgrad wird von s Ljeschanins Niederlage gesprochen und man fürchtet Unruhen.