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Kronik.

Deutschland.

Berlin, 10. April. Alle Gerüchte in Bezug auf eine veränderte Stellung d>r Regierung in der Eisenbahnfrage find als tendenziöse Erfindungen aufzunehmen. Wer den Fürsten Bismarck kennt, wird sich von vornherein nicht darüber täuschen lassen, daß er einen so sorglich vorbereiteten und mit solchem Gewicht angek,lüpften Plan nicht auf die ersten thatsächlichen Anzeichen eines Widerstandes, auf die er im Voraus gefaßt sein mußte und gefaßt war, aufgeben oder ändern werde. Fürst Bismarck war vom Hause aus überzeugt, daß es sich nicht um einen Kampf von wenigen Monaten, sondern um ein allmähliges Durchdringen in der öffentl. Meinung und demzufolge auch innerhalb der Regierungen nndLandes- Vertretungen handeln werde, und er ist nicht der Mann dazu, das als richtig und nothwendig Erkannte auf die ersten Schwie­rigkeiten hin aufzugeben. Zunächst ist üb­rigens schon ein bedeutender moralischer Erfolg auch auf Seiten der Mittelstaaten zu verzeichnen, denn die Nothwendigkeit eines ernsten Einflusses des Reichs auf das Eisenbahnwesen wird dort jetzt bereits viel entschiedener anerkannt, wenn auch nur, um sich hinter die Positionen eines wirk­samen Reichscisenbahngesetzes zu flüchten, zu dessen Zustandebringen man bisher wenig guten Willen gezeigt hatte. Fürst Bismarck kann diese Entwicklung der Stim­mungen im Reiche bis auf Weiteres sich selbst überlassen; sein nächstes Ziel muß sein, die Zustimmung der preuß. Landes- Vertretung für seinen bedeutsamen Plan zu sichern. Ist dies erreicht, so wird schon das moralische Gewicht dieser Zustimmung demnächst auch die weiteren Erfolge im Reiche fördern helfen. (S. M.)

Frankfurt, II. April. Nach dem Vorbild von Hamburg und Berlin, teil­weise auch von Bremen und Lübeck, hat das hiesige Kuratorium der höhere» Schulen bestimmt, daß von Ostern an versuchsweise der gesummte Unterricht auf die Vormittags­stunden verlegt werde. Diese Anordnung, welche den Eltern sehr überraschend kam und bereits lebhafte Opposition hervorge- rusen hat, beschäftigte in seiner gestrigen Sitzung auch den ärztlichen Verein, obgleich es, wie ein Redner mit Recht hervorhob, zu früh oder zu spät dazu war, zu früh, weil man sich noch kein praktisches Urtheil über die sanitären Folgen der Maßregel hat bilden können; zu spät, weil die Maß- regel beschlossen worden ist, ohne die Aerzte! zuvor über ihre Tragweite zu Rathe zu, ziehen. Nach einer eingehenden Erörterung konnte die Versammlung sich zu keinem

Votum eignen. Wenn in der Verwerflich keit des Unterrichts in der Stunde von 23 Uhr Alles einig war, so wichen um so mehr die Ansichten ab in Bezug darauf, daß es v orlheilbaster sei, 6 Stunden hinter­einander zu geben, mit einer Pause von 20 Min. in der Mitte der Unterrichtszeit, als, wie bisher, 4 Stunden Vormitt, und 2 Stunden Nachmitt., etwa von 35 Uhr zu geben.

Pforzheim, 12. April. Während der gegenwärtigen und der kommenden Woche ist uns hier ein sonst nur sehr sel­tener Kunstgenuß geboten. Die in Karls­ruhe bisher stattgehabte Ausstellung von . Gemälden von Künstlern und Künstlerin­nen der dortigen Kunstschule ist nämlich in unserem neuen Gewerbeschulgebäude ^ uutergebracht, und täglich von 1112 Uhr und 25 Uhr eröffnet. Die Ausstellung enthält viele sehr werthvolle Kunstwerke der ersten Meister. (S. M.)

Württemberg.

lieber die Geschästsverhältnisse in Stutt­gart schreibt dasDeutsche Volksblatt": l Die hiesigen Industriellen sind mit einzelnen ! Ausnahmen mit dem Gang der Geschäfte zsehr wenig zufrieden. Ihre Klage besteht ;einestheils darin, daß das Baugeschäst sich jaus das Nothwendigste beschränke und der Luxus unter dem Mittelstände fühlbar im Abnehmen begriffen ist; anderseits wird auf die großen Schwierigkeiten Hingeiviesen, mit welchen heutzutage das ausgelegte Geld von den Kunden eingebracht wird.

