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die neuen Projekte: die Trinkhalle, die j vortrefflichen Leiter unserer Verkehrsanstal-j wirth sein Luzernfeld mit Gerstespreu finger
bedeckten Wandelgänge wurden an Ort und Stelle lebhaft besprochen: fast hätte man einen kleinen Platzregen herbeiwünschen mögen, um deren Nothmendigkeit aä veu- 1v8 darzuthun! Als sich dann um 3 Uhr die Gesellschaft im großen Conversations- saale zum Mittagsmahl versammelte, da legte auch Kapellmeister Kühner die Probe der wesentlichen Vervollkommnung seiner jetzt verstärkten und vortrefflich zusammengeübten Kurkapelle ab. Wenn der Wirth, Herr Wetzel zeigen wollte, daß Wildbad in Beziehung auf kulinarische Feinheit, elegante Ausstattung, tadellose Seroirung eines Diners, ersten Ranges sei, so ist ihm das in vollem Maße gelungen, seine Arrangements mußten sich der Anerkennung selbst des verwöhntesten Feinschmeckers erfreuen. Fürst v. Hohenlohe-Langenburg eröffnet« die Trinksprüche, auf die alten Beziehungen des würlt. Regentenhauses zu Wildbad sinnig hinweisend, mit einem Hoch auf S. Mas. den König; Präsident Holder folgte, von Wildbads wohlthätigem Eingreifen ausgehend, mit dem Hoch auf I. M. die Königin. Dann brachte Min. v. Renner sein Hoch den Ständen; die wohlthätigen Früchte ihrer Thätigkeit haben sie heute in den schönen Forsten und der Blüthe des Bades sehen können. Als der Redner im Verlauf seiner Worte eben auch für weitere Verbesserungen das Wohlwollen erbat, fielen laut bekräftigend zu großer Heiterkeit die beiden letzten Böllerschüsse wie gerufen ein. Vicepräsident v. Schwandner pries das ersprießliche Zusammenwirken von Regierung und Ständen und ließ die Räthe der Krone leben. Abg. vr. Elben beschloß die Reihe der offiziellen Trinksprüche mit einem Hoch auf Wildbad, dessen lebhafte parlamentarische Debatten auf dem Rathhaus er scherzhast berührte. Eine Reihe weiterer Redner schloß sich an: der Bezirksabg. Beutter und Geh. Hofrath vr. Renz, letzterer mit interessanten Rückblicken auf vergangene Zeiten, dankten für Wildbad. Die beiden Präsidenten betonten, jeder für seine Kammer, das ffgeusreiche Zusammenwirken der beiden Kammern Min. v. Sick dankte in geistvollen Worten für das den Ministern gebrachte Hoch. An das schöne Relief des alten Greiners und an des Dichters Worte sich haltend pries er die alt bewährte Treue des mürttem belgischen Volkes:
Darob erbarmts den Hirten des alten hohen
Herrn,
Er nimmt ihn auf den Rücken: „Ich thu's von Herzen gern."
Da denkt der alte Greiner: „Es thut doch wahr
tich gut,
So sänftlich sein getragen von einem treuen
Blut.
In Fährden und in Nöthen zeigt erst das Volt sich echt:
Drum soll man nie zertreten sein altes gutes
Recht.«
Den Wählern, mit denen ja alle Versam melten in gutem Einvernehmen bleiben wollen galt sein Hoch. Staatsmin. v. Linden ließ die bestehendeFreundnachbarlichkeit rühmend den Großherzog v. Baden, der immer im Fortschritt an der Spitze stehe, leben Moritz Mohl brachte ein warmes Hoch dem
ten, Geh. Rath v. Dillenius, wofür dieser dem Kammersenior herzlich dankte. Auch der badische Vertreter, welcher sich von Pforzheim aus der Gesellschaft angeschlossen, dankte im Namen seines Heimathlaudes. Oesterlen schlägt zum Schluß einen Toast vor, in welchem alle einig sei» können, wenn auch Partei gegen Partei siel». Wenn er auch nicht zu der Partei les Vorredners gehöre, so werde man ihm das Zeugniß nicht versagen, das; er zu Cr Majestät allergetreuesten Opposition gehöre. Aber im Weg, wie die deutsche Eiulnil zu schaffen fei, sei man auseinander ge gangen, und aus keinem Programm vor 1870 sei gestanden, daß die Einheit gerade so hergestellt werden solle, wie sie es wurde. Nun aber sei es Pflicht jedes Patrioten, die Sache des Vaterlandes über jede Par- teipolitik zu stellen, rückhaltslos und ganz in der Erfüllung der natürlichen Pflicht der Vaterlandsliebe zu dem deutschen Reiche zu stehen. Der schöne Abend reizte noch zu manchem Gang imStädtlei» und Thal, unten auf dem Platz spielte wieder wie gewöhnlich das Kurorchestcr, auf der Bärenbrücke bei Frau Klumpp trafen sich manche der Gäste, alte Erinnerungen auffrischend, mit alten Bekannten weilten Andere noch eine letzte Stunde in den Gärten der Stadt. Gegen 8 Uhr rief das Zeichen zur Heimfahrt. Auf dem Bahnhof Mühlacker theilte noch Präsident Hölder das folgende inzwischen aus Friedrichshafen eingetroffene Telegramm Sr. Majestät deS Königs mit: „S. M. der König lassen den Theilnehmern an der Festfahrt für die telcgr. Begrüßung gnädigst und verbindlichst danken. Auf allerhöchsten Befehl: Kabinetschef Gärtner". Ein gleiches Telegramm traf von I. M. der Königin aus Jugenheim ein. Um 10 Uhr langte wohlbehalten der Festzug in der Halle des Stuttgarter Bahnhofes an.
