O b e r n h a u s e n.

Einen

U u ß Ir a u w

von 23'/, Zoll Durchm. mit 115 ver­kauft am Samstag den 30. August Mit­tags 2 Uhr.

Barbara Wcnz.

Kromk.

Deutschland.

Darmstadt, 22. Aug. Nach zwei­jähriger Ruhe fanden am 16. ds. Mor­gens bei klarem Himmel wieder zwei be­deutende Erdstöße bei Großgerau statt.

Pforzheim, 19. Aug: Der hiesige Bürger- und Gemeinderath D., welcher im Bereiche seiner Wohnung, und in der wohl­wollendsten Absicht, einen betrunkenen Men­schen zum Nachhausegehen veranlassen wollte, wurde von diesem mit dem Messer ange­fallen und durch einige Stiche, jedoch nicht gefährlich verwundet. Der mnthmaßliche Thäter, ein Goldarbeiter aus Neuenbürg, wurde im Laufe der Woche von der Po­lizei ermittelt und in Haft gebracht.

(Pf. B.)

Metz, 23. Aug. Die Metzer Ztg. theilt in Betreff der wegen des bekannten Vorfalls in Pont ü Mousson seitens der deutschen Regierung bei dem französi­schen Gouvernement erhobenen Rekla ma- tion mit, daß der franz. Oberprokurator in Nancy sich dieser Tage an die hiesige Gerichtsbehörde mit der Aufforderung ge­wandt hat, den der Beschwerde zu Grunde liegenden Thatbestand amtlich feststellen zu lassen. In Folge dessen ist die Weitung ergangen, den damals in Pont ü. Mousson mißhandelten deutschen Beamten proto­kollarisch vernehmen zu lassen. Auch die Lokalbehörde in Pont g. Monsson scheint vor der Einleitung der Untersuchung be­reits davon in Kenntniß gesetzt worden zu sein.

Württemberg.

DemSchwab. Merkur" zufolge wird der Kronprinz des deutschen Reiches am 5., 6. und 8. September den Truppen­übungen in der Umgegend von Ulm bei­wohnen und während dieser Zeit wahr­scheinlich auf Schloß Rißtissen bei dem Freiherrn von Stauffenberg Wohnung nehmen.

Stuttgart, 24. Aug. Das k. Kult­ministerium hat, wie wir zu großer Freude hören, aus die Bitte der bürgerlichen Kol­legien unserer Stadt die Antwort ertheilt, daß eine Betheiligung der Schulen an der Feier des 2. September keinem Anstand unterliege, also auch ein Freigeben für diesen Tag stattfinde. Seit den letzten Tagen haben sich die Nachrichten aus alle nTheilen Deutschlands bezüglich der Veranstaltung dieser Feier in solchen! Maße gemehrt, daß man unbe­denklich jetzt schon sagen kann: das deutsche Volk hat sich dafür entschieden, den 2. September als Nationalfesttag zu feiern. (S. M.)

Seine Majestät der König haben unterm 3. August die in Preußen und Bayern zur Einführung gekommenen Be­stimmungen 1) über Beförderung rc. der Unteroffiziere, 2) über die Erhöhung der Löhnuugssätze derselben, der Roßärzte, so­wie der Lazarethgehilfen, 3) über die Etati- sirung rc. besonderer Stellen für Zahlmei­ster-Aspiranten, 4) über Verbesserung der Lage der Unteroffiiziere auch für die König!. Württembergischen Truppen in Kraft treten lassen.

Das Gewerbeblatt vom 24. August veröffentlicht die Ergebnisse der Preisver- theilnng bei der Wiener Welt-Ausstellung, woraus wir dem in Nr. 100 Mitgetheilten Weiteres hier nachtragen:

Nahrungs- und Genußmittel: Glauner, G., in Freudenstadt, Aner­kennungs-Diplom ;

Textil- und Bekleidungs-Industrie: Schill u. Wagner in Calw, Verd.- Medaille;

Papier-Industrie:

Ferber» Gottl., in Hirsau, Verd.-Med.; Leiiippenau, P. u. Comp., in Neuen­bürg » Verdienst-Medaille.

Stuttgart, 22. Aug. Eine aus­gezeichnete F r ü h - K a r t o f f e l, welche allen Landwirthen zu empfehlen ist, wurde dieses Jahr durch den hiesigen Handels­gärtner Gottlob Pfitz er von Amerika eingeführt. Der Name derselben istEarly Rose". (St. A.)

Aus dem Obcramt F r e u d e n st a d t, 25. Aug. Die Panik im Holzhandel hat sich bereits wieder gelegt; die Preise haben zwar noch nicht wieder dieselbe Höhe, wie vor 3 Monaten, erreicht, aber der Verkehr und die Nachfrage haben sich wie­der merklich gehoben

Gräfenhauseu 27. Aug. Gestern Abend 6 Uhr wurde unweit des letzten Brandplatzes vom 13. August zwischen einer Oeffnung zweier aneinandergebauten Scheuern ei» Feuer wahrgeuommen, das aber glücklicherweise im Keime sofort er­stickt werden konnte. Die öffentliche Stimme bezeichnet in diesem Falle Brandstiftung als die Ursache.

Brodpreise der Hirsauer Bäcker: 4 Pfund weißes Brod 20 kr., 4 Pfund schwarzes Brod 18 kr.

Wildbad, 23. Aug. Bis heute zählen wir 5820 Kurgäste und 2240 Pas­santen.

Miszellen.

Nicht aus Kclie geheiralhet.

Novelle von R. v. Moscherosch.

(Fortsetzung.)

An einem stürmischen, regnerischen April- Abende kehrte der Pfarrer nach Hause zu­rück von seinen Krankenbesuchen in dem Filialdörfchen Wasserhauien, das unten am Flüßchen lag und gleichsam den untern Theil von Grünfeld bildete, aber auch den kalten Fiebern am meisten ausgesetzt war. Ein hartes, strapazenvolles Tagewerk lag

hinter dem Pfarrer, und, vor Müdigkeit beinahe zusammenbrecheud, sank er in den Lehnstuhl am Ofen und klagte über Kopf­schmerz und Uebelkeit.

Clärchen erschrack über sein schlechtes Aussehen, ließ sich aber nichts merken, sondern schickte nur in aller Stille die Magd nach dem Arzte. Als dieser kam, schicke er Gustav zu Bette und sprach die Hoff­nung aus, ihn in wenigen Tagen wieder frisch und munter zu sehen. Allein schon am andern Tage ging es bei Moritz schlim­mer anstatt besser; das Fieber steigerte sich von Tag zu Tag, ging in Delirium über und bildete sich bald zum vollkomme­nen Typhus aus. Clärchens Angst war namenlos, aber nicht geringer als ihre Sorgfalt, ihre Zärtlichkeit, ihre treue, um­sichtige, hingebende Pflege. Sie wollte ihn retten, und an diesen! Vorhaben klam­merte sie sich an und fand darin ihre Stärke wieder. Tie Krisis der Krankheit verging, die Krankheit nahm eine günstige Wendung, aber die Wiedergenesung war eine sehr langsame» und eine lange Zeit gezwungener Unthätigkeit und Muße lag vor dem armen Pfarrer. Ter Arzt vcr- ordncte Luftveränderung und eine Badekur, vor Allem aber absolute Ruhe für mehrere Monate. Es mußte ein Pfarrgehülse ein­gestellt werden, um einstweilen den Dienst zu versehen.

Diese unvermeidlichen Erfordernisse, welche anderen Leuten von besseren Glücks- umständen und längeren Börsen so trivial Vorkommen mögen, verurtheilten geradezu und einfach die Familie Moritz zur größten Armnth. Die langwierige Krankheit hatte schon ihre Mittel ganz erschöpft und ihre kleinen Ersparnisse ausgezchrt; nur ein kleiner Sparpfcnnig Elärchens, von den Pathengeschenken bei ihrer Taufe und Con- firmation herrührcnd, war noch bei einer Sparkasse angelegt. Gustav wollte nichts von Luftveränderung und Badeaufenthalt hören; er wollte zu Hause bleiben, seinen Dienst nach Kräften thun und sich nur ge­legentlich von den Geistlichen der Nachbar­schaft unterstützen lassen. Allein Clärchen setzte diesmal ihr Trotzköpfchen auf und sagte Nein. Sie setzte es durch, daß Gustav alles Das haben sollte, was der Arzt ihm als nothwcndig empfohlen und vorgeschrie­ben hatte, selbst- wenn darüber sein Dienst in Grünfeld verloren gehen sollte. Sie nahm es auf sich, die Mittel dazu anzu­schaffen auf irgend eine Weise, über welche sie ihm keine Auskunft gab unter dem Vorwand, daß er seinen! Geiste Ruhe gönnen müsse, klm die Mitte Juni reiste sie mit ihm in ein kleines Bad, dessen wirksame Heilquelle nur darum nicht allge­meiner aufgesucht wurde, weil sie nicht die luxuriösen Genüsse der modischen Bäder darbot. Ein kleines Häuschen, inmitten grüner Wiesen und freundlicher Obstgärten gelegen, mit der Aussicht auf schöne Hügel und dunkle Wälder, nahm sie auf, und obschon Gustav sein heiteres Weibchen nich t liebte, so würde es ihm doch ohne sie hier sehr übel ergangen sein. Sie pflegte und hätschelte und liebkoste ihn aber derge­stalt, daß er allmählig wieder kräftig und stark und sogar launenhaft und eigensinnig und selbstsüchtig wurde und zuweilen ver-