Risiko übernehme», nur um die Arbeiter zu beschäftigen.

Alpirsbach, 1. Jan. Die durch Stürme kürzlich verursachten Beschädigungen an Waldungen hiesiger Gcgend stellen sich ni wirklich geringerem Grade, als es An­fangs der Fall zu sein schien, heraus und blieben daher ohne Einfluß auf den Stand der Langholzpreise.

F r e u d e n st a d t, 2. Jan. Dieser Tage werden in unserer Turnhalle die zur Ausstellung in Philadelphia bestimmten Produkte unserer Hammerwerkein Christophs und Friedrichsthal zur Aussicht aufgestellt. 2300 blanke, aufs kunst- und geschmack­vollste polirte und verzierte Sensen werden einen kolossalen in den schönste» Farben erglänzenden Tannenbaum vorstcllen. Die untersten 16 Sensen messen über 1 Meter und verkünden durch ihre Inschrift in 4 verschiedenen Sprachen ihre Heimat und Bezugsquelle, dabei beweisen sie durch ihren wundervollen Glockenton die Trefflichkeit des Materials.

Calw, 29. Dez. Gestern Abend gegen 9 Uhr kam in Stammheim in einem Schenergebäude Feuer aus, welchem dieses, sowie eine weitere Scheuer, beide mit Futtervorräthen und Stroh gefüllt, voll ständig zur Beute fiel. Außerdem ist ein drittes Gebäude theilweise verbrannt und eine Reihe Wohngebäude, welche in geringer Entfernung von dem Feuerherd und mit ihrer Rückseite diesem zugekehrt standen, mehr oder weniger erheblich beschädigt. Die junge Stammheimer Feuerwehr bot mit Erfolg Allem auf, um den gefährlichen Brand auf seinen Herd zu beschränken.

Miszellen. Lebenskämpfe.

Ein Bild aus der Wirklichkeit von

Emilie Keinrichs.

(Fortsetzung.)

Der Hofjäger blieb ebenfalls stehen und schaute ihn erwartungsvoll an.

Hört einmal, Herr Hofjäger," sagte jetzt der Bergmann leise,der Untermüller hat die Macht, seines Bruders Tochter an den Verwalter zu verheirathen, ob sie nun mag oder nicht. Ihr verstorbener Vater hal's so im Testament verordnet, ich kenn' die.Geschichte ganz genau er war ein Tölpel, ein Esel, der Selige. Sie muß den Mann heirathen, den der Ohm für sie aussucht, oder all' ihr Hab' und Gut fällt an den Nimmersatten Untermüller. Es wär' diesem also schon ganz recht, wenn das Mädel nein sagte, er würde sie ohne Er­barme», so wie sie just ginge und stände, aus dem Hause jagen."

Kennt denn Anna dieses verrückte Testament?" fragte Arnold erstaunt.

Wie sollt sie denn nicht? sie kennt es ganz gut, aber die Anna ist eben so klug, als sie hübsch und freundlich ist und wird wohl deshalb das Gescheideste thun, wird in den säuern Apfel beißen."

Und den Schuft von Verwalter hei- rathcn?" rief der Jäger heftig,nein, das

tbut sie nicht , lieber springt sie in's Wasser."

Oder in Eure Arme, Herr Hofjäger," lachte der Bergmann,das wäre denn immer noch weit klüger und christlicher. Schreit nur nicht so, daß der Vater Jean nicht hört, was ich Euch erzählt, er würde mir selber ein Gebiß anlegen. Der Unter- müller ahnt's ja gar nicht, daß die Anna das böse Testament kennt, sie darf es erst erfahren, wenn der Freier da ist, »och hat der Verwalter ihr selber nichts gesagt."

Aber woher wißt Ihr denn das Alles so genau, Frieder?" fragte der Hosjäger, ihn mißtrauisch anblickcud, es kam ihm doch so vor, als triebe der Mann seine» Spott mit ihm.

Ich weiß es, ich und der Vater Jean," versetzte der Frieder ernst,wir Beide kannten Anna's Vater und versuch­ten Alles bei d:m eigensinnigen Tölpel, sein tolles Testament zu hinterlreiben. Der Untermüller war klüger als wir, glaub' wohl, daß der dem Bruder den schlechten Gedanken, eingegeben hat."

Besser arm wie Hiob sein, als mit offenen Augen ins Unglück rennen," meinte Arnold.

Würdet Ihr die Bettlerin heirathen, Herr Hofjäger?" fragte Frieder ernst.

Ja, Frieder, wenn Anna den schmalen Bissen mit mir theilen wollte, ich trachte nur nach ihr allein, nicht nach ihrem Gelds. Im Gegentheil, ich glaub', es wäre mir fast noch lieber. sie arm zu missen, nnd könnt' ich's erleben, daß sie meinetwegen den Verwalter ausschlüge, meinetwegen ihr großes stattliches Erbtheil, man nennt sie ja reich, dahinwerfen könnte, ich wäre der glücklichste Kerl auf Gottes Erdboden."

