vor Schluß der Wahlperiode nochmals j durch gütige Hand sinnig gezierten Kapelle
werden berufen werden, um über einen Entwurf, betreffend die Bildung eines Verwaltungsgerichtshofs, in Berathuug zu treten. Ich gehe davon aus, daß dieser Entwurf, wenn er bei uns einlangen wird, der verstärkten staatsrechtlichen Commission zur Begutachtung wird übergeben werden, und hoffe, daß, wenn unsere Berathungen von demselben Geiste der Verständigung geleitet sein werden, wie seither, auch dieser hochwichtige Gegenstand vor Ablauf unserer Wahlperiode zu einem Ergebniß wird gelangen können. Wir können auf unsere Verhandlungen mit der Beruhigung zurück- diicken, daß wir mit Hingebung an der Sache gearbeitet haben, und daß die Session eine nicht unfruchtbare gewesen ist.
Das Negierungsblatt Nr. 20. enthält das Finanzgesetz für das Jahr vom 1. Juli 1876 bis 30. Juni 1877.
Für den direkten Personen- und Gepäckverkehr mit Stationen der Neichseisen- bahnen in Elsaß-Lothringen tritt am 1. Aug. d. I. ein »euer Tarif mit theilweise erhöhten Taxen in Wirksamkeit. Das Nähere hierüber ist bei den Billelkassen und Gepäck-Expeditionen der diesseitigen Stationen Cannstatt, Eßlingen, Göppingen, Heilbronn, Ludwigsburg, Nördlingen, Reutlingen, Stuttgart, Tübingen, Ulm und Wildbad zu erfragen.
Reutlingen, 27. Juni. Jugendlicher Uebermuth waren, wie die „Schw. Kreisztg." schreibt, heute Nacht die Veranlassung zu einem Unglücksfall, der mög licherweise einem blühenden jungen Mann von 18 Jahren, Sohn des jüngst verstorbenen Kaufmanns Pf., das Leben kosten kann. Eine Gesellschaft junger Leute feierte gestern Abend einen Abschied, bei welchem es ziemlich heiter zuging. Es war nach Mitternacht, als einer der Anwesenden einen Dolch bervorzog und damit seinen Nachbar im Scherz bedrohte; dieser suchte sich möglichst dagegen zu vcrlheidigcn, allein plötzlich, wohl durch eine unglückliche Wendung erhielt er einen Stich in die linke Brust, der so tief eindrang, daß die Lunge verletzt ist und die schnell herbeigerufenen Aerzte die Wunde für lebensgefährlich erklärten. Der Verwundete wurde in sein elterliches Haus gebracht, während der Thäter sich der Polizei stellte, welche ihn sofort in Haft nahm.
Tübingen, 28. Juni. Es ist eine verbreitete Unart, daß Kinder sich gerne an vorüberfahrende Gefährte «»hängen. Dies kostete gestern in dem benachbarten Lustnau ein Menschenleben. Ein fünfjähriges Kind, das sich am Ende eines Baumstammes, der vorbei geführt wurde, festhielt, fiel, als der Wagen über einen Stein ging, mit zerbrochenem Genick todt nieder. Ob ein Schlag des Stammes oder der einfache Sturz auf den Boden den Tod herbeiführte, ist nicht ermittelt. (S. M.)
Neckarsulm, 25. Juni. Am heutigen Nesormationsfest feierte die hiesige evangelische Gemeinde ihr 25jähriges Bestehen, indem vermöge höchster Entschließung vom 24. Juni 1851 allhier eine eigene evangelische Pfarrei eingerichtet worden ist. Bei der kirchlichen Feier, welche in der
der Deutschherrn ftattfand, und welcher auch Katholiken anwohnten, sprach Pfarr- verwescr Schelling in schönen Worten zunächst den Dank nach oben aus und kon- statirte mit Freude das Gedeihen und Wachsen der Gemeinde, aber ebenso das schöne friedliche Zusammenleben mit der katholischen Schwestergemeinde. Hievon konnte man sich am besten bei dem nachherigen im Prinz Karl veranstalteten Festessen überzeugen, bei welchem sich Evangelische und Katholiken, über 50 an der Zahl aus allen Ständen, namentlich auch die Befirks- beamten, in größter Eintracht des Tages freuten und wobei nicht nur Oberamtsrichter Ganzhorn in beredten Worten all' denen warmen Dank aussprach, welche seit 25 Jahren mitgeholfen haben an der Errichtung und Hebung der evangelischen Gemeinde, in welcher Beziehung vor Allem die Gnade Sr. Maj. des Königs, sowie die Freigebigkeit und Liebenswürdigkeit der Freih. v. Wächter'schen Familie gerühmt werden müsse, sonder» auch der katholische Stadtpfarrer Mancher ein wohl- thuendes Zeugniß dafür ablegte, wie wün- schenswerth und leicht es sei, daß beide Konfessionen einträchtig neben einander wohnen.
O e st r e i ch.
