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Die Versammlung müritemb und Lederfabrikanten ist auf Sonntag 16. Juli 1876 festgesetzt und wird Vor­mittag I I Uhr im Gasihof zum Schwanen in Eßlingen abgehalten. Diejenige» Herren, welche ein besonderes Einladungsschreiben nicht erhalten haben, werden hieniil auf diese Zusammenkunft aufmerksam gemacht.

Pfalzgrafenmeiler, 7. Juli. Vorigen Dienstag schoß der Hr. Stadtförster von Altenstaig in der Nähe von Füiifbronn einen 4jährigen prachtvollen Hirsch mit einem Gewicht von etwa 250 Pfund. Das Geweih war, wie es zu dieser Jahreszeit immer der Fall ist, noch weich und mit moosartigen Haaren beoeckt.

Wildbad, 8. Juli. Heute Abend ist ein hiesiger Flaschner, der mit Befestigen einer Dachrinne an der Hallbergerlchen Pa­pierfabrik beschäftigt war, zwei Stock hoch herabgefallen und mußte, wie es scheint sehr erheblich verletzt, nach Hanse geschafft werden. Bruch des GeriistS soll die Ur­sache sein.

Bopfingen, 8. Juli. In dem benachbarten bayerischen Orte Wallerstein ereignete sich vorgestern ein gräßlicher Un­glücksfall. Ein junger, verheiratheter Bauer ging mit der Sense vom Mähen heim und kehrte unterwegs auf dem Felsenkeller da­selbst ein, um seinen Leuten ein Füßchen Bier von dort mitzunehmen, welches er mit der Sense auf seine Achseln setzte. Am jähen Abhang des Felsenkellers hinunter glitt er jedoch ans und fiel so unglücklich in dre Sense, daß diese ihm buchstäblich das Genick abschnitt. Erst eine Stunde später fand man den Unglücklichen ans dem Wege in seinem Blute liegen, als seine Leiche schon erkaltet war. (N.T.)

Bracken he im, 9. Juli. Das heu­tige Gewitter zwischen 12 und I Uhr hat große Verheerungen angerichtet. Auf der Markung Siockheim, Habcrschlacht, wohl »och anderer Gemeinden des Oberamts, theilweise auch auf unserer Markung Hagel­schlag mit Schloßen bis zur Baumnuß- größ, wodurch an Weinbergen, Getreide­feldern und Obst beträchtlicher Schaden angerichtetet wurde. Der Bach von Neip- perg nach Nordheim brachte dahin im Nu eine solche Wassermasse, daß ein Eck der von kolossalen Quadern erbauten Schmarz- kopf'schen Cägmühle weggerissen, das große Wasserrad bedeutend beschädigt und ein auf mehrere 1000 geschätztes Holzlager sortgcschwemmt wurde. In den" nieder,! Lagen, wo das Wasser stockhoch stieg, konnte das Vieh kaum noch gerettet werden. Ueberall in den Weinbergen ist Erde in Menge bis an deren Fuß geschwemmt.

Reutlingen, 10. Juli. Heute feierte die Weingartner-Genossenschaft ihr dreihunderteinundzwanzigstes Jahressest, den sogenanntenauselichen Melich", d. h. un­seligen Montag, mit Umzug, Kirchgang und Festball.

Tübingen, 10. Juli. Die hiesige Kaserne, die in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegt, in welcher drei strategisch wichtige Linien münden, dürste in einem etwaigen Mobilisirungssall für durchziehende Truppen von besonderer Wichtigkeit sein. Am letzten Samstag wurden in aller Frühe unter den Klängen der BataillonSmnsik

Gerber j Proben angestellt, wie Soldaten und mili-> ag den täusche Requisiten schleunigst in Eisenbahn­wagen gebracht werden können.

Nagold, 10. Juli. Der heutige Tag wurde in unserer Stadt in ausge­zeichneter Weise festlich begangen. Es sind nun gerade 25 Jahre, seit unser verehrter und geliebter Dekan Freihofer sein Amt in hiesiger Stadt übernommen hat; zudem vollendete derselbe mit diesem Tage sein 70. Lebensjahr, so daß wir mit dem G. feier­ten ein Doppelfest zu halten veranlaß! waren.

Rottweii, 10. Juli. Eine beson­ders wohlthätige Wirkung der W a s ser- leitung ist, daß wir vom Straßeustonb durch tägliche Begießung der Straßen in diesem Sommer säst gänzlich verschont sind ein hoher Genuß sowohl für die Gesund heit als Reinlichkeit der Einwohner.

Neuenbürg, 12. Juli. Dienstag früh 4 Uhr wurde ein schon länger hier beschäftigter Buchdruckergehilfe vor dem Hanse des Prinzipals todt gesunden. Der­selbe hatte Montag Abend um 7 Uhr ge sund und heiter mit dem gewohnten freund­lichen Abendgruß das Geschäftslokal ver­lassen und sich in sein in einem Nachbarhause gemiethetes Zimmer begebe». Von da war er um 9 Uhr in «ine Wirthschaft gegangen, aus welcher er um II Uhr weggieng, um sich nach Hause zu begeben, auf dem Wege dahin er auch noch gesehen worden ist. Die sofortige Legalinspektion ließ vermuthen, der Tod sei in Folge eines Gehirnschlags eingetreien, was sich- auch durch die heutige Sektion bestätigte; wogegen die Lage des Tobten schließen ließ, er werde durch helfende Hände von anderwärts hierher gelegt worden sein. Auch diese Vermnthung bestä­tigte sich, indem 2 Arbeiter den Verun­glückten für betrunken haltend, vom Markt­plätze hinweg, bei Seite trugen. Hiernach ist ersichtlich, daß lediglich ein Unglücksfall hier vor!legt.

