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eilf feste Nheinüberbrückungen, zu denen in spätestens zwei Jahren noch die Eisenbahn­brücke von Neu- nach Altbreisach (Kolmar- Freiburger-Eisenbahn) zu zählen sein wird.

Württemberg.

Se. König!. Majestät haben vermöge höchster Entschließung vom II. d. Mts. den Bahnmeister Clausnitzer in Liebenzell zum Vorstanddes Eisenbahnbetriebsbauamts Sigmaringen mit der Stellung eines In­genieur-Assistenten und mit der Verpflich­tung zur Uebernahme der Funktionen eines Bahnmeisters gnädigst ernannt.

Stuttgart, 12. Aug. Dem Ver­nehmen nach hat Se. Mas. der Kaiser den Kronprinzen des deutschen Reiches Kais. Hoh. in dessen Eigenschaft als Chef der 4. Armee-Inspektion auch in diesem Jahre wieder beauftragt, die K. wnrttemb. Trup­pen zu inspiziren. Diese Besichtigungen werden voraussichtlich wie folgt, statlfiuden:

30. Aug. 51. Infanterie-Brigade zwischen Vaihingen a,uf den Fild. und Möhringen;

31. Aug. 52. Inf.-Brigade auf dem Felde zwischen Ludwigsburg, Pflugfelden und Kornwestheini, und die in eine Kavallerie- dioiswn unter Generalmajor v. Salviati vereinigten 4 Kavallerie-Regimenter auf dem langen Felde; I. September 53. und 54. Jns.-Brigade bei Ulm.

Stuttgart, 12. Aug. Die aufgewandte Summe für das Schützenfest soll sich nach genauer Schätzung aus rund etwa 200,000 fl. belaufen. Daß diese bedeutende Summe dennoch durch die Einnahmen gedeckt wer­den wird, gehl aus der Mitthcilung hervor, wonach während dreier Tage allein an 160,000 Mark Schußgeld eiugingen. Des­gleichen sollen die Eintrittsgelder zur Fest­halle, Gabentempel und Schiebhalle durch die große Zahl des alltäglich zuströmenden Publikums sehr bedeutende und namhafte Summen ergeben.

Stuttgart, 13. August. Von dem Könige in dem Minister des königlichen Hanfes und der auswärtigen Angelegen­heiten, v. Mittnacht, der Auftrag erlheilt worden, ihn bei der Eröffnung des Her­mannsdenkmals im Teutoburger Walde zu vertreten. Der Minister und der Geh. Legationsrath Graf Eberhard v. Linden sind bereits nach Detmold abgereist. Für das Sedanfest ist in Aussicht genom­men, dasselbe in der Festhalle abzuhalten, sofern das von den Erbauern Gebrüder Joos an die Hofkammer gerichtete Gesuch, die Halle einstweilen stehen lassen zu dürfen, einschlägig beschieden wird.

Göppingen, 13. Aug. Der Jagd­pächter zu Bünzwangen schoß vor ein paar Tagen einen ungefähr 1 Zlr. schweren Eber, welcher vorher in dem Haberselde und auf Hausäckern erhebliche Verwüstungen angerichtet hatte. Man glaubte, daß der Eber einem bekannten bayr. Schweinehänd­ler ausgekommen sei und benachrichtigte den Händler davon. Der Letztere wollte aber nichts von dem Eber wissen, der ihn allerdings theuer zu stehen gekommen wäre. So blieb das Schwein dem Schützen.

Neuenbürg, 15. Aug. Zu dem Brande in Birken feId ist noch nach­zutragen, daß da das Feuer schon zu weit j

vorgeschritten und an ein Retten der er­griffenen Gebäude und der Kirche nicht mehr zu denken war, die Feuerwehren ihre anstrengende Thätigkeit meist auf den Schutz der angrenzenden Gebäude zu richten hatten, und ihnen auch gelang, weiterem Unglück vorzubeugen. Die Kirchenglocken, welche noch die Mitternachtsstunden verkündeten, sind herabgestürzt und erst unter dem sie deckenden heißen Schutte geschmolzen. Man kann sich einen Begriff von der herrschenden Hitze machen, wenn man sieht, daß die Holztheile der Kirche so vollständig vom Feuer verzehrt sind, daß auch nicht der kleinste Span im Mauerwerk mehr sichtbar ist. Das gerettete Pfarrhaus war in höchster Gefahr, es ist durch Wasser sehr beschädigt, ebenso mehrere Nachbar­häuser. Die Mehrzahl der Abgebrannten ist versichert. An das Gemeindewesen treten nun ernste Fragen heran, deren Lösung uneigennützige Hingebung und mit Nüchternheit gepflegten Bürgersinn erfordern.

Schweiz.

