jeder Höhe der Werthangabe gleichmäßig '/» Sgr. für je 100 Thaler oder einen Theil von lOOTHalern, mindestens jedoch 1 Sgr. §. 3. Das in den HZ. 1 nnd 2 vorgesehene Zuschlagporto wird bei porto­pflichtigen Dienstsendungen (Z. 1 des Ge­setzes über das Posttaxwesen vom 28. Ok­tober 1871) nicht erhoben.

Vom ober« Thals 28. Dez . Starre Kälte beherrschte Anfangs vorige Woche das Land. Eine feste Eisdecke legte sich über die Seen. Endlose Schneestächen brei­ten sich vor unser» Augen aus, und wür­den wir nicht die Fährten der Hasen, der Füchse, der Mader u. s. w. in den Schnee adgedruckt sehen, flögen nicht etliche Berg­finken oder ein Zeislein um die Höfe, so könnten wir wirklich glauben, mit dem Auf­hören der Vegetation sei auch alles Thier- lebeu verschwunden. Das große Wiesel hat seine braunen Haare allmälig verloren nud sein weißes Hermelinfell angezogen. Zwischen den schneebehangenen Fichtenzwei­gen schlüpfen, von der strenger,, Kälte we­nig angesochten, die zierlichen Goldhähnchen umher, auch Tannen- Und Haubenmeisen sind oft in ihrer Gesellschaft. Das lau­schende Ohr freut sich ihrer leisen zirpen- den Stimmchen, die doch ein wenig Leben und Abwechslung in die stille Winterland- schast bringen. Die Treibjagden auf Ha­sen und Füchse wurden fortgesetzt und auch Rehböcke bei uns geschossen. Der Fang von Füchsen, Mardern, Iltissen u. s. w. mit dem Eisen geht jetzt leichter. Der Dachs liegt im Winterschlaf. Je niedriger der Sonnenstand in dieser ruhig scheinenden Zeit geworden ist, desto strahlender entfal­tet sich die Pracht der Sternenwelt in der kalten Nacht. Hoch über den Himmel zieht die Milchstraße quer über das Thal her­über. Rechts der Enz, hinauf nach Süd­ost ziehen die Sternbilder: wie der stattliche Orion, auch der glänzende Sirius; der Krebs taucht empor und rechts von ihm die Zwillinge: Wassermann und Steindock wenden sich zum Un­tergang. Das Sternbild des Schützen ist verschwunden, die Sonne ist in ihm am 21. Dezember, ihrem niedersten Stande, gewandelt. Die Erde hat ihren Jahres­lauf um die Sonne vollendet; doch bei all dem ist der Himmel Jahr um Jahr, ewig alt und ewig neu.

Schweiz.

Einer der eidverweigernden, also ab­gesetzten Genfer Pfarrer, Abbe Blanc, pre­digt alle Abend zu Carouge offene Re­volte und wird wohl nächstens beim Kra­gen genommen werden. Die Jesuiten find immer gute Revolutionäre, wenn sie nicht in der Macht find, sonst aber unerbittliche Despoten.

Um die heilige Pflicht der Volksver­dummung gewissenhaft zu erfüllen, hat die Freiburger'Negierung wieder eine Anzahl freisinniger Lehrer, namentlich den Seminar- Lirektor Pasquier nach 40jährigen treuen Diensten, abgesetzt.

Von dem Verbote der Zulassung in Frankreich sind neuerdings fünf schwei­zerische Blätter betroffen worden.

Miszellen.

Stephan Drake.

Geschichte einer falsche« Brrurtheilung durch ei« Schwurgericht.

(Bon Dr. K.-b.)

(Fortsetzung.)

