denl Militärdienst ausgehoben. Dieselben können nach Z. 51 Abs. 1 des Neichsmili- tärgeietzes vom 2. Mai 1874 »ach kürze­rer Einübung mit den Waffen (zur Zeit nach sechswöchentlicher Präsenz) zrr Ver- fügung der Truppenthcile beurlaubt wer­den. Gibt ein Beurlaubter seine» bisheri­gen Berus gänzlich auf, oder wird er aus dem Schulamte für immer entlassen, so kann er vor Ablauf des Jahres, in wel­chem er das 25. Lebensjahr vollendet, zum aktiven Dienst eingezogen werden. Die Einübung der im vorigen Jahr Ausgeho­benen erfolgt im Lauf des gegenwärtigen Jahres.

Stuttgart, 18. März. Die Kam­mer der Abgeordneten wählte heute an Stelle des gestorbene Präsidenten Weber den seitherigen Viceprüsidenten, Abgeordneten Holder zum Präsidenten bei 81 Anwe­senden mit 64 von 80 abgegebenen Stim­men. !6 Stimmzettel waren unbeschrieben.

Der frühere würtemb. Hnttenaffistent Dr. H. Warth (Ltultgartex, Sohn des -f Forstraths Warth) ist kürzlich von Seite der englischen Regierung in Ostindien zum Kollektor" der Salzdisirikte ernannt worden

Ludwigsburg, 15. März. Das vierjährige Söhnchen des Schneiders S. in Mögliugen hat vor einigen Tagen da­durch den Tod gesunden, daß es ein Arz­neigläschen, in welchem sich ein Rest von Phosphor-Einreibung befand, in die Hände bekam, damit an den Brunnen ging und Wasser aus dem Gläschen trank. Der Kna­be wurde in Folge hievon alsbald krank und nach einige Tageu starb er mit allen Zeichen der Phosphor-Vergiftung.

H e i l br o nn den 6. März. Seit 1. März hat hier ein Institut zu bestehen aufge­hört, das in schw-rer Zeit errichtet, eine Quelle manchfachen Segens für die arbei­tende Klaffe und die Hausarmen war, die Volksküche. In derselben wurde das Mit­tagessen um sehr billigen Preis, die Por­tion um 7 kr, früher um 6 kr., die halbe Portion um 4 kr., früher 3 kr., verabreicht. Daß trozdem und bei der guten Qualität der Kost die Belheiligung so gering wurde, daß die Verwaltungskosten nicht mehr ge­deckt werden konnte», vielmehr das nicht unerhebliche Vermögen der Anstalt nach und nach aufzehrten, ist schwer zu begrei­fen. Vorübergehend mag die sehr geringe Betheiligung der letzten Zeit von den ge­sunkenen Lebensmittelpreiscn bewirkt wor­den sein. Im Allgemeinen ist das Einge­hen der Anstalt ein Beweis, wie stark die Macht der Gewohnheit ist. Jedenfalls ilt das Verdienst der an der Spize stehenden Männer nicht gering; diese haben Jahre lang abwechslungsweise Tag für Tag die Zubereitung der Kost persönlich überwacht und die Abgabe derselben selbst besorgt!

Laup heim den 17. März. Die Holzpreise steigen; buchenes im Walde zu 7 fl. per Meter, tannenes 5 fl., dazu noch die Zufuhrfrachten mit 1 fl. per Meter.

Calw, 14. März. Unsere Scharlach­fieber-Epidemie scheint in der vorletzten Wo­che ihren Höhenpunkt erreicht und mit Ein­tritt der milden Witterung ihren gefährli­

chen Charakter verloren zu haben, da in letzter Woche die Sterblichkeit nieder auf ihr normales Maß zurückkehrle. Den heu­tigen von Horb kommenden Frühzug hätte aus hies. Bahnhof ein schweres Unglück treffen können. Während derselbe hereinsnhr, löste sich von den großen Sleinbrüchen ein Felsen los, und stürzte anscheined ge­rade auf den Zug, blieb aber zum Glück ani dem Nebengeleise liegen, so daß die Paffagiere mit dem Schrecken davon kamen. Ausland.

DieStaatsgrundgesetze" Frankreichs seit der großen Revolution. Seit dem Jahre 1791 hat Frankreich »eun- zehnmal keine Constitution geändert oder zu ändern versucht. Die durchschnittliche Dauer einerVerfassung" würde sich dem­nach auf etwas mehr als 4 Jahre stellen.

