einige andere Aenderungen im Innern des Gebäudes vorzunehmen, wodurch dann al­lerdings einiger Raum gewonnen, ja so­gar die Kleinkinderschule noch ausgenom­men würde. Das wäre aber auch der ganze Vortheil, und ein sehr fraglicher Vortheil, da das so umgeänderte Gebäude auch in räumlicher Beziehung den jetzigen Anforderungen nicht genügte, jedenfalls aber in wenigen Jahren nicht mehr zu­reichend wäre. In diesem Schulhause fände die Lateinschule keinen Raum, wäre kein Zeichensaal einzurichlen, der doch für den Zeichenunterricht der Schulkinder und Fort­bildungsschüler ein wahres Bedürfniß ist; da gäbe es nicht ein Reservezimmer, um künftigen Raumiorderungen zu begegnen, und in einem der Lehrzimmer für 90 Kin­der bestimmt, kämen auf den Kopf nur 2,6 Cubikm. Luft, statt der in sanitärer Beziehung vorgeschriebenen 3 Cubm.

Ader auch all die anderen Uebelstände des alten Gebäudes würden nicht beseitigt, sondern sogar vermehrt. In allen neueren Schulgebäuden ist es unabweisbare Vor­bedingung, die Abtritte aus dem Gebäude zu verlegen, und in der That, wer auch nur einmal im Schulhauseingang die me- phitischen Dünste zu tosten bekommen hat, die zu gewissen Zeiten den. genannten Or­ten entsteigen, der bedauert die armen Kinder, die auf denr Vorplatz sich ansam­meln und diese Orte passiren und benützen müssen. Freilich wird Mancher sagen: Das ist bei uns auch so gewesen und wir sind nicht daran gestorben", eine ja immer gehörte Redensart, die noch gar nichts beweist, denn Mancher hat auch schon hundert Prügel bekommen und ist nicht daran gestorben. Die Abtritte aber würden im Schnlhausumbau bleiben. Bleiben würde auch die enge Treppe, ein Haupt­mißstand! denn welches Gedränge entsteht nicht auf dieser Treppe, wenn die Kinder herausgelassen werden, oder gar eine Schul- abtheilung der andern entgegenkommt? Und dazu soll nun auch noch die große Schaar der Kleinkinderschule kommen, um ja das Gedränge noch zu vermehren und damit die Kleinen unter die Füße der Größeren getreten werden. Welch ernstere Nachtheile dieses Pressen auf den engen Treppen noch niit sich führt, soll hier nur angedeutet werden. Um nicht zu weitschich­tig zu werden, sei es uns erlasse», noch weitere Mangel des Umbaus hier anzu­führen: Mangel an Luft und Licht in den beiden unteren Stockwerken und brauchen wir ja nur das Gutachten, das Hr. Oberbr. Leins seinen Plänen beigelegt, selbst zu hören, um den Umbau als das zu wür­digen, was er in der Tbat nur wäre, ein. Nothbehelf.

Herr Leins sagt:

Daß der äußere Anblick des Gebäudes den Nothbehelf deut­lich erkennen läßt, bedarf ich kaum zu erwähnen.

Jetzt nachdem ermittelt ist, wie viel Raum sich erzielen läßt, wird erst der aus diesem Umbau des vorhandenen Hauses erwachsende Aufwand untersucht werden können, und die hiebei gefundene Ziffer wird eine richtige Handhabe für die l Erwägung der Frage abgeben, ob nicht

I ein Neubau doch vorzuziehen wäre, wenn auch das für ihn aufzuwendende Geldopfer ein namhaft größeres werden muß. In gesundheitlicher Hinsicht wird der so umgewandelte Bau gewiß gegen einen Neubau zurückstehen, zumal wenn letzterer massiv aufgeführt würde. Um wie viel klarer und zweckmäßiger ließen sich die vorliegenden Bedürfnisse in einem Neu­bau erreichen, und um wie viel müßten, die Schulräume Heller ausfalleu, wenn um denselben her auch genügend freier Platz vorhanden wäre, der hier so sehr mangelt, und bei der Enge der Abstände von den Nachbarhäusern den Kindern kaum eine unverkümmerte Erholung in den Pausen gestattet."

Dies die Ansicht des Technikers, Herrn Oberbaurath Leins, und wir denken wohl, daß sie für Jedermann überzeugend sein sollte. Also Ihr Väter der Stadt, die Ihr über den Gemeindehaushalt wachet, und mit Recht auf weise Sparsamkeit in demselben zu achten habt, Ihr habt auch die Pflicht, besser gesagt, das schöne Recht, auf zeitgemäße Verbesserungen zu sehen, wo es das Wohl der Stadt betrifft. Und gibt es ein schöneres Gebiet der Wirksam­keit als die Sorge für das nachwachsende Geschlecht? Eure Kinder sind es ja, Euer Fleisch und Blut, für das ihr ein freund­liches, menschenwürdiges uud gesundes Da­heim schaffen sollt, ein Daheim, das schon in seiner äußeren und innern Gestaltung einen wohlthuenden und bildenden Einfluß auf die Kinderseele ausübt und auch in ihr wie im Gebäude selbst Lust, Licht und Raum schaffe für alles Edle und Gute. Und diese Sorge für die Jugend wird ja sicher später der ganzen Stadt zu gute kommen, eine Saat, die reiche Früchte bringen muß. Gewiß ist das Wunsch und Wille eines jeden redlichen Mannes unserer Stadt. Also, damit wir nicht hinter so vielen andern Städten und Gemeinden zu­rückstehen müssen, kein Flickwerk, kein Nothbehelf, aber auch kein Zau­dern mehr, ans Werk!

