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Wanderer, der erhobenen Hauptes und stolz daherichrilt und jedes Hans und jede Scheuer sorgsam mnsterle.

Der stolze Wanderer mar Hnrnn-Aziz, der JemiisiH des Ortes, der bestgehaßte und allgesnrchtele Stenerpachter von Bla- gaj, einem Dorse bei Nevcsiuje. Und der junge Mann mit dem Namen Suva Vojiiic, dessen athletische Glieder und schönes ans- druckvolles Gesicht ebenso viel Kraft als Math verrieldeu und der seinem langge- hegten Grolle soeben Lust inachte, der junge Mann mar e:n Uskote, daS ist ein slavischer BoSmak.

Suva Vojnic war keineswegs von Natur so mild, wie er in dem Momente erschien, denn sein Blick, den er ans das junge Weid, daS mit dem Kinde aus dem Anne an der Schwelle des Hauses saß, von Zeit zn Zeit richtete, drückte recht viel Gemntb und Zärtlichkeit ans, aber der Anblick Hanm-Aziz's, des Todfeindes der Uskokcn. brachte il:-n vollends aus dem Hansch n; sein Blut sing plötzlich an zu wallen, und er griff schon nach der Pistole, die in seinem Gürtel steckte, als sein Weib noch rechtzeitig aussprang und in ihrer Todesangst seine Hand von dem verkling nißvollen Gürtel wegriß. Denn sie wußte wohl, die brave Marizza trotz dem - Naschen und dem Hasse, den ihr Sem - einslößte sie mugie wvhl, was ist , Mcht etwa werbliche Furcht vor der sch geladenen Waffe war es, welche tu junge Gattin bewog, den heißblütigen Mann zurückzuhallen! nein dies mar es nicht. Marizza, das treue Weib eines in beständiger Fehde mit dem Todfeinde seines Bottes lebenden Mannes, kannte keine Furcht und besaß im Gegcntheil ebenso viel Muth als Liebe im Herzen. Aber sie erinnerte sich, daß vor acht Monden Java Klaie,' ein armer Uskote, wie ihr Mann, den Beg von Trcbinje augeschossen bade, und daß hierauf.Hunderte von um schuldigen Menschen diese That mit ihrem Leben büßen mußten. E:n Blick Sava VojnictS ans sein angsterfülltes Weib, ein Blick ans daS unschuldige kleine Würmlein, in dessen Adern sein Blut floß, brachte ihn zur Besinnung und er ließ die Hand von der Pistole fallen. Aber nicht ent­halten konnte er sich eines schweren Seuf­zers, ooß er die güastige Gelegenheit fahre» lassen mußte, seinem Tyrannen srcschweg den Garaus zu machen.

Denn ein Tyrann war Harun-Aziz in des Wortes vollster Bedeutung. Fürs Erste war er der Erkorene und Günstling des Veziers. Er pachtete alljährlich die Stenern und trieb sie in seiner Weise ein. Dabei mußte er aber daraus bedacht sein, nicht nur der Negierung den schuldigen Pslichttheil abzuführen, sondern auch dem gierigen Vezier ein tüchtiges Schürflein zuznwenden, und zuletzt oder besser zu allererst seinen eigenen Sack zu füllen. Zweitens versah der famose Harun auch gute Dienste bei dem Spahi, der als Feudalherr ihm die Eintreibung des Zehent von den Bauern überließ und erwarten durfte, dabei nicht zu kurz zu kommen.

Steucrpächter._

Und daß der edle Spahi auch wirklich nicht zu kurz komme und er selbst den Lohn für s ine Mühe gehörig Herausschlage, dafür sorgte schau Harun, indem er unermüdlich von Hans zu HauS, von Feld zu Feld wunderte und jedes Huhn und jede Garbe zählte, die der arme Rajah in Besitz hatte.

Dank dieser echt türkischen Controle konnte es daher kein Rajah verhüten, daß' ihm s.in bester Ochs, seine beste Kuh, sein! fettestes Schaf weggcsührt wurde, wenn eben der gieriae Blick Harun'S daraus fiel. Und io erging'S auch Sava Äojnic, nnserm jungen Uskoken, dem iei» letzter Ochs fort-' geschleppt wurde, .mit dem er sein Feld; pflügte. TnS war aber auch das letzte,! waS der arme Sava noch halte; früher^ war der schlaue Harun noch bestrebt, ilim! ein Sliick nach cum andern megzufübren,! bis aut den letzten Ochsen, den er kurze Feit vor dem Erzählten in Beschlag nahm. Ob es gerade nur der zehnte Thcil des Besitzthums war, den er da -- nach der obrigkeitlichen Vorschrift - nahm, das' kümmeite Harun blutwenig; er nahm, j was eben da war, und scheute keinen Allah und keinen Propheten. Das wußte Sava Pvjnie ebenso gut, als daß bcum Kadi gegen die Ausschreitungen des Iemjn kein! NBu zu finden sei. Er bat es ja einmal ,, a versucht, au den Kadi cn appelliren ' ' ihn flehentlichst um Gerechtigkeit gegen Blutsauger zu bitten. Und waS that der weise Kadi? Er ließ den armen Sava in Fesseln schlagen, und um den Schein dar RechtKpfUgj. einigermaßen zu wahren, auch den geklagten Jemin vorladen.

