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sie» an den Erzbischof, worin der Papst den derer Näheres noch abznwarten sein wird.

Ekzbischos zum Ausharren ermuntert

Vom 1. Dezember wird man auf P o st- karten für einen Groschen nach San Francisco schreiben können. Die deutsche und die amerikanische Post haben eine Ver­einbarung getroffen, wonach ans dem Wege über Bremen, Hamburg und Stettin die Beförderung von Postkarten gegen Entrich­tung des Frankos von 1 Groschen zwischen allen Postorten Deutschlands und der Ver­einigten Staaten von Nordamerika erfolgt.

Frankfurt, 22. Nov. Heute Vor­mittag kl Uhr fanden sich im Pavillon Mitani die staatlichen und städtischen Be­hörden zusammen, um die feierliche Eröff­nung der Frankfurter Quellwasserleitung vorzunehmen. Um sie fchaarte sich ein gro­ßer Kreis zum Feste Geladener, welche alle Stände Frankfurts repräsentirten. Einer der schönsten Punkte der hiesigen Promena­den, der Pavillon Milani mildem v. Beth- mann'schen Weiher, war dazu auserlesen, in diesem für die Zukunft Frankfurts wich­tigen Augenblick zum Stelldichein derer zu dienen, welche theils mittel-, thcils unmit­telbar dazu beigetragen, das großartige Werk, welchem sich nur die Wiener Wasser­versorgung zur Seite stellen kann, zum endlichen Gelingen zu führen. Nachdem die Musikkapelle des 81. Jnf.-Neg. den Akt eingeleitet, richtete Herr Scharf im Auftrag des Verwaltungsrathes der Frankfurter Quellwasserleitung folgende, weithin ver­nehmbare Worte an die Versammelten: Unter regem Streben und nicht selten unter schweren Sorgen ist nun der heutige Tag herangereift, der Tag, an welchem ein bedeutendes öffentliches Zeugniß abge­legt werden soll von dem Gelingen unseres Werkes. Die Gefühle, die uns heute be­seelen , sind Gefühle aufrichtiger Freude und wärmsten Dankes. Wohl ist unsere Freude gerechtfertigt, denn aus dem fernen Hochthale entströmt uns jetzt, nur von der eigenen Schwere bewegt, das reine Quell­wasser des Vorgebirges: mitten im Ge- wühle der Stadt entspringt die frische Quelle und verbreitet Gesundheit und Wohl­behagen. Dazu, daß dieses Ziel erreicht werden konnte, hat es der Mitwirkung und Unterstützung vieler Kräfte bedurft, der Kräfte vieler wackerer Männer. Allen, allen! fühlen wir uns zu warmem Danke verpflich­tet. . . Und nun Hr. Oberingenieur Schmik lassen Sie öffnen im Namen Gottes, zur Ehre deutscher Wissenschaft und deutschen Unternehmungsgeistes." In diesem Augen­blick stieg aus der Mitte des v. Bethmann- 'ichen Weihers, der von einer dichten Men­schenmenge umringt war, majestätisch ein mannesdicker Wasserstrahl bis zu einer Höhe von 120 Fuß empor.

Aus München brachte dieAll­gemeine Zeitung" vor einigen Tagen die bedeutsame Anzeige der bevorstehenden Auf­hebung des bayerischen Concordates. Der Wortlaut der Nachricht geht dahin,daß dem Vernehmen nach die unter dem 8. April 1852erlasseneMinisterialentschließung, den Vollzug des Concordats betreffend, mit Genehmigung des Königs außer Wirksam­keit gesetzt werden" wird. Die außerordent­liche Tragweite der Nachricht, bezüglich

für die deutsche wie für die innere Politik Bayerns bedarf keiner Hervorhebung.

Württemberg.

/X, Wilddad, 27. Nov. Auf hiesigem Platze sind mehrere gewerbliche Verän­derungen in diesem Monate vorgekommen. Die G a s b e l e u ch t u n g s - An st a l t, zu deren Erwerbung ursprünglich die Ge­meinde das erste Kaufrecht vertragsmäßig sich Vorbehalten hatte, wird in die Hände eines Stuttgarter Gründer-Consartiums, an dessen Spitze für hier ein Techniker sungirt, bis Neujahr übergehen. Das bedeutende Wasserwerk mit der Kunstmühle, dieses Brodhaus im eigent­lichen Sinne, wurde von der alt ange­stammten Familie zu weiterem Umtriebe der Spekulation eines Vaihinger Hauses über­lassen; der neue Geschäftsinhaber, ein junger rühriger Mann mit kaufmännischer Vor­bildung, wird dasselbe an kommendem Licht­meß übernehmen, hoffen wir, daß unsere Stadt und deren weitere Umgegend von den Herren Obermüller L Cie. dieselbe Qualität und Preiswürdigkeit der Waare zu sehen bekommen, wie solche von den Ältmüllern Haisch zum Vortheil der Con- sumenten seit Jahren erstrebt wurde. Ein anderes Anwesen, höher auf der Staige, soll in nicht zu fernem Termin auch in industrielle HäiAe übergehen.

