der Händler sollte es sich angelegen sein lasse», seine Kunden mit reellem Fabrikate zu versehen.

Württemberg.

Stuttgart, 8. April. Dem eben ausgegebenen Nechnungsbericht der beiven Häuser der Barmherzigkeit zu Eßlingen und Wüdberg, über das Jahr 1874 ent­nehmen wir: Wildberg, dem Beitrage von 2511 fl., darunter Gaben von Sr. Mas. dem König 200 fl., Ihrer Mas der Königin 100 fl. und zu Weihnachten 20 fl, der hohen Ceutralleitung des Wohl- lhätigkeilsvereins 100 fl. der I. E. San- ter'schen Stiftung 150 fl und von 37 Amtskorporalionen zugeflossen sind, hat au Kostgeldern für 37 Pfleglinge 1537 fl., an Arbeitserlös 2208 fl. eingenommen. Die Ausgaben beliefen sich aus 7409 fl. die Summe der Legate im Jahr 1874 auf 792 fl. und ist das Kapitalvermögenfür aus 14,013 fl. gestiegen. Die Kosten einen Pflegling betrugen 153 fl. 25 kr.

Stuttgart. 13. April. DasD Vollsbl." schreibt: Letztcn Samstag über­gab Herr Kaplan Zimmerte das vom Stadt­gericht eingeforderte Manuskript seiner Predigt vom 31. Januar an das­selbe. Im Weigerungsfälle war ihm Verhaftung angeküudigt. (N. T.)

Heilbronn den 13. April. Kar- toffetmarkk. Bei heute erstmals abgehalte­nem Markt waren die Zufuhren recht leb­haft, die Preise stellten sich von 54 kr. bis 1 fl. 30 kr. pr. Ztr.

Aus dem Oberamt Freudenstadt,

1 I. April. Angesichts der enormen Holz­preise, die wir aus anderen Gegenden ver­nehmen, mögen einige Notizen aus der amtlicheil Holzpreisliste für das Forstamt Freudenstadt pro 75 dem Publikum zeigen daß der vielfach so gefürchtete Schwarz­wold doch auch wieder sein Gutes hat. Für das tannene Scheiterhslz hat das Re - vier Freudenstadt den höchsten Preis mit

2 fl. 48 kr. pr. Raummeter, den nieder sten Buhlbach und Schöumunzach mit je 2 fl. für das buchene hat Freuden­stadt mit 5 fl. per Raummeter den hoch- sten, Buhlbach mit 3 fl. 24 kr. den nie­dersten Preis. In den eigentlichen Holz- Handel mit Langholz und Brettern vermag bis jetzt auch das Frühjahr kein frisches Leben zu bringen; ängstliche Leute wollen von drohender Kriegsgefahr ablciten, was einfach die Reaktion auf den vorangegan- genen Schwindel mit sich bringt. (S. M.)

Mit Georg Herwegh, der am 7. in Baden starb, schied den Hauptrepräsentant der politischen Poesie dahin, jener lyrischen Eährung des Freiheitsdranges, welche für die Stimmung der Bierzigerjahre so cha­rakteristisch war. SeineGedichte eines Lebendigen" von 1841 begründeten seinen literarischen Ruhm und seinen dazumal zündenden Einfluß. Er war zu Stuttgart am 31. Mai 18l7 geboren; seine Studien machte er in Stuttgart, Maulbronn und zuletzt in Tübingen. Wie so viele her­vorragende Persönlichkeiten der deutschen Literatur ging er von der Theologie aus.

(2t.-A.)

A u s l a n d.

Paris, 11. April. Der amerikanische Kapitän Boyton hat glücklich mit seinem Schwimmapparat in 17 Stunden die Straße von Calais durchschwommen.

MisMen.

(Belohnte Ehrlichkeit.) Ein Berliner Fabrikant verlor vor einigen Tagen auf der Straße seine Brieftasche mit einem Inhalte von mehr als 2000 Mark, ohne seinen Verlust zu bemerken. An der Haus­thür seiner Wohnung tritt ein in seiner Kleidung stark redncirter junger Mann aus ihn zu und fragt schüchtern:Em- schnldigen Sie mein Herr, haben sie nicht etwas verloren?" Schnell genug entdeckte nunmehr der Fabrikant seinen Verlust. Schweigend überreichte der Finder dem Fabrikanten die Brieftasche. Erstaunt be­trachtete der Herr einige Augenblicke den redlichen Finder in den zerlumpten Klei der», dann fragte er ihn:Wissen Sie denn, was die Brieftasche enthält?" Verzeihen Sie, ja ich habe nachgesehen so ungefähr siebenhunde t Thaler", war die Antwort.Und warum haben Sie das Geld nicht behalten?"Ich dachte mir, wenn ich einige Thaler auf ehrliche Weise von Ihnen bekomme, sei es doch besser, als zu stehlen. Vielleicht haben Sie auch Arbeit für mich; das wäre mir noch das Liebste." Der Fabrikant hatte genug gehört. Er nahm den redlichen Finder sofort in sein Haus und gab ihm nicht blos Arbeit, sondern auch zwanzig Thaler Handgeld und zwei neue Anzüge und wenn der junge Mann zeitlebens so brav bleibt, wie er sich gezeigt hat, ist lebenslänglich für ihn gesorgt.

