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öffentlichen Stellen Umtauschen laßen, um so rasch als möglich damit aufzuräumen. Das wird für uns um so leichter gehen, als Bayern denselben noch länger die Heimath bietet. Die Hauptklage betrifft den Aufschlag oder das Abrunden »ach Oben. Allein auch damit ist es nicht so gefährlich. Bei einzelnen Ausgaben wird allerdings diese Abrundung bleiben, z. B. bei manchen Dienstleistungen. Trinkgeldern rc werden statt 30 kr. 1 , statt 1 fl.

2 <M, statt des alten großen Thalers (2 fl. 42 kr.) der neue (2 fl. 55.) sich ein bürgen u. dgl. Dem stehen übrigens ebenso gewiß andere Beispiele der Abrundung nach unten gegenüber, so von 36 kr. aus

1 cM, von 18 kr. aus 50 vom fl. aus l'/r u. s. w. Auch ist es wohl un­vermeidlich , daß zunächst die Abrundung im Ganzen nach auswärts neigt. Niemand will sofort verlieren. Ader diese Abrundung ist keine dauernde. Im Gegeutheile wird im Kleinverkehr die neue Münze mit ihrer kleineren Grundeinheit dahin wirken, daß die Preise leichter auch wieder zur Wohl­feilheit streben. Beispiele hiefür darf man nicht im französischen Großhandel und in Paris suchen, wo man es liebt, stets von 55 Cent. (Sou) aufzusteigen, sondern nian findet sie z. B. in Belgien, in der Schweiz Zn der Schweiz kann man überall z. B. neben einander verschiedene Schenken treffen, wo das Bier 15 , 14 oder 13 Rappen kostet; überall macht sich in der Koncurrenz des Kleinverkehrs die Einwirkung des kleinsten Werthes, des Rappen, geltend. So wird es sehr bald auch bei uns mit dem im täglichen Kleinverkehr, auf dem Markte, im Laden, beim Bäcker und Metzger sich gestalten. Man wird bei de» kleinen und wohlseilen Lebensmitteln, Obst, Gemüse, Butter. Eiern, Milch, Brod, Kar­toffeln, Bier, Most u. s. w. das Ansteigen von I zu I erhalten. Der Eier­handel nach Batzen, wobei der Aufschlag sich stets sehr stark äußert, z. B. von:

2 Eier um 1 Batzen aus: 3 Eier um 2 Batzen oder 5 Eier um 4 Batzen, wird dem einfachen Ansatz von 3, 4, 5 ^ u. s. w. per Ei Platz machen müssen. Wir haben eben jetzt glücklicherweise in manchen Dingen Wohlfeilheit, z. B. beim Brod. Wenn wir eine gute Ernte auch für Obst und Wein bekommen, so wird von selbst die Neigung zum Abschlag bei allen Lebens Mitteln, namentlich auch beim Bier, nicht nur die vorübergehende Abrundung nach oben beseitigen, sondern Dank der größeren Beweglichkeit mit den noch schneller zu Abschlägen sichren, als bei den Kreuzern. Gegen Ungebührlichkeiten hat übrigens das Publikum auch seine Mittel, namentlich die Enthaltung. Wird für den Schoppen Bier, der bisher 5 kr. kostete, jetzt zunächst 15 I (5V« kr.) gefordert, so wird für den Augenblick nichts zu machen sein; wo aber statt bisheriger 4'/- kr., welche doch 13 ^ sind, auch die anscheinend rundere Summe von 15 angesetzt wird, da bleibe eben der Trinker ferne. Ueberhaupt sollte das Publikum selbst von Anfang an sich gewöhnen, mit einzelnen LL zu rech-^ nen, und ja nicht der Abrundung von 5> zu 5 sich ergeben , sonst würde ein gut ^

Theil de? Vorzugs der neuen Münze weg­sallen. Für alle Unlust des Uebergangs wird die Einfachheit und Zweckmäßigkeit des neuen Systems reichlich entschädigen. Bekanntlich hatte die Schweiz ganz die­selben Kalamitäten wie wir. Wer denkt dort noch an die alte Münzzeit? Ja in Baden, wo man erst '/s Jahr nach und rechnet, ist jetzt schon allgemeine Zufriedenheit eingekehrt. Bei dieser Ge­legenheit kann auch auf die kurze Benennung der neuen Münze aufmerksam gemacht werden. 10 L nennt man bereits hier überall I Nickel, 5 L ein halb Nickel. Das 5l^-Stück in Silber wird man bei uns wohl allgemein den großen Thaler nennen, und den 2(0-Stücken, wenn sie einmal geprägt sind, gebührt selbstverständ­lich der Name Bismarck. (S. M.)

