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nistet hat, ist es, wie jeder weist, eine der lästigsten Plagen, die wan nur schwer wieder loswcrden kan». Die sogenannten Kammerjäger werden dagegen' häufig Ai- senikpulver an, daS ne mittelst einer Schweineblase in die Ritzen blasen, wo sich die Insekten aufhallen. Dies ist aber ein sehr gefährliches Mittel, das seinen Zweck auch nur unvollständig erfüllt, weil dadurch die Brut nicht vernichtet wird. E>n Geheimmittel, was dagegen verkauft wird, besteht aus gleichen Gewichtstheilen Mennige,. Zucker und Mehl. Es ist aber ebenfalls giftig und destwegen nicht zu empfehlen. Auch Phosphorpaste, Mehl und Zucker.wird dagegen in Anwendung gebracht.. Ein einfacheres lind sehr gutes Mittel ist eineMischung von iPi. feinstem ge brannteinGyps mit'/» Pfd. fein gepulvertem Zucker. Man stellt diese Mischung während der Rächt, ans Tellern vertheilt, an den Orten auf, wo sich das Ungeziefer anfhält. Während des Tages entfernt man sie. wieder, damit keine Verwechslung mit Mehl rc. vergehen kann. Ein wirksames Mittel selten auch Gnrkenschaalen sei», die man ihnen mährend der Nacht hinlegt ' Sie fressen dieselbeit sehr begie rig und sterben davon.
Ans eine sehr einfache und wirksame Weise kann man auch dem Ungeziefer beikommen, wenn man es in Fallen sängt. Zu diesem Behüte stellt man tiefe Schusseln mit glatten Wänden oder Gläser (Einmachgläser, oder große Biergläser) uns und bringt in dieselben etwas Syrup und Wasser, wobei man darauf achten muß, daß die Seiten der Gefäße voll'om me» rein bleiben. Dann lehnt man Brettchen an de» äußeren Rand des Gefäßes. Angezogen durch den Geruch der Lockspeise, laufen die Käfer an den Stegen hinauf und fallen in das Gefäß. Wenn man mehrere solche Fallen aussteUt, so kann man in kurzer Zeit die Räume von dem Ungeziefer säubern. Dieses sollte im Frühjahr geschehen, ehe dasselbe seine Eier absetzt.
Aie kleine Schwarze.
Soldaten-Humoreske von A. v. Winterfeld.
Es war so in den dreißiger Jahren als in dem kleinen Ackerstädtchen Schar- wenzel der Stab und die erste Escadron eines Dragoner - Regiments in Garnison lag.—
Der Ort Scharwenzel ist in Schlesien zu suchen, dem Vaterlande der kleinen Städte, deren viele so unbedeutend sind, daß selbst Humboldt und Ritter, die beiden groben Geographen, schwerlich eine Ahnung von ihrer Existenz gehabt haben mögen. Die meisten dieser Orte sehen aus, als wären sie gleich nach ihrer Geburt plötzlich im Wachsthum stehen geblieben, und gleichen daher Zwergen, die gewöhnlich einen außerordentlich großen Kops und winzig kleine Gliedmaßen haben.
Der Marktplatz oder Ring, wie es in Schlesien heißt, obgleich er gewöhnlich viereckig ist, macht sich ganz stattlich. In der
Mitte steht die Kirche mit einem sehr hohen Thurm, auf der einen Seite das Rathhaus, auf der zweiten die Post, auf der dritten die Stadtschule und auf der vierten Sette das Hotel (in der Regel „zu den drei Mohren"). Damit hat aber auch die Herrlichkeit ein Ende. An den vier Ecken des Ringes hat man den Versuch gemacht, vier Straßen anzubauen ; aber es ist lerder auch beim Versuch geblieben. A> einigen Dutzend schiefer zwei- und einstöckiger Häuser reihen sich bald die elenden Hütten der anderen Bevölkerung und die baufälligen Scheunen der Ackerbürger, so daß die Stadt, ans der Vogelsperspective aüssehen muß, wie eine dickleibige Spinne mit vier langen krummen Beinen. ^
Familien - Umgang hatte Scharwenzel so gut wie gar nicht; aus dem einfachen Grunde, weil keine Familien da waren, wenigstens nicht solche, die miteinander umgehen konnten. Der Oberst von Scharrnagel war allerdings verheirathet und hatte vier erwachsene Töchter, das war sein größtes Unglück; die übrigen O'fiz ere, der Major von Grellbart, der Premier-Lieutenant von Immerfort, der. Seconde-Lieutenant von Hackebrett und der Fähndrich von Ploot, waren aber noch unverheiralhet, und in diesen Umstand setzte der alle Oberst die leise Hoffnung, vaß er vielleicht noch eine loswerden könnte. Die Honoratioren vom Civil: der Apotheker Sch,valbach, Posthalter Schaffner, der pensionirle Steuerrath Grulich und der Oberlehrer Flötermann konnten hier leider nicht schwiegersöhnlich verwandt werden, thcils weil sie bereits vor langer Zeit die Blume ihres Lebens gepflückt, theils weil sie zu arm waren, um sich einen solchen Luxus gewähren zu können.