DemBerner Bund" wird aus Stuttgart geschrieben:Wir Schweizer überlassen den Stand beinahe aus­schließlich den Deutschen. Da wird mit Pulver, Blei und Fettlappen gepröbelt und gediftelt, daß man für die Schützen beinahe Mitleiden faßt. Wenn man einen Gang durch den Stand thut, so beschleichen Einen gar sonderbare Gefühle und Erinnerungen aus den alten Zeiten. Wenn man an die ein Jahrzehnt andauernden, hartnäckigen Kämpfe zurückdenkt, welche nöthig waren, um den Standstutzer von den eidgenössischen Schießen zu beseitigen, so ergreift einen ein Gefühl der Beschämung. Man wird dann aber auch begreifen, weßhalb die Deutschen, bei denen das Schießwesen sich erst zu entwickeln beginnt, noch nicht zur Abschaffung dieser chinesischen Schießmaschine gelangt sind. Sie haben dieselbe übrigens von den Schweizern geerbt. Die Deutschen Schützen haben überhaupt auch nur ein geringes Bedürsniß, sich mit dem militä­rischen oder feldmäßigen Schießen abzu- geben. Dazu bietet sich in der 3 Jahre andauernden Dienstzeit unter der Fahne hinlänglich Zeit und Gelegenheit. Das deutsche Volk bedarf zum Schutze seines Vaterlandes keiner freiwilligen Schützen, die Armee genügt. Die Deutschen machen übrigens noch gewaltige Anstrengungen, um auch im Schießwesen auf der Höhe der Zeit zu stehen. Sie haben eine Menge ganz ausgezeichneter Schützen, die sich mit jedem Jahr verdoppeln. Wir brauchen allerdings nicht zu befürchten, daß sie uns die nächsten 5 Jahre schon eiuholen werden, allein wir haben doch alle Ursache, mit aller Energie an einer rationellen Weiter­bildung unseres Schießwesens zu arbeiten. Wir müssen das Schützenwesen noch weit mehr verallgemeinern, als es bisher der Fall war. Die verschiedenen großen und theuren Schießen müssen auch den Mittel­schützen zugänglich gemacht und eine zweite Distanz von 400 bis 600 Meter als allge­meine Regel eingesührt werden. Solches wird nothwendig sein, wenn wir unfern Vorrang sichern wollen; es ist nothwendig im Interesse des allgemeinen Wehrwesens.",

Die allznv-erspätste Veröffentlichung der Schießresultate wird von den Schweizer Blättern getadelt, und aus einer» Mangel an geschäftsmäßiger lltoutine beim Schieß- komite erklärt.

MisMen.

Der Kmmeister von Straßbmg.

Historische Novelle von Emilie Heinrichs.

(Fortsetzung).

Nennt mir die Summe."

Dreimalhuuderttausend Thaler," ver­setzte Obrecht langsam.

Des Stadtschreibers Augen sunkelten mit habsüchtiger Gier bei diesen Worten, er nickte befriedigt.Wie veriheilt Ihr diese Summe?" fragte er hastig.

Obrccht lächelte triumphirend er wußte, daß er ihn jetzt völlig im Netze hatte.

»Einhunderttaufend für unsere Werk­zeuge, die andern beiden für uns zu glei­chen Theilen, erwiederte er rasch.

Gut, hier habt Ihr meine Hand, ich helfe dabei, wenn ich meinen Antheil in Händen habe."

Er soll Euch in diesen Tagen einge­händigt iverden, Ihr sollt Euch nicht zu beklagen haben, Günzer! Um von bei­den Seiten ganz sicher zu gehen, fertigen wir einen Contrakt in ckuxlo aus. Seid Ihr damit zufrieden?"

Bin's und nun laßt Euren Plan hören!"

Dürft natürlich auch nicht vergessen, welche Vortheils Eurer nach dem Gelingen warte», der König wird solche Verdienste reich belohnen mit Aemtern und Würden. Männer, wie Dominicus Dietrich kann Frankreich nicht gebrauchen sie werden unschädlich gemacht l"

Der Stadtschreiber zuckte unmerklich zusammen, es regte sich der letzte Nest von Ehrgefühl in ihm, der ihm die Röthe der Scham ins Antlitz trieb.

Zur Sache," drängte er ungeduldig.

Bin ja dabei Ihr dürft die Sache nicht von der schwärzesten Seite betrachte», Günzer! sondern philosophisch darüber denken. Schon unsere persönlichen Gründe sind wichtig genug, eine Rechtfertigung vor dem eigenen Gewissen zu finden, wenn diese nöthig sein sollte. Ich habe den Vater z« rächen. Ihr eine tödlliche Be­leidigung , einen Schimpf, der alle Eure Hoffnungen und Pläne mir einem Schlage vernichtet hat."

Ja, ja," murmelte Günzer,sein Be­trage» gegen mich gab mir Hoffnung, eine Art Berechtigung zu meiner Werbung, er hat mich betrogen möge er dafür ver­derben."

Was nun die allgemeinen Gründe einer solchen Handlung anbetrifft, fuhr Ulrich Obrecht ruhig fort,so finde ich auch diese gewichtig genug, um uns zu rechtfertigen. Slraßburg hat als freie deutsche Reichsstadt keinen Halt, keinen Schutz an Deutschland, das selber im Großen und Ganzen zu zerrissen und zer­stückelt ist, um den eigenen Kindern in der Noth wirksam beistehcn zu können; es ist weder Ehre noch Ruhm, weder Voriheil