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des Zeigers. Es wird roth gezeigt, das ist das Zeichen, daß der Schutze nahe ans Centrum (in den innere» Kreis) getroffen. Das zählt zwei Punkte. Der Nachfolger tritt ein und gibt unter den gleichen Formalitäten seinen Schuh ab; es wird weih gezeigt, er hat schwarz geschossen, aber in den äuheren getroffen; das zählt eine» Punkt. Dem nächstfolgenden Schützen wird schwarz gezeigt; das heißt: er hat die Scheibe getroffen, aber nicht das Schwarze. Der Schuh zählt nicht. Der nächstfolgende Schütze gibt seinen Schuh ab; die Kugel wühlt de» Wall vor oder hinter der Scheibe auf, sie hak wohl auch ein Scheit der grogen Holzbeuge beschädigt. Und der Zeiger sucht vergeblich die Spur der Kugel; er gibt ein verneinendes Zeichen d. h. er greift zum Perpendikel, macht Tiktak; wenn dieses melancholische Schwarz zum Vorschein kommt, so hat der Schütze stets aus Eines zu zählen, aus den Spott seiner Freunde; aber mit dem größten Unrecht. An einem solchen unglücklichen Schüsse ist stets die Büchse, die Munition, das schlechte Licht, zu wenig Schützenwein und tausend andere mißliche Umstände, »ie«nalen aber der Schütze schuldig. Die Schiehordnung ist aut dem Feld (300 M. Entfernung) wie aus dem Stand (175 M.) gleich. Aber zwischen dem Feld und dem Stand besteht ein wesentlicher Unterschied. Bei den Feldscheibeu ist ei» größeres ovales Schwarz, bei den Standscheiben ist ein sehr kleines kreisrundes Schwarz. Aber aus jeder Scheibe kann mit 1 Schuß nur 1 oder 2 Punkte geschossen werden. Diese Punkte werden zusammengezählt. 30 ge-' schossene Punkte geben Anspruch ans eine silberne Festmünze im Werthe von 5 20 weitere Punkte aus eine zweite Festmünze, 130 weitere Punkte oder zusammen 180 Punkte (außer den vorherigen 2 Münzen) auf einen Becher, oder eine Uhr, oder 50 baar. Die Becherprämie kamt nur einmal erworben werden. — Der gestrige II. Festtag zeigte womöglich eine »och größere Vrlsmenge als der erste Tag. Tie Festhalle war zum Bankett vollständig besetzt. — Die Zahl der Ehrengaben hat 600 überschritte.-. — Der Besuch des Gabenlenipüs ist fortwährend der lebhafteste ; Posten der Zugendwehr halten hier die Ordnung ausrecht. Die Turiur mache» sich an den Eingängen der Schieß« und Festhalle nützlich; die Stadtreiler haben ihren ersten Posteil zu Pferd am Rondell der Neckarstraße, die Feuerwehr sorgt für Sicherheit gegen Feuersgefahr und unterstützt die Polizei auch wohl, wenn es sich handelt, den Platz »ach Mitternacht von unermüdlichen Zechbrüdern zu raunten. Eine der erfreulichsten Nachrichten vom Festplatze liegt wohl in der Mlttheilung, daß bis zur Stunde ein ernstlicher Unfall sich nicht zugetragen. Auf der Ambulanz waren bis jetzt keine Schußwunden, wohl aber innerliche Ucbel zu behandeln, die eine Znihat auch anderer Feste sein sollen (Stultg. Blätr.)
Ulm, 3l. Juli. Heute Nachmittag wurderr abermals drei elegant gekleidete Bauernfänger von der hiesigen Polizei vufgegriffen.
Nagold, 2. August. Letzten Donnerstag hatte der bejahrte Schultheiß Kübler von Gaugenivald das Unglück, von einem mit Waldstreu beladenen Wagen durch das Abbrechen des gespannten Wiesbaums auf die Erde geschleudert und so stark verletzt zu werden, daß er wenige Stunden nachher starb. — In Walddorf verlor der zehnjährige Sohn des dortigen Nappenwirlhs dadurch sei» Lebe», daß er einem mit Floßhol,fftämmen beladenen Wagen zu nahe kam und bei einer raschen Wendung des Wagens von den Stämmen erdrückt wurde.
MisMen.
Ein Portugiesischer Bischof iiter den BatikaniSmuS.