Neuenbürg. Wie wir hören, fin­det am nächsten Montag ein Concert von Mitgliedern des K. Hoftheaters und der K. Hofkapelle hier statt.

Wildbad, 13. Juli. Gestern Nach­mittag 4 Uhr ist Ihre Majestät die Köni­gin der Niederlande nebst Gefolge und Dienerschaft zum Besuche Ihres in Besse­rung befindlichen Bruders des Prinzen Peter von Oldenburg Kais. Hoh. im Hotel Klumpp abgestiegen. (S. M.)

Bietigheim, 12. Juli. Die Was­serleitungsarbeiten gehen trotz der Ungunst der Witterung rasch voran; die Leitung vom Quellengebiet bis zum Reservoir, oben inder Stadt, ist,mit kleinen Unterbrechungen, ganz fertig, und das Röhrennetz innerhalb der Stavt zur Hälfte gelegt. Bei der tüchtigen Bauleitung durch Herrn Ober- bauraty v. Ehmann, dürfen wir auf Vol­lendung des großen Werks bis zum fest- gestellten Termin, Oktober d. I., sicher rechnen.

Eningen, 13. Juli. Heute früh 5 Uhr wurden hier zwei rasch aufeinander folgende Erdstöße verspürt, mit Erschütte­rung von Oefen und Geräthen, wie wenn in der Nähe ein Einsturz stattgesunden hätte._

Miszellen.

Die Rache des Sandbläfers.

(Schluß.)

Drehe die Kurbelbefahl John Brown seiner Tochter die bebend gehorchte.

Victor hörte ein pfeifendes Geräusch, als wenn Luft aus einem Blasebalg entströmt.

Deine glatte Larve bethörte mein armeS Kind, Deine weiße Haut verbarg ein schwarze Seelesagte John Brown streng und fürchterlich zu Victor. Von jetzt an soll man Dich erkennen."

Bei diesen Worten wurde Victor erfaßt und von kräftigen Armen mit dem Gesichte über das Saudgebläse gehalten. Erfühlte ein scharfes Prickeln aus der Haut, wie es der Wanderer im Reifsturm empfindet. Kaum zehnSccunden fühlte er diesen Schmerz, dann wurde er wieder aus den Fußboden gesetzt und man nahm ihm die Binde ab. John Brown leuchtete ihm mit einer Kerze ins Gesicht und sagteHU riAlck!"

Eliza brach mit einem Wehruf zusam­men.

Victor eilte in seine Wohnung und trat vor einen Spiegel. Fast bewußtlos taumelte er zurück, denn die untere Hälfte seines Antlitzes war schwarz und aus der weißen Stirne (die ebenso wie die Augen durch die Gummibinde geschützt gewesen war) stand mit deutlich lesbaren schwarzen Buch­staben das Wort:truitro."

Wasser und Seife blieben ohne Wirkung, Victor consultirte die berühmtesten Aerzle und Chemiker, wie z. B. Dumas, Densens u. A., aber Keiner konnte ihm Helsen. Victor war für alle Zeit seines Lebens mit Granatstaub im Gesichte schwarz tätlo- wirt. Professor Desens eröffnete ihm, daß er die Zeichnung des Gesichtes ebenso wenig wieder verlieren würde, wie die Matrosen die Anker und Namen, mit denen sie das Innere der Hand oder den Arm zu zeichnen pflegen.

Der Löwe des Boulevards, Victor, der Unwiderstehliche, der Abgott der Damen, war in einer Zeit von kaum zehn Secun- den durch den Sandbläier in einen Abscheu verwandelt. Er hatte allerdings längere Zeit dazu gebraucht, das unschuldige Mäd­chen ins Verderben zu bringen und sie zu einer Schuldbeladenen zu machen. Die Rache ist aber immer schneller als das Verbrechen, wie ein Blitz ereilt den Frev­ler die rächende Nemesis.

Victor hat Paris verlassen und sich auf eines seiner entferntesten Güter begebe», da er aus die Hand der reichen Erbin keine Hoffnung mehr hatte.

Dort nennt man ihn den von Gott Gezeichneten. Das ist die Rache des Sand- bläsers.

(Nach dem Französischen des Alfred de Valmy.)

Calw. Frucht-Preise am 3. Juli 1875.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg,.

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