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Zwecke möglichst förderndes Mitglied angehörte und der ihm auch gewiß ein ehrendes Andenken bewahren wird. (S. M.)
Rotten bürg, 19. Jan. Unser gestriger Viehmarkt war wieder etwas bc- belebter und es machte sich besonders starke Nachfrage nach Nutzvieh geltend, während Jungvieh und das schwach vertretene Fettvieh weniger gesucht war; eine wesentliche Preissteigerung trat jedoch nirgends ein.
Neresheim, 18. Jan. Die ersten Holzverkäufe in den in hiesiger Gegend gelegenen fürstl. Taxischen Waldungen ergeben Preise, die man hier bisher kaum gewohnt war. Für 3 Nm. buchene Scheiter wurden 19—20 fl., für do. Prügel 16— 18 fl. bezahlt.
Ausland.
Paris, 18. Jan. Die officielle Welt ist hier vollkommen beruhigt darüber, daß die deutsch-spanischen Beziehungen keinerlei bedenkliche Wendung genommen. Fürst Hohenlohe hatte gestern wieder eine Unterredung mit dem Herzog v. Decazes, welchem er dann noch einmal in der Soiree bei Apponyi begegnete. Der Herzog v. Decazes erkennt rückhaltslos das Recht Deutschlands an, die Frage der Genugthuungs-Forderung für die Brigg „Gustav" energisch zu betreiben, zweifelt aber auch nicht au dem besten Willen der Madrider Regierung, welche eine angemessene Entschädigung — man vermnthet circa eine halbe Million — bereitwillig leisten werde. Die gemeinsame Action deutsch-spanischer Schiffe in Guipuzcoa stößt bei Frankreich ebenfalls auf keinen Widerspruch.
Paris, 20. Jan. Ein spanischer Kabinetscourier ist hier eingetroffen, welcher nach Berlin geht und dem Kaiser Wilhelm ein Schreiben des Königs Alfons überbringt, worin dieser seine Thronbesteigung anzeigt.
Der Papst hat außer der, die Festsetzung eines Jubeljahrs für 1875 betreffenden Encyclica noch weitere vertrauliche Weisungen an die Bischöfe und Erzbischöfe ergehen lassen, worin er ihnen namentlich ans Herz legt, dahin zu wirken, daß im Laufe des heiligen Jahres möglichst viele Pilger nach Nom wallen und daß sie nicht mit leeren Händen kommen.
Miszellen.
Aer Bildschnitzer von Brügge.
Rach dem Englischen von v.
(Fortsetzung.)
Eine Stunde später traten zwei Ma- gistratspersoneii von Brügge ein, nm das fertige Werk des Künstlers in Augenschein zu nehmen. So groß auch Anürea's Berühmtheit gewesen — eine so vollendet schöne Gruppe, wie sie hier ihren Blicken
begegnete, hatten sie nicht erwartet. Die Gruppe stellte die ewige Gerechtigkeit dar, und zwar war es nicht die Göttin mit verbundenen Augen und schwankender Wage, sondern ein Engel, welcher mit offenen Augen und klarem Blick gleichmäßig Vergeltung übte. Die Magistratsmitglieder standen eine Zeit laug in stillschweigende Betrachtung versunken, dann wandten sie sich gegen den Künstler, der bleich und verstört den Bewegungen seiner Richter folgte. Einer derselben, ein alter Mann, konnte sich der Thränen der Rührung nicht erwehren; die Würde seines Amtes vergessend, ergriff er die Hand des Verurtheilten und führte ihn zu einem Stuhl.
„Ihr dürft nicht stellen, Meister Andrea! Ihr seid noch zu schwach," sagte er mitleidsvoll. „Setzt Euch und ruht aus, indeß wir Euer schönes Werk betrachten."
Der Künstler, willenlos wie ein Kind, gehorchte, ohne ein Wort zu erwiedern, während die kleine Gertrud, welche sich beim Anblick der Fremden zurückgezogen hatte, hervorkam, sich stillschweigend hinter ihren Vater stellte und sich an seinen Kleidern sesthielt. Die beiden Magistratsper- sonen unterwarfen das Schnitzwerk einer genauen Prüfung und konnten dabei ihre laute Verwunderung nicht unterdrücken; das Auge des unglücklichen Künstlers erglänzte hell bei ihrem warmen Lobe — doch nur für einen Augenblick — denn schon hatte die gewohnte Schwermut!) seine Züge wieder verdunkelt.
„Es ist Alles umsonst," erwiederte er; Ihr könnt die Menschen das Vergangene nicht vergessen machen. Ihr könnt den Makel von dem Namen meiner Kinder nicht hinwegnehinen — Ihr könnt dem Vater das verwirkte Leben nicht znrüü- geben!"