Nun, das ist eine Freude zu hören, Herr Hofjäger," versetzte der Bergmann, ihm freudig die Hand reichend,da kann vie Anna auch keine Bettlerin werden, denn ein treues nnd braves Herz ist mehr werth als Geld und Gut, sagt Vater Jean, und ich fnhl's er hat ganz Recht. Die Anna hat es aber auch verdient, daS Mädchen ist gut und brav, und eine Schande wär's doch, wenn der schüftige Untermüller so leichtes Spiel haben nnd Alles überschlncken sollte."

Hat denn das Testament kein Häk­chen, woran man es fassen und Herum­reißen könnte?" fragte Arnold.

O, ein kleines Häkchen wäre freilich wohl zu finden, Vater Jean hat's hinein- gehämmert. Ihr müßt den Alten für Euch gewinne», er versteht's vielleicht, aus die rechte Art anzugreifen, meine Finger sind zu plump dazu und der Verwalter mir zu mächtig; Ihr sagtet vorhin selber, Fett schwimmt oben."

Ich gehe mit nach der Obermühle," sagte Arnold hastig und erregt, wir müssen den armen Anton trösten und rächen."

Ja, schickt ihn nur zu dem gnädigen Herrn in der Residenz mag er dort winseln und betteln, hilft ihm Alles nichts selber helfen, das ist daS Rechte in der Welt wir graben so lange, bis sie nicht mehr abdämmen können."

(Fortsetzung folgt.)

Urber die Berkchtiguitg der Wirthe zur Verpachtung ihrer WirthschaftS- Brrechtiguug.

Bon Herrn Regierungsrath Weinhcimer in Reutlingen.

Die Deutsche Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869, bezw. 10. November 187 l bestimmt i» 8 45 :Die Befugnisse zum stehenden Gewerbebetriebe können durch Stellvertreter ansgenbt werde» ; diese müs­sen jedoch auch den für das in Rede stehende Gewerbe insbesondere vorgeschrie­benen Erfordernissen genügen." Ferner in Z 48:Realgewerbeberechtigungen können auf jede nach den Vorschriften dieses Ge- Gesetzes zum Betrieb des Gewerbes be­fähigte Person in der Art übertrage» werden, daß der Erwerber die Gewerbe­berechtigung für eigene Rechnung ausäben darf." Es kommt nicht selten vor, daß der Betrieb von WirlhschafteN nicht von dem wirklich Concessiouirlen geführt wirb, sondern von einem Dritten und zwar ge­schieht dies hin und wieder in Folge eines mit dem ursprünglich Berechtigten abge­schlossenen Pachtvertrags, nach welchem der Pächter die Wirthfchaft für seine eigene Rechnung betreibt, und dem Verpächter eine bestimmte Pachlsumme bezahlt, und es ist in manchen Kreisen die Ansicht verbreitet, daß solche Verträge vom Gesetz allgemein zugelassen, daß die Pächter als die in ß 45 des Gesetzes genannten Stellvertreter an­zusehen seien. Dem ist jedoch, was die persönliche Berechtigung eines Koncessionir- teu znm Betrieb der Gastwirthschast und Schenkwirthschait betrifft, nicht so. wenn es auch bei Nealgewcrbeberechtignngeii zulrifft. Wirthschaftspächler gehören nicht zu den in Z 45 der Deutschen Gewerbeordnung zu- geiassenen Stellvertreter, durch welche die Befugnisse zum stehenden Gewerbebetrieb ausgeübt werden können, da zwischen einem Pächter und einem Stellvertreter wohl zu unterscheiden ist, sofern das zwischen einem Stellvertreter (procurator) und seinem Auftraggeber (?rineiprel, clomiuus neZotii) bestehende Nechts-verhällniß lediglich nicht zutrifft zwischen dem Pächter und dem Eigenthümer. Uebrigens weist auch die Gewerbeordnung selbst auf solche Verschie­denheit hin, indem sie in H 48 zum Unter­schied von ß 45 bestimmt, daß Realge- werbeberechtigungeii auf jede befähigte Person in der Art übertragen werden kön­nen, daß der Erwerber die Gewerbeberechti­gung für eigene Rechnung ausüben darf, womit die Bestimmung des 8 45 über die zulässige Stellvertretung bei Ausübung der Befugnisse zum stehenden Gewerbetrieb ihrem Sinne nach noch mehr außer Zwei­fel gestellt, und das ausgesprochen wird, daß die persönliche Berechtigung zum Be­trieb einer Wirthfchaft auf einen Anderen nicht mit der Wirkung übertragen werden kann, daß dieser das Gewerbe auf eigene Rechnung ausüben darf. (Gewbl.)

Anzeige» für den HnzMker vermitteln in Worztzeim: Hr. tztlo Wecker z in Wikdöad: Hr. ß. Schobert.

Redaktion, Druck und Verlag von Ja?. Mceh in Neuenbürg. (Markt- nnd Thalstr.)