der Reservemannschaft zu 12!ägiger Uclning non dem Mauser-Gewebr ein.
Stuttgart, den 20. Sept. Den Behörden und Gemeinden der Oberämter, welche während der diesjährigen großen Herb st übunge n von Truppentheilen des Armeekorps berührt worden, Halle ich mich für verpflichtet, im Namen des Armeekorps den Dank für das ächl patriotische freundliche Entgegenkommen und die vorzügliche, aastireie Aufnahme ausznsprechen, welche allgemein seitens der Bevölkerung den Soldaten zu Theil geworden ist, und welche nicht nnerbeblich dazu bcigetragen hat, daß die Herbstübungen einen so günstigen Verlaus genommen haben.
gez. von S ch w ar l k o p p e n. General der Infanterie und kommandirender General des 13. (K. Württ.) Armeekorps.
S t u t t g a r t, 2?>. Sept. Kartoffelmarkt: Zufuhr 200 Sack; Preis pr. 50 Kilo :> c/U. 70—90^. Obstmarkt: Zufuhr 500 Sack; Preis Aepsel 4 60 bis 90 L,
Birnen 3 70—90
MisMen.
Der Kmmeister von StrasMrg.
Historische Novelle von Emilie Heinrichs.
(Fortsetzung).
„Ja, Mutter, Gold genug, um mir einen Palast zu erbauen und herrlich und in Freu den zu leben, wie jener Prätor. Und warum soll ich'» nicht thun?" setzte er mit einer Art verzweiflungsvoller Lustigkeit hinzu, „das goldene Kalb findet immer noch die meisten Anbeter und deckt alte Schmach zu. Das Leben ist zu kurz, um sich dasselbe mit unnötbigen Grillen zu verkümmern, und Straßbnrg wäre auch ohne mich Frankreich zum Op»'er geworden, wir wollen lustig und guter Dinge sein, Mütterchen! Ihr sollt eine vornehme Frau werden und ist's nicht hier, nun, so ist's anderswo, die Welt ist groß und der Reiche findet überall gute Freunde und Respekt."
Die Walter hatte mit schmerzlichem Auwillen zugchört, setzt streckte sie die Hand gebieterisch gegen ihn ans und sagte streng: „Schweig, Unglücklicher! Wohin verirrst Du Dich ? beißt das die schwere Schuld bereuen, um vor Galt und dem eigenen Gewissen Gnade zu finden? Wähnst Du mit dem Berräthergvld ein Glück zu genießen, das nur die innere Ruhe zu gebe« vermag ? Der ewige Fluch, der daran Haftel , läßt den Glanz erbleichen und den Genuß zur Folter werden. Keine Stunde länger soll dieses Gold Dein Vaterhaus, wo nur Gottesfurcht und Redlichkeit bislang gewohnt, entehren. Geh' hin und gib es den Armen, aus daß es Dir zum Sege» werde und Deine Buße unterstütze."
Mnzer senkte zerknirscht den Blick, der letzte Trotz gegen die heranbraiisenden Wogen der Reue war gebrochen.
„.Euer Wille geschehe, Mutter!" erwiderte er leise und verließ dann, ohne das Auge zu erheben, das stille Gemach, aus welchem das Glück und der Friede durch leine Schuld auf ewig entwichen waren.
Ebenso scheu und demüthig betrat er die Straße, um sich nacb dem Hause des
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Prätors zu begeben. Wie ein Verbrecher eilte er an seinen Mitbürgern vorüber, die ihm düster nachblickten oder halblaut Ver- wümchungen ausstießen.
Erst als er das Haus des Prätors betrat, hob er das Haupt und rief den alten Stolz zurück, der sich in sseinem Hasse gegen diesen Mann auf's Nene, wenn auch nur momentan, zu kräftigen schien.
Ulrich Obrecht empficng iln, sehr zuvorkommend und schob ihm sogar einest prächtigen Sessel hin, was Günzer nickt zu bemerken schien.
„Ich kann Euch sagen, wo jener Adrian Dörnach sich befindet," begann Letzterer ruhig.
„Nun?" fragte Obrecht überrascht und mit sichtlicher Freude.
„Wer bürgt mir dafür, daß ich nach Mittheilung meines Geheimnisses den Aufenthalt Katharina'S erfahre?"
„Ihr mißtraut meinem Wort, Günzer," rief der Prälor stirnrunzeliid, „habe ich Euch Ursache dazu gegeben?"
Günzer lächelte geringschätzig.
„Ein Wort gilt heute nicht viel," versetzte er langsam, „ich verlange Besseres von Euch."
Obrecht besann sich einige Minuten.
„Gut," sagte er plötzlich, „ich will Euer Mißtrauen nicht mit Gleichem vergelten. — Katharina Dietrich befindet sich in einem Kloster der Beiicdiktinerinnen bei Epinal, um nächstens den Schleier zu nehmen. Sie ist seit jenem Uederfalle, der mit ihrem Willen geschah, auf Befehl des Herrn Ministers Louvois, der ebenfalls darum wußte, in ehrenvoller und anständiger Begleitung nach jenem Kloster gebracht worden, wo sie hoffentlich ihr Leben beschließen wird,"
„So habt Ihr sie niemals geliebt?" fragte Günzer mit mühsamer Fassung.