Der Bischof von Porto, Don America, Hai sich veranlaßt gesehen, an seine Diöcesanen einen Hirtenbrief zu rich ten, der geeignet ist Aussehen zn machen und besonders in Deutschland großes Interesse erregen wird. Nach dem „Journal do Commercio" erinnert in dem bezeich- neten Hirtenbriefe Don America zunächst daran, daß er durch den Willen Gottes und die Gnade des konstitutionellen Königs an die Spitze seiner Diöcese berufen worden sei, um die Seele» auf die Bahn des Glaubens zu leiten und sie gegen alle Jrrthümer des Aberglaubens und der falschen Lehren zu stärken, mit deren Hülfe man die wahre christliche Religion entarten zu lassen gewillt sei. Es sei aber Zeit mit diesen Lehren nnnmehr ein Ende zu machen, welche von maßlosen Ehrgeizigen gepredigt würden, die sich an Gottes Stelle setzten und ihn znm sklavischen Werkzeug ihrer Pläne machte». Seiner ihm anver- trautei, Mission gehorchend, müsse er daher erklären, daß das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit im Widerspruch mit der Freiheit und Suprematie der Kirche stände, welche als das einzige Kriterium für die Authenticität ihrer Lehren die allgemeine Zustimmung und nicht den Willen und den Schiedsspruch eines Menschen besitze, der, so groß auch seine Autorität sein möge, doch immer der Hinfälligkeit und dem Jrrthnme, die beide der menschlichen Natur andaiteten, unterworfen bliebe. Dies Dogma müsse zn einer Spaltnng in der Kirche führen und es widerspreche vollständig der legitimen Gewalt der geistlichen Behörden, denen man dem Willen Gottes denselben Gehorsam schulde, wie den weltlichen Negierungen.
Don America fügt in gleicher Weise hinzu, daß der Syllabus ein Attentat gegen das Recht der Völker, die Negation der bürgerliche» Gesellschaft und der Gesetze, »ach welchen dieselbe sich zu regieren berechtigt sei, eine Fackel der Zwietracht in den Händen Derer, welche zur Wahrung des Friedens berufen seien, eine Ausgeburt des Zornes, des Egoismus und des Hasses gegen die Fortschritte des menschlichen Geistes und gegen die durch keine Gesetze wegzuläugnenden Menschen rechte in sich schließe. Der Mensch sei frei und nicht dazu geboren, der Sklave _i eines anderen Menschen zn sein.
Der Bischof sagt ferner, baß die Lehre von der unbefleckten Empsängniß der Lehre von der Erlösung widerspräche, und daß Thorherlen wie die Wunder von Lourdes und La Salette keinen anderen Zweck hätten, als einen Gewissenszwang zu constituiren, damit man leichter eine Gewalt einsetzen könne, welch» die ganze Welt zu beherrschen trachte, und daß man zu dem Behufs die Gruiidprincipien der christlichen Lehre corrumpire und darin den Aberglauben einsühre, den die Kirche von jeher verdammt habe. Das Fest von der Erhöhung der Papstes sei ein politisches Fest, das zuvor niemals gefeiert worden und das nur erst erfunden sei, als eine Klaffe von Priestern und Laien den Plan gesaßt habe, aus der Kirche eine Parteimaffe zu machen und de» Geistern Haß eiiizuflößen, welche ehemals nur die Liebe gekannt hätten. Die zornigen Ausbrüche und gemeinen Schimpfereien, welche seither von den Kanzeln herab und in der ultramou» tanen Presse ertönten, seien die größte Beleidigung, die man dem christlichen Glauben habe anlhun können. Dieser sei nur eine Lehre der Liebe und diese Zorn- ausbrüche und Schimpfereien seien nur dazu angethan, dies Gesetz der Liebe vergessen zu lassen und in dm Geistern eine Flamme der Aufregung anznfachen, die in natürlicher Folge zur Provocirung anderer Wutyausbrttche führen müßte.
(Schluß folgt.)
Im
und
Erinnernirg »n 187V.
Namen -er bei Weißendurg Wörth Gefallenen.
So zieht im Namen GotteS weiter. Der siegreich eure Fahnen hält,
Und laßt die blaffen, bleichen Streiter Auf blutbedecktem Ehrenfeld!
Sie haben'- tapfer sich erstritten,
Ihr letztes Fleh'n, erhört eS nun.
Erhört, was leis' die Brüder bitten:
„Laßt uns in deutscher Erde ruh'u!"
In deutscher Erde! wo geronnen Von deutschen Helden edles Blut,
Das ist dem Vaterland gewonnen.
Ist theurer Schatz, ist hohes Gut.
Ais tödtlich sie die Kugeln trafen.
Da sanken sie auf fränk'schen Sand.
Jetzt laßt die Irenen Tobten schlafen Auf deutscher Erde, deutschem Land.
Zagt nicht, es ist gerechte Sache,.
Ist deutsches Eigen, alt und acht.
Es ist nicht Raub, nicht feige Rache, Erwerbt's dem kommenden Geschlecht! Wenn weinend einst euch Mütter fragen: „Wo ruht mein Sohn, der mit epch
stand? —
„Er schlummert", dürft ihr tröstend sagen, „Zwar ferne, doch im deutschen Land."
vr. Wissy Aseym: (Kriegspoesie 187p 71.)
Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.