anderer an freien Plätzen der Stadt u. s. w. aufzu- stellender Uhren eingerichtet. Sämtliche Teile der Uhr, abgesehen von dem von Schuckert in Nürnberg stammenden Motor, sind in der Perrotschen Werkstätte gefertigt worden. Mit dem 1. Mai wird die Uhr, deren Herstellungspreis ca. 4500 ^ beträgt, dem Betrieb übergeben werden und wir zweifeln nicht daran, daß dar schöne Werk dem jungen strebsamen Verfertiger zu weiterer Empfehlung gereichen wird.

Calw, 19. April. Auf der Inspektionsreise betreffs deS Kaisermanövers trafen gestern von Weilder- stadt herkommend mehrere höhere Offizier», Excellenz Graf Schlirffen, Oberst v. Manteuffel, Major v. d. Goltz und Major Eben hier rin. Dieselben nahmen imWaldhorn* Quartier und traten heute früh di« Weiterreise an.

Neuenbürg, 15. April. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde gestern der Kaufmann Glauner von Gräfenhausen verhaftet. Derselbe ist in Konkurs geraten und eS scheint betrügerischer Bankrott vorzu­liegen. Die Schuldenlast beträgt 21,000

Wildbad, 16. April. Am SamStag er­eignete sich in Nonnenmiß ein schwerer Unglücksfall. Holzhauer Karl Keller von da war aushilfsweise an der dortigen Straße beschäftigt, während am Bergabhang Holz gefällt wurde. Einer der Stämme rollte nun plötzlich auf die Straße herab, wurde aber von K. bemerkt, welcher demselben auSzuweichen suchte. Dabei kam er jedoch so unglücklich zu Fall, daß er «ine tödliche Verletzung erhielt, welcher er alsbald erlegen ist. Der Verunglückte stand im 58. Lebens­jahr und war ein allgemein geachteter, braver und fleißiger Mann. Er hinterläßt eine Witwe mit sechs, teilweise unerwachsenen Kindern. Die schwerbetroffene Familie wird allgemein bedauert.

Stuttgart, 18. April. Gestern nachmittag ist auf dem Pferdemarkt ein 10 Jahre alter Knabe von einem ausschlagenden Pferd an den Kopf getroffen worden, wodurch er eine Gehirnerschütterung erlitt. Er wurde ins Katharinenhospital verbracht.

Triberg, 18. April. Schon wieder gelangt die Kunde von einem Mordversuche hierher. De« 32 Jahre alte ledige Leopold Dolo von Rohrbach war gestern bei der Kontrolversammlung in Furt- wangen, kaufte sich hier einen Revolver nebst Patronen und begab sich, nach Rohrbach wieder zurückgekehrt, in den Hof des Hauses des fiüheren Bürgermeisters und Landtagabgrordneten Cölestin Löffler und feuerte mehrere Schüsse auf den daselbst anwesenden Löffler und seine Frau ab. Frau Löffler erhielt einen Schuß in di« Brust, Löffler einen solchen in das Becken; bei beiden ist jedoch keine Lebensgefahr vorhanden. Das Motiv der That ist noch nicht bekannt. Der Attentäter wurde verhaftet.

Berlin, 17. April. In der Nacht zum Sonntag ist in ihrer Wohnung eine Schneidersfrau mit ihrem halbjährigen Töchterchen lebendig ver­brannt. Infolge Umwerfens einer Petroleumlampe hatten die Kleider der Frau Feuer gefangen.

Berlin, 18. April. Der König und die Königin von Württemberg sind heute vor­mittag 10 Uhr in Potsdam eingetroffen.

Wien, 18. April. Die Meldung, der Kaiser von Oesterreich werde der Kaiserparade in Cannstatt beiwohnen, wird in hiesigen Hofkreisen als verfrüht bezeichnet. Richtig sei nur, daß der Kaiser als Chef eines württcmbergischen Regiments zur Parade eingeladen worden sei, eine Entscheidung bisher aber noch nicht getroffen ist.

Paris, 18. April. Dem Cri de Paris zufolge ergab die Untersuchung der Af faire De­ro u l s d e s ein vollständiges Complolt zum Sturze der Republik, in das außer Töroulöde und Hadert auch dis Generale Roget und Pelieux verwickelt sind. General Zurlinden verweigerte jedoch die Mitwirkung, weshalb Döroulöde auf eigene Faust vorging und die bekannte Scene hervorrief.

