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Lächeln hinzu, „daß es nach allem diesem nicht sein kann, daß Dominicus Dietrich's Tochter so tief hat sinken können?"
„Dann frage sie lieber nicht," meinte Frau Brigitta.
„O doch, der letzte Zweifel muß schwinden, ihre Ehre, welche ein Bube angegriffen, ganz gereinigt sein. Fürchte nichts, Du Gute, wann hätte ich hart gegen dieses Kind sein können?"
Er schritt hinaus.
Frau Brigitta schüttelte den Kopf und seufzte: „Wärest Du es früher gewesen, mein armer Dominicus! jetzt kommt die Strenge der väterlichen Zucht zu spät!"
Die kluge Frau hatte Recht. Katha- rina stand stolz vor dem zürnenden Vater und verweigerte ihm trotzig jede Antwort, zu spät sah er es ein, daß eine Stadt leichter zu regieren sei, als ein eigenwilliges Kind und späte Härte keinen Gehorsam mehr zu erzwingen im Stande sei.
Stumm und finster stand er vor der Tochter, die er so sehr geliebt und die gleichgiltig die Leiden des Vaters sah.
„Nur die eine Antwort verlange ich von Dir," sprach er noch einmal mit dumpfer Stimme: „Hast Du Gemeinschaft mit dem Feinde deines Vaters gemacht?"
Katharina schwieg und spielte mit ihrem Schooßhündchen.
„Wenn es wahr wäre, was der Stadtschreiber Günzer, dessen Bewerbung Du ausgeschlagen, mir in's Angesicht zu sagen gewagt", fuhr der Bürgermeister, sich gewaltsam zu einem ruhigem Tone zwingend, fort, „warum verleugnet meine stolze Tochter mir gegenüber diese Wahl?"
Katharina zuckte leicht zusammen, eine Blässe überzog ihr feines, regelmäßig schönes Antlitz.
„Der Stadtschreiber ist ein erbärmlicher Mensch!" erwiederte sie kurz.
„Weil er uns Dein Geheimniß ver- rathen?" fragte der Vater finster.
Sie preßte die Lippen aufeinander und schwieg.
„Gut," begann Herr Dominicus nach einer Weile auf's Neue und jetzt war seine Stimme fest und klar wie sonst, „ich will nicht weiter in Dich dringen, Dein Schweigen soll mir Deine Unschuld in dieser Sache verbürgen. Ein so stolzer Charakter wie der Deinige kann sich, deß bin ich fest überzeugt, zu einer Lüge nicht erniedrigen, aber auch nicht zu einer Entehrung, die in der Gemeinschaft mit einem Verräther Dich für immer treffen müßte. Wenn ein Angeklagter dem regierende» Bürgermeister dir Antwort verweigert, dann wirst man ihn, er mag unschuldig oder schuldig sein, in Eisen. Mit einem verzogenen Kinde muß der Vater Nachsicht üben und über dessen Ehre wachen, daß aber solches geschehen wird, davon magst Du versichert sein!" —
Er wandte ihr den Rücken und schritt hinaus.
Draußen vor der Thür erwartete ihn Armgard; sie schlang im überströmenden Gefühl beide Arme um seinen Hals und flüsterte: „Habt Mitleid mit der armen Schwester, sie ist tief unglücklich und elend!"
„Woher weißt Du solches?" fragte der Bürgermeister rauh, „steckst Du auch in diesem Geheimniß?"
„Nein, Vater! nein, ich weiß nichts weiter, als daß sie die Nächte, wenn Alles im Hause schläft- ruhelos umherwandelt und verzweiflungsvoll ihrem Schicksal flucht."
Der Bürgermeister küßte der Tochter die reine Stirn und löste sanft ihren Arm von seinem Nacken.
Dann ging er schweigend nach seinem Zimmer.
Katharina aber starrte lange Zeit regungslos wie eine Bildsäule nach der Thür, welche sich hinter dem Vater geschlossen. Dann schlug sie die Hände vor's Antlitz und sank laut aufstöhnend in einen Sessel.
Plötzlich legten sich zwei Arme um ihren Hals; als sie verstört die Hände sinken ließ, starrte sie in das theilnehmende Antlitz der Schwester.
„Was willst Du!" fragte sie trotzig.
„Dein Vertrauen, wenn Du unglücklich bist, meine Schwester sprach Armgard sanft.
„Wer sagt Dir, daß ich unglücklich bin? — Willst Du dem Vater als Spionin dienen?"
(Fortsetzung folgt.)
(Wie ein Arzt lästige Patienten los wird). Doktor Ricard, einer der bedeutendsten Pariser Aerzte, wurde eines Nachmittags, als er über die Boulevards ging, von einem alten, an schlechten Säften leidenden Herrn angeredet, welcher nicht weniger wegen seines Reichthums als wegen seines Geizes bekannt war. Derselbe versuchte es, dieses Zusammentreffen zu benutzen, um den Doktor gratis zu consul- tiren. „Wo leiden Sie denn hauptsächlich?" fragteAesculap. —„Besonders am Magen." — „Ah, ah, lassen Sie doch einmal sehen; machen Sie die Augen zu!" Harpagon thal, wie ihm gebeißen wurde. „Zeigen Sie auch Ihre Zunge;" — Harpagon streckte die Zunge heraus. So, nun verhalten Sie sich ganz ruhig, damit ich eingehend untersuchen kann! — Als der Geizhals eine Viertelstunde nachher die Augen wieder öffnete, sah er sich von einem Schwarm von Gaffern umringt, welche sich über den weit geöffneten Schlund und die herausgestreckte Zunge amüsirten und den alten Herrn für verrückt hielten. Doktor Ricord aber war längst verschwunden!
Auflösung -rr Rslhscl in Nr. 89.
1.
Der Arno, entspringt auf den Apen - ninen und fällt ins tuskische Meer; der Arnon mündet ins todte Meer.
2 .
Saar, Nebenfluß der Mosel. — Aar, Nebenfluß des Rheins in der Schweiz.
3.
Portugal — Oporto, 80,000 Ew. — Po. — Goa, portugiesische Besitzung in Ostindien mit 18,000 Ew.
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