„Aufrichtig gestanden, nein," versetzte Obrecht leichtbin, „mir war ihre schwärmerische Liebe recht langweilig und unbequem, nur die Rache veranlage mich, heimlich das Herz der schönen Jungfrau zu gewinnen, Ich bin zu solchem zärtlichen Minnewarl nun einmal nicht geschaffen, dem Haffe und der Rache hatte ich mein Leben geweiht und nun ich dieses Ziel erreicht, kann die Tochter des Ammeisters, meines tödtlichen Feindes, mir nichts mebr getten. Wie könnte ich sie ehelichen, ohne mir selber ungetreu zu werden?"
(Fortsetzung folgt.)
Genuß und Arbeit.
(Schluß.)
Hieraus aber folgt mit strenger Konsequenz, daß die Verschiedenheit der Arbeiten auch eine Verschiedenheit des Anspruchs auf Genuß gibt. Arbeiten, welche nur gewöhnliche Genüsse gewähren, berechtigen nur zu einem Lohn, für den man sich gewöhnliche Genüsse verschaffen kann. Arbeiten, welche seltene Genüsse schaffe», müssen in einer Weise belohnt werden, wekcbe den Arbeitenden gestalten, sich seltene Genüsse zu verschaffen. Arbeiter, welche Anderen d ie seltensten Genüsse darbieten, sti> Verlag von Ink. W e e h irr Neuenbürg, (A
verdienen eine Belohnung, für welche man sich die seltenste» Genüsse gestatten kann.
Wenn man noch gar Viele findet, die diesen Grundsatz nicht im vollen Maße würdigen, so beruht dies auf einer irrigen Anichaijnng über das Entstehen der Genüsse. Es gibt noch viele Denker, welche vorans- setzen, daß die Natur oüne menschliche Arbeit Lebensgenüsse darbielet. Frische Luft, natürliche Quellen, irnchtreicher Boden dienen oit als Beispiele von Genüsse», welche die Natur unentgeltlich liefert. Aber in Wahrheit sind auch diese Gaben der Natur nicht blos selten, sondern auch unbeständig. Die frische Luit an Meeren und ,in Urwäldern ist nur zeitweise der Gesundheit zuträglich und wirkt sehr oft durch Miasmen und Unwetter schädigend auf die Gesundheit ein. Wirklich frische und gesunde Luft ist ein sehr kostbarer Artikel, den man in großen Städte» sehr lheuer durch hohe Mielhen in gesunden Stadtlheilen bezahlen muß. Anstatt der Quellen und der Flüsse, die unentgeltlich Wasser liefern, aber oil versiegen und noch .öfter durch Anschwemmungen ringenießbar und schädlich werden, gewinnen wir das Wasser durch künstliche Brunnen und Leitungen, die man bezahlt und bezahlen muß, weil sie eben nur Pro- dukte der menschlichen Arbeit sind. Auch der sruchtreiche Boden, der Menschen ernährt ohne Arbeit, ist wenigstens in unseren Kulturstaaten eine dichterische Cdimäre auS den Paradieses-Mährcheu der Kindheit.
Ist aber Alles, was der Mensch genießt, nur erst durch Arbeit zu schaffen, ist es klar, daß Arbeit und Genuß in engster Beziehung zu einander sieben, weil das Genießbare erst durch die Arbeit geschaffen wird, so kann die richtige Antwort auf die Frage: wie soll Arbeit und Genuß vertheilt werden, nur dabin lauten: für gewöhnliche Arbeit kann man nicht mehr als gewöhnlichen Genuß gewähren, für seltenere Arbeit seltenere und für die seltensten Arbeiten die seltensten Genüsse. Das ist ebenso sittlich gerecht, wie natürlich geboten.
Gar oft überschätzt nun der Arbeiter seine Leistung, weil er sie nicht nach dem Maß der Seltenheit, sonvern nach dem der Nutzbarkeit abschätzt. Wie nützlich ist nicht die Wohnung, welche wir bauen? wie nützlich die Kleider, die Schuhe, welche wir arbeiten? Wie sollen wir mit einem Lohn zufrieden sein, der geringer ist, als der eines bei weitem weniger Nützliches leistenden Buchhalters, welcher aber gleichwohl ihm mehr Genüsse gestattet, als wir uns erlauben dürfen?"
Die Antwort aus diese vielfach aufgeworfene Frage lautet: Nützliche Arbeit gibt gerechten Anspruch auf einen Lohn, für den man sich eben so nützliche Genüsse verschaffen kann. Wie nützlich ist nicht ein Brod, eine Flasche Bier, ein Mittagessen und eine Schlafstätte! Für das Nützliche, das Ihr Andern leistet, bietet Euch auch der Lohn Nützliches, das Ihr genießt. Wolltet Ihr aber seltene Genüsse, so müßt Ihr nicht blos Nützliches, sondern auch Seltenes leisten. Die Menschheit k a u u nicht dem Einzelnen mehr dielen an Genüssen als er selber ihr leistet.
rkt- und Thalstr.)