Gmünd, 11. April. Wenn es auch unangenehm berührt, immer wieder von dem flauen Geschäftsgänge zu hören, so können wir doch nicht umhin, anzuführen, daß dahier in der Gold- und Silberwaaren- branche bis beute noch keine Besserung eingetreten ist. Ja wir dürfen unter diesen Umständen froh sein, daß nur wenigstens der lange Winter vorüber ist. Das Bauhandwerk findet hier dieses Jahr nieder befriedigende Beschäftigung. Neben nicht wenigen Privatbanken und dem Bau des großen kathol. Volksschulhauses sollen wei­tere Bauten zur Ausführung kommen.

MisMen.

Aeber Wein K Weintrinken.

(Aus einem Vortrag des Hrn. Schulvorsteher Luther in Berlin.)

(Schluß.)

Ich gehe von diesen Scheußlichkeiten über auf die »eueren Völker, und zwar zunächst auf die Franzosen, die wohl den meisten Wein produciren, doch eigentlich niemals das Prädikat Trinker verdient haben, was schon dadurch auch documentirt wird, daß sie nicht einmal ein Wort für

anstoßen" besitzen, sondern sich des Aus­druckstriuguer" von dem deutschen trinke»" bedienen müssen. Von comment- mäßig-m Trinken haben sie, ebenso wie Spanier und Portugiesen, keine Ahnung. Dasselbe ist von den östlichen Völkern, von Polen und Russen zu sagen. Ein gemüth- liches Trinken dagegen ist nur bei den germanischen Völkern zu finden und dies namentlich bei Engländern und Deutschen. Schon Lucitus. erzählt von letzteren, daß sie wohl Hunger, Hitze und Kälte zu ver­tragen im Stande waren, nicht aber Durst. Wein kannten unsere Vorfahren nicht, dieser wurde aber reichlich ersetzt durch Meth und Bier. Beim Trinken gaben sich dis alten Germanen nicht nur dem Spiele hin, welchem sie, was leider als Schattenseite zu konstatiren ist, leidenschaftlich fröhnten, sondern sie behandelten dabei auch ernste Angelegenheiten. Wie viel Werth sie auf das Trinken legten, geht schon daraus hervor, daß sie sich ihren Aufenthaltsort nach dem Tode, ihre Walhalla, als nichts anderes als eine große Kneipe vorstellten, wo unendliche Zechereien ihrer warteten. Wein und Weinbau wurde, wie schon oben angedeutet, unsern Vorfahren erst durch die Römer bekannt und kam dann durch Karls des Großen und dessen Nachfolgern Bemühungen in groben Ausschwung. Na­mentlich waren die Klöster eine Stätte der blühendsten Weinkultur, wie jetzt »och die Namen unserer berühmtesten Weinsorten kundthun.

Ein treues Bild der Trinkverhältnisse an de» deutschen Höfen im Mittelalter geben uns die reizende» Schilderungen aus Gustav Freitag's Bildern der deutschen Vergangenheit. Hiernach befand sich an je­dem Hofe ein Wetttrinker, der mit fremden Gästen sich in eine Art Trinkturnier ein- laffen mußte. Auch auf den Ritterburgen wurde ganz tüchtig gezecht, und Fremde wurden, nach ganz eigenthümlicher Sitte, von der Hausfrau und deren ältester Tochter in's Schlafzimmer geleitet, wo ihnen noch ein Schlaftrunk gereicht wurde.

Auch die bürgerlichen Kreise blieben im Trinken nicht zurück. Namentlich sind es die Herbergen und Rathskeller, die als Stätten gemeinsamen Trinkens besucht wurden und wo sich alle Honoratioren versammelten. Auch alle Festlichkeiten wur­den fast immer im Rathskeller abgehalten, da die Wohnungen nur kleine, gemüthliche Räume umfaßten.

Von jenen mittelalterlichen Zeiten her hat sich das Kneipenleben bis auf unsere Zeit fortgesetzt. Die Kneipe ist unsere zweite Heimath, nach des Tages Last und Mühen, und wenn auch für die Familie einige Stunden gewidmet sind, gehen wir, ein Glas Bier zu trinken und mit einander unsere Meinungen auszulauschen, wie wir dies ja sonst in unsern Versammlungen zu thun pflegen.

Der Festtage wegen erscheint nächsten Dienstag keine Nummer des Enzthäler.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)