(W. Bltr.)
Möchten die Wünsche und Hoffnungen die sich an diesen Besuch sür Wildbad knüpfen, recht bald vcn den erfreulichsten Folgen begleitet sein.
Neuenbürg, 28. Juni 9 Uhr Morgens. Wir sind, Gott sei Dank, soeben einer großen Gefahr entgangen. In dem Hintergebäude eines an den Marktplatz grenzenden Hauses, Seilerwerkstätte- und Maaren Magazin enthaltend, war 7V- Uhr Feuer ausgebrochen, das an den vorhan denen leicht brennbaren Stoffen reichliche Nahrung findend, durch den nach hinten unmittelbar zusammenhängenden .Complex von Oekonomie-Räumlichkeiten große Di menfioncn anzunehmen drohte. Die Feuer wehr aber war rasch zur Stelle und über- dieß auf's wirksamste unterstützt durch Waffe; beischaffende Frauen und Mädchen, so daß das intensive, bereits starken Qualm ner breitende Feuer ungeahnt bald bewältigt war. Entstehungsursache noch unermittelt; der Schaden des Eigenthümers mag immerhin erheblich sein.
dick bestreut. Schon nach einigen Tagen fand er die Kleeseide auf den mit Gerstespreu bedeckten Stellen wie verbrannt und das lästige Unkraut dem Ausstcrben nahe. Auch sür andere mit der Kleeseide verunreinigte Kleearten hat sich dieses Mittel bewährt.
Eine» U n i v e r s a l - K i t t, welcher daZ Angenehme hat, daß er nicht wie die Gipskitte gleich nach dem Anrühren, sondern erst nach 24 — 30 Stunden erhärtet, 'teilt man her, wenn 4 Theile Alabastergips und l Theil gepulvertes arab. Gummi in einer kalt gesättigten Boraxlösung zn einem dicken Brei angcrührt werden. Für Stein, Glas, Bein, Horn, Porzellan und Holz soll dieser Kitt gerade unübertrefflich ein und marmorhart werden.
(M. d. St. Gewvers.)
(Zum Vertreiben der Fliegen.) Man vertreibt die Fliege» aus jedem Zimmer", aus jedem Stalle, wenn man kleine Gefäße, zierliche Näpfchen, mit Lorbeer Oel gefüllt, auf Tische, Simse und Schränke stellt und dann eine Zeit lang die Fenster möglichst wenig öffnet. Die Fliegen können diesen Geruch durchaus nicht ertragen und suchen ihm zu entfliehen. In Küchen Vorratbskam- mern und Ställen kann man die Fliegen chncll verscheuchen, wenn man Bretter und Regale mit diesem Lorbeer Oel anstreicht, oder es beim Anstrich der Räumlichkeiten unter die Farbe mischt, mit der man diese Räume tüncht. Will man Fliegen von Möbeln, Gemälden re. abhalten, so weiche man Knoblauch vier bis fünf Tage in Wasser eie und wasche Stühle, Tische, Thüren, Schränke rc. damit. Die Fliege weicht sofort zurück, weil ihr der Geruch zu widerlich. Unendlich leiden die armen Pferde und Kühe während der heißen Sommerzeit von den Fliegen und Bremsen. Geschnittener Mermuth, in Wasser ausge- weicht und damit die Thiere gewaschen, hält jede Fliege fern.
Miszellen.
(Mittel gegen die Kleeseide.) Nach der Wiener „Landw. Zeitnna" hat ein Land
Warnung für Raucher im Eisenbahnzug. Ein Vorfall, der die schlimmsten Folgen hätte haben können, ereignete sich neulich nach dem „Elf. Jonrn." auf einem elsäßischen Bahnzug. Ein Reisender hatte aus Unvorsichtigkeit eine brennende Cigarre auf den Fußboden des Waggons fallen lassen; vor dem Abgang des Zuges fing der Nock einer Dame Feuer und brannte, ohne daß man es merkte. Ais der Zug sich in Bewegung setzte, brach das glimmende Feuer durch den Luftzug plötzlich aus und die Flamme ergriff sämmtlichs Kleider der Dame. Sofortiger Hilfe gelang es, das Feuer zu löschen, che die Dame körperlich verletzt war. -Die Herren Raucher mögen sich mährend der Fahrt auf der Eisenbahn besser in Acht nehmen, besonders wenn Damen zugegen sind.
Ausgabe sur Rechner.
Wenn das Pferd Kisbär Wohlgs- boren durch sein Rennen in London und Paris Millionen verdient hat, wieviel zu wenig verdient ein Briefträger?
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh. in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)