Das Hausgesinde der Shirley-Villa hatte bald heraus, daß Maria Bissington nicht die Nichte des Mr. Parsons war. Um das Schweigen der Dienstboten zu er­kaufen, benahm sich das junge Frauenzim­mer, das bei dem Hausherrn Alles in Al­lem war, sehr nachsichtig gegen dieselben und hatte am Abend der Mordnacht jedem ein Billet für einen Cirkus gegeben, in welchem die ganze letzte Woche Reiter- und Seiltänzerkunststücke aufgeführt worden wa­ren. Jeder Knecht, jede Magd ohne Aus­nahme wurde bedacht, denn Miß Bissing­ton sagte, da es der letzte Borstellungs­abend sei, so sollen sie nur Alle gehen; sie und der Herr können wohl ein paar Stunden das Haus in Ordnung halten. So lief denn Alles den Gauklern nach. Die Vorstellung war um halb Elf vorüber, und es hatte schon elf geschlagen, als die Dienstboten wieder in Shirley Villa an­langten. Ein Knecht hatte einen Haupt- schlüffel zur Hinterthüre. Da nirgends ein Licht brannte und im Hause Alles mäuschenstille war, so verniuthete die Die­nerschaft, daß Mr. Parsons und MißBis- singto« sich zur Rnhe begeben hätten. Es gehörte zum unverbrüchlichen Hausbrauch, daß ein Leibdiener jedesmal seinen Herrn fragen mußte, wann er am andern Mor­gen geweckt zu werden wünsche, da Mr. Parsons in dieser Beziehung sehr veränder­lich und launisch war. In der Eile, zu den Seiltänzern zu kommen, hatte man diese Obliegenheit übersehen, webhalb der Diener noch bei Nacht an die Thür seines Gebieters klopfte, um zu fragen. Wie laut er übrigens pochen mochte, es erfolgte keine Antwort. Ein Versuch an der Schlafzim- merthüre der Miß Bissington hatte das nämliche Resultat. Im ganzen Hause herrschte eine Grabesstille. Endlich wurde beschlossen, das Gemach des Hausherrn zu erbrechen. Hier bot sich nun ein kläglicher Anblick. Mr. Parsons lag in seinen Tag­kleidern auf dem Boden, schrecklich ver­stümmelt todt. Der Mörder oder die Mörder mußten in dem Zimmer versteckt gewesen und über den Eintretenden herge­fallen sei». Es schien ein Kampf stattge­funden zu haben. Das Werkzeug des To­des war ein schwerer Knüttel. Es wurde sogleich Lärm gemacht, und so gelangte die Kunde von dem Vorfall auch an zwei berühmte Wundärzte, welche sich eben in dem einen Büchsenschuß entfernten Hause einer Patientin, der Frau des Squire Wil­liam HoMns, befanden. Diese Herren verfügten sich sogleich nach der Shirler) Villa und gaben später vor Gericht an, Mr. Parsons müsse zur Zeit, als sie die^ Leichs untersuchten, wenigstens zwei Stun-i den todt gewesen, demnach schon vor neun Uhr ermordet worden sein. Miß Bisfing-^ ton konnte, wie bereits bemerkt, nicht auf­gesunden werden. Sie hatte sich nicht zu

Bette gelegt, und mit ihr war auch der Juwelenschmuck, den der Getödtete sie so gerne tragen sah, verschwunden. Ein Die­ner machte die eidliche Angabe, er habe sie zweimal an einem abgelegenen Platze auf dem Southamptoner Gemeindefeld mit dem Gefangenen Drake beisammen gesehen; sie hätten jedesmal eine lange Unterredung mit einander gehabt. Seitdem sei ihm das Frauenzimmer verdächtig geworden und er habe ein wachsames Auge aus sie geworfen.

(Fortsetzung folgt.)

An die werthen Leser!

Die in den letzten Jahren erfolgten Er­weiterungen des Enzthälers dürften Zeug- niß geben von unserem Bestreben, milder Zeit zu gehen, und das Blatt den Lesern nützlich zu machen. Dies wird erst ganz möglich, wenn die Bevölkerung selbst auch in lebendigem Verkehr mit ihm bleibt, wes­halb die Redakiion um rege Betheiligung durch Correspondenzen oder entsprechende persönliche Mittheilungen bittet.

Objektiv und anständig gehaltene Ar­tikel finden immer eine diskrete Stelle in seinen Spalten.

Da es Zweck des Enzthälers sein soll, den Interessen der Bevölkerung in ihren Beziehungen zur Industrie, Handel und Verkehr wirksam zu dienen, möchte er u. A. auch beitragen zur Belebung der ös- fentl. Angelegenheiten in den Gemeinden des Bezirks, durch Hinlenken der Blicke auf die unabweisbaren Forderungen der Zeit, welche nur durch ein weiterausschau- ender verständiges Eingehen ihre richtige Vertretung finden.

Dazu aber bedürfte das Blatt vor Al­lem der Mitwirkung uneigennütziger patrio­tischer Mitbürger, die, weil begabt oder verständnißfähig, ein Herz auch für Wohl und Wehe Anderer haben können uud wel­chen vorzugsweise ein kompetentes Nrlheil in öffentlichen Dingen zusteht.

Jeder Unterstützung zur Förderung die­ser Zwecke kommt mit herzlichem Danks entgegen

Die Redaktion des Cnsthäler.

Köfen, den 81. Dezember 1878.

Todesanzeige.

Verwandten und Freun­den ertheilen wir hiemit die schmerzliche Nachricht, daß heute früh 3 Uhr unsere Lebe Gattin und Mutter

ßhristiane Wettler,

geb. Stockinger,

nach längerem Leiden sanft ent­schlafen ist.

Der trauernde Gatte Ernst Meitler, mit seinen Kindern. Beerdigung findet Freitag Nachmittag 2 Uhr statt.

Redaktion, Drück und Verlag von 3ak. Me sh in Neuenbürg.