Bekanntmachung, betr. die Personenpostrn von Wildbad und von Gernsbach nach Frrudenstadt und von Wildbad nach Altcnstaig.

Vom 10. Juli d. I. an werden oie nach­stehenden Personeiiposten befördert wie folgt:

1) Gernsbach F r e u d e n st a d t: aus Gernsbach Bahnh. 4 Uhr Abs.

(nach Ank. des bad. Zugs 205) ans Gernsbach Stadt 4.15 Abs. in Schöiimünzach 7.35 Abs. ans Schöiimünzach 7.45 Abs. in Schönegründ 8.35 Abs. ans Schönegründ 8.45 Abs.

(nach Ank. der Post von Wildbad) in Freudenstadt 11.10 Nachts.

2) Wildbad Schönegründ: anS Wildbad 4 10 AbS.

(nach Ank. des ZugS 14!) in Enzklösterle 5.45 AbS.

(zum Avschltz a. d. Post n. Altenst.) aus Enzklösterle 5.55 Abs. in Schönegründ 8.40 Abs.

(z. Anschi. a. d. Post n. Frendenst.).

3) Enzklösterle A l 1 e n a i g: aus Enzklösterle 6 Uhr Abs.

(nach Ank. der Post von Wildbad) in Altenstaig 8.20 Abs.

In der umgekehrten Richtung bleiben bei allen drei Kursen die Kurszettel! un­verändert.

O e st r e i ch.

Am 8. Juli trafen der Kaiser von Rußland und der Kaiser von Oesterreich und Ungarn mit ihren ersten Ministern zu Reichstadt in Böhmen zusammen.

Wien, 10. Juli. Das Tel.-Korr.-B. meldet: Ueber das Ergebniß der Kaiser- begegniiiig in Reichsstadt verlautet: Die beiden Großmächte stimmen in dem Prin­cipe der Nlchlintervention überein und be­halten sich vor, sobald die kriegerischen Ereignisse eine Entscheidung hcrbeigeführt haben, mit allen christlichen Großmächten ein vertrauliches Einvernehmen zu erzielen. Der Eindruck im Ganzen ist der, daß jede Gefahr, den Krieg über die bisherigen Grenzen nach Europa getragen zu sehen, als beseitigt angesehen wird.

A li s l a n d.

Es ist bisher nichts Entscheidendes vor­gefallen. Fortgesetzte blutige Gefechte finden am Timok und mit Zachs Armee statt. Von den Operationen Tschernajeffs ist nichts bekannt. In Sophia wurde ein türkisches Neservekorps errichtet. Die deutscheFlotte verließ Salonichi mit versiegelter, erst auf See zu öffnender Ordre.

Der wichtigste Kriegsschauplatz schein im Augenblick der südwestliche zu sein, wo General Zach befehligt. Zwar hat Zach selber eine Niederlage erlitten, die von ihm selbst kaum beschönigt wird. Aber es sind Abtheilungen seiner Division auf anderen Punkien in das türkische Gebiet eingedrnu- gen und es scheint, die Serben versuchen dort Novi Bazar gegenüber ganz das gleiche Manöver, wie sie es im Südosten bei Noch gethan, d. h. sie umgehen den festen Punkt, lassen ihn einstweilen liegen, indem sie ihn von seinen Hilfsquellen ab» schneiden und machen sich im Nucken dessel­ben daran, in's Innere des feindlichen Landes vorzudringen. SoTschernajesi hinter Nisch, so jetzt Jlitsch hinter Novi Bazar. Denn wenn es heißt, die Serben bedrohen Mitro itza, das südöstlich von Nowi Bazar gelegen, den Anfang der Eisenbahnlinie nach Saioniki bildet, so liegt die Absicht dieses serbischen Manövers auf der Hand : die türkische Armee soll von Saloniki, von ihrer wichtigsten Zusuhrverbiudung abge­schnitten werden.

Wien, 10. Juli. Die Türken erhiel­ten bei Nisch 25,000 Mann Verstärkung, 3 tüchtige Freiwilligenkorps sind unterwegs. Die Lage der Serben wird dadurch kritisch.

Pest, 10. Juli. Nach einer Meldung der Budapester Korrespondenz soll Tscher- najeff der serbischen Grenze entlang seine Bereinigung mit Ljeschanin anstreben und den Hanptangriff gegen Widdin richten.

Belgrad, 9. Juli. Zwischen Tscher- najeff und Abdul Kerim Pascha soll heute ein heftiger Kampf entbrannt sein.

Zara, 10. Juli. Die Montenegriner erstürmten nach 3tägigem Kampfe die Fe­stung Gatschko und zogen dann weiter gegen Mostar.

zum

Für die Monate Juli, Aug. L Srpt. nehmen sämmt- lichs Postämter, sowie auch Postboten, Bestellungen auf den E n z t h ii l r r" Ouartalpreise an.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)