DieDnffeld. Ztg." schreibt: Huma- nitäts-Phraseuren empfehlen wir Folgen­des zur Berücksichtigung. Die Schwurge­richtsperiode, welche eben in Hamburg beendet wurde, hat, wie dortige Blätter hervorheben, eine graumhaite Zunahme der Brutalitäls- und der Rohheitsstatistik ergeben. Fast sämmtlichs zur Aburtheilun., vorgelegte Fälle hatten es mit Angriffen aus Menschenleben zu thun, und der Ober- Staatsanwalt erklärte, daß das heutige Strasrechtssystem völlig machtlos gegenü­ber dieser Sittenverwilderung sei, und schließlich nichts übrig bleiben werde, als zur Prügelstrafe zurückzugreifen, wie man es in Englanv gethan. Es ist soweit gekom­men, daß kein Einwohner Abends mehr ohne große oder kleine Waffe ausgeht. Mag zu diesen Zuständen auch die durch den harten Winter herbeigeführte Roth etwas beitragen, so liegt der Hauptgrund doch in dem arbeitsscheuen, von Stadt zu Stadt, von Dors zu Dorf strolchenden Gesindel, über welches den Behörden jegliche Con- trole fehlt, dann aber in der Praxis der unteren Gerichte, welche, wie überall, bei rohen Excessen, Messeraffairen rc. stets Milde anstatt härtester Strenge walten lassen.

Die nördlichste Stadt dev Erde ist be­kanntlich Hammorfest in Norwegen. Sie I hatte im letzten Sommer eine Bevölkerung

von 2057 Menschen. Unter diesen befanden sich außer Norwegern meist Lappländer und Finnländer. Das Hauptgeschält der Stadt ist die Fischerei und der Handel mit Leber- thran, und der Geruch des letzteren macht ^'ür Fremde den Aufenthalt in der Sradt anfangs unangenehm. Rennihiere und Zie­gen gibt es in Fülle, aber Pferde befan­den sich im letzten Sommer nur sechs in der Stadt. Kinderlosigkeit ist hier die größte Seltenheit. Für kinderlose Ehepaare dürfte eine Saison in Hammerfcst von Vorthcil und Eriolg sein. Die Sonne geht am 18. November zum letzten Mal uitter und am 18. Januar zeigt sie sich wieder zum ersten Male. Ungefähr sechs Wochen hindurch gehen die Kinder mit Laternen in die Schule und der Unterricht findet bei Beleuchtung statt. Im Somm r geht die Sonne vom 1. Juni bis zum 28. Juli nicht unter, und man kann sich bei der Mitternachtssonne photographiren lassen. Lappländer bringen aus den größten Ent­fernungen ihre Kinder zur Taufe und Fir­mung nach Hammerfest. Der fröhlichste Tag ist der 23. Juni (St. Han's Tag genannt), au dessen Abend Freudeuseuer auf tun Bergen angezündet werden. In einem dortigen Hotel ist die Kost sehr ein­fach. Mau hat Fisch und Neunthierfleisch zum Frühstück, und Nennthier und Fisch zum Diner, um endlich zum Souper wieder Fisch und Nennthier zu erhalten. In der Stadl befindet sich ein Granitpfeiler, über­ragt von einem Globus von Bronce und ans zwei Seiten des Pfeilers ist ihre geo­graphische Lage in lateinischer und norwe­gischer Sprache verzeichnet.

Ein eßbares U n g e t h ü m Aus Epinal wird gemeldet, man habe ein ungeheures Schwein, wie noch nie eins in der Gegend gesehen morden, durch die Straßen der Stadt spazieren geführt. Die Thiere wiegen bei uns über 200 und sogar über 250 Pfund: fragliches Exemplar wog aber 454, sage vierhundertvierundfünszig Kilogramm, das Gewicht eines starken Ochsen; es soll aus der Auvergne gekommen sein. Das unglückliche Geschöpf überlebte indessen seinen Triumphzng nicht lauge. Am folgenden Tage stritt man sich um dessen Stücke in der Metzig und man hörte am andern Tage, das Fleisch sei delikat gewesen, denn der Dickhäuter sei ausschließlich mit Kastanien gefüttert morden.Was Wollen Sie", schreibt man uns,das große Dichterwort war auch hier eine traurige Wahrheit:

Der Mensch ist ein Barbar von Natur, Erachtetnichtim Mindesten die Nebenkreatur Läßt sieden sie und braten,

Verspeist sie mit Salaten,

Gießt Wein obendarausans goldenem Gesäß Und nennt das gelehrt Ernährungeproceß."

Wer Biere fälscht und Weine taust, ist wertb, daß er sie selber sauft. Dieses Sprüchlein prangt in großen Buch­staben in einem berühmten und frequenten Nestanrationskeller Berlins: wie wenig eS aber von den Brauern und Weinhändlern beherzigt wird, ist bekannt genug. Unter diesen Umstünden dürfte es nicht ohne In­teresse sein, eine ältere gegen die Verfäl­schung von Wein und Bier gerichtete Verord-