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Kroilik.
Deutschland.
Straß bürg, 26. Nov. Im Laufe des nächsten Jahres werden in dem Gar- nisonsleben unserer Stadt mannigfache Veränderungen eintreten. Das 8. württemb. Regiment Nr. 126, welches bisher zerstückt mit seine», Füsilier-Bataillon in der Zitadelle, mit den andern Theilen in Baracken auf der Esplanade und in der Nikolauskaserne lag, wird längstens mit Anbruch des Sommers, vereint die neu erbauten Kasernen in der Zitadelle beziehen, die auch ein Wohnhaus für verheirathete Unteroffiziere und einen Pavillon mit etwa 10 Offiziersquartieren umschließen. Das schleswig-holsteinische Ulanenregiment dürfte zur selben Zeit eine Ablösung erfahren und in feinen Werbbezirk «brücken. Der militärische Dienst gestaltet sich mit dem allmäh- ligen Ausbau der mindestens 2 Stunden von den Stadtthoren vorgeschobenen Forts durch die zahlreichen Wachtkommandos, welche deren Besatzung erfordert, ziemlich anstrengend. Ist nun erst die rechts rheinische Forlifikalion abgeschlossen, was mit Ende des kommenden Jahres erreicht werden dürfte, so wird Kehl auch wohl eine Garnison erhalten. Bon der Plattform des Münsters wird dann der Ausblick nach dem gewaltigen von dem Rhein durchschnittenen befestigten Lager, das zwischen Schwarzwald und Vogesen als Schutz-und Trutzwehr liegt, eben so erhebend wie beruhigend wirken. (S. M.)
Polizeiliche Aufnahmen über den Verkehr in Berlin sind vor einiger Zeit erfolgt, welche in vieler Beziehung ein sehr interessantes Resultat geliefert haben. Es sind täglich 18,500 Ärbeits- und 1300 Dienstpferde in Bewegung, um Lasten zu befördern; 1200 Luxuspferde, 3650 Drosch, ken, 135 Omnibus-, 230 Thor- und 130 Pferdeeisenbahnwagcn vermitteln den Personenverkehr in der Stadt und den der 14,000 täglich hier ankommenden und abgehenden Fremden von und nach den 7 Bahnhöfen Berlins. Außer diesen passiren noch täglich 2200 mit Hunden bespannte und 1200 Bauernwagen die Thore zwei
mal. Die von Schutzleuten gemachten Aufzeichnungen haben, nach der „St. B. Z." ergeben, daß die Kreuzungen der Leipziger- und Friedrichs-, die der Alexander- und Holzmarkt-, so wie Leipziger- und Jerusalemstraße die frequentesten sind. Die Weidendammer Brücke passirten von 8 Uhr früh bis 5 Uhr Nachmittags, während des Zahltages, 1620, die Kurfürsten- und Königsbrücke über 1700 Wagen.
Das neue Deutsche Reich und die sittliche Weltordnung.
(Schluß.)