Kronik.

Deutschland.

Nachdem in voriger Woche anläßlich einer Geschäftsordnungsfrage der Präsident des Reichstages, Hr. von Forckenbeck, sein Amt niedergelegt hatte, wurde er gestern durch Acclamation wiedergewählt und hat also der Zwischenfall, wie zu erwarten war, keine weitere Folge gehabt. Die Mehr heit der Reichsbank steht nach wie vor fest.

Bei der Berathung des Etats der Verwaltung des Neichsheeres im Bun- desrathe am 4. d. Mts. hat der württcm- bergische Bevollmächtigte derNat.-Zeitg." zufolge erklärt: durch zwei Landesgesetze, vom 19. Mai 1873 und 18. Juni 1874 wurden in Württemberg die nach Abzug der Extraordinarien des Militäretats und der Ersparnisse am Militäretat sich erge­benden Beträge von 710,500 Gulden undj von 1,266,738 Gulden dem Kriegsministe­rium als außerordentlicher Bedarf für Bauten und Beschaffungen zur Ergänzung der Garnisonnseiurichtungen vorschußweise

zur Verfügung gestellt auf Wiederersatz ^ mittelst derjenigen Beträge, welche nach der Militärkonvention vom 2I./25. November 1870 künftig au den von Württemberg für den Reichs- und Militärhaushalt zu leistenden Summen erspart, beziehungsweise flüssig gemacht werden können. Insoweit damit Württemberg für die erwähnten Zwecke verhältnißmäßig mehr würde ge­leistet haben, als die übrigen Staaten des Reichs, ohne Ersatz zu finden in eigenen Ersparnissen am Militäretat, glaubt die württembergische Regierung voraussetzen zu dürfen, daß ihr ein entsprechender Aus­gleich zu Theil werden wird, sei es im Wege der Einstellung von Extraordinarien in den Militäretat, sei es durch Betheili­gung an etwaigen besonderen Exigenzen für einzelne jener Zwecke.

Der Reichskanzler hat dem Bundesrathe den Entwurf einer Bekanntmachung vor­gelegt, betreffend die Außerkurssetzung ver­schiedener in die Markrechung nicht paffen­der Kupfermünzen der Thalerwährung, der sogen. Rappen, Vs und Vs Stücke hanno­verschen Gepräges, sowie von Silbermün­zen schleswig-holstein'schen (nicht dänischen) Gepräges vom 1. Januar 1875 ab; fer­ner den Entwurf einer Bekanntmachung, betr. das Verbot des Umlauf's dänischer Rigsdaler und Schillingmünzen vom 1. Januar 1875 ab.

Aus der Rechtsprechung des Reichs - Ober Handelsgerichts.

Die Bestimmung des Art. 408 H. G. B., daß durch Annahme des Frachtgutes und Bezahlung der Fracht jeder Anspruch gegen den Frachtführer Eisenbahn rc.

erlösche, gilt dann nicht, wenn es sich um einen Transport verschiedener, geson­dert bezeichnetcr Colli, handelt, dann ist die Zusammenfassung in einem Frachtbriefe nur eine äußerliche und in Wahrheit für jedes Collo ein besonderer Frachtvertrag abgeschlossen. Man kann auch nicht sagen, daß wer ein besonderes Stück der mehre­ren Frachtgüter nicht erhalten hat, durch Zahlung der Gesammtfracht auf sein Re­klamationsrecht habe verzichten wollen. Das neue Eisenbahnbetriebs-Reglement hat denn auch diese Frage im obigen Sinne ge­ordnet.

Berlin, 20. Nov. Fürst Gort- schakow, welcher hier mehrere Personen besucht hat, drückte die Zuversicht aus, daß der Frieden auf lange Jahre gesichert sei.

Die ersten silbernen Fünsmark stücke, die in Berlin geprägt worden sind, wurden am Sonnabend von der Generalstaatskaffe ausgegeben.

Kiel. 17. Nov. Gestern Mittag fand am Eingang unseres Hafens ein sehr in­teressantes Schauspiel statt, das auch troz des trübseligen Nebelgcriesels eine große Zuschauermenge angelockt halte. Die Ge­sellschaft für die Rettung Schiffbrüchiger veranstaltete mit dem Raketenopparat et- j liche lehrreiche Hebungen, um durch öffent­liche Demonstration ihres Vtlfahrens das ^ Interesse für ihren humanen Zweck zu Decken und zu beleben. Mit gewaltigem ' Zischen und starkem Dampf flog die Na-