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gau-Weineu stützt gegenwärtig der Nauen- thnler, zu dieser Ehre erst neuerdings durch gesteigerte Cultur und gerechtere Würdigung gelangt. Im August t863 bewirthete die gute Stadt Frankfurt ihre Gäste, die Mitglieder des vom Kaiser von Oesterreich zusammenberufenen Fürsienkongresses, niit einem Rauenthaler, wovon die Flasche 15 fl. kostete; er heißt seitdem der „Für- stenwein." Die Agrikulturhalle hat einen „Rauenthaler Berg, Auslese" mit 13 fl. s. Flasche aufzuweisen. Der duftige, besonders im Alter kräftige Marcobrunner wächst dicht am Rhein zwischen Erbach und Hattenheim; die besten Lagen gehören den Grafen Schönborn. Der Distrikt hat seinen Namen von einem Brunnen, welchen 1865 die Gemeinde Erbach renoviren und mit der Inschrift versehen 'ließ: „Marcobrunn, Gemeinde Erbach." Die Hatten- heimer glaubten sich dadurch verletzt, denn der größere Theil des berühmten Weinde- zirks liegt in ihrer Gemarkung; sie rächten sich daher durch folgende, über Nacht an ihrer Brnnnenseite angebrachte Legende: „So ist es recht, und so soll es sein: für Erbach das Wasser, für Hattenheim den Wein," Der Gräsenberger, bei Kiedrich wachsend, ist ein Edelwein erster Klasse. Rüdesberm war von Alters her durch seinen kräftigen, blumenreichen Wein berühmt; schon Fischart sang:
Dort unten an dem Rheine, da ist ein Berg bekannt.
Der trägt ein guten Weine, Rüdeshei- mer genannt:
Der hat ein geistlick Art an sich, macht äußerlich und innerlich!
Rüdesheimer Berg von 1862, Riesling, wird in der Ausstellung mit 3000 Thatern das Stück offerirl. Dann kommt Geisenheim mit seinem Rotheberg, Capellengar- teil, Morschberg, Kosakenberg, Eltville mit dem Taubenberg, Kiedrich mit der Wasserrose, Winkel — auf dessen Friedhof die unglückselige Günderode, die Freundin Kreutzer's und der Bettina, begraben liegt, mit seinem Dachsberg und Hasensprung';
Dieser besteht bei den Hochgewächsen durch- weg aus Riesling. Das aber ist die edelste von allen Weintrauben, die einzige, die das unnachahmliche Bouquet liefert, sie ist die Traube der Zukunft. Von ihrer erfolgreichen Verbreitung wird es auch ab- häugeu, ob der Weinbau Oesterreichs, des zwei'.en Landes der Welt bezüglich der Fülle seiner Produktion auf diesem Gebiet, mit der Zeit ein wirklich lohnender Cnl- turzweig werden wird, was er heute leider nicht ist. Da aber die Rieslingtraube entschieden rheinischen Ursprungs ist, so kann nur lebhaft gewünscht werden, daß recht bald auch die österreichischen Winzer singen mögen: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben, gesegnet sei der Rhein!" W. H. (R.'Fr. Pr.)
Belehrung über Desinfektion. Die Desinfektion der Abtritte wird zweckmäßig und zugleich wohlfeil durch die in einer wässrigen Lösung von roher Car- bolsäure und Eisinvitriol bestehende Des- inektionsflüssigkeit bewirkt. Man bereitet sie durch Auflösen von 1 Pfund Eisen- Vitriol in 2 Maß Wasser und Vermischen dieser Lösung mit 1—2 Eßlöffel voll roher Carbolsäure. Es ist zweckmäßig, vor Beginn der Desinfektion die Abtrittsgruben vollständig zu entleeren und zu reinigen. Ist dieses nicht ausführbar, so werden auf 1 Cubikfuß der vorhandenen Excremente mindestens 1 Blaß der Desinfektiousflüssig- keit hinzugegossen und möglichst vollständig damit vermischt. Alsdann hat die bei Ausbruch ansteckender Krankheiten täglich vor- zunehmendeu Desinfektion der neu hinzu- kommenden Exeremente zu beginnen. Diese besteht darin, daß jeden Tag eine der Zahl der Personen, welche den Abtritt benützen, entsprechende Menge der zuvor gut umgeschüttelten Flüssigkeit durch den Ablrilts-
schlauch unter möglichst vollständiger Benetzung seiner Innenfläche in die Grube gegossen wird. Man hat -auf eine Person täglich etwa ^Schoppen Desinfektions- Flüssigkeit zu nehmen.
Die folgenden Gesundheitsregeln dürften wohl beachtet werden: „Da die Nächte im Vergleich zu der Hitze des Tages schon recht kühl sind, so hüte man sich vor Erkältungen und besonders davor, zur Nachtzeit bei offenen Fenstern zu schlafen, ebenso nach Sonnenuntergang leicht gekleidet spazieren zu gehen oder im Freien zu sitzen. Kalte Bäder dürfen nur mit Maß genommen werden. Vieles Wassertrinken und Zusich- nehmen kalter Getränke, die wenig Alkohol enthalten, überlasten den Magen und find schädlich. Unreifes Obst, Genießen von Gurken, Melonen und aller wässrigen Früchte sind zu meiden. Wesentlich ist es bei großer Hitze, wo man viel trinkt, gleichzeitig zu essen. Man esse wenig, aber mau esse gut und beachte wohl, warme Suppe, mehr und wärmer, als gewöhnlich zu sich zu nehmen."
Galdkours der K. Württ. StaakSkassen- Vcrwaltung.
Friedrichs'dor . . . 9 fl. 56 kr.
Pistolen . . : . 9 fl. 37 kr.
20-Frankrnstücke . . 9 fl. 19 kr.
Rand-Dukaten . . 5 fl. 30 kin
Stuttgart den 1. August 1873.
Hiezu eine Beilage:
Der General-Anzeiger für Württemberg Nr. L0.
Neuenbürg. Nachschrift. Diesen Morgen kurz nach 4 U:-r Ausbruch eines Brandes in einer Hafnerwerkstätte, der aber in kurzer Zeit mit reichlich beigeschafftem Wasser bewältigt war.
Anzeige
der bei den Versteigerungen von Na dellion- Nutzholz in inländischen Waldungen
erzielten
Hallgarten, das Eigenthum v. Jtzstein's, wo so oft Rotteck, Welker, Hecker verkehr-
Verkauftes
Ouautum.
In Prozenten der Revierpreise.
len und unschuldige Conspiralionen schmiedeten. jetzt im Besitze des Dr. Eisenlohr, bekannten Namens, und noch gar manche andere Orte, welche gute Säfte erzeugen, wenn diese gleich mit fremden Taufscheinen in die Welk gehen. Da wo der eigentliche Rheingau rheinaufwärts endet, nimmt
Revier.
Verkaufs-
Festmeter.
Erlös
lag.
Ausbot.
aus
aus
Lang
holz.
Süg-
holz.
Lang
holz.
Säg
holz.
Tuttlingen (Hohentwiel)
16. Juni
68
11
120
134
155
er sich zum Abschied noch einmal zusam-
Weissenau
17 . „
98
2
110
110
110
men und schenkt der Welt den schmalzigen
Enzklösterle
19. „
1410
304
90—95
97
94
Aßmannshäusermit seinem Mandelgeschmack,
Amtzell
21. „
111
3
100
100
100
den edelsten Rothweiu Deutschlands. Da-
Herrenalb
21. „
582
—
110
122
rüber hinaus aber gedeiht kein Hochgewächs
Ausschußholz
„
65
—
95
111
—
mehr.
Comburg
24. „
233
68
100
110
110
Fragt der wißbegierige Leser, welchen
Blitzenreute
24.Z29
652
69
100
100
100
Verhältnissen die Nheingauer Weine ihre
Bettenreute
28. „
25
46
100
100
100
gerühmte Eminenz verdanken, so kann
Mönchsberg
29. „
121
9
110
123
123
man daraus antworten: der geschützten
Hofft ett
31. „
1274
153
90—130
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günstigen Lage, am breiten, die Sonne
Simmersfeld
31 . „
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74
85—120
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113
reflektirenden Strom, dessen Verdunstung
Altenstaig
1. Aug.
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31
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95
95
die Luft mit warmer Feuchtigkeit schwän-
Gaildorf
4. „
460
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110
113
110
gerr; der ausgezeichnet fleißigen und ra-
Unterweissach
5. „
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114
tionellen Behandlung der Rebe und der
Amtzell
7-
208
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Weine, endlich der Wahl des Rebsatzes.
Baindt
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Redacriou, Druck und Verlag »an Jak. Me eh in Neuenbürg.