gessin haben würde, wie schwach und arm­selig er erst vor Kurzem gewesen war, wenn sie nicht immer ein wachsames Auge auf ihn gehabt und sich seiner mit ganz besonderer Sorgfalt angenommen hätte. Es gefiel ihr, daß er ihr in solchem kur­zen, barschen Commando-Tone zurief, denn dies zeigte doch jedenfalls, daß ihm die Kraft dazu wieder zurückkehrte und daß

sie ihm nothig war. Wenn ne einmal, in der Küche sich auf ein Viertelstündchen zu ihun machte, um ihm mit eigener Hand irgend eine Lieblingsspeise oder ein ver­lockend leckeres Gericht zu bereiten, das seinen Appetit reizen sollte, so hörte sie ihn sogleich vom Garten aus rufen:Clär- chen, wo bist Du denn? Clärchen, was treibst Du? Du sollst zu mir kommen!" Und kam sie dann zu ihm heraus mit mehligen Händchen, die Wangen vom Feuer erhitzt, so pflegte er nur zu ihr aufzublicken und zu sagen:Aber warum läufst Du denn hinweg, Clärchen, und lässest mich Stunden lang allein?" worauf sie ihm lachend erwiderte: was er denn wolle, sie feie ja noch keine fünf Minuten aus seiner Nähe! und ihn wieder allein ließ. Zu­weilen kam er dann selbst zu ihr in die Küche, setzte sich auf die Wasserbank, ver­folgte sie mit seinen großen hohlen Augen, schlang dann wohl auch den Arin um sie und führte sie wieder in den Garten hin­aus obschon er nicht im Mindesten in sie verliebt war und sie nur aus Mitleid geheirathct hatte.

Gustav durfte keine ernsten Bücher lesen und studieren; da er aber nicht ganz ohne geistige Nahrung sein konnte, ss verschaffte ihm Clara eine solche, indem sie ihm Mor­gens und Abends bisweilen aus den dün­nen blauen Heften einer Zeitschrift vorlas, die sie aus der Leihbibliothek des benach­barten Städtchens sich borgte. Manchmal las er auch selber, während sie neben ihm saß und stickte, worin sie eine seltene Meister­schaft besaß. So waren sie denn auch eines Abends bei einander, sie mit ihrem Etrickrahmen, er mit einem der blauen Hefte jener Zeitschrift in der Hand; da brach Gustav plötzlich in sein lustiges Lachen aus und rief:Höre nur, Clärchen, da sind einige schöne Gedichte! Horch nur, wie diese Verse hinken! Mich wundert nur, wie der Herausgeber solches Zeug drucken mag! In der ersten und vierten Zeile sind jedesmal zwei Silben zuviel!" Und nun begann er mit einem komischen Pathos das Gedichtchen zu lesen, welches ihm so große Heiterkeit verursacht hatte. Anfangs erröthete Clärchen ein wenig; dann aber lachte sie eben so herzlich als er.

(Fortsetzung folgt.)

Tragisches Ende eines Charlatan.

(Schluß)

Das Reden strengte ihn sichtlich an, er klagte viel über Hitze und Durst, mußte sich häufig erbrechen, und sein Befinden wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Am l4. Oktober starb er. Der Schütze, der nur zu gut getroffen, konnte sich nicht

erinnern, daß der Gedödtete sich das Com mando I, 2, 3 Vorbehalten, nnd daß der­selbe die Brust als den Punkt bezeichnet habe, nach welchem gezielt werden solle. Er habe bei seinem Schüsse gar keinen be­stimmten Theil des Körpers des Gedödte- len in's Auge gefaßt, sondern nur im All­gemeinen auf ihn geschossen; hätte er nach einem bestimmten Punkt gezielt, so hätte er dahin getroffen, denn er sei ein Schütze, und wo er hinhalte, da treffe er; bei ei­ner Entfernung von 1015 Schritten sei es ohnehin gar nicht möglich, zu fehlen. Unerlaubtes habe er in seiner Handlung nicht erblickt, da ihn der Getödtete durch die wiederholte Versicherung beruhigt habe, er dürfe herzhaft schießen, es schade ihm kein Haar. Noch am Morgen auf der Muswiese, unmittelbar vor dem Schuß, habe er zu einigen umherstehenden Krä­mern gesagt, wenn er nur gewiß wüßte, daß es dem Manne nichts thäte, so würde er schon auf ihn schießen, worauf die An­wesenden entgegnet, dem thue es nichts, da dürfe man wohl schießen. Zudem sei die Sache vor den Augen einer großen Menschenmenge, in Anwesenheit mehrerer Landjäger, welche Ordnung gemacht haben, vor sich gegangen. Er habe übrigens schon früher mit dem Getödteten über die Pro­duction des Schießens gesprochen gehabt. Derselbe habe ihm nämlich Verschiedenes aus seinem Leben und seinen Verhältnissen erzählt er habe ihm gesagt, sein Magen ertrage nichts Warmes mehr, ungekochte Kartoffeln und rohes Fleisch seien seine Nahrung, deßhalb könne er Schuhnügel essen. Auf der Muswiese werde er aber nicht blos letzteres thun; sondern noch größere Sachen aufführen, er werde sich von einem Schmied zwei Hufeisen auf die Fußsohlen schlagen lassen und damit den Markt passiren, auch werde er auf sich schießen lassen. In lez- terer Beziehung habe er verschiedene Be­denken geäußert und namentlich enlgegen- halten, er glaube nicht, daß eine Kugel von einem weichen Körpertheile abgehalten werden könne. Allein der Getödtete habe ihn durch Anführung verschiedene Beispiele egpptischer Zauberkunst immer wieder zu überzeugen gesucht und habe sich z. V. auf das Bannen des Feuers, auf die vielfachen Wunder Moses berufen und beigefügt, wenn man das letzte Buch von Moses hätte, welches fehle, so würden noch viele andere Geheimnisse geoffenbart worden sein. Er habe dem Getödteten auch vor­gehalten, warum er seine Kunst nicht an Könige und Kaiser verkaufe, die könnten sie wohl brauchen und würden sie ihm gut bezahlen; darauf habe aber derselbe ent­gegnet, das sei Geheimniß, welches nicht verrathen werden dürfe, das sei, wie bei den Freimaurern. So sei es endlich dahin gekommen, daß er den Versicherungen des Künstlers Glauben geschenkt habe. Nament­lich bei der Production selbst, als derselbe auch da noch mit so großer Sicherheit be­hauptet habe, es schade ihm kein Schuß, als er mit solcher Ruhe auf 10 Schritte vor den Flintenlauf hingestanden sei, als er das mehrmalige Nichtlosgehen des Ge­wehrs vorhergcsagt habe, sei jeder Zwei­fel bei ihm verschwunden. Er habe daher