Blicken wir in der Erinnerung zurück, so hat allerdings seit der Juli-Revolution der Antheil des Volkes die Dichter weit weniger getragen, als vorher. Die Politik gewann den Vorrang, Rotteck, Welcker und Wirth, Pfizer und Gagern, dann Dahlmann und Gervinus, Vincke und Waldeck, Blum und Löwe, endlich Gneist und Lasker, Treilschke und Völk wurden die Namen, welche überall wiederhallten; sie leiteten in der Presse die von unlln auf onschwelllnde Bewegung, und was in ihr von Freiheits- Forderungen formulirt war, das setzte sofort mit einem Schlage die Aufregung der Märztage nach derPariserFebruar-Revolution siegreich durch, auch die Berufung eines Parlaments nach Frankfurt um die Einheit verfassunggebend zu organisiren. Aber ehe hier die Berathung der Grundrechte zu Ende war, halte sich eine militärische Reaktion wieder der Zügel in Berlin und Wien bemächtigt, und Preußens König versagte sich dem deutschen Kaiserthum; er demü- thigte sich zu Olmütz vor Oesterreich und verbündete sich mit dem Pfaffenthum, als ob das die Stütze des Thrones und der Ordnung wäre und nicht selber herrschen wollte. Aber unermüdlich blieb der nationale Gedanle an der Arbeit, der Zollverein, die Eisenbahnen hatten den Verkehr wie der Maaren so der Persönlichkeiten zwischen Süd und Nord erweitert und die Ferne nahe gebracht, die Universitäten hüteten das Recht der Freizügigkeit und der Berufungen, und indem Bayerns Könige München zu einer Stätte der deutschen Kunst und Wissenschaft machten, lösten sie den Bann, der ihr Land unter jesuitischem
Einfluß zurückgehalten und abgeschieden hatte; da die ultramonlanen Partikularistcn es so oft schmähend wiederhole», so dürfen wir wohl glauben, daß die dadurch in den Süden herangezogenen Norddeutschen für die Einigung des gemeinsamen Vaterlandes wirksam waren. Aber auch in Preußeu regte sich das verletzte Ehrgefühl und trieb einen der Vorkämpfer des Königthums gegen den Liberalismus zuerst als Gesandter, dann als Minister die Leitung der deutschen Sache in die Hand zu nehmen, um für Preußen die gebührende Stelle zu erringen. Da König Wilhelm dies gleichfalls wollte, und Roon dafür die Waffen in der Heeresorganisation schärfte, so verhehlte Bismarck nicht länger, daß die deutsche Frage nicht mit Liedern und Toasten, sondern nach der Lage der Dinge mit Blut und Eisen gelöst werden müsse, und indem er mit seinen großen Zwecken wuchs, wußte er die Sachen so zu lenken, daß Preußens Kraft dem deutschen Geiste sich abermals verband. Ja, da er und seine Genossen im Lager der Conversation standen und der Einheilsgedanke seither von der Fortschrittspartei gehegt und gepflegt war, so gab das freudige Zusammenwirken in der Stunde der Entscheidung unwiderlegliches Zeugniß dafür, daß dieser Gedanke die allgemeine Sache aller Einsichtigen und Thatkräftigen geworden. Oesterreich, auf Slaven, Ungarn, Italiener gestützt, hatte den hemmenden Einfluß einer Fremdherrschaft auf uns geübt; der ward gebrochen, dafür aber ein germanisches Doppelreich möglich, das dem Doppeladler ähnlich ist, hier rein deutsch im Bundesstaate, dort die geistige Führung des Ostens durch das deutsche Element, das sich im innigsten ideellen und materiellen Verkehr mit den Brnderstämmen hält; oder sollte Oesterreich in feine Bestandlheile sich trennen, dann ist für die Deutschen der Anziehungs- und Krystallisationspunkt vorhanden. Und als nun der geistliche und weltliche Despotismus an der Tiber und au der Seine dem deutschen Volk an einem Tage den Krieg erklärte, die Seldständig- keit unseres Geistes, die Aufrichtung unseres Bundesstaates nicht dulden, vielmehr über die zerstückten und gebeugten Glieder Deutschlands ein fremdes Joch legen wollten, da standen alle Stämme einmüihig zusammen, aller Parteihader war vergessen, opferfreudig setzten sie Gut und Blut an Ehre, Recht und Freiheit; unter der Wucht ihres Armes brach der Schwindelbau zu>ammen, den Napoleon III. errichtet, und wie ihm, so fiel auch Pius IX. die weltliche Krone vom Haupt, als er sich eben göttliche Unfehlbarkeit angemaßt hatte. Da ging durch daS ganze Volk das erhebende Gefühl: das ist kein Zufall, das ist ein Gottesgericht, hier haben geistige Mächte gewaltet, das ist ein Steg der sittlichen Weltorduung! Möge das heilvolle Erlebniß dessen, was die Forderung der Vernunft und des Gewissens ist, ähnliche Frucht für Kunst und Wissenschaft bringen wie einst in Hellas nach den Schlachten von Marathon und Salamis! Und möge sie auch die Einsicht befestigen, daß man zu großen Thateu beides braucht, die Kraft des Ganzen in der Tüchtigkeit seiner Glieder, in der Ein- müthigkeit der Gesinnung und dabei den