In den Ver. Staaten ist nicht weni­ger als I Million Arbeiter und Ar­beiterinnen brodlos, da es nichts für dieselbe» zu thun gibt. Lin volles Viertel davon sind Eiienarbeiter oder Koh­len- und Eisengrubenarbeiter und andere Handwerker die für ihr täglich S Brod auf den Eisenhandel angewiesen sind. Für die Gegenwart, sagt der der Bericht der American Jron and Steel Association, hat die Welt ihren Hunger nach Eisen gestillt und eine zweite Hungersnoth, wie die im Jahre 1872, ist eine Unmöglichkeit. Die Liesernngsfähigkeit der Eisenwerke der Welt übersteigt bei Weitem die gegen­wärtigen Bedürfnisse. (S. M.)

Miszellen.

M a s s e n v e rg i f t u n g. ? In dem Orte Nima-Szccs in Ungarn herscht seit 10 Tagen eine allgemeine nawenloseAnfregung und allgemeine Ttauer. Es fand nämlich dort die Vermählung eines reichen Paa­res statt und dieser wohnte» im Ganzen 116 Personen bei. Nach beendigtem Mahle erkrankten Alle, das Brautpaar mit inbegriffen, unter Symptomen einer Vergiftung, seitdem raffle der Tod fünf bis sechs dieser Hochzeitsgäste weg. Das Unglück ist um so größer als sich in die­sem tausend Einwohner zählenden Orte kein Arzt befindet. Unter den vielen und abenteuerlichenVersionen welche über diese Massenvergiftung ci eulieren, scheint diese die richtige zu sein, daß ein Theil der Fleischpseiscn von einem gefallenen Thiere bereitet worden sei. Die Schwester eines in der inner» Stadt etablirten Spediteurs ist mit ihrem Gatten nur durch einen Zu­fall dem geichen Schiksals entgangen, da sie durch liePflege eines kranken Kindes ander Hochzeistajel theilzunehmen verhin­dert waren.

Mittel gegen die Reblaus. Wir lesen in Schweizerblättern: Ein er­probtes Mittel gegen die Reblaus soll Herr Badearzt Breilcnmoser in Napperswyl be­sitzen. Die Anwendung desselben habe unmittelbare Wiederherstellung des Wein­stockes und ein wirkliches Rcifwerden schon hart und grau gewordener Trauben zur Folge gehabt. Herr Breitmoser wolle mit

seinem Mittel um den von Frankreich aus­gesetzten Preis von Fr, 400,000 konkurriren und mache daher aus der Zusammensetz­ung desselben noch ei» Geheimniß. Doch sei er bereit, dasselbe auf Verlangen un­ter Garantie sür den Erfolg anzuwendcn.

Glosse.

(Von Georg Schnitze.)

Minute, da Ihr jung noch seid Lautste, die Ihr traget Leid,

Ob Lust Ihr traget oder Weh,

Ob jung ob alt seid bidite!*)

(Rotunde des Berliner Nathskellers; Inschrift eines Wandgemäldes.)

Wem jugendlich das Blut noch rollt. Wem noch der Locke wallend Gold Den Scheitel und die Schläfe schmückt, Wer sorglos noch ins Leben blickt,

O, der versäume nie die Zeit:

Amuto. da Ihr jung noch seid!

Doch wen schon plagt das Zipperlein, Weu's zwickt und zwackt in Arm und Bein.

Und wer empfindet Reu und Qual Ob seiner Sünden großen Zahl;

Wer gar ein böses Weib gefreit: Oantuto, dte Ihr traget Leid!

W^r tapfer zieht an seinem Strang Und wem nicht alles gleich gelang. Wem mal das Glück de» Rücken kehrt, Und wen die Welt sich bücken lehrt. Nur nicht verzagt, Kopf in die Höh', Ob Lust ihr traget oder Weh!

Arbeit am Tag', doch Abends Ruh, Dann wall't vergnügt der Kneipe zu. Wo sich der Freund zum Freunde setzt. Mit Ihm ein traulich Wörtchen schwätzt. Hebt frisch den Schoppen in die Höh': Ob jung, ob alt seid, bidite!

Ernste liebet, Lautste singet biditetrinket

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Red. desEnzhäle."

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