Paris, 18. April. Esterhazy veröffentlicht im Maiin einen Protest gegen die über ihn erhobenen Beschuldigungen und schließt diesen Artikel mit den Worten: Man will aus mir den Sündenbock für die Sünden vieler machen, aber das wird nicht gelingen. Ich werde meine Unschuld über all- Dächer rufen. Ich fordere vor ein unparteiisches und sicheres Ge­richt gestellt zu werden, um meine Unschuld darthun zu können.

London, 17. April. Esterhazy veröffentlicht in der Sunday Times seine Antwort auf die vor dem Caffationshofe gegen ihn gemachten Aussagen. Die Erklärungen Esterhazys nehmen fünf Spalten ein und sind besonders heftig gegen Cavaignac und Roget gehalten. Esterhazy versichert, zur Zeit des Zola-Proreffes verschiedenen Personen mitgeteilt zu haben, daß das Schriftstück:6otts Oanaills äs v/' eine Fälschung sei. Er beschuldigt Cavaignac, von der Kammertribüne herab die Echtheit dieses Schrift­stückes verteidigt zu haben, obgleich er wohl wußte, daß dasselbe eine Fälschung war, die Henry begangen hatte.

London, 17. April! Die englische Regierung hat offiziell erkannt, daß der deutsche Pflanzer Huf­nagel, welcher auf Samoa verhaftet wurde, nunmehr vor ein regelmäßiges deutsches Kriegsgericht gestellt werden dürfe. Die englischen Behörden sind tele­graphisch angewiesen worden, ihren Gefangenen dem Commandanten des deutschen Kriegsschiffes Falke aus­zuliefern und vor ein deutsches Kriegsgericht zu stellen, sobald die Spezial Commission der drei Mächte in Apia eingetroffen ist.

London, 18. April. Im Unterhause kam gestern die Verhaftung des deutschen Plantagen-Direk­tors Hufnagel zu Sprache. Der Parlaments-Unter- Sekretä« des Auswärtigen, Brodnick, erklärte, Huf­nagel sei verhaftet worden, weil er nach einer be­schworenen Zeugen Aussage die Samoanischen An­greifer bei dem letzten Scharmützel vor Apia ange­führt haben soll. Weiter teilte Brodnick mit, daß der englische Vertreter auf Samoa angewiesen sei,

sich einer bisherigen Proklamation der beiden anderen Consuln anzuschließen, in welcher die Bewohner auf- gefordert werden, die Ankunft der Commission ab­zuwarten und von Feindseligkeiten abzusehen.

New-Jork, 17. April. Fräulein Helene Gould hat vom Commandanten der New-Iraker Feuerwehr dir Insignien und die Uniform eines New-Iorker Feuerwehrmannes erteilt erhalten. Dies« Ehrenbezeugung wurde der Millionärin als Aner­kennung der großen von ihr geleisteten Dienste während des Brandes des Windsor-Hotels erteilt.

DermischLes.

Ueber die Wirkungen künstlicher Dünge­mittel an Obstbäumen werden seit einigen Jahren umfassende Versuche angestellt. Interessant sind die Beobachtungen, die ein Landwirt des Alten- LandeS in seinen Baumschulen und Obstanlagen bei Anwendung von Chilisalpeter gemocht hat und über welche er in der neuesten Nummer des praktischen Ratgebers berichtet. Di« betreffende Nummer wird Gartenfreunden vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. Oder kostenfrei zu­geschickt.

In Deutsch-Ostafrika hat die an­haltende Trockenheit den Eingeborenen schon so großen Schaden zugefügt, daß in manchen Gegenden eine entsetzliche Hungersnot herrscht und hat auch, wie dieKol.-Korr." meldet, in den Pflanzungen der Europäer manchen Schaden angerichiet, der nicht wieder zu ersetzen ist. So scheint es, daß die Kulturen der Küstenzone, zumal solche, die mehr Feuchtigkeit bedürfen, so gut wie verloren zu betrachten find, und nur in den feuchten Bergwäldern sieht eL etwas besser aus. Ein Besucher vom West-Usambara aus Pare schreibt, daß er nach Besichtigung der Kaffeeplantagen durchaus nicht mehr der Ansicht sei, daß Kaffee angebaut werden könne. Der Kaffeebaum würde nicht älter als acht Jahre, und alle siebenjährigen Büsche seien schon aus den Plantagen entfernt worden, weil der Boden für den Koffsebaum nicht gut genug sei. Hoffentlich tritt mit der wohl bald beginnenden großen Regenzeit ein Wechsel ein heißt es in dem Brief da wir in Oflafrika sonst einer wirtschaftlichen Krisis entgegen­gehen würden.