nicht den entferntesten Gedanken gehabt, daß der Künstler durch den Schuß ge- tödtet werden könne.

Bei der vorgenommenen Legalinspek­tion nnd Sektion des Getödteten fand man eine die Bauchmuskeln, das Bauchfell nnd die Gedärme durchdringende Schußwunde. Die Kugeln konnten aber nirgends aufge­funden werden. Wahrscheinlich hatten sich dieselben entweder in die brüchige Musku­latur des Bekens versenkt, oder waren sie mit der großen Menge Flüssigkeit, die sich in der Bauchhöhle angesammelt hatte, anS- gespült worden. In den Gedärmen fan­den sich 39 größere und kleinere eiserne Nägel nebst 4 Feuersteinen.

Die Gerichtsärzte gaben ihr Gutachten dahin ab: nach dem Ergebnis; der Inspek­tion und Sektion lasse sich an der Ver­wundung durch einen Schuß mittelst klei­ner Kugel», sogenannter Posten, deren Größe und Form den Wunden in der Bauchwand und den Gedärmen entspreche, nicht zweifeln. Man möchte zwar versucht sein, einzuwenden, daß die Verwundungen in den Gedärmen auch durch die in den­selben befindlichen Nägel und Feuersteine entstanden sein könnten. Dieser Annahme widerspreche jedoch die Lagerung derselben, da die Mehrzahl, nämlich 28 größere und kleinere eiserne Nägel nebst 4 Feuersteinen, in dem Zwölffinger-Darm, also oberhalb der Wunde, gefunden worden seien, die in dem Blind-Darm befindlichen 8 Stücke etwas unterhalb der Wunde sich befunden haben, uns andere 3 Stücke weit aus dem Bereich der Verwundung gewesen seien. Hiezu komme, daß der Getödtete schon oft Nägel rc. verschlungen habe nnd die nor­male Beschaffenheit seines Magens und der Gedärme, namentlich die Abwesenheit aller Zeichen von Verhärtungen, Narben oder sonstiger Abnormitäten in demselben, die auf eine Verletzung aus früherer Zeit hätten schließen lassen, beweise, daß er die­ses Kunststück ohne Schaden für seine Ge­sundheit habe ausführen können. Das Brüchigsein der Leber, Milz und Muskeln sei nur als Folge der schnell eingetretenen Fäulniß zu betrachten. Hienach gehe die Ansicht der Gerichtsärzte dahin, daß der Verwundete an der durch den Schuß her­vorgebrachten Verletzung der Gedärme, welche einen bedeutenden Austritt von Flüssigkeiten in die Bauchhöhle nnd dadurch Entzündung und Brand zur Folge gehabt habe, gestorben, und daß die verschluckten Nägel und Feuersteine ohne Einfluß auf diesen tödtlichen Ausgang gewesen seien.

Frankfurter Course vom 25. August. Geldsorten.

riedrichs'dor . . . . 9 fl. 5S69 kr.

istolen.9 fl. 38 -49 kr.

Holland. 19 fl.-Stück . . 9 fl. 6254 kr.

Dukaten.5 fl. 3k33 kr.

gl marko . . . 5 fl. 3336 kr.

20-Frankenstücke .... 9 fl. 29'/^ 2k V,kr.

Englische Souvereigns 1k fl. 46 -48 kr.

Ruß. Imperiales - . . 9 fl. 3941 kr.

Dollars in Gold ... 2 fl. 244/r25Vikr. Frankfurter Bankdisconto S°/.

Nedaction, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.