Die beiden Männer wechselten bedeutsame Blicke und der Aeltere ergriff wieder das Wort.
„Ihr dürft noch nicht alle Hoffnung aufgeben, Meister Andrea! Fühlt Ihr Euch stark genug zu hören, was ich Euch zu sagen habe?"
Der Künstler sprang auf.
„Sagt mir, daß ich unschuldig bin, und ich will Gott danken und sterben!"
„Das liegt noch nicht in unserer Macht", erwiederte der andere der beiden Richter, Andrea's heftige Aufregung zu dämpfen.
„Doch faßt Muth! Manche seltsame Dinge sind heute entdeckt worden," fuhr der alte Mann fort, dessen Freundlichkeit Andrea gleich Anfangs gerührt halte. „Seid nur ruhig, wir können Euch vielleicht bald frohe Botschaft senden. „Ja,"
— der gute Mann konnte seine tröstliche Nachricht nicht mehr länger zurückhalten
— es ist nicht unmöglich, daß Ihr morgen schon frei seid!"
(Schluß folgt.)
Wie Jemand mit seinem eigenen Gclde eine Uhr abgekauft wird. In das F.'sche Juwelen-, Gold- und Silberwaareu-Ge-' schüft in Berlin trat kürzlich ein äußerst distinguirt aussehender Herr, gefolgt von einem mit mehreren Packeten beladenen
l Diener, kauft und bezahlt ein silbernes Besteck. Im Begriff, den Laden zu verlassen, fällt sein Blick auf eine sehr feine goldene Uhr mit emaillirtem Zifferblatt und als auf seine Anfrage der Geschäfts-
- inhalier den Preis derselben mit 80 Thl. fixirt, entschließt er sich, dieselbe gleichfalls zu kaufen, findet jedoch bei der Prüfung seiner Kasse, daß er in Folge seiner diversen Eiittauie nicht mehr diese Summe bei sich führe. Doch dem ist leicht abzuhelfen denn die Wohnung ist nicht gar zu weit entlegen und binnen einer Viertelstunde kann der Diener bereits mit dem Gelde wieder da sein. Der Herr erbittet sich Feder und Dritte, um durch einige Worte seine Gattin um Zusendung der qn. Summe zu ersuchen, da er jedoch, wie ein Verband beweist, durch eine Verwunduuduug der rechten Hand am Schreiben behindert ist, so ersucht er den Juwelier, folgende Zeilen auf ein Blättchen zu schreiben, „Liebe Frau, sende mir durch (Überbringer 80 Tblr., da ich sie sofort gebrauche. Dein Wilhelm." „Aber mein Herr, wagt der Juwelier einzuwenden, Ihre Frau Gemahlin wird Anstand nehmen, das Geld zu verabfolgen, da das Billct nicht von Ihrer Hand geschrieben ist." — O, das thut Nichts - sie weiß ja, daß ich nicht selbst schreiben kann und wird meinem Diener ohne weiteres die verlangte Summe einhändigen. Der Herr halte sich auch in dieser Ueberzeugung nicht gelauscht, denn nach kurzer Zeit war der Diener mit dem Gelde da, und unter den höflichsten Verbeugungen des Juweliers verließen Herr und Diener nach abgeschloffenem Kauf den Laden. Nach Geschäftsschluß komnit Hr. F. nach seiner in der Nähe des Geschäfts belegeuen Privalwohnung und wird von seiner Gattin mit der Frage empfangen: „Wozu brauchtest Du denn heute im Geschäft die 80 Thaler, Männchen?" „Ich
— 80 Thaler? „Nun ja, Du schicktest doch expreß einen Diener mit diesen Zeilen von Deiner Hand!" Jetzt fiel es Hrn. F. wie Schuppen von den Augen, und die Uhr war mit seinem eigenen Gelde bezahlt worden; über seinen Vornamen, seine Privatmohnung und Verhältnisse, über Alles hatten sich die Gauner wohl informirt gehabt und nur zu gut ihre Nolle gespielt. Herr F. ist ein Mann, der einen Verlust von 80 Thaler nicht allzuschwer empfindet, doch soll er gelobt baben, sich nicht wieder als Sekretär gebrauchen zu lassen.
Eine außerordentliche Jagd. Die Lothringer Jäger zeichnen sich fortwährend aus. Zwei Jäger vom Besviller- hofe bei Nancy, Vater und Sohn, haben in den Gemeinde- und Privatwaldungen des benachbarten Dorfes Beneslroff 12 Schweine und 5 Füchse erlegt. Der 72 Jahre alte Vater, der älteste Jäger des Kantons, hat mit einem Doppelgewehr eine ungeheuer große Sau und einen Eber beinahe zu gleicher Zeit niedergeschossen.
Auslösung der Charade in Nr. 9.
Staig — Buben — Staigbuben.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mech in Neuenbürg.