Ein kurioses Gespräch fand unlängst auf einer Station bei Nienburg zwischen einem Bauern und einem Schalterbeamten statt. Bauer:He, 'n Bullet!" Beamter:Wohin?" Bauer:Dat sind mine Saken!" Beamter:Nun, Sie müssen mir doch sagen, wohin Sie fahren wollen!" Bauer: Ja, dat wör schön, jeden op de Näse binnen, wo eck henföhren woll! Wullt Du mi kein Bullet gswen?" Beamter:Nein, erst sagen Sie mir gefälligst wohin, sonst kann ich Ihnen kein Billet geben!" Bauer:Donner joh, dann beholl Din Bullet, dann gah eck to Faut!" Sprach'S und trat abends 10 Uhr den Weg nach seinem Heimatdörfchen an, in dem er am andern Morgen um fünf Uhr ankam.

Jedenfalls würde es nicht soviel zertrümmerte weibliche Existenzen geben wie heute, nicht so unendlich viel dem Laster verfallene Mädchen, von denen der größte Teil doch nur durch die Wortbrüchigkeit ihres Geliebten auf die abschüssige Bahn gedrängt worden ist. Denn es wird wohl nur wenige geben, welche ver­worfen genug sind, den Männern sich aufzudrängen. Nur wir Männer tragen die Schuld, Vater, wenn die Frauen immer tiefer fallen, wenn"

Der junge Lord konnte nicht weiter sprechen, da sich plötzlich alles um ihn drehte und eine Art Schleier seine Augen bedeckte. Das Bewußtsein schwand allmählich und bevor er noch einen Halt finden konnte, sank er besinnungslos in die Arme seines hinzuspringenden Vaters.

Die Ohnmacht, welche in Folge der seelischen Aufregung hervorgerufen, dauerte jedoch nur kurze Zeit, und schon nach einer halben Stunde hatte der Ohn­mächtige sich soweit erholt, daß er wieder di« Augen aufschlug.

Du darfst Dich nicht so aufregen, William," meinte sein Vater besorgt, der bei ihm stand,es greift zu sehr Deine Gesundheit an und Du kannst den größten Schaden dadurch haben."

Vater, mir wäre es am liebsten, wenn es recht schnell vorbeiginge."

Um Gotteswillen welche Gedanken, William!"

Wenn Du, Vater, wüßtest, wie es in meinem Innern aussieht, wenn Du eine Ahnung hättest, welche Seelenpein ich leide, Du würdest mich bester verstehen. Als ich damals von Kathy jenen entsetzlichen Brief erhielt, jenen Brief, der mich so namenlos unglücklich machte, war rS mir, Vater, als ob ein fürchterlicher Keulenschlag mich zu Boden schmettert« so als wenn eine eiserne Hand mit fürchterlichem Ruck mein Herz mir aus der Brust riß. Seit jener Zeit ist mein Innerstes so unendlich öde mein ganzes Leben kommt mir ziellos haltlos vor!"

William!"

Alle meine Briese," fuhr der junge Offizier wie in Gedanken fort,welche ich später schrieb, blieben erfolglos; auf keinen bekam ich Antwort; Kathy wollte mich also wirklich verstoßen wirklich mit mir für immer brechen, auf Deine Veranlassung, Vater!"

O, allmächtiger Gott, William, Du betrübst mich unendlich!"

Und doch kann es immer nur ein verschwindend kleiner Teil von dem Schmerz sein, den ich empfunden habe, als Du mir, Vater, das Teuerste, das Liebste meines Lebens gewaltsam nahmst."

Aber Junge, bester Herzensjunge," wandte der Admiral halb vorwurfs­voll, halb beschwichtigend ein,bedenke doch die ganz« Sachlage, es mußte doch geschehen, es"

Es mußte nichts geschehen; Dich haben nur Standesvorurteile geleitet, nichts weiter. Doch Deinen Zweck sollst Du nur halb erreicht haben, denn in dem Augenblick, als Du Kathy zwangest, mich zu verlassen, hast Du auch mich, Deinen Sohn verloren."

William William!" schrie Lord Klayriston tödtlich erschrocken auf, Du sprichst zu Deinem Vater!"

Das weiß ich," kam eS unheimlich aus dem Munde des Kranken, und sich mühsam von seinem Sitz erhebend, trat er näher an den Admiral heran, ich weiß es, daß ich zu meinem Vater spreche, und gerade deshalb red« ich offen. Wer weiß, wie lange ich noch reden werde, denn ich sehne meinen Tod al« Erlösung herbei, und wenn er nicht von selbst kommt, Vater, dann dann werde ich ihn suchen, in der Schlacht, im Gefecht, überhaupt überall, wo er nur zu finden ist, bis endlich ein feindliche Kugel barmherzig genug ist, mein erbärm­liches Leben zu enden!" (Fortsetzung folgt.)