Ein geräumiger Wiesengrund mit be­deutender Wasserkraft ist zur Anlage einer größeren Holzindustrie im oberen Thale fast schon förmlich übernommen wor­den. Wünschen wir all diesen neuen Un­ternehmungen den besten Erfolg auf ge­sicherter Grundlage.

In geselliger Beziehung setzt der Ge­werbe-Verein allwöchentlich seine Abend- Unterhaltungen fort; es werden den seit­herigen technischen Besprechungen noch wei­tere, wie Vorträge über die Entwicklung der Eisenbahnen u. s. w., sowie über Geschichte einzelner deutscher Thaten folgen.

Im letzten Drittel dieses Monats ist der Schneefall ausgeblieben; dessen rasche Auflösung bei dem milden Wetter und dem nunmehrigen Südwinde hat aber unfern gewerblichen Anlagen und namentlich den Bach-Mühlen sich sehr ersprießlich gezeigt. Von einzelnen Gästen unserer Wälder wagen sich nunmehr einzelne Paare der größeren Kohlmeise in die Stadt herein, und besuchen gor traulich unsere entlaubten Bäume u. die höher gelegenen Fenster der Wohnhäuser.

Der Beschuß des Rothwildes, der nur auf Rehwild und Gallthiere von Edelwild beschränkt sein sollte, scheint sich weiter unten im Thale dann und wann auch auf Schmalthiere bei den Jagden zn erstrecken. Da der Boden nicht zu hart ist, so werden bei dieser Gelegenheit auch Dächse aus­gegraben. Bei all dieser äußeren Milde lassen sich die Fledermäuse aus ihrem Win­terschlafs nicht bringen; auch die Frösche, Kröten und Salamander bleiben verkrochen, da für diese alle noch keinTischlein deck dich" vorhanden. In nächster Woche mag die Saison leider wieder in die frühere Stille übergehen, und die kalte Jahreszeit wieder näher und fühlbarer hervorrücken.

H e r r e n a l b. Die Ursache des jüng­sten Brandes wird der Unvorsichtigkeit eines 8jährigen Kindes im Gebrauch des Lichts zugeschrieben. Das Feuer hätte, wenn nicht so große Thätigkeit entfaltet worden wäre, leicht gefährlich werden können; Apotheke, ,rche. Schule, Pfarrhaus, Kattwasserheil- Anstalt waren sehr bedroht. 5 Familien sind obdachlos.

Ausland.

Madrid, 26. Nov. Das deutsche Geschwader erschien gestern vor Cartagena, machte sich zum Gefecht fertig und drohte mit Beschießung, wenn man ihm nicht 2500 Pesetas, welche die Aufständischen deutschen Staatsangehörigen abgenommen, zurück­stellte. Die Aufständischen boten an, die Zahlung in kantonalen Duros zu leisten; auf Zurückweisung derselben zahlten sie in- deß in spanischem Geld.

(Reminisccnz nni Jahrestag der Schlacht Champignp.)

von

Die Leulsche Nation.*)

deutschen Seelen

Mel: Wo Kraft und Muth in flammen.

Nicht soll im Krieg' des Dichters Leier

schweigen!

Was sie vermag durch der Begeiferung

Gluth,

Das soll sie jetzt in KriegSgesängen zeigen, Um zu erhöh'n der Kämpfer frend'gen Muth, D'rum laß ein Hoch erschallen Den tapfern Kriegern allen!

Sie kämpfen nicht für einen morschen Thron, Sie kämpfen für die deutsche Nation.

Was wir durch inner» Zwiespalt einst

verschuldet,

Als uns beherrschte Eifersucht und Wahn, Was wir von fremden Völkern einst ge­duldet:

Mit diesem Kriege ist es abgethan.

Wie auch die Würfel fallen.

Wett über's Meer wird's schallen:

Vorbei ist nun des deutschen Namens Hohn, Wir sind fortan die deutsche Nation.

So werft Euch denn nnt Kraft und Muth entgegen

Dem Feinde, der den deutschen Rhein be­droht.

Und fallet ihr im Kampf und Kugelregen Ihr sterbt für's Vaterland den Heldentod. Und mag die Mutter klagen,

Mit Stolz kann sie sich sagen:

Geboren nicht für mich Hab' ich den Sohn, Ich schenkte ihn der deutschen Nation.

Ihr aber, die im Felde seid gebliebe». Und ihr, die siegreich einst zurückgekehrt Ihr alle seid uns tief in's Herz geschrieben Durch das, was ihr bekämpft mit eurem

Schwert.

Und noch in fernen Jahren Soll es die Welt erfahren:

Es bleibt als Eurer Heldcntlw^n Lob» Euch stets der Dank der deutsch.:! Na::. n.

*) Aus Kriegs-Poesie 18707r, zum Besten

___ derKaiser-Wilhetm-Stistungf. deutsche Invaliden-

Redaction, Druck und Vertag von Jak. Me eh in Neuenbürg. ^