(Fortsetzung folgt.)

die Franzosen das Meier ernsthaft behan­deln, als wenn sie immer nur den Maitre

Spielen nlollen. (B. W.)

Beim Grafen Ehambord geschehen in

neuester Zeit wieder Schritte, um denselben zu bestimmen, ZN Gunsten des Grafen von Paris abzndanken.

' Wäre nicht vor allen Dingen nölhig, den Grasen Ehambord ans den Thron zu setzen ? (B. W.)

DerAbwehr" wird folgender, fast unglaublich klingender Fall auS Steier- m a r ck gemeldet: Vor einigen Tagen fand in der Nahe von Gra; eine Jnbi- läumSprozeision statt, ou welcher sich über oON Mensch.n betheiliglen. Ais die Pro­zession aus der Straße dahinzog, kam sie an einer einzeln liegenden Wirthschast vorüber, weiche in lichten Flammen stand. Ans der Wirlhschasl waren nur - fünf Menschen, darunter auch Frauen, anwesend, und diese konnten bei der herrschenden Dürre des Elementes nicht Herr werden, und hofften um so mehr aus die Hilfe der Wallfahrer, als die in der Nähe gelegenen Brunnen Wassir genug hatten, und als die Wallfahrer ja auch Landsleute waren. Der Eigeuthümer der Wirthschast lies der Prozession entgegen und bat um Hilfe, allein die die Prozession leitenden Geist­lichen hörten den Bittsteller gar nicht an, und die Landsleute wagten demnach nicht aus ihren Reihen zu treten. All' die Menschen zogen betend vorüber und die Wirthschast brannte bis aus den Grund nieder! Oder sollten etwa die Geistlichen gedacht haben, das Feuer ansbeten zu können? Zuletzt natürlich, wenn Alles ver­brannt ist, hilfl's auch.

Die Arbeiten der internationalen Meter- ommission in Paris erregen mit Recht in ;anz Europa großes Interesse, denn es ist edenfcills ein erfreulicherer Anblick, wenn

Aus Goslar schreibt n an unterm l8. August:Bei dem Einzüge des Kaisers am Ick. d. M. süblte ein hiesiger Kieider- macher sich mranlaßt, den P-gasus zu be­steigen und seiner Begeisterung in folgen­den Versio Ausdruck zu geben, die er im Schaufenster prangen ließ:

Das Haus nusers Kaisers möge grünen und binhn.

Wie ich eS wünsihe von diesen! Kleider-

mogazln.

Allergnädigster Kaiser, belohne meine Treu, Reiß alle Tuge ein Paar Hosen entzwei; Und kann in Berlin sie Dein Schneider nicht flicken,

So komm nur nach Goslar, hier soll'S schon gclückcn.

Wie mau leicht in den Nus eines Aerc»- mersterö komm u kann.

Vor läiigcrnr Zeit kam der Förster H. zu seinem anSwärtS wohnenden Kreiser, welcher ihm meldete, daß seit einigen Tagen ein starker Hirsch sich cingefunden habe und, wie es scheine regelmäßigen Stand und Wechsel bockte. Es winde denn sofort beschlossen an Ort und Stelle zu gehen, daß H. sich ans den Wechsel stelle, der Kreiser aber ans ein gegebenes Zeichen daS belrchsends Dickicht abtreibe.

Als H. seinen Stand entnehmen will, ist unglücklicher Weise der Schäfer mit der ganzen Heerde an jener Stelle. H. be­deutete dem Schaler, daß er sich sofort verziehen möge, da er hier auf dieser Stelle einen Hirsch schießen wolle. Der Schäfer machte , große Augen, da er keine» Hirsch sah, aber er verzog sich .außer Schuß­weite. Nachdem dies gesihcheii, ließ H. den mit dein Kreiser verabredeten scharfen Pfiff ertönen; derselbe begann sein Treiben und nicht lange währte es, kam der Hirsch ans dem Dickicht heraus. um über das Thal hinweg zu trollen. H's. Kugel streckte ibn unter den Augen des Schäfers nieder. Als aber der letztere gesehen, was H. kurz vorher gesagt hatte, trieb er sofort mit seiner Heerde weiter, um aus den Bereich dieses unheimlichen Menschen zu kommen.

Es dauerte gar nicht lange, so galt H. für einen ausgemachten Hexenmeister, welcher nicht nur den Hirschen zu pfeifen brauche, wenn er sie schießen wolle, sondern auch Holz- und Wilddiebe zum Stehen bringen könne. Letzteres hatte H. im. eigenen Interesse dazu gemacht, da es ein­mal nicht anders war. (Jllustr. Jagdztg.)

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Redaktion, Truck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.