Wien, 27. Juni. Die Wiener Abendpost schreibt: Die Nachrichten aus Belgrad berichten von umfassenden Kriegsrüstungen von Seiten Serbiens. Die Abreise des Fürsten zur Armee ist aus den 30. Juni festgesetzt; an demselben Tage soll das Kriegsmanifest erscheinen, und am 1. Juli für ganz Serbien der Belagerungszustand verkündet werden. Aus CettinjL berichtet dieselbe Korrespondenz die Einberufung aller Montenegriner vom 17. bis zum 60. Lebensjahre. K o n st a n t i n o p e l, 23. Juni. Im Ministerrathe ist der Feldzugsplan gegen Serbien und Montenegro fest- gestellt worden. Es heißt, der Ausbruch der Feindseligkeiten stehe unmittelbar bevor.
Schwei
ern, 27. Juni. Der Niederlassungsvertrag mit dem deutschen Reich ist vom Nationalrath und vom Ständerath genehmigt worden.
Miszellen.
Berlin. sEin in seiner Art neuer Schwindels welcher von hausirenden Händlern seit kurzem betrieben ward, gelangt zu unserer Kenntniß, und wollen wir die Hausfrauen rechtzeitig davor warnen. Zu einem Apotheken-Besitzer kam vor einiger Zeit ein Mann, dem Anscheine nach Ausländer, welcher jenem Tischzeug von gutem Leinendamast zu sehr billigem Preise an- bot. Trotzdem der Apotheker, der vor nicht langer Zeit sich verheirathet hatte, keinen Bedarf zur Completirung seines Tischzeuges hatte, so ließ er sich doch durch das schöne Aussehen der Waare und den niederen Preis verleiten, eine größere Quantität zu kaufen. Das Tischzeug wurde sodann in Gebrauch genommen, und das Ehepaar hatte seine stete Freude an dem glänzenden
Aussehen des Gedeckes. Als aber das Tischzeug zum ersten mal aus der Wasche kam, da fehlte jede Spur der hübschen Damastmuster. Wie sich nunmehr herausstellte, war das ganze Muster nur hinein- geprcßt und demzufolge nach dem Wäschen nicht mehr zu sehen, so daß in der Thal die Damastgedecke nichts anderes als glatte Leincnstücke waren, welche zur ferneren Benutzung als Tischzeug sich nicht mehr eigneten.
(Weinernte und Wcinpreise in Württemberg.) Vor uns liegen gedruckte No- titzen über Qualität und Preis der Weine in Mundelsheim während eines Zeitraums von nicht weniger als 234 Jahren und wir entnehmen dieser „Mundelsheimer Weinrechiiung vom Jahr 1600 bis 1834" Folgendes: Für den Zeitraum von 231 Jahren (bei 3 Jahrgängen ist nur der Preis, nicht aber die Qualität -des Weins angegeben) ergeben sich, wenn man die Abstufungen bezüglich der Qualität von gut nach abwärts in Betracht zieht, nachstehende Daten über die letzter« : köstlich Imal, extragut 2mal, recht gut 3mal, gar gut 8mal, gut 81mol, gar wenig aber gut Imal, mittelmäßig 79mal, gering 13mal, sauer 29mal, gar sauer 3mal, recht sauer Imal, schlecht 9mal und zum Schluß gar nichts Imal. Hier stehen also den 56 schlechten Jahrgängen 96 gute entgegen und zwischen ihnen zählen wir noch 79 mittelmäßige Jahrgänge, was immerhin kein ungünstiges Resultat ergibt. Der niederste Preis ist notirt im Jahr 1647 mit 2 fl. 30 kr. pr. Eimer (Qualität gut), der höchste im Jahr 1796 mit 96 fl pr. Eimer (Qualität schlecht), wogegen man im Jahr 1610 für das von uns obenan gestellte „köstliche" Gewächs 9 fl. 10 kr. bezahlte.
(Getränk für Feldarbeiter.) Das gesundeste und beste Getränk in der Hitze ist Folgendes: 8Loth Kaffee werden möglichst fein gemahlen und mit 1 Liter Wasser 10 Minuten lang gekocht. Den so gewonnenen Extrakt läßt man durch einen Beutel laufen, vermischt ihn mit 5 Liter kaltem Wasser, versüßt das Getränk mit etwas Zucker, setzt eine Obertasse voll Branntwein oder Rum dazu, füllt es in einen Krug und gräbt ihn zugepfropft in die Erde; das Loch wird mit Heu und Stroh zugedeckt. Dieses kalte Getränk stärkt die Muskeln, vermindert im Gegensatz zu allen anderen Getränken die Transspiration und ist daher besonders bei allen Feldgeschästcn sehr zu empfehlen.
Goldkurs der k. Staatskafscn-Verwaltung
vom 15. Juni 1876.
20-Frankenstücke . . . 16 -H. 18 L
Neuenbürg.
Freiwillige Feuerwehr.
Nächsten Montag den 3. Juli Abends 6 Uhr
hat das ganze Corps in voller Ausrüstung zu einer
auszurücken.
Das Commando.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)