So vergingen die Jahre im dem stillen Ackerstädlchen, der Oberst wurde immer grauer, kahler und knackschaliger, seine Frau immer dicker und schwerhöriger, die vier Töchter wurden immer heiralhs- sähiger, und die Hoffnung, diese Fähig- keilen zu ver rerthen, gestaltete sich nach jedem Hcrbstmanöver geringer.
Das ist recht traurig, wenn ein Vater sieht, daß er nur noch von einem Jahre zum andern gehalten wird und vaß ihm oer blaue 'Abschiedsbrief bald ins Hans geschickt werdelt und daß er dann mit Frau und Kindern von der Hälfte dessen leben muß, was er bisher gehabt.
Und noch einige Jahre weiter, dann
kam nach dem Abschied vom Dienst auch der Abschied vom Leben. Wenn alte Soldaten einmal den bunten Nock ansge- zogen und die Sporen abgeschnallt haben, dann stacker» sie gewöhnlich in ihren emporrutschenden Hosen und geschändeten Absätzen bald dem Grabe zu. — Und die Frau ist dann noch immer dicker geworden, und die Töchter sind längst über die Heirathsfähigkeit hinausgeschossen und das soll dann Alles leben von dreihunde rl Thaler Wittwenpension! —
Wenn der Oberst Scharrnagel daran dachte, dann fing er an mit dem Kops zu schütteln, bis ihm ganz dusilig davon wurde, und wenn er es gar nicht mehr länger aushalten konnte; dann ging er in die Reitbahn und schimpfte so lange, bis er die trüben Gedanken vergessen hatte.
Am anderen Morgen lagen sie ihm aber wieder wie ein drückender Alp auf der Brust, und als er schließlich merkte, daß durch das Schimpfen seine Töchter doch keinen Mann bekamen, überlegte er sich die Sache recht ruhig und vernünftig und als er endlich mit sich im Klare» war, faßte er den Entschluß, seine Frau ins Vertrauen zu ziehen.
Das war aber bei ihrer Taubheit nicht so leicht und wenn es ihm mit seiner schmetternden Commandostimme auch wshl gelungen sein würde, ihr den neugeschmie- beten Plan in ihr bestes Ohr zu trompeten, so hätten es bei der Beschränktheit der Wohnung doch auch die Töchter gehört und das sollte auf keinen Fall sein. Wenn man auch selber keine Poesie mehr fühlt, so muß man sie den Kindern doch so lange wie möglich zu erhalten suchen.
Eines guten Morgens also, als draußen ein Schneetreiben war, daß die Hunde ganz schief über den Marktplatz kiesen, ging der Oberst Scharrnagel in das Zimmer, wo seine Töchter verstohlene Tapisserie zu Weihnachten machten.
Als sie den Vater eintreten sahen, standen sie schnell auf, hielten ihre Stickereien mit beiden Händen hinter sich, und sagten, wie es ihnen angewöhnl war, mit militäirischem unisono: „Guten Morgen, lieber Papa!"
„Schon gut!" winkte dieser» als wenn er eine Schildwache vom Präsentiren zurückhalte» wollte. Packt Eure bunten Schabracken ein und geht spazieren!
(Fortsetzung folgt.)
Verlust
Schwann, den 23. April 1875.
Verwandten und Bekannten widmen wir hiemit die traurige Nachricht, daß uns gestern Nachmittag unser geliebter Gatte und Vater,
Lapxlsr MM Adler hier,
im Alter von nicht 41 Jahren durch einen unerwartet' plötzlichen Tod entrissen wurde. Um stille Theilnahme in dem uns so schmerzlichen bitten die Hinterbliebenen
Justine gcb. Dürkle.
Beerdigung Sonntag Nachmittags 2 Uhr.
Redaktion, Druck und Verlag von Zak. Bi eeh in Neuenbürg,