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Neuenbürg.

Mein hinter meinem Hanse neu errich­tetes

Blldhlinscheii

empfehle geneigter Benüyung.

G. Fischer, Glaser.

N e u e n b ü r g.

Ein

Z i ur m e r

für einen ledigen Herrn oder Frauenzimmer ist zu vcriniethen. Wo? sagt die Redaktion.

Nr. 76 des Enzthäler vom 27. Juni ist vergriffen, bei mir aber noch einige Exemplare für auswärts nachverlangt.

Wem eine solche entbehrlich, dem würde sie bei Abtretung dankend veraüten.

Jak. Meeh.

Kronik.

Deutschland.

Psorzbeim , t. Juli. S. Kgl. Ho­belt der Grobherzog traf beute Nachmittag 2 Ubr 55 Minuten in Begleitung S. K. Hoheit des Erbgroßberzogs zur Eröffnung der Landesrosenausstellung hier ein. Don den Herren Stadtdireklor v. Scheerer, Oberbürgermeister Groß und der betr. Kom Mission des Gartcnbauvereins am Bahn­hof ehrerbietigst begrüßt, begab sich Aller­höchst derselbe sofort durch die festlich ge­schmückte Stadt nachdem Ausstelliingsplatze, wo derselbe von den übrigen Mitgliedern der verschiedenen Comitcs und von einem dreifachen Hoch begrüßt wurde. (Ps. B.)

Pforzheim, I. Juli. Der heutige Wochenmarkt war mit 326 Körben voll Kirschen befahren, welche von 10 Pf. an per Pfund abgesetzt wurden. Außerdem waren einige Körbe prächtiger Erdbeeren aus dem seiner Zucht wegen berühmten Stauffenberg vorhanden, welche sehr raschen Absatz fanden. (Pf. B.)

Die Überschwemmungen in Unter- Elsaß haben einen Schaden von 12 Millionen Mark verursacht und der Mild- thätigkeit der Elsäßer einen erfreulichen Aufschwung gegeben; auch aus dem Reiche fließen die Gaben, ja selbst aus Frankreich herbei, doch lange nicht reichlich genug, um überall Hilfe zu schaffen.

Württemberg.

Das Regierungsblatt vom 2d. Juni enthält eine Verfügung des Steuerkollegiums betr. die Umlage der Grund-, Gefäll-, Gebäude- und Gewerbesteuer für das Etatsjahr 1876/77.

Das Regierungs-Blatt vom 30. Juni enthält das Gesetz, betr. die Rechtsverhält­nisse der Staatsbeamten, sowie der Ange­stellten an den Latein- und Realschulen.

Stuttgart, 29. Juni. Auf der hiesigen Münzstätte wird in diesen Tagen, sicherem Pernehmen nach, mit der Prägung der Zweimarkstücke begonnen, von denen kürzlich die ersten in Berlin ausgegeben worden sind. Sie fallen sich sehr gut aus­nehmen und sind besonders zu Zahlungen in die Schweiz, nach Oesterreich und Frank­reich bequem.

(Die zehn größten Städte Württem­bergs.) Wir haben in Württemberg nach der letzten Volkszählung jetzt im Ganzen

zehn Städte mit einer Bevölkerung von über zehntausend Einwohner und zwar:

Stuttgart mit 107,273 Einw.,

Ulm mit 30,222,

Heilbronn mit 21,208,

Eßlingen mit 19,602,

Reutlingen mit 15,246,

Cannstatt mit 15,065,

Llldwizsburg mit 14,709,

Gmünd mit 12,838,

Tübingen mit 10,471,

Ravensburg mit 10,034,

Die zehn Städte haben zusammen eine Bevölkerung von 256,668 Ew., sie nehmen also von der Gesammtbevölkerung des ganzen Landes, welche am 1. Dezembr. 1875 dis Summe von 1,88!,505 Ew. be­trug, mit einander 13,6» Proz. oder etwas mehr als den siebten Theil in Anspruch.

Die kleineren Städte und die Land­gemeinden miteinander haben 1,624,837 Einw. oder 86,US Proz. der Bevölkerung des ganzen Landes. Stuttgart allein hat eine Einwohnerzahl, welche 5,7 Proz. der­jenigen des ganzen Landes beträgt. Die anderen 9 großen Städte haben mit ein­ander rund 8 Proz. der Bevölkerung des ganzen Landes.

Unter jenen zehn württembergischen Städten ist aber, wie obige Zahlen zeigen, auch wieder ein bedeutender Unterschied und sind es namentlich die drei erstgenann­ten: Stuttgart, Ulm und Heilbronn welche sowohl von einander als von den anderen 7 Städten in der Größe der Bevölkerung sehr abmeichen. Stuttgart gibt 41,8 Proz., Ulm 11,7 Proz., Heilbronn 8,r Proz., Eßlingen 7,« Proz., Reutlingen 5,s Proz., Cannstatt 5,8 Proz., Lndwigsburg 5,7 Pr., Gmünd 5,» Proz., Tübingen 4,o und Ra­vensburg 3,g zu der Gesammtbevölkerung der zehn Städte.

Was den Bevölkerungszu­wachs dieser Städte seit der letzten Volks­zählung vom 1. Dezember 1871 bis zu der letzten vom 1. Dezember 1875 betrifft, so betrug dieser Zuwachs bei Stuttgart 15,650 Ew. oder 17,i Proz., Ulm 3932 Einw. oder I4,i Proz., Heilbronn 2253 Einw. oder 11,»Proz., Eßlingen 1661 Ew. oder 9,s Proz., Reutlingen 1009 Ew. oder 7,e Proz., Cannstatt 3261 Ew. oder 27,« Proz., Ludwigsburg 2924 Ew. oder 24,8 Proz., Gmünd 2099 Ew. oder 19,8 Proz., Tübingen 1128 Ew. oder 12,i Proz. und bei Ravensburg 10,601 Ew. oder 18,s Proz. Im Durchschnitt betrug durch das ganze Land der Zuwachs in den ge­nannten 4 Jahren nur 62,665 Ew. oder 3,46 Proz. (N. T.)

Ausland.

In Constantinopel herrschen nach offiziellen Berichten und zahlreichen Privat­briefen unter der christlichen Bevölkerung der europäischen Colonie große Besorgnisse. Man befürchtet stündlich neue blutige Ereignisse und glaubt, daß der Sultan sich nicht zeige aus Angst vor einem Attentat. In allen Berichten herrscht absolute Ent- muthigung, nirgend die Hoffnung auf Herstellung normaler Verhältnisse, noch weniger aus das Zustandekommen irgend welcher^ernsthafter Reformen.

Das eiserne Würfelspiel kann beginnen. Fürst Milan hat Belgrad ver­lassen und sich nach der Grenze begeben. Die Abreise erfolgte unter Kanonendonner und dem Zurufe der Bevölkerung eine Feierlichkeit, welche den Ernst des Moments auch äußerlich illustriren sollte. An der Grenze wird Milan eine Proklamation erlassen. Der Metropolit und die Bischöfe haben sich zur Armee begeben, um den Soldaten, bevor sie ins Feuer kommen, den Segen der Kirche zu ertheilen. Schon die nächsten Tage dürften uns somit Kriegs­bullelins bringen und es ist dlos zu wünschen, daß der Krieg localisirt bleibe. Selbstver­ständlich ruht während des Krieges das Reformwerk der Türkei.

In Constantinopel war man auf den Krieg mit Serbien gefaßt und wird die nöthigeu Vorkehrungen getroffen haben, soweit es eben die Lage gestattete. Die trüben und besorgnißerregenden Berichte aus der türkischen Hauptstadt dauern an; in denselben herrscht absolute Entmuthigung, nirgends die Hoffnung auf Herstellung normaler Verhältnisse.

Miszellen.

Der Sultan als solcher.

Durch die jüngsten Vorgänge in der Türkei steht der Sultan einmal wieder im Vordergründe der Politik und nimmt das Interesse mehr als gewöhnlich in Anspruch. Es wird dem Zeitungsleser daher nicht unwillkommen sein, wenn wir in Folgendem Alles veröffentlichen, was wir au Charakter- eigenthümlichkeiten der. bis jetzt zur Herr­schaft gelangten Sultane sorgfältig gesam­melt haben. Dieselben sehen sich alle durch­aus ähnlich, nur daß sie, nachdem sie etliche Jahre regiert haben, sich, freilich wieder durchaus in derselben Weise, etwas verändern, so daß sich alle neuen Sultane ebenso ähneln, wie sich die alten unterein­ander gleichsehen.

Ein neuer Snllan ist immer mäßig, kräftig, fleißig, von imponirendem Aeußern, spricht mehrere Sprachen, hat eine sorg­fältige Erziehung genossen, ist ungemein milde, gerecht, kaltblütig, unparteiisch, siebt die schönen Künste, trinkt nicht, ist tapfer, freisinnig, höflich, ungemein sparsam und hat nur eine einzige Frau.

Ein alter Sultan ist immer ein Schlemmer, schleicht matt einher, ist träge, verkrüppelt, spricht nur türkisch, verräth die völlig vernachlässigte Erziehung, ist entsetz­lich grausam, brutal ungerecht,'jähzornig, verachtet Recht und Gesetz, hat gar keinen Kunstsinn, säuft, ist feige, abergläubisch, prügelt seine Minister, ist ein 4-rschwender und hat 365, im Schaltjahr 3,-6 Frauen.

(B. W.)

(Ein sideler Erb'asser.) Zn Meran verstarb jüngst der Krcisgerichtsrath B., aus Insterburg unter Hinterlassung eines Testaments, welches folgende vier Haupt­bedingungen enthält: 1) Sein nicht unbe­trächtliches Vermögen wird in einen Sti­pendienfonds verwandelt für hilfsbedürftige und tüchtige Studirende aus Insterburg Theologen ausgeschlossen. 2) Seine reich­haltige Bibliothek und Kupferstichsammlung gehen in das Eigenthum der Stadt über.