Beilage zu Nr. 100 -esEiytlMcr."

Donnerstag, den 26. August 1875.

Miszellen.

Aer Wnmeister von SLraWurg.

Historische Novelle von E.milie Heinrichs.

(Fortsetzung).

Wenn der Noch ein ra'chc-S Ende ge­macht , die Stadt dem König von Frank­reich, der sie doch früher oder später ge­waltsam einmal nimmt, gutwillig über­geben würde, so tonnten wir Alle, und besonders die ärmeren Bürger von Glück sagen."

Wir wären alsdann von allem KricgS- cleno, als Plünderung, Mord und Brand verschont, würden unsere alten Freiheiten, wie auch besonders unstrn protestantische» Glauben behalten und von dem mächtigen König als gelreue Ilnterthanen mit Liebe und Fürserge behandelt werden."

Darin mag der Herr Doktor wohl Recht haben," nickte der Metz.er Veit,der Schreiber sprach vorhin ebenso, da wollte eS mir nicht so recht cinleuchtcu aber von dieser Seite betrachtet, sicht's schon anders auS."

Wir sind auch der Meinung," riefen mehrere Stimmen.

Es muß ein Ende haben, so oder so!" fuhr Meister Veil erregt fort,ich habe noch eine Menge Genossen, die gleich Labei sind, dem hohen Rath die Wahrheit zu sagen."

Laßt die Thorhciteu, meine Freunde!" sprach Obrccht leise,das Hilst nichts, wie ich Euch schon deutlich machte. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß einige Herren des Raths damit umgehen, die Stadt dem König auszuliefcrn. Mir wär's schon

recht

Uns auch, mir wären darüber sroh" siel der Chorus wieder ein.

Wenn eZ mich nicht zugleich auch

ärgerte, daß jene Neichen wiederum mit dem ganzen Vorthcil dahin gehen sollten. König Ludwig wird ihnen eine große

Summe zahlen, die konnten ärmere Men­schen, wie Ihr zum Exempel, eben so leicht verdienen. Meint Ihr nicht auch?"

Die kleine Gesellschaft rückte dichter

zusammen aus ihren Blicken sprachen Hab­sucht und Zustimmung.

Will ein Jeder von Euch tausend Thalcr verdienen?" fragte Obrecht flüsternd.

Tausend Thaler! Der Athem schien den guten Bürgern zu stocke».

Gewiß, gewiß, Herr Doktor!" beeilte sich Meister Veit für die klebrigen zu erwiedern.

Gut, ich rechne dabei auf Eure Ver­schwiegenheit !" fuhr Obrecht eben so leise fort,wie viel gleichgesinnte Bekannte habt Ihr wchl?"

Ich kann für Dutzend sorgen," meinte der Schuhmacher.

Still, die Soldaten brauchen nichts davon zu merken," flüsterte Obrecht mit einem strafenden Blick,sie würden Euch sicherlich den reichen Lohn vormegnchmen.

Auch darf mein Name nicht dabei genannt werden, oder die Geschichte geht in Rauch auf. Habt Ihr das begriffen, meine Freunde?"

Vollkommen," versicherte der Schuh­macher,Ihr könnt Euch auf unsere Ver­schwiegenheit verlassen, Herr Doctor!"

Gut, cS ist Euer Vortheil allein, um den es sich hier handelt, das geringste Wort bringt Euch und mich ins Ver­derben.

Ich bürge für meine Freunde und Mitbürger," versicherte Meister Veit-feierlich.

Gut, ich nehme den Schreiber jetzt mit niir, er wird Euch später das Nähere mittheilen."

Er erhob sich, leutselig grüßend und verließ die Gesellschaft, von dem Schreiber gefolgt.

Sollte er im Ernste geredet haben?" fragte der Weber mit einem zweifelnden Blick auf den Schuhmacher.

Warum nicht?" entgegnete dieser, be­dächtig seinen Wein ouslrinkend.Herr Ulrich Obrccht ist freilich der Sohn eines Hingerichteten, aber doch allezeit ein braver, vornehmer und gelehrter Herr gewesen, der auch mir schon öfters einen Rath ganz umsonst ittheilt hat. Was nun das Ge­heimnis; anbctrifft, so errathe ich solches leicht, und wenn ich isicht ein so armer Kerl wäre und Weib und Kinder daheim so hungrig, ich wüßte doch nicht, was ich thäte, es wäre sogar möglich, ich spräche zu ihm :Hebe Dich weg von mir, Satan !" Aber so hat das Ding zwei Seiten, Eintausend Thaler sind soviel, wie ich noch nie in meinem Leben besessen habe, es ist Neichthum, und wenn ich dieses Geld er­halte, dann werde ich ein ordentlicher Meister, kaufe mir das Elternhaus wieder zurück und arbeite wie früher."

Die Andern lachten über diese frommen Entschlüsse und meinten, dann würde er erst-recht in den Müßigang hineingerathen.

Ei, so wollte ich, daß Euch" - brummte Meister Veit zornig,wenn ich das gewiß müßte, da würde ich das Geld um keinen Preis annehmen; aber schmatzt nur," letzte er schlau lachend hinzu,ich will's Euch schon beweisen, daß ich Macht 'Tiber mich selber habe!"

Er stand auf und verließ rasch die Schenke, zum großen.Erstaunen seiner Zech­brüder, die solchen Heroismus nicht zu fassen vermochten.

So wurde leise der Verrath im eigenen Schoße gesponnen, dem Straßburg endlich nach so langem, muthvollen Ansharrcn schmählich erliegen sollte.

Herr Dominicus Dietrich sowohl als die übrigen Mitglieder des Raths konnten von alledem nichts ahnen, wenn Elfterer auch augenblicklich seine Gedanken nicht soviel auf die eigene Familie gerichtet ge­habt hätte, da die erkauften Bürger im eigenen Interesse schwiegen, obgleich ihrer eine bedeutende Anzahl war, welche den j maischen Judaslohn verdienen wollte.

Die reichen Kanfleute der Stadt mach­ten sich bereit, die bevorstehende Frank­furter Messe zu besuchen; ihre schwer­beladenen Schiffe fuhren den Rhein hinab, aus welchem Wege sie mancherlei Plagerei von den harten Gläubigern der Stadt zu bestehen halten, wie wir bereits aus der Erzählung des Ammeisters cs sattsam er­fahren.

Ich habe meinen Entschluß hinsicht­lich unserer Tochter jetzt gefaßt," sprach Letzterer zu der Gattin,sie fährt mit einem der Schiffe nach Frankfurt, um dort bei meinem alten Freunde, dem Bürger­meister, diesen Winler zu bleiben. Nach­her wird Gott schon weiter sorgen!"

Und wenn sie, die niemals irgend einen Zwang hat ertragen können, von dort heimlich entwiche, Dominicus? bedenke den Schimpf."

Ich habe Alles reiflich bedacht," ver­setzte der Ammeister ruhig,und zu diesem Ende bereits ein Schreiben ,ür meinen Freund fertig, worin einige Andeutungen ihn zur nvthigen Vorsicht und heimlichen Bewachung veranlassen werden."

So willst Du sie allein fortschicken?"

Nicht doch, wie ginge das wohl an. Du, mein theures Weib! wirst die schick­lichste Begleitung für die Tochter sein, und während der Messe dort bleiben, um alsdann mit unseren Schiffen wieder heim­zukehren."

Wo werde ich den nöthigen Muth hcrnehmen?" seufzte Frau Brigitta.

Hm, am liebsten brächte ich sie selber nach Frankfurt," meinte Herr Dominicus nachsinnend,wenn die größere Pflicht mich hier nicht gebieterisch festhielte. Aber halt, Kind ! da fällt mir ein glücklicher Gedanke ein, Adrian Dörnach wird mir sicher­lich gern den Gefallen erweisen, Euer Be­gleiter zu sein."

Mit weichem ich auch ganz einver­standen wäre, mein lheucrer Dominicus! wenn Du nur nicht die Hauptsache über­sehen möchtest, die Einwilligung unserer Tochter zu dieser Reise Katharina wird sich sträuben . . ."

(Fortsetzung folgt.)

Ein Uachtstück aus -er Herzegowina.

Von A. Äakar (a. d. Wiener Frdbk.)

Du durstiger Bluthund, Du häß­licher Vampyr mit dein Satansblick, Du unersättlicher Vielfraß, - warte nur, die Zeit wird schon kommen, wo ich Dir heimzahlen werde all' das Böse, das Du mir angethan, Du verruchte Seele, braten sollst Du ans dem glühenden Rost der Hölle sanimt Deiner ganzen teuflischen Race! Eine ganze Liturgie werde ich beten und dem heiligen Nikolai eine Kerze an­zünden, wenn ich Deinen verfluchten Schädel Dir abgehauen und vor meiner Kacsa*) aufgespießt habe:" So fluchte und tobte Sava Vojnic und ballte die Fäuste und schoß grimmige Blicke nach